Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Geschwisterkrise?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Geschwisterkrise?

ClauPhil84

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Guten Tag Frau Henkes, unser Sohn ist jetzt 4 Jahre alt und sein Bruder 6 Monate. Im ersten viertel Jahr war die Geschwisterkrise deutlich zu spüren, dann wurde es besser. Nun fällt er seit einiger Zeit ins "Babyalter" zurück. Er zieht sich nicht mehr eigenständig an, nimmt die Schnuller seines Bruders,obwohl er selbst nie einen wollte, isst sein Obst manchmal aus dem Fruchtsauger und weigert sich, die Windel herzugeben, obwohl er auf Toilette gehen kann und für das große Geschäft auch meist die Windel dann auszieht. Er möchte aber danach immer wieder eine Windel anziehen. Können wir das für den Moment so belassen,gibt sich das von selbst wieder oder müssen wir irgendwo  eine Grenze setzen, dass er sich nicht "zurückentwickelt"? Dazu kommt, dass er nicht mehr alleine irgendwo sein möchte, nicht mal in der Wohnung. Er hat große Angst, vergessen zu werden, obwohl wir ihn nie irgendwo mal alleine gelassen haben o.ä. Er hat sich seit der Geburt den Papa als Hauptbezugsperson ausgesucht, weil er den nicht "teilen" muss und klammert sehr momentan. Ist das auch ein Teil dieser Geschwisterkrise und wie können wir ihm helfen, wieder mehr Sicherheit zu bekommen? Vielen Dank und liebe Grüße


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Ihr Sohn sich zurückentwickelt. Solche kleinen Regressionen sind nach der Geburt eines Geschwisters nicht selten. Ihr Sohn hat große unbewusste Angst, Ihre Liebe und Aufmerksamkeit zu verlieren. Er befürchtet Sie könnten diese jetzt nur noch dem Bruder widmen. Daher versucht er, sich dem Bruder anzugleichen und auch wieder wie ein Baby zu sein. Dieses Verhalten können Sie akzeptieren und spielerisch damit umgehen. Ihr Sohn wird dann erkennen, was Babys alles noch nicht dürfen oder bekommen und sich stärker im Vorteil fühlen. Bieten Sie Ihrem Sohn viele Gelegenheiten, seine Position als großer Bruder toll zu finden. Er sollte davon profitieren können, dass er schon "groß" ist. Die Angst Ihres Sohnes vor dem Vergessen werden hat nichts mit realen Erfahrungen zu tun. Sie entsteht aus seiner Sorge, vom Bruder verdrängt zu werden. Zeigen Sie ihrem Sohn Ihr Verständnis für diese Angst und lassen Sie ihn nicht allein. Auch das vorübergehende Anklammern an den Vater können Sie akzeptieren. Wenn Ihr Sohn sich in seiner Position in der Familie wieder  sicherer und stabiler fühlt, wird er diese Verhaltensweisen aufgeben können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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