März2016
Liebe Frau Henkes, meine Frage bezieht sich auf meine noch 5 jährige Tochter (Ende diesen Jahres 6). Sie war schon immer motorisch vorsichtig, weil sie alles durchdenkt („Was könnte alles passieren?“). Nun ist es zusätzlich so, dass sie sehr ehrgeizig ist. Diese Kombination bringt uns beide zum Verzweifeln. Eine typische Situation: Sie ist verabredet, spielt mit der Verabredung, beide wollen zb rutschen. Ihre Freundin rutscht und freut sich. Meine Tochter möchte auch, traut sich aber nicht (zu steil, zu hoch, zu nass…). Wäre ja an sich kein großes Problem, aber sie möchte dann unbedingt auch, kann sich aber nicht überwinden, steigert sich rein, bis sie irgendwann so wütend und enttäuscht ist, dass sie wie im Tunnel ist (mich dann auch wegschubst, wegläuft, schreit). Spätestens an dem Punkt beende ich es, weil es dann nicht besser wird und gehe mir schreienden Kind nach Hause. Ich habe auch schon versucht an einem früheren Punkt zu gehen, was aber auch kein Erfolg bringt, weil sie dann direkt in Tränen ausbricht und schreit, dass sie es doch noch probieren will und sich trauen möchte usw… ich bin wirklich ratlos. Ich sage ihr nach solchen Situationen immer wieder, dass Menschen unterschiedlich sind und man anderen nicht nacheifern muss. Dass es sehr mutige und weniger mutige Menschen gibt, dass das eine große Bandbreite ist, dass aber das wichtigste ist den Moment zu genießen und das zu tun, was einem selbst Spaß macht. Auch wenn das bedeutet, dass man zb lieber im Sand spielt. Bisher bringt es aber rein gar nichts. Natürlich bekommt sie zuhause viel Anerkennung und Liebe, unabhängig von Leistung. Ich bin wirklich ratlos, zumal sie danach auch total enttäuscht und traurig ist. Sie ist bereits beim therapeutischen Reiten.
Guten Tag, das ist wirklich ein Dilemma für Ihre Tochter, das Sie aber nicht für sie lösen können. Das Selbstwertgefühl Ihrer Tochter ist altersbedingt noch nicht so weit entwickelt, dass sie dazu stehen kann, dass Manches ihr nicht liegt oder dass sie ängstlich ist. Das wird ihr sicher im Laufe der Entwicklung besser gelingen. Da mag auch das therapeutische Reiten helfen. Sie können Ihre Tochter unterstützen, indem Sie mit ihr im Vorfeld besprechen, dass sie wieder in diese Sackgasse geraten könnte, wenn sie sich mit diesem Kind auf dem Spielplatz trifft, und wie sie dann reagieren möchte. Es ist sicher auch hilfreich, wenn es Ihnen gelingt, in den entsprechenden Situationen nicht gleichfalls zu verzweifeln. Es gibt Ihrer Tochter Halt, wenn sie spürt, dass Sie diese Situationen aushalten. Dann muss sie nicht unbewusst befürchten, dass Sie sich über ihre Unentschlossenheit und Ängstlichkeit ärgern. Trauen Sie Ihrer Tochter zu, dass sie eine Lösung für solche Probleme findet. Sie benötigt dazu noch Zeit, aber das ist ganz in Ordnung. Oft helfen dabei auch die Freunde. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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