Karasuma
Sehr geehrte Frau Henkes, Mein Kind hat mit 4 einige "Baustellen" die andere nicht mehr haben und die mich zweifeln lassen, ob das noch entwicklungsgerecht ist. Er hat Null Interesse daran seine Windel loszuwerden, sich das Nuckeltuch endlich abzugewöhnen oder nachts im eigenen Zimmer zu schlafen. Letztes Jahr dachten wir noch das käme von selbst, aber irgendwie kommt es nicht von selbst, es hat sich in diesen Bereichen im letzten Jahr nicht mal ein bisschen was getan. Mein Kind reagiert ablehnend bis panisch, wenn ich versuche in Minischritten mal Fortschritte zu machen. Ich habe alles außer Gewalt versucht. Das Nuckeltuch muss wegen der Zähne weg. Wickeln geht schon noch, aber die Kontrolle übers Ausscheiden hat er auf jeden Fall schon, es scheint wirklich am Willen zu scheitern. Er findet Windel praktischer. Können Sie mir etwas raten? Danke vielmals!
Guten Tag, mit vier ist die normale Entwicklungsspanne noch sehr weit und das Verhalten Ihres Sohnes ist noch ganz entwicklungsgerecht. Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Offenbar kann Ihr Sohn sich von gewohnten Traditionen noch nicht gut lösen. Er weiß, was ihn beruhigt (Nuckeltuch, im Elternzimmer schlafen, Windel) und das möchte er beibehalten, weil er sich damit sicher fühlt. Das zeigt seine panische Reaktion, wenn Sie etwas ändern wollen. Angst ist aber kein guter Motor etwas zu verändern. Das ist auch etwas anderes als fehlender Wille. Ihr Sohn könnte sicher leichter etwas ändern, wenn er sicher wäre, dass ihm dies genausogut hilft wie das Bekannte. Dazu benötigt er zunächst mal ein größeres Selbstvertrauen. Das entwickelt sich in vielen kleinen Schritten. Sie können ihn dabei unterstützen, indem Sie ihm viel Bestätigung geben und ihm zeigen, wie toll er ist. Damit meine ich nicht loben, sondern er muss an Ihnen spüren, dass er für Sie der Tollste ist. So kann Ihr Sohn sich mit allem, was er ist, gut und richtig fühlen. Das ist eine sehr wichtige Erfahrung für das Selbstgefühl und gibt einem Kind zunehmende Sicherheit. Die wird dann nicht mehr nur ausschließlich von den Eltern gegeben, sondern das Kind kann sie in sich spüren. Auf dieser Grundlage wollen Kinder dann in der Regel groß werden und sich entwickeln. Dann stellt sich die Motivation ein. Dabei können Sie Ihren Sohn weiter unterstützen, indem Sie kleine Schritte mit ihm ausprobieren, die ihm die Angst nehmen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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