Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Blasenkontrolle

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Blasenkontrolle

Ann-Kristin

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Sehr geehrte Frau Dr Henkes,  Bei der Sauberkeits"erziehung" unser 3 Kinder war unser Motto stets : ohne Druck, kein Stress, neugierig machen, anbieten, Hilfestellung wenn gewünscht. Beim ältesten Sohn und der kleinen hat das auch spielerisch funktioniert, sie sind um den 3. Geburtstag sauber geworden und dauerhaft geblieben. Mein mittlerer Sohn, gerade 6 geworden, ist seit 3Jahren zuverlässig trocken für Stuhl (selbst Durchfall haelt er) und eigentlich hat er auch die Blasenkontrolle, wenn er im Sommer unbekleidet im Freibad oder Garten ist, geht er zum Wasserlassen ganz normal auf die Toilette. Aber sobald er bekleidet ist, klappt es nicht und er benutzt Hoeschenwindeln. Sobald er eine Unterhose auch nur anprobiert, lässt er Urin laufen, sobald er sie hochgezogen hat. Das macht er mehrfach hintereinander, er presst dann richtig Urin aus, bis keine einzige trockene Hose mehr im Schrank ist. Beim Urologen waren wir, er hat eine phimose, die beobachtet wird und evtl operiert werden muss, aber die kann nicht Ursache sein für dieses Problem lt Urologen. Was wir versucht haben, aber überhaupt nicht funktioniert : Angebot, die Hoeschenwindeln als Unterhose zu betrachten und versuchen, diese trocken zu lassen + Erinnerung zur Toilette zu gehen. Er weigert sich strikt, auf der Toilette Urin zu lassen, wenn er angezogen hat.  Mit ihm schöne Unterhosen shoppen gegangen, die er sich selbst aussuchen konnte - er wird richtig panisch, wenn er eine anziehen soll und meint, es wäre so unangenehm  - dagegen stört es ihn gar nicht, wenn er eine massiv durchnässt und schwere Windel anhat, er würde die auch nie von selbst wechseln Versuch, ihm die Windeln nicht zur Verfügung zu stellen - dann bleibt er "untenrum" komplett nackt (geht dann allerdings auch zuverlässig zur Toilette). Selbst nach der Nacht ist die Windel eigentlich trocken, aber ich kann ihn nicht motivieren, nach dem Aufstehen zur Toilette zu gehen, er nasst mit Absicht zunächst ein vor dem Waschen. Wenn er keine Windel gekriegt  hat und nackt blieb, konnten wir dann natürlich nicht raus, aber auch ein in Aussicht gestellter Ausflug zum Lieblingsspielplatz oder Zoo bewegte ihn nicht zum anziehen. Auch, wenn ich mit seinen Geschwistern dann gehe und er beim Papa bleiben musste.. Mein Mann hat ihn einmalig einfach angesackt und  angezogen... Aber er hat sich die Sachen gleich wieder ausgezogen. Ausserdem mögen wir die 3 letztgenannten Methoden nicht  u d haben wir nur kurzfristige versucht, weil er ja irgendwie in Not ist und wir ihn nicht weiter stressen wollen. Wir bestärken und ermutigen ihn, aber er hat "festgelegt" dass es nicht funktioniert.  Ein Datum für Windel frei festlegen + was schönes in Aussicht stellen. Er verspricht es eifrig, schafft es aber nicht. Er schämt sich auch dafür, hat Angst, dass andere Kinder es merken könnten. Auch kann er nicht zur jugendfeuerwehr, was sein großer Traum ist, weil sich dort alle umziehen müssen und es Funkrionsunterwasche gibt.  Er sagt, sobald er Unterhose an hat muss er sofort Wasserlassen, ohne Zeit zu haben ins Bad zu gehen. Es gab keinen negativen Vorfall im Zusammenhang mit Toilette oder Unterhose, er hat noch nie unterhosem getragen Er ist geistig und körperlich absolut normal entwickelt, sehr pfiffig. Vielleicht etwas geringe Frustrationstoleranz, kann kaum stillsitzen hat viel gute Ideen, kann sich aber ausdauernd bei Spiel und Basteln konzentrieren.  In Kinder gruppen (Sport, Tanzschule, Spielgruppe) bietet er gutes Sozialverhalten und keine Auffälligkeiten. Kommt schnell in Kontakt und Spiel mit anderen Kindern. Trenn7ngssituationen von mir, z. B. Kinderwochenende der Kirchgemeinde von 9 - 16 Uhr problemlos. Er geht nicht iin die Kita. Er ist Wunschkind, wir machen viel in der Familie (Spiele, Basteln, backen, Ausflüge...).  Er versteht sich gut mit seinen beiden Geschwistern.  Eventuell Belastungsfaktoren: kleine Schwester benötigt erhöhte Fürsorge nach Asthmadiagnose, mehrfach Krankenhaus Aufenthalt mit mir, deswegen seit 1 Jahr mehr Eifersucht als vorher. 20 Monate älterer Bruder hat sich seit einem Jahr etwas eigenständig bezüglich  Interessen und Freizeit gemacht, das macht ihm schon zu schaffen.  Was raten Sie uns? Der kinderarzt winkt ab, aber nächstes Jahr geht er doch zur Schule....  Herzlichen Dank  Anni        


Ingrid Henkes

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Guten Tag, da der Urologe kein organisches Problem festgestellt hat, ist es wichtig, dass Sie so gelassen mit der Situation umgehen, wie Sie beschreiben. Das Verhalten Ihres Sohnes kann mit einem Machtbedürfnis zu tun haben. Sie können nicht unterbinden, dass der Urin läuft und sind diesbezüglich ihm gegenüber ohnmächtig. Möglicherweise fürchtet Ihr Sohn als Mittelkind unbewusst, dass er nicht genügend Aufmerksamkeit bekommt oder fühlt sich nicht genug von Ihnen gesehen. Durch dieses System fordert er unbewusst Ihre unbedingte Aufmerksamkeit ein. Das bedeutet keinesfalls, dass er Sie ärgern will. Er ist dem unbewussten Prozess hilflos ausgeliefert. Um eine Verfestigung der Problematik zu verhindern und Ihren Sohn bis zur Einschulung zu stabilisieren, wäre es für ihn hilfreich, wenn Sie kindertherapeutische Unterstützung für ihn in Anspruch nehmen würden. In einer Therapie können unbewusste Motive aufgedeckt und überwunden werden und so zum Aufgeben der Symptomatik führen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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