lea321
Liebe Frau Henkes! Vorgestern ist etwas schreckliches passiert :'( Mein Baby 21 Wochen ist am 30.11. aus dem Bett gefallen, und zwar richtig fest.. Im Krankenhaus wurde ein Knochenbruch am Hinterkopf diagnostiziert. Er hat sich so erschreckt und es muss so wehgetan haben, es hat über eine halbe Stunde gedauert, ihn zu beruhigen. Danach sind wir sofort in die Notaufnahme, er hat kurz geschlafen und seitdem scheint er wieder ganz normal zu sein. Nur eines ist anders: er lächelt mich nicht mehr so oft an, schläft auf mir nicht mehr so gut ein.. Kann es wirklich sein, dass sein Vertrauen mir gegenüber verletzt wurde? Da wir mitten in der Nacht die Untersuchungen hatten, hat auch das ihn bestimmt ziemlich mitgenommen, für ihn und auch für mich war es eine sehr stressige Situation. Ich hatte ihm die ganze Zeit über im Arm und habe heute gelesen, dass man das nicht machen sollte, damit man dann der "sichere Hafen" ist, zu dem er dann nach den Untersuchungen kommt. Ich fühle mich wirklich schrecklich, wie der letzte Dreck :( Ich möchte nun von Ihnen bitte wissen, insofern ich hier richtig bin, wie sich so ein Sturz und der darauf folgende, stressige Krankenhausaufenthalt inkl vieler neuer Gesichter, auf das Baby auswirkt. Und kann es wirklich sein, dass dieses Erlebnis unsere Mutter-Kind-Beziehung beeinträchtigt hat? Fühlt er sich bei mir noch zu 100% sicher? Wenn nicht, kann ich dieses Vertrauen wieder zurückgewinnen? Ich danke im Voraus für eine Antwort! Mit liebe Grüße, Lea
Guten Tag, da haben Sie beide etwas Schlimmes erlebt, was sicher auch bei Ihnen beiden viel Stress ausgelöst hat. Ihr Sohn hat möglicherweise von dem Sturz einen Schock und war erstmals einem heftigen Schmerz ausgesetzt. Jetzt ist er vermutlich verunsichert und irritiert, weil er das noch nicht kannte. Das wird sich aber mit der Zeit geben. Wenn er spürt, dass er grundsätzlich wieder so gut behütet ist wie zuvor, wird dieses schlimme Erlebnis für ihn verblassen und vergehen. Er hat in seinem Alter noch keine Erinnerung. Vor allem aber wird er dieses Ereignis nicht mit Ihnen und einer Schuld, die Sie träfe, verbinden. Deshalb kann sein Vertrauen in Sie auch nicht erschüttert sein. Er kann ja noch gar nicht denken, dass ist nur passiert, weil die Mama nicht aufgepasst hat o.ä. Für ihn sind Sie die Person, die ihn in seinem Schmerz begleitet und unterstützt hat. Sie haben ihm durch Ihre körperliche Nähe während des gesamten Ereignisses die benötigte Zuwendung und Sicherheit gegeben. Ich kann diese Empfehlung, "nur" der sichere Hafen am Ende sein zu sollen, nicht verstehen. Im Sturm auf hoher See hilft einem nicht der sichere Hafen am Ziel sondern das sichere Schiff während der Überfahrt. Das waren Sie für Ihren Sohn. Und das ist die Erfahrung, die dauerhaft für ihn zählt. Sie konnten den Schmerz nicht von Ihrem Sohn abwenden, aber Sie haben ihm hindurch geholfen und sind bei ihm geblieben. Das stärkt die Bindung und fördert das Urvertrauen. Sie brauchen sich deswegen also keine Sorgen zu machen. Ich weiß, dass es für junge Eltern oft sehr schwer auszuhalten ist, dass Ihren Kindern Leid geschieht, das sie nicht abwenden können. Aber es ist grundsätzlich so, dass man seine Kinder nicht vor allem Schmerz bewahren kann. Das gehört zum Leben dazu. Wichtig ist der angemessene Umgang mit dem Schmerz des Kindes. Kinder, die sicher sein können, dass die Eltern diese schlimmen Situationen mit ihnen gemeinsam durchstehen, fühlen sich nicht alleine und ausgeliefert. Das fördert eine gute Entwicklung, die mit Krisen und Einbrüchen angemessen gut fertig wird. Es ist also überhaupt kein Vertrauen verloren. Ihr Sohn braucht nur etwas Zeit, um seinen Rhythmus wiederzufinden. Auch dabei werden Sie ihm helfen. Zum Schluss möchte ich noch eine Bitte äußern. Vermutlich wird so etwas sicher nicht wieder passieren. Aber wenn Ihr Kind einen Unfall hat, bitte nicht erst das Kind beruhigen, um danach ins Krankenhaus zu fahren. Fahren Sie mit dem schreienden Kind. Hier ist medizinische Klärung absolut vorrangig. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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