Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Baby findet einfach nicht in den Schlaf

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Baby findet einfach nicht in den Schlaf

Virginia Moon

Schönen guten Tag, Ich habe ein Problem. Mein Baby (mittlerweile 6 Wochen alt), findet schon seit drei Wochen nur sehr schwer in den Schlaf und es scheint immer schlimmer zu werden. Manchmal ist es acht Stunden lang wach! Nichts hilft! Kein rum tragen, kein weißes rauschen, kein kuscheln, kein dunkler Raum, kein Spaziergang oder Tragen im Tragetuch. Natürlich schläft sie mal ein, aber das nur für wenige Minuten oder alles macht sie sofort wieder wach. In den Wachphasen beschäftigen wir sie natürlich eine zeitlang, aber sobald Müdigkeitsanzeichen auftreten versuchen wir sie in den Schlaf zu bringen. Tagsüber läuft der Fernseher nicht, es sind einfach nur mein Mann und ich Zuhause, die gemütlich mit dem Baby auf der Couch sitzen. Trotzdem scheint das Kind von allem sofort total überreizt zu werden, so dass es einfach nicht einschläft. Das führt dann natürlich zu extremer Unruhe, weinen und auch dem verweigern der Brust bei Hunger. Lediglich, wenn ich den kompletten Tag mit ihr im abgedunkelten Schlafzimmer im Bett verbringe findet sie regelmäßig zur Ruhe, aber das ist doch kein Zustand! Ich weiß echt nicht mehr weiter. Ich danke schon mal im Voraus für Tipps und Ideen bezüglich meines Problems. Beste Grüße!


Hallo, ee hört sich an, als würden Erwartungen von Kind und Eltern im Moment noch nicht gut zueinander passen. Dazu kann eine geringe Reizschwelle kommen, die das Kind schwer seine Ruhe finden lässt. Allerdings haben Babys in diesem Alter noch keinen Rhythmus und schlafen eigentlich bei Bedarf (und satt). Mir ist nicht ganz klar geworden, ob das Kind in den Wachzeiten dauernd sehr unruhig und weinerlich ist, oder Ihr Baby nur nicht schläft, sonst aber überwiegend ruhig liegt. Können Sie in den Einschlafzeiten dabei sein, im Kontakt bleiben oder steht das Bett im Nebenzimmer? Ist jede Form des Hinlegens stressig und wann fängt die Unruhe an? Hilft alles nichts, oder hilft es nur nicht immer? Wie schwer ist es für die Erwachsenen ruhig zu bleiben und sich Zeit zu nehmen? Sie sehen, da gibt es viele Fragen, die immer im Einzelfall gesehen werden müssen. Vielleicht hilft Ihnen mein Text zum Schlaf auf dieser Seite ein bißchen weiter. Sonst könnte auch der Kinderarzt jemand sein, mit dem man dieses Thema konkret besprechen könnte. Dr.Ludger Nohr


Virginia Moon

Sehr geehrter Dr. med. Nohr, Danke, dass Sie sich mit der Problematik befasst haben. Hier die Antworten auf Ihre Fragen: Das Kind ist in den Wachzeiten für ca. die erste Stunde aufmerksam und ruhig. Dann kommen die ersten Müdigkeitsanzeichen (z.B. wegnicken, nuckeln, Ohr reiben). Bei Bedarf, also wenn das Kind immer wieder aufwacht (bei kleinster Bewegung der Eltern oder leisen Geräuschen) werden "Einschlafhilfen" versucht. Dann wird z. B. der Schnuller gegeben, in eine ruhigere Umgebung gewechselt, weißes Rauschen angemacht, etc. Wenn das Kind es trotzdem nicht in den Schlaf schafft, wird es unruhig und beginnt zu weinen und zu schreien und lehnt trotz eindeutiger Hungeranzeichen häufig die Brust ab. Das geht bis zu 8 Stunden, in welchen es mit verschieden Mitteln versucht wird zu trösten. Diese Mittel (z. B. tragen im Fliegergriff, Schnuller, vorsingen etc.) helfen jeweils ca. für eine halbe Stunde, dann muss etwas anderes versucht werden. Wir sind wenn das Baby schläft stets bei ihm. Es hat ein Beistellbett, aber der Nachtschlaf ist sowieso nicht das Problem. Nachts schläft das Kind gut. Es wird wach, wenn es Hunger hat und schläft danach wieder. Die ausgedehnten Wachzeiten beginnen meist zwischen 13 und 16 Uhr. Grundsätzlich schläft es stets auf dem Arm ein. Meist wird es auch dann noch weitergekuschelt. Schläft es gut, so wie in der Nacht, kann es auch neben uns Eltern gelegt werden, falls wir Raum für uns benötigen. Ist das Kind unruhig und schreit, bleiben wir Eltern stets ruhig. Sollte ein Elternteil irgendwann erschöpft oder angespannt sein, kann ja der andere übernehmen, so dass der Partner eine kleine Auszeit nehmen kann. Wir sind unserem Kind also stets zugewandt, zärtlich und im liebevollen Kontakt mit ihm. Ihr Text zum Schlaf konnte mir leider nicht weiterhelfen. Die dort beschriebenen Fakten, waren mir bereits alle bekannt. Oder ist eine Wachphase von acht Stunden, in denen das Kind weint und schreit, mit "Nickerchen" von 15 bis höchstens 30 Minuten normal? Dann wäre ich "beruhigt" und wüsste, dass wir diese Phase einfach nur überwinden müssen. Vielen Dank für Ihre Antwort! Beste Grüße!


Hallo, also die Wachphasen würden mich nicht stören, wenn es in dieser Zeit dem Kind gut geht, es ruhig ist und sich auf diese Weise erholt. Sie haben ja schon ein ganzes Repertoire an Möglichkeiten ausprobiert. Es scheint also nicht an Techniken zu fehlen. Allerdings helfen Kindern oft Rituale, also immer gleiche Abläufe und weniger häufige Wechsel. Vielleicht könnte helfen, eine Methode länger zu versuchen, auch wenn das Kind unruhig bleibt, Sie aber dabei sind. Es kann mit Ihrer Anwesenheit sicher leichter diesen Übergang schaffen. Dabei ist auffällig, dass das Schlafproblem nur am Tag besteht (was ist da anders?) und das Kind nachts gut zur Ruhe kommt. Es ist schwer, ohne Kenntnis der Personen individuelle Ratschläge zu geben. Vielleicht könnte da Ihr Kinderarzt eine Hilfe sein. Dr.Ludger Nohr


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