CHRISL1981
Liebe Frau Henkes, Ich hätte gerne ihre Einschätzung, ob es sich bei den Ängsten meines Sohnes um eine normale Phase oder doch um etwas zu behandelndes handelt bzw wie ich am besten mit seinen Ängsten umgehe. Mein Sohn ist grade 5 Jahre alt geworden und ist ein cleveres Kind, was aber auch viel über Dinge nachdenkt. Seit Monaten haben wir das Problem, dass er starke Ängste in Richtung Monstern und Geistern hat, die auch ist in seinen Träumen erscheinen. Ich weiss zwar, dass diese Ängste in dem Alter normal sind, trotzdem habe ich den Eindruck, dass seine Ängste ihn und auch mich mittlerweile sehr einschränken. Er hat beispielsweise Angst, alleine auf Toilette zu gehen oder zum Händewaschen, weil es dort monster geben konnte. Ich muss immer mitkommen, z.b. wenn er sich in seinem Zimmer umziehen soll. Auch nur im Nachbarraum aufhalten und die Türen auf zu lassen, hilft nicht, ich muss mit rein. Ihn mal schnell aufs Klo schicken... geht nicht alleine, ich muss mit. Abends möchte er nicht mehr alleine einschlafen, es gibt jeden Abend Diskussion. Er tut mir da auch sehr leid, aber ich kann nur schlecht schlafen, wenn noch ein Kind in unserem Bett schläft, insofern darf er nachts rüber kommen, wenn er ruft und einmal die woche komplett bei uns schlafen. Eben hatte er eine neue Angst, nämlich dass ein Meteorit auf unser Haus fallen könnte (hab leider ein Sachbuch über das Weltall mit ihm gelesen). Wir haben mittlerweile schon vieles versucht... Gegenstände mitgeben, die seine geister vertreiben, sorgenfresser, Monster malen und verbrennen usw, aber nichts scheint zu helfen. Mittlerweile ist die Angst hier täglich grosses Thema und mein Eindruck ist, daß es immer größer wird. Zum familiären Hintergrund ist zu erwähnen, dass der Papa seit 1,5 Jahren unter einer schweren Depression leidet und über mehrere Monate stationär und teilstationör in Behandlung war. Auch hier werden wir fast täglich mit (irrationalen) Ängsten des Vaters konfrontiert, was die Kinder natürlich auch mitbekommen. Grade deshalb bin ich unsicher, ob das bei meinem Sohn noch im Rahmen ist, oder ob hier professionelle Hilfe gesucht werden soll. Und was raten Sie mir zum Umgang mit den Ängsten. Vielen Dank!
Guten Tag, tatsächlich sind solche Ängste, wie Sie schon schreiben, im Alter Ihres Sohnes ganz normal. Die "Schrecken" und Anforderungen der Welt, wie Kinder sie erfahren, werden in Monster und Ungeheuer verwandelt, die man in der Phantasie bekämpfen - und im besten Falle auch besiegen - kann. Diese an sich alterstypischen Ängste scheinen Ihren Sohn aber zunehmend einzuschränken und in seiner Entwicklung zu hindern. Das ist sehr verständlich, wenn Angst - aufgrund der psychischen Erkrankung Ihres Mannes - ohnehin ständig im familiären Raum präsent ist. Derzeit kann der Vater als männliche Identifikationsfigur seinem Sohn bei der Bewältigung der Ängste nicht zur Verfügung stehen. Ihr Sohn muss die eigenen kindlichen Ängste bewältigen und mit den familiären psychischen Belastungen fertigwerden. Das ist eine sehr überfordernde Aufgabe für einen Fünfjährigen. Gibt es in der Behandlung Ihres Mannes eine begleitende Beratung für Familienangehörige? Dort könnten Sie die Ängste Ihres Sohnes ansprechen. Ansonsten könnte es für Ihren Sohn hilfreich sein, wenn Sie professionelle Hilfe bei einem/r Kindertherapeuten/in in Anspruch nehmen. Dort kann man am besten einschätzen, ob die Ängste Ihres Sohnes einer Behandlung bedürfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes