Frage: 7-jähriger respektlos

Hallo Zusammen, mein Sohn wusste immer schon genau was er wollte und ist sehr dominant. Andersherum aber auch sensibel und fürsorglich. Er hat eine geringe Frustrationsgrenze und rastet schnell aus, wenn man ihm etwas verbietet oder etwas nicht so läuft wie er sich das vorstellt. Wir als Eltern und auch seine elfjährige Schwester müssen dann oft Sprüche wie: du bist dumm, ich hasse dich oder auch Handgreiflichkeiten abfangen. Ich bin mir unsicher inwieweit das normal ist und habe mich an eine Ergotherapeutin bzgl seiner Impulskontrolle gewandt. Sie hat ihn dann nach anfänglichem Spiel zwischen uns Dreien einfach aus dem Zimmer geschickt wo er dann geweint hat, dann hat sie mich geschnappt und ist mit mir nach Nebenan und sagte zu mir: Ja jetzt will er natürlich seinen Willen durchsetzen. Wir gehen erst wieder rein, wenn er nicht mehr heult. Für mich ein absolutes No Go! Ich dürfte ihn auch nicht in den Arm nehmen, wenn wir zurückgehen, denn er darf für das bockige Verhalten keine Anerkennung bzw Zuwendung bekommen. Ich war geschockt und bin mit ihm raus aus der Praxis. Einmal und nie wieder. Aber was kann ich als Mutter denn tun? Haben wir ein Bindungsproblem? Woanders benimmt er sich sehr gut. Vielen Dank schon einmal! Liebe Grüße Maja

von Maja86 am 20.05.2021, 14:30



Antwort auf: 7-jähriger respektlos

Guten Tag Maja, Sie haben kein Bindungsproblem. Die gute Bindung erkennen Sie daran, dass Ihr Sohn sein Verhalten nur in der Familie zeigt, ansonsten aber weiß, wie er sich angemessen verhält. Er ist sich also sicher, dass Sie sein respektloses Verhalten verkraften werden und die gute Beziehung zu Ihnen darunter nicht leidet. Diese Sicherheit bildet eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung Ihres Sohnes. Trotzdem sollte er sein dominantes und aggressives Verhalten aufgeben können und mehr Frustrationstoleranz entwickeln. Zur Bewältigung seines Dominanzproblems benötigt er Ihre Unterstützung. Ihr Sohn scheint für ihn problematische Situationen kontrollieren zu wollen, vermutlich weil er sonst in diesen Situationen sehr verunsichert ist. Dabei zeigt er ein starkes Machtstreben. Er kämpft also mit Ihnen um Grenzen. Natürlich ist es wichtig, dass Kinder in den Auseinandersetzungen mit Ihren Eltern auch mal gewinnen dürfen. Sie sind ja ansonsten mit sieben Jahren noch sehr jung und machtlos. Genauso wichtig ist es aber, dass Kinder Grenzen akzeptieren und sich an Vorgaben der Eltern zu halten lernen. Das könnte bei Ihrem Sohn z.B. bedeuten:"Du darfst hier keinen schlagen, sonst kannst Du (kurzfristig) nicht in unserer Gemeinschaft bleiben und musst auf dein Zimmer gehen." Günstig wird sich hier sicherlich auswirken, wenn Sie ruhig bleiben und den Provokationen Ihres Sohnes widerstehen können, aber auf Ihrer Forderung unmissverständlich beharren. Mir ist es immer sehr wichtig darauf hinzuweisen, dass Kinder starke Eltern brauchen. Kinder wissen unbewusst, dass nur Eltern die Verantwortung übernehmen, sie schützen und vernünftige Entscheidungen treffen können. Damit wären Kinder komplett überfordert. Kinder dürfen sich über Entscheidungen der Eltern ärgern oder sich dagegen auflehnen. Aber sie müssen sie letztendlich akzeptieren und tun das auch, weil sie spüren, dass sie dadurch entlastet werden. Möglicherweise steigert Ihr Sohn sein respektloses Verhalten, weil er dringend auf diese Begrenzung durch Sie wartet. Ich kann gut nachvollziehen, dass Sie mit der Behandlung durch die Ergotherapeutin nicht einverstanden waren und dort nicht mehr hingehen. Wenn Sie aber nochmal Hilfe in Anspruch nehmen möchten, können Sie eine Familienberatungsstätte aufsuchen oder sich an einen Kindertherapeuten/in wenden. Vielleicht hilft Ihnen auch der Text zur "liebevollen Klarheit" auf unserer Seite weiter. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 21.05.2021



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