shla
Unsere 5-jährige Tochter war schon immer sehr wählerisch mit Ihrer Kleidung. Das hat hat etwa vor 1 1/2 Jahren angefangen. Sie ist willensstark, sensibel, intelligent und gesund. Letzten Sommer hat sie nur Sommerkleider getragen und wollte zeitweise keine Unterhose, da sie das Bündchen gestört hat. Seit es kälter wurde streiten wir erbittert um jedes weitere Kleidungsstück. Alles, was ein Bündchen hat: Unterhose, Socken, Leggings, Strumpfhosen, Jogginhosen, Hosen, Schlafanzughosen erträgt sie nicht, da es "loddelt". Sie schreit, wütet, zieht sich erst gar nicht an oder gleich wieder aus. Selbst nachts zieht sie sich im Schlaf/Halbschlaf untenrum komplett aus. Vor zwei Nächten saß sie schreiend im Bett und hatte sich komplett ausgezogen. Sie wieder anzuziehen ist dann ein Ding der Unmöglichkeit. In den Kindergarten mussten wir sie auch schon halb angezogen bringen, was uns sehr unangenehm ist. Noch ein Detail aus dem Sommer: die Klett-Sandalen hat sie immer so fest zugeschnürt, dass ihr Fuß rot und weiß war und ein starker Abdruck zu sehen war. Wenn man ihr die Schuhe etwas lockern wollte, hat sie sie sofort ausgezogen. Im Moment behelfen wir uns mit Latzhosen und Reißverschlussstiefeln. Zuhause und im Kindergarten trägt sie Birkenstock-Hausschuhe und im Kindergarten Kniestrümpfe (zuhause nicht möglich). Gibt es sowas wie eine sensorische Störung oder ist das alles im Rahmen von Grenzentestung zu sehen? Wir haben leider oft Streit deswegen. Haben Sie einen Tipp für uns? Danke
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, die erste wichtige Unterscheidung ist, ob es eine Art Selbstbehauptung ist, oder ob es tatsächlich ein sensorisches Problem ist. Kinder können da sehr sensibel sein und leiden unter zu engen Bündchen oder zu losen Schuhen. Sie brauchen da eine bestimmte Wirkung des Kleidungsstücks. Oft ist es eine Mischung, weil sich sensorisches Problem und Kleidungswünsche miteinander verbinden lassen. Aber die nächtliche Attacke spricht schon dafür, dass Ihre Tochter unter mancher Kleidung leidet. Mit einer 5j. kann man das i.d.R. in einer ruhigen Situation besprechen. Und am besten geht das, indem man das Kind in die Lösung einbezieht. "Ich will und muß darauf achten, dass du gesund bleibst. Also musst du z.B.im Winter wärmere Sachen/Unterwäsche anziehen. Wie können wir das schaffen, ohne dass es dich zu sehr stört?" o.ä.. Die Kinder müssen in den Grenzen, die die Eltern setzen müssen ("ich werde dich nicht halbnackt in den KiGa lassen"), in die Lösung einbezogen werden. Dann kann man z.B. gemeinsam die Kleidungsstücke auswählen, die jetzt akzeptabel sind und muß dann seltener den morgendlichen Kampf führen. Es gibt da keine einfache und schnelle Lösung für dieses gemeinsame Problem, aber man kann die Heftigkeit verringern und gemeinsame Lösungswege üben. Dr.Ludger Nohr
Justme89
Ich kann dir leider keine Tipps geben, aber wir haben 1 zu 1 dasselbe Problem und die Antwort würde mich auch interessieren. Bei uns hilft es phasenweise wenn andere Kinder ihr was dazu sagen , wie sie rumläuft.
Eisblume222
Hallo, Du hast eine PN von mir.
lotti_bcn
Hallo! Ich kann dir keine fachliche Antwort dazu geben, aber eine aus Sicht einer Mutter mit (nachweislich) hochsensiblem Kind (mittlerweile 11). Uns ging und geht es lange ähnlich. Zur Frage nach der Bequemlichkeit (im Übrigen auch zur gewünschten Festigkeit der Schuhe) kam bei uns irgendwann hinzu, dass die Haut angefangen hat, schlimm auf Polyester zu reagieren. Ich habe das Glück, dass ich beruflich mit dem Nähen zu tun habe und daher ohnehin oft an der Nähmaschine sitze. Das hab ich genutzt und vor 3 Jahren beschlossen, die Kleidung nicht mehr zu kaufen, sondern komplett selbst zu nähen. Seitdem haben wir keine Probleme mehr. Bündchen sind passgenau, die Stoffe ausschließlich aus Baumwolle ohne Polyester-Anteil, kratzende Schildchen entfallen und das Kind ist glücklich, vorausgesetzt, die Kleidung ist weit genug, rutscht aber auch nicht (manchmal ein Drahtseil- bzw. Millimeter-Akt). Ich persönlich denke auch, es ist sicher eine Mischung, würde solche Befindlichkeiten aber immer ernst nehmen. Man muss nicht gleich selbst nähen, aber es lohnt sich sicher, auf Kleidung zu empfinden, die die Kinder mögen/bequem finden. Ich denke auch, mit zunehmendem Alter wird es einfacher, da entfallen die Wutanfälle und die Kinder können viel klarer sagen, was genau sie stört. Alles Gute!
Maimama19
Liebe shla! Meine "Vorrednerin" hat es mit einem Wort kurz erwähnt,aber ich weiß nicht,ob dir der Begriff was sagt: Mir scheint,dass dein Kind hochsensibel ist. Das ist keine Störung,sondern einfach eine besondere Charaktereigenschaft,die etwa 1/5 aller Menschen haben. Sie reagiert stärker auf Sinnesreize als andere Menschen und fühlt intensiver. Daher die Störungsempfindlichkeit bei den Klamotten. Zu dem Thema gib es viele tolle Bücher,die können dir helfen zu verstehen,was das bedeutet. Da es vererbbar ist,ist es auch gut denkbar,dass du oder der Vater es ebenfalls sind und es für euch auch hilfreich ist,darüber zu erfahren. Was helfen könnte,ist eine Reflexintegrationstherapie. Es ist hier zu kompliziert zu erklären,aber bei Interesse,gebe ich dir meine Mail-Adresse und erkläre es dir. Ich wünsche dir viel Geduld und Gelassenheit mit deiner Tochter! Ich weiß selber,wie anstrengend das ist... Alles Gute!
Anja1234
Hallo, wir haben genau das gleiche Problem seit Jahren u ich war zeitweise wirklich verzweifelt (meine Tochter ist mittlerweile 6). Ich bin davon überzeugt, dass sich die Kleidung für sie in dem Moment wirklich unerträglich anfühlt und es wenn überhaupt nur sekundär etwas mit Trotz zu tun hat. Bei uns haben folgende Dinge geholfen: 1. Verständnis äußern und in den Arm nehmen, aber auch erklären warum sie sich anziehen muss. (es ist kalt und du wirst furchtbar frieren, wirst beim Spielen draußen keine Freude haben, dich erkälten, du musst dann zum Arzt, es tut mir weh wenn es Dir schlecht geht). Sagen, dass sie bei der Lösungssuche mithelfen muss, da nur sie sagen kann, was sich für sie akzeptabel anfühlt. 2. Einmal draußen fühlen lassen, wie kalt es ist. 3. Ausmachen, dass wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein passendes Kleidungsstück kaufen gehen. Kleidung wirklich gemeinsam auswählen, und NUR dann nehmen wenn es keinen Zweifel bzgl. Bequemlichkeit gibt. 4. "Übergangskleidungsstücke" wie lockere Segelhosen mit Gummibund, evtl. auch eine Größe zu groß um sich wieder an das Gefühl von Stoff an den Beinen zu gewöhnen. 5. Lockere Sportkleidung war im Übergang eine kleine Offenbarung für uns da bequem. 6. Nur kuscheliges, weiches kaufen. Schilder, Schleifen kommen sofort ab wenn sie stören. Unbequeme Kleidung kommt weg. Priorität bei der Auswahl der Kleidung hat die Bequemlichkeit. Kleidung mit Pailletten, engen, harten Bündchen, Verdickungen durch Knöpfe o. Ä. sind sofort raus, genauso wie kratzige oder harte Stoffe. 7. Auch mal im kleinen Rahmen frieren lassen (z. B. Wenn man weiß, dass man nicht lang draußen sein wird oder jederzeit die Möglichkeit hat reinzugehen.) Mittlerweile kommen wir klar, auch wenn es immer mal wieder brenzlig wird wenn die Lieblingsteile in der Wäsche sind... ;)
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