Frage im Expertenforum Babyschlaf an Dr. med. Daniela Dotzauer:

"Schlechter" Schlaf mit 6 Monaten (seit 3 Monaten keine Besserung in Sicht).

Dr. med. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer
Ärztin, Integrative Eltern-Säuglings-/Kleinkind­beraterin

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Frage: "Schlechter" Schlaf mit 6 Monaten (seit 3 Monaten keine Besserung in Sicht).

Hisushi

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Hallo zusammen,       mein kleiner Sohn ist heute genau 6 Monate alt und schläft gefühlt seit ca. 3 Monaten nicht mehr so gut wie "früher". Wir führen fast seit Beginn ein Schlafprotokoll bzw. protokollieren auch Windeln und Stillzeiten, sodass wir hier den Unterschied "sehen" können.       Früher hat er Schlafeinheiten von mindestens 3 Stunden in der Nacht gehabt, oft auch 4 Stunden. Die Schläfchen am Tag waren sehr unterschiedlich.       Heute können wir an einer Hand abzählen, wie oft er pro Woche mehr als 2 Stunden in der Nacht schläft. Auch das "entgültig" Einschlafen selbst fällt ihm in der Nacht eher schwer. Am Tag macht er überwiegend 4 Schläfchen à 30 Minuten, hin und wieder auch ein großes von 1-2 Stunden um die Mittagszeit.       Wir haben zum Einschlafen am Abend ein festes Ritual (Buch lesen, Babymassage (2 Mal in der Woche im Anschluss Baden, wobei wir in diesen Nächten keinen Unterschied feststellen konnten), Schlafsack anziehen, ins Schlafzimmer gehen, singen (ein bestimmtes Lied) und noch einmal stillen) in einem gewissen Zeitfenster (zwischen 18:00 und 19:30 Uhr fangen wir an, abhängig von seinem letzten Schläfchen und Müdigkeit). Das Ritual klappt in der Regel auch sehr gut, wir mussten nur die Massage einige wenige Male abbrechen, weil er partout nicht wollte (schon zu hungrig, zu müde oder schlichtweg keine Lust). Da brechen wir auch lieber ab als es durchzusetzen und ihm aufzuzwingen, da es ja auch für ihn schön und angenehm sein soll.       Im Schlafzimmer schläft er dann immer an der Brust ein, ich lege ihn in sein (Beistell-) Bettchen und verlasse das Zimmer. Nach spätestens 30-45 Minuten wird er dann wach und bekommt die zweite Brust. Nach 10-30 Minuten wird er dann wieder wach. Hier nehme ich ihn dann in der Wiegehaltung auf den Arm, schaukel ihn und singe das Lied, was wir auch zum Einschlafen singen. Manchmal schläft er dann direkt für 1-2 Stunden, manchmal kämpft er auch noch sehr und wird ein paar Mal wieder nach max. 10 Minuten wach.       Nachts schläft er dann nur 1-2 Stunden am Stück. Wenn er nach 1 Stunde wach wird, versuche ich es zunächst mit auf den Arm nehmen, schaukeln und singen. Manchmal lässt er sich ablegen und schläft weiter, manchmal nicht. Bei zweiterem bekommt er (wie nach 2 Stunden) die Brust weil es anders nicht zu klappen scheint und er direkt weint bzw. sich beschwert wenn ich ihn ablege. Wenn er dann wieder an der Brust einschläft kann ich ihn auch ablegen und er schläft wieder 1-2; Stunden.       Er kann auch definitiv länger als 2 Stunden ohne Brust aushalten (zumindest bzgl. des Hungers - am Tag meldet er sich auch meist nach 2,5 Stunden). Außerdem hat er auch ganz selten längere Schläfchen in der nach von 3 Stunden.       Ihm ist auch nicht zu warm oder zu kalt (das kontrolliere ich auch immer, wenn er wach wird. Außerdem hat das Babyphone eine Temperaturanzeige, sodass wir früh genug sehen wenn es allgemein zu warm/zu kalt für seine Schlafsachen ist.       Allgemein war und ist er ein sehr fröhliches Baby und beschwert sich nur, wenn eines seiner Grundbedürfnisse befriedigt werden muss (Hunger, Schlaf, Windel voll, Zuneigung/Nähe).       Das geänderte Schlafverhalten hatten wir zunächst auf die Entwicklungsschübe und Schlafregression im 4. Monat geschoben, allerdings ist so gar keine Besserung in Sicht. Daher die Frage, woher das noch kommen kann, was wir ausprobieren können oder ob eir generell was ändern sollten (schreien lassen kommt für uns überhaupt nicht in Frage).        Natürlich belastet und als Eltern der Schlafentzug, machen uns aber eher Sorgen, dass ihn der "schlechte" Schlaf in seiner Entwicklung stört.       Danke vorab für eine Antwort!


Dr. Dotzauer

Dr. Dotzauer

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Guten Abend, Also Sorgen über die Entwicklung brauchen Sie sich nicht machen. Das geschilderte Schlafverhalten entspricht seinem Alter und der Tatsache, dass zu seiner gewohnten "Einschlafwelt" das Zutun der Eltern, in Ihrem Fall das Stillen, dazugehört. Die Kinder in den ersten 3 Monaten schlafen in der Regel Nachts ziemlich gut, aber mit zunehmender Hirnreifung, produziert sein Gehirn Schlafzyklen, die über Nacht abwechseln. Also Nachts wechseln alle 2 Stunden die Schlafphasen. (Leichtschlaf->Tiefschlaf->Leichtschlaf usw.) Immer wenn sich die Schlaftiefe ändert wacht das menschliche Gehirn kurz auf ("lieg ich noch im Nest?") und je nach Gewohnheit und Einschlafassoziation ist ein elterlicher Weiterschlafservice nötig. Dazu schreit das Kind es wendet sich an die Eltern um seinen gewohnten Weiterschlafservice einzufordern. Dazu kommt noch, dass jeder so aufwachen will, wie er eingeschlafen ist... unterscheidet sich das... Brust nicht mehr im Mund...dann Alarm. Das ist die Theorie. Wie kommt man aus diesem Dilemma wieder heraus? Indem Sie als ersten Schritt das Trinken vom Einschlafen trennen und Sie mit Ihrem Kind gemeinsam lernen, wie er auch ohne Saugen und Schlucken schlafbereit werden und dann gut einschlafen kann. Er sollte im Vorfeld des Schlafens gestillt werden und sicher satt und ruhig sein. Dann empfehle ich eine Einschlafroutine (Singen und Wiegen nicht gegen Geschrei und Meuterei, sondern so dass Sie Ihr Kind erreichen, er entspannen kann mit Wohlgefühl locker und sich dem Schlaf überlassen kann.  Das ist am besten am ersten Tagschlaf (in diesem Alter nach 2 Wachstunden) zu üben. Wenn er das neue Einschlafen positiv verknüpft, wird er nach einiger Zeit schon etwas mithelfen beim Einschlafen und wir haben ein Kind, das schon etwas eigenregulative Fähigkeiten entwickelt und das Einschlafen geht zunehmend schneller. Wichtig: Nachts wird er allerdings weiterhin alle 2 Std. und tags nach 30 Minuten wach werden, denn er muß erst lernen, wie es geht Schlafphasen zu verbinden. Das lernt er durch Sie, indem Sie eine gemeinsame  "Weiterschlafsprache" entwickeln. Also nicht sofort stillen, sondern schnell anders beruhigen. Schschsch-Laute, leise Stimme , Hand auflegen, Popoklopfen, schuckeln, dann Lage/Positionswechsel "bitte wenden", notfalls herausnehmen und auf dem Arm beruhigen (aber möglichst nicht umhertragen= noch anstrengender als Stillen). Wenn nichts davon Ihr Kind erreicht, dann stillen Sie ihn und versuchen es beim nächsten Erwachen wieder. Ca 2x in der Nacht stillen wäre altersgemäß zB 1x mitten inder Nacht um 0.00/1.00 und um ca um 4.00/5.00 Uhr, aber eben nicht alle 2 Std. Wenn Sie das einige Zeit so machen, werden Sie sehen, dass er gar nicht wirklich jedes Mal die Brust braucht.... Sie haben das oben eh schon beschrieben, dass es manchmal schon anders funktioniert, aber eben nicht immer. Das muss erlernt werden, aber nur im Guten, denn zum Einschlafen brauchen wir in jedem Fall Entspannung. Das ist viel anstrengender als ihn einfach jedes Mal zu stillen, aber es ist die altersgemäße Entwicklungsaufgabe, nämlich zu lernen: "in der Nacht muss ich nicht alle 2 Std. essen, sondern weiterschlafen". Das kann er aber nur lernen, wenn Sie es ihm entsprechend beibringen und seine "Einschlafwelt" entsprechend verändern. viel Erfolg und Geduld bei den kleinen Schritten. Liebe Grüße Daniela Dotzauer


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