Guten Tag Herr Dr. Posth,
meine Tochter wird nä. Monat 6 Jahre und wird im August eingeschult. Vor einem Jahr bekam sie einen Bruder, den sie abgöttisch liebt. Sie ist sensibel und viele erlebte Dinge tauchen Wochen später in Gesprächen wieder auftauchen.
Bisher schlief sie durch bzw. weckte uns nur zum Toilettengang. Seit gut 2 Monaten sind die Nächte unruhiger. Sie träumt schlimm, bsp. dass ihr ein Arm abfällt, der Kindergarten brennt, wir sie an der Autobahn vergessen würden (macht mir besonders Sorgen!) usw. An ein zeitnahes wiedereinschlafen ist natürlich nicht zu denken. Nach ihrem Worten fühlt sich sich trotz aller Kuscheltiere allein in ihrem Zimmer und kann auf keinen Fall weiterschlafen. Sie würde dann gern bei uns schlafen. Wir konnten sie immer soweit beruhigen, dass sie in ihrem Bett wieder eingeschlafen ist. Es gibt ein helles Nachtlicht und die Tür ist auf. Es gibt auch geplante Übernachtungen am WoE bei uns, die sie sehr genießt. Wie gehen wir mit der Angst um?
Dank
Mitglied inaktiv - 11.01.2010, 10:48
Antwort auf:
Vorschulkind mit Angstzuständen, Verlustängsten
Stichwort: Albträume
Hallo, die Angst ist ein Gefühl, das immer wiederkehrt, auch wenn man meint, es ausgetreiben zu haben (wie auch immer). Angst wird wie die anderen Grundgefühle auch (Wut/Zorn, Glück,Stolz, Scham) im Selbst des Kindes "eingearbeitet" und bleibt zeitlebens Teil der Selbstwahrnehmung. So kann man sicher sein, dass eine nicht richtig behandelte Trennungsangst im Kleinkindalter trotz scheinbarer Überwindung im Ki-ga eines Tages wiederkommt. Ängste im Traum (Albträume) sind noch die naheliegendste Form, die wir Erwachsenen ja auch noch kennen.
Die Themen Zerstörung, Überschwemmung, Beschädigung des Körpers, Verlorengehen oder Verlassenwerden stehen im Vordergrund. Sie alle sind Inhalte der Angst. Mit Selbstüberwindung sind sie nicht zu beseitigen. Nur Urvertrauen hilft (außer vielleicht gezielte Therapie). Als Kinder - je kleiner sie sind- lässt sich Urvertrauen noch wiederherstellen oder ergänzen. Die Nähe bei den Eltern ist die Grundvoraussetzung dafür. Denn die Eltern sind in der Vorstellungswelt des Kindes immens stark und können alle Gefahren abwenden. Lassen Sie Ihr Tochter ruhig ein Zeitlang bei sich im Schlafzimmer schlafen. Vielleicht solange, bis die Träume nachlassen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 13.01.2010