Sehr geehrter Dr. Posth,
Meine Tochter wird Ende Juli 1 Jahr alt. Wie wahrscheinlich alle Kleinen in diesem Alter, spielt sie besonders gern an Dingen herum, die NICHT aus ihrem Spielzeugsortiment stammen.
Stecker ziehen, Schuhe anlutschen, CD-Fach ausräumen etc. :)
Ich habe im Suchlauf gelesen, dass Sie einer anderen Mutter schrieben, dass Kinder erst mit ca. 2 Jahren überhaupt das Wort "Nein" verstehen.
Wie kann ich meiner 1-jährigen Tochter dann "beibringen", dass sie eben NICHT den Stecker ziehen soll, etc.?!
Was ich bis jetzt immer gemacht habe: Auf ihre Augenhöhe runter gehen, mit ernstem aber ruhigen Gesicht "nein" sagen & ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken. Ist das falsch?
(Auch wenn sie die Bedeutung des Wortes "nein" jetzt vielleicht noch nicht versteht, versteht sie doch bestimmt bis zu einem gewissen Grad meine Körpersprache und kann das irgendwann mit dem, was sie "falsch" macht in Verbindung bringen?!)
Vielen Dank im Voraus für die Antwort!
Zeina
Mitglied inaktiv - 21.07.2008, 15:58
Antwort auf:
Verbote verstehen (erziehen)
Stichwort: erste Erziehungsschritte
Liebe Zeina, Sie haben Recht. Durch Ihre Reaktion und Ihren Tonfall verstehen das Kleinkind schon intuitiv, was Sie als Mutter von ihm wollen. In gewisser Weise hat das etwas mit Überraschung und Schreck zu tun, was schnell zu Konditionierungen führt. Aber ein inhaltliches Verstehen ist das noch nicht. Das wiederum hat etwas mit dem Symbolverständnis von Sprache zu tun (s.a. Nein-sagen im gezielten Suchlauf)
Konditionierung ist ein Vorläufer des Lernens und aus der Evolution heraus zu verstehen. Konditionierung läuft auch hauptsächlich noch über das implizite (also nicht faktische) Gedächtnis. Daher müssen Sie als Mutter relativ oft in gleicher Weise "ablehnend" reagieren, bis das Kind versteht, wie es zu reagieren hat. Konditionierung ist aus humanethischen Gründen nur dann erlaubt, wenn der zu erzielende Zweck dem Kind eindeutig nutzt und sein emotionales Empfinden unverletzt bleibt.
So ist es immer besser, man präpariert seinen Haushalt in der Weise, dass das Kind in seiner Unwissenheit und Neugier nichts anrichten kann und sich auch nicht selbst schädigen kann. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.07.2008