Lieber Dr. Nohr, in unserer Familie steht ein tierischer Verlust an (Hund d. Oma). Ich bin sehr unsicher, wie ich mit meiner großen T (gerade 3) darüber sprechen soll. Sie ist mit gr. Wahrscheinlichkeit weit überdurchschn. intelligent (beginnt bereits lesen und schreiben, malt detaillierte Bilder, spricht auf Niveau eines Vorschulkindes) und extrem sensibel. Bisher "weiß" sie, dass der Uropa im "Himmel" ist und bearbeitet dieses Thema auch häufig für sich. Ich habe auch versucht zu erklären, dass der Körper auf der Erde bleibt und nur die Seele dann im Himmel ist. Dies war notwendig, weil sie eine tote Motte fand und sich gewundert hat, warum sie nicht im Himmel sei. Nun soll der heiß geliebte Hund eingeschläfert werden. Wie stark, denken Sie, kann ich das Kind einbinden? Ich wollt eihr vorher sagen, dass das Tier beim Doktor bleiben darf, bis es stirbt und dann in den Hundehimmel geht. Eine Beerdigung wollte ich nicht machen und sie das tote Tier auch nicht sehen lassen. Ist dies kindgerecht? Ich möchte Trauer mit ihr erleben dürfen, Fragen aufkommen lassen... ich würde auch ein Grab für das Tier machen, aber ohne Kind. Sie soll den Tod als natürlich kennen lernen dürfen, ich will sie aber nicht überfordern. Was raten Sie mir?
Herzlichst und mit Dank,
S.
von
Siegfriedstochter
am 02.08.2018, 10:22
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Reden über den Tod
Hallo Tochter Siegfrieds,
ich finde, dass Sie das sehr gut beschreiben wie Sie vorgehen wollen und Sie kennen Ihre Tochter am besten. Ich kann Ihnen nur raten es so zu tun. Den Tod als natürlich und Teil des Lebens begreifen und Fragen zulassen. Die Kinder leiten uns mit ihren Fragen zu dem, was sie wirklich beschäftigt und darauf gilt es einzugehen. Also wenig Vorgabe, keine langen Reden und mit den Fragen ernsthaft umgehen. Dann wird Ihre Tochter Ihnen zeigen was sie braucht.
Es sind dies Situationen, die für die Beziehung und die Haltung zueinander sehr bedeutsam sind, weil sie etwas betreffen, was Kind und Erwachsene nicht sicher wissen. Und das darf auch so sein, ohne dass wir Erwachsenen dabei etwas verlieren.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 03.08.2018
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Reden über den Tod
Verzeihen Sie den Nachtrag...
die Herausforderung für mich ist vor allem, dass die Kleine kognitiv sehr viel weiter ist als ein Kind von 3, aber emotional eben nicht. Ich weiß nicht, wie ich hier den Spagat hinbekommen soll diese schwierige Situation so zu gestalten, dass ihr Wissensdurst erfüllt wird, ihr aber noch genug "heile Welt" und "Zauber" zu lassen, damit die Situation erträglich wird für sie. Sie fragt nämlich zum Beispiel auch häufig, wann ich denn sterben werde. Oder die Oma .... und und und.... all das, obwohl der Tod bei uns noch nie zu Gast war, seitdem sie auf der Welt ist. Den toten Uropa kennt sie eben von Fotos - daher kam das Thema ursprünglihc auf (vor Monaten).
von
Siegfriedstochter
am 02.08.2018, 10:29
Antwort auf:
Reden über den Tod
Vielleicht darf ich dir mal antworten. Meine 3.Tocher war 3,5 Jahre als ihr Opa nach 7 Wochen Intensivstation starb. Das letzte Mal sah sie ihn fit, 1 Tag später stürzte er und das Drama inkl. Multiorganversagen nahm seinen Lauf. Ich war entsprechend drauf, mir kann man eh immer im Gesicht ablesen was Sache ist. Ich habe die ganze Zeit sehr offen mit ihr darüber gesprochen. Was mit Opa ist, daß es ihm sehr schlecht geht usw. Es war die Wahrheit und das war mir wichtig. Der Kiga war informiert um sie ggf. zu unterstützen mit dem Thema umzugehen. (Meine Großen Mädels waren da 7+9,die hatten schon 2 Todesfälle mitgemacht, die gingen damit gut um). Unsere Kleine hat ganz offen Dinge gefragt. Z. B. Was passiert wenn Opa es nicht schafft? Wo kommt er hin? Gibt es im Himmel Essen? Und egal welche Frage es war, ich habe sie ehrlich beantwortet. Kindgerecht, auch mal gesagt das ich es nicht weiß. Das einzige worauf ich sehr geachtet habe, war das ich den Begriff "eingeschlafen" nicht verwendet habe. Mir sagte eine unserer Erzieherinnen die als Notfallseelsorgerin auch arbeitet, das manche Kinder dann Angst hätten ins Bett zu gehen. Sie könnten ja nicht wieder aufwachen. Als dann die Beerdigung kam, erst im Sarg, später wurde die Urne beerdigt.
Sagte meine Tochter in der Kirche, na da kommt Opa B. nicht mehr raus, muss er auch nicht, er kann bequem drin liegen. Für sie war das alles völlig OK, keine Ängste, keine offenen Fragen. Auch die Urne war ok. "Er konnte das Feuer ja nicht mehr spüren". Für sie ist Opa ein Stern den sie sich ab und an am Himmel anschaut, besonders wenn wir Campen sind. Den Opa hatte früher einen Wohnwagen. Was ich sagen will, du kennst dein Kind. Ich hatte bei meinen das Gefühl das Offenheit mit Rückzugsmöglichkeit (ich hatte in der Kirche immer jemand vertrautes der mit ihr/ihnen rausgegangen wäre), der richtige Weg war. Jedesmal wenn eins unsere Meerschweinchen stirbt, beerdigen wir gemeinsam. Dem Tier wird eine Kiste ausgepolstert, jeder kann wenn er mag noch eine Kerze dazu stellen und wir decken das Grab mit Erde zu. Damit klar ist wo Peppa Witz usw auch wirklich sind. Es ist der normale Kreislauf des Lebens. Auch in der Natur entsteht neues Leben (Pflanzen) und vergeht. Es ist normal und meiner Meinung nach kann man das auch schon so kleinen Kindern vermitteln. Dir alles Gute!
von
Itzy
am 02.08.2018, 21:20