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Trauer ums Stillen

Trauer ums Stillen

jbfl22

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Hallo zusammen, ich weiß nicht so richtig, in welches Forum mein Beitrag am besten passt, aber da ich mich zurzeit ziemlich überlastet und ausgebrannt fühle, ist hier vielleicht gar kein schlechter Ort dafür. Wir haben dieses Jahr unser zweites Kind bekommen, nachdem unser erstes Kind vor vier Jahren per Notkaiserschnitt als Frühchen auf die Welt kam. Es musste im Anschluss auf die Intensivstation und danach noch für ein paar Tage auf die Neo. Von Beginn an wurde die Flasche gegeben und ich sollte abpumpen. Das habe ich auch alles gemacht, aber durch den engen 3-Std. Zeitplan auf der Neo (eine halbe Stunde lang abpumpen, dann Kind versorgen mit Abschließen von allen Geräten, Windelwechsel, Temperatur messen, 1 Std lang Flasche geben, weil mein Kind wegen der Gelbsucht immer wieder eingeschlafen ist (alles stehend am Wärmebett mit frischem Kaiserschnitt) und wieder Anschließen) war ich fast durchgehend mit der Versorgung des Babys beschäftigt. Ich bin dann direkt in eine Wochenbettdepression und anschließend in eine postpartale Depression gerutscht. Durch Corona hatte ich keine Hebamme gefunden und konnte auch zu sonst keinen Kursen, selbst die Rückbildung war online. Das Stillrn habe ich natürlich auch nicht hinbekommen, ich hatte Eisenmangel, eine Schilddrüsenunterfunktion und mein Baby wollte die gesamte Zeit auf dem Arm sein, weshalb jedes Abpumpen nur unter viel Stress ging, weil das Baby andauernd geweint hat. 3,5 Monate habe ich gepumpt und das Anlegen versucht, bis ich aufgegeben habe. Dann wurde ich letztes Jahr schwanger mit unserem zweiten Baby und ich dachte, dieses Mal bereite ich mich richtig gut vor und schaffe das mit dem Stillen. Die Voraussetzungen waren auch besser, es kam zwar ein paar Tage vor vereinbartem Kaiserschnitttermin, alles ging sehr schnell weil der Muttermund 1,5 Std. nach geplatzter Fruchtblase bereits vollständig eröffnet war, das Baby kam dann aufgrund verschiedener Risiken gerade noch so per Kaiserschnitt auf die Welt. Als ich aus dem OP raus war, bekam ich es gleich auf die Brust und konnte es anlegen. Es hat auch ganz gut genuckelt und alle waren zuversichtlich. Aber dann habe ich es irgendwie vermasselt. Als wir zusammen im Zimmer waren, hat es nicht wirklich gut angedockt, ich hatte schmerzende und wunde Brustwarzen und bekam Stillhütchen und Salbe. Ich hatte mich aber vollständig darauf verlassen, dass ich mein Baby nach Bedarf anlege und nicht auf die Zeit geachtet. Ich kann nicht mehr sagen, wie oft es wirklich an der Brust war, vermute aber, dass es nicht häufig genug war. Mein Baby wurde immer hungriger, aber auch schläfriger. Bei Entlassung war es knapp an der 10% Grenze mit der Gewichtsabnahme. Zu Hause haben wir so weitergemacht, angelegt wenn es sich gemeldet hat und ich habe versucht es zum Trinken wach zu halten. Die Schmerzen wurden aber immer stärker und mir kamen schon die Tränen sobald ich merkte, dass es wach wurde und wieder trinken möchte. Der Milcheinschuss kam dann erst nach 7 Tagen. Mein Baby war an der Grenze einer behandlungsbedürftigrn Gelbsucht, wir haben es aber so noch hinbekommen. Ich hatte wieder keine Hebamme, weil wir gerade frisch umgezogen waren, konnte aber 9 Tage nach Geburt wenigstens zu einer Kontakt aufnehmen, die mir per Telefon weitergeholfen hat und zweimal vor Ort war. Sie schaute sich das Stillen an, zeigte mir ein paar Positionen, hat aber jetzt nichts gravierendes gesehen, weshalb ich solche Schmerzen habe. Nachdem mein Baby dann einmal mehrere Stunden lang geclustert hat bekam ich einen Vasospasmus. Die Stillpositionen, die sie mir zeigte, waren für den Moment gut, aber ich habe es nicht hinbekommen, mich und mein Baby ohne Unterstützung genau so zu positionieren. Ich dachte wirklich, ich wäre gut vorbereitet gewesen, weil ich mich damals bei meinem ersten Baby so umfangreich informiert hatte und meinte zu wissen, worauf es ankommt und welche Fehler ich gemacht hatte. Und nun habe ich es irgendwie schon wieder vermasselt. Aufgrund der Schmerzen bin ich irgendwann auf vollständiges Abpumpen umgestiegen, um alles erstmal heilen zu lassen und wollte dann wieder das Anlegen üben. Aber irgendwie habe ich es nicht mehr geschafft, das konsequent durchzuziehen. Und jetzt trauere ich dieser letzten Möglichkeit einer Stillbeziehung hinterher. Wir werden kein weiteres Kind bekommen. Ich konnte keinen Moment des Stillens wirklich genießen aufgrund der Schmerzen. Als mein Baby irgendwann besser andocken konnte, war die Milch schon so zurückgegangen, dass es nicht lange trinken konnte und schnell unruhig wurde und weinte. Mein zweites Baby ist jetzt ein halbes Jahr alt und vor einer Woche habe ich das Abpumpen aufgegeben. Ich könnte bestimmt nochmal anfangen, aber würde ich auch mein Baby nochmal angelegt bekommen, nach so viel Zeit an der Flasche? Ich weiß es nicht. Aber im Moment bin ich einfach nur noch traurig. Alles worauf ich mich sonst gefreut habe ist irgendwie getrübt und ich habe Angst, dass das nicht bald wieder besser wird. Ich möchte diese letzte Babyzeit genießen, auch mein vierjähriges Kind genießen, das auch so schnell groß wird. Aber im Moment kann ich innerlich nur trauern. Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen mit einem missglückten Stillversuch und kann mir sagen, wie man mit dieser Trauer und diesen Selbstvorwürfen umgehen kann? Ich fühle mich nur noch überfordert mit allem und dass ich versagt habe. Bei etwas, das mir so wichtig war. Bei meinem ersten Baby waren mir vor allem die Vorteile der Muttermilch wichtig. Dieses Mal kämpfe ich irgendwie mehr damit, dass ich nie eine gut funktionierende Stillbeziehung erleben werde. Das war mir früher gar nicht so wichtig, umso mehr irritiert es mich, dass es mich nun so trifft. Ich danke jedem, der bis hierhin gelesen hat. Ich weiß selbst nicht so richtig, worauf ich überhaupt hinaus möchte, musste mir das aber mal von der Seele schreiben.


JoMiNa

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Antwort auf Beitrag von jbfl22

Ich habe mir deinen Beitrag durchgelesen: Ich sehe darin keine Mama, die nichts auf die Reihe bekommt und alles "vermasselt". Im Gegenteil, du kämpfst, du kümmerst dich um deine Kinder, du machst dir Gedanken, du willst das Beste für sie. Das macht eine gute Mama aus 😀 Du hattest einen schwierigen Start beim ersten Kind und die Angst, beim zweiten Kind wieder zu "versagen". Das ist ja auch eine Vorbelastung, wenn auch psychisch und nicht körperlich, wie beim ersten Kind. Dabei war es doch ein Erfolg - du hast deinem Kind 6 Monate lang die Vorteile der Muttermilch geboten. Und das, obwohl es alles andere als einfach für dich war - du darfst stolz auf dich sein! Zum Thema Stillbeziehung - ich habe zwei Kinder jeweils über ein Jahr gestillt und finde den Begriff ehrlichgesagt überbewertet. Zwischen Mutter und Kind gibt es immer eine besonderes Band, unabhängig davon, wie das Kind satt wird 😉 Klar ist es ein schönes Gefühl, ein Kind satt und zufrieden an der Brust zu sehen. Aber  es ändert nichts an deiner Beziehung zum Kind oder an der Beziehung des Kindes zu dir. Es wird immer besondere Momente und Rituale zwischen euch geben! Ich hoffe, du findest bald deinen Weg, mit dem Thema Frieden zu schließen.