Tres3
Hallo zusammen! Ich habe vor drei Monaten eine neue Arbeitstelle angetreten. Davor war ich 8 Jahre lang Hausfrau und Mutter. Mit Minijob zwar, aber hauptsächlich war ich für die Kinder da. Meine Kinder sind 14, 8 und 6 Jahre alt. Mein 14 jähriger hat adhs und eine milde Form von asperger Autismus. Der 8 jährige hat Typ 1 Diabetes und Asthma. So, jetzt hatte ich riesen großes Glück diese Arbeit zu bekommen. Es ist in einem großen Betrieb, 3x die Woche von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Um ehrlich zu sein habe ich noch nie "richtig" gearbeitet. Nach der Schule habe ich meinen ersten Sohn bekommen. Ich habe meine Ausbildung begonnen als er knapp 3 war und habe in einem Programm vom Arbeitsamt in teilzeit Bürokauffrau gelernt. Das ganze fand in einem "übungsbetrieb" statt. Im Rahmen eines Praktikums kam ich in einem kleinen Betrieb unter, der mich nach der Ausbildung übernommen hatte. Dort arbeitete ich wenige Monate bis ich wieder schwanger war und wegen Komplikationen ins Beschäftigungsverbot musste. So, dann hatte ich vor 4 Jahren Glück als ich die Minijob Stelle für eine Mini Firma bekam in der ich komplett selbstständig das Büro schmeißen konnte, ohne das der Chef je etwas anderes als Lob für mich hatte. Ich konnte kommen und gehen wie und wann ich wollte und alles so machen wie ich es für richtig hielt. Keine Kollegen, kein Stress aber auch wenig Geld. Und jetzt diese Stelle. Eigentlich genau wovon ich immer geträumt habe. Eigenes Geld. Ein "richtiger" Beruf. Eine Stelle mit wohlklingendem Namen der bei Menschen die mich nach meinem Beruf fragen einen anerkennenden Ausdruck ins Gesicht zaubert. Zumindest bilde ich mir das ein. Was am schlimmsten ist weiß ich gar nicht. Die Arbeit an sich ist abwechslungsreich und spannend. Ich kann das was ich tun muss auch gut, das weiß ich. Das ist alles nicht das Problem. Ich bin nur ein wahnsinnig unsicherer und schüchterner Mensch. Ich bin viel viel zu still. Besonders wenn mehrere Personen um mich sind. Ich weiß nie was ich sagen soll. Ich bin nicht schlagfertig oder lustig. Ich hasse Smalltalk und beherrsche ihn auch nicht. Ich habe zwei direkte Chefs mit mir im Büro. Beide schon lange im Betrieb und gut miteinander befreundet. Er ist wirklich nett, aber sie ist eine echte Power Frau. Immer einen witzigen Spruch parat. Ich finde sie einschüchternd und werde in ihrer Gegenwart noch stiller. Dann gibt es täglich Sitzungen mit vielen verschiedenen Mitarbeitern. Manche sind nett. Einer bringt ständig unangenehme Sprüche. Teilweise ziemlich anzüglich. Ich weiß nicht wie ich darauf reagieren soll und mir fällt nichts ein was ich ihm antworten soll. Er wird immer offensiver. Ich vermute um mich aus der Reserve zu locken. Er bewirkt aber das Gegenteil. Ich fühle mich mit jedem Tag unwohler. Dann meine Kinder. Ich habe das Gefühl dass ich den Überblick verliere. Über ihre Schule, über die Krankheiten... Besonders der Diabetes scheint mir zu entgleiten. Die Kleinen sind gestresst, haben nachmittags keine Zeit mehr für Freunde oder Veranstaltungen und jammern beide weil sie nie in Ruhe zu Ende spielen dürfen, immer müssen wir los oder ins Bett. Meine freien Nachmittage sind voll von Therapien und Terminen. Der große ist ganze Nachmittage alleine zuhause vor sämtlichen Bildschirmen. Seine Noten werden immer schlechter. Hinzu kommt mein schlechtes Gewissen. Die Angst nicht mehr genug da zu sein. Mein eigenes gestresstes befinden. Mein Unglück. Mein Mann...er hat mich immer ermutigt. Aber eine große Hilfe im Alltag war er mir noch nie. Der Haushalt hängt nach wie vor komplett an mir. Ich befürchte, dass unsere Ehe sowieso nicht mehr ewig dauern wird. Wir sind seit längerem wie Bruder und Schwester, ich weiß nicht wie lange so etwas gut geht. Was soll ich nur tun? Ich bin immer öfter traurig. Ich fühle mich schlecht weil es so anstrengend für mich ist. Ich sollte froh und dankbar sein, das ist wirklich eine wahnsinns Stelle für jemanden wie mich, eine große Chance auf Karriere. Genau was ich immer wollte. Mehr als ich mir erhofft hatte. Ich hatte es mir nur anders vorgestellt. Andere Frauen wuppen noch viel mehr als ich und das scheinbar glücklich und mühelos. Etwas stimmt vielleicht nicht mit mir? Ich habe auch kaum noch Lust auf meine Freundinnen oder zu Unternehmungen und kapsle mich immer weiter ab. Ich will etwas ändern, aber weiß nicht was. Ich schaue nach Wohnungen, Häusern und neuen Möbeln und denke übers Auswandern nach. Ich schaue mir Youtube Videos über Adoptionen oder die Erziehung von Hunden an und weiß doch, dass das alles niemals in Frage kommt. Ich will irgendeine Veränderung von der ich mir erhoffe dass es danach besser wird. Trotzdem komme ich nicht von der Stelle... Es ist auch unmöglich darüber mit jemandem aus meinem Umfeld zu sprechen. Alle freuen sich für mich und denken alles ist großartig weil ich so ein Glück habe und diese Arbeit bekommen habe... Darum schreibe ich hier. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder eine Idee wie ich das alles besser hinbekommen könnte?
Du bist 3 Monate dabei und hast vorher wenig Berufserfahrung gehabt. Das ist eine kurze Zeit. Das ist noch alles sehr neu für Dich und daher anstrengend. Gib Dir viel Zeit
auch im Sozialen dazuzulernen und Dich einzufinden. Sei weiterhin freundlich zu den Kollegen und Du wirst nach und nach mehr Kontakt finden. Auch introvertierte Leute sind sympathisch und haben ihre Vorzüge.
Das mit dem anzüglichen Kollegen ist allerdings nicht so witzig. Vielleicht solltest Du da mal vorsichtig die Powerchefin drauf ansprechen.
Mache mit Deinem Mann aus, dass er Dich unterstützt bei einigen Sachen und plane dafür schöne Entspannungssachen für Dich ein.
Dass mit den Kinderarztterminen ist leider so, wie es vielen geht.
Also durchhalten, es wird besser werden, es wird vertrauter werden.
Hallo, du hast Recht, dein Job klingt nach Glücksgriff. Allerdings, wenn es die damit nicht gut geht, ist er vielleicht trotzdem nicht richtig für dich. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Sprich mit deinem Mann. Wie soll sich etwas an deiner Situation ändern, wenn du nichts sagst und still für dich leidest? Alleine die Tatsache, mal alle Sorgen auszusprechen kann befreiend sein. Es kann gut sein, dass dein Mann dann erst deine "Not " erkennt und ihr gemeinsam etwas ändert. Sei es im Alltag mit der Aufgabenverteilung oder einfach emotionale Unterstützung. Realistisch sind 3 Monate viel zu kurz, um richtig anzukommen . Gib dir Zeit und sei geduldig mit dir. Ich habe nach langer Zeit zu Hause vor einem Jahr wieder angefangen. Es kommt mir sehr bekannt vor, dass die Zeit für alle und alles fehlt. Andererseits bereichern die neuen Kontakte und Aufgaben. Auch nach dem Jahr komme ich mir "neu" vor bei dem eingeschworene Team. Es dauert einfach, bis jeder seinen Platz hat. Deine Ideen mit Auswandern usw.....vielleicht solltest du dir solche unrealistischen Träumereien abgewöhnen und bewusst im hier und jetzt bleiben. Träume grundsätzlich sind erlaubt, aber bei dir klingt es eher als Flucht aus dem Alltag. Alles gute, Jannas
Hallo Tres, was auch schon meine Vorrednerinnen schrieben: 3 Monate sind zu kurz um die Lage abschließend zu beurteilen. Es kann 1 Jahr oder länger dauern bis du richtig im Job & im Arbeitsleben wieder ankommst. Du warst vorher noch nie außer Haus richtig im Arbeitsleben. Daran musst du dich erstmal gewöhnen. Gib dir Zeit! Sei mal gnädiger mit dir! Deine Chefs haben dich eingestellt, obwohl oder trotzdem du eher ruhig und zurückhaltend bist. Auch die sog. Powerfrau wollte dich im Team haben. Also hat ihnen deine Art, dein Charakter gefallen. Das spricht doch für dich. Sieh das mal positiv! Was gar nicht geht ist, dass ein Kollege dich mies "anmacht". Hat der Kollege schon mal was von metoo gehört? Ich würde unbedingt mit deiner Chefin das Gespräch von Frau zu Frau suchen, sie sollte dich als Geschlechtsgenossin doch verstehen und ihr schildern, wie unwohl und unsicher du dich fühlst mit den doofen Sprüchen. Das ist ein Verhalten deines Kollegen, das niemand dulden und sich gefallen lassen muss. Da sind auch mal die Chefs gefordert, dem Kollegen die "Lage zu erklären". Für so ein Verhalten kann eine Abmahnung fällig werden. Du bist nicht ausgeliefert und schwach. Tu was! Dann solltest du mal mit deinem Mann reden, er muss auch was im Haushalt helfen. Vom Reden alleine hast du nichts. Macht mal einen verbindlichen Plan, was er tun kann. Können die Kinder schon kleinere Sachen erledigen, wie z. B. mal Staubsaugen, Spüma ausräumen, Müll raus? Dann sind sie mehr eingebunden und fühlen sich verantwortlich. Ich bin mal hart und sage, wenn die Kleinen jammern, dann jammern sie im Moment eben. Sie sind ja das tolle, bequeme Leben mit einer immer verfügbaren Mama gewöhnt. Sie müsssen sich erstmal daran gewöhnen, dass du nicht mehr immer zu Hause bist. Aber was wäre, wenn du alleinerziehend wärst und Vollzeit arbeiten müsstest? Dann ginge es gar nicht anders. 3 Monate sind auch für die Kleinen noch nichts ... ihr braucht alle Zeit, um euch an die veränderte Lage zu gewöhnen! Und andere schaffen das auch nicht locker, spielend. Es läuft keine Frau (oder nur die wenigsten ;-) ) herum und gesteht, dass sie total gestresst ist, sie der Job anödet, die Kinder nicht mitmachen, Mann nicht unterstützt ... alles sieht immer supereasy aus. Aber alle haben die gleichen Probleme. Zum Großen: Könnt ihr am PC irgendso eine Sperre einbauen,dass er nur von dann bis dann online sein kann? Außerdem alleine von 3 Tagen in der Woche, die du im Job außer Haus arbeitest, kann er doch nicht soooo notenmäßig abrutschen. 2 Tage bist du immer noch voll zu Hause und das Wochenende. Was macht er denn da? Er ist alt genug, um alleine klar zu kommen. Er sollte dir - auch mit seinen Einschränkungen - eher eine Hilfe sein und nicht noch eine Sorge mehr! Das fiel mir jetzt so spontan ein. Sei mal vor allem netter, geduldiger und lieber zu dir selbst! LG Streuselchen
Dein Arbeitspensum ist viel zu hoch, Du brauchst Hilfe. Ich habe (auch 'nur' Teilzeitjob) eine Reinigungskraft und zusätzlich ein paar Stunden die Woche unsere ehemalige Kinderfrau. Wenn Dein Mann es nicht schafft, einen Teil der Kinderpflege zu übernehmen (Arztbesuche, dem Großen in Trab bringen etc.), musst Du schauen, dass Du extern Hilfe bekommst. Was Du mit 'Überblick verlieren' beschreibst, läuft neudeutsch unter 'mental load'. Man kann nicht managen und dann auch noch alle operativen Aufgaben (auf Gutdeutsch das Klo putzen) mit übernehmen. Geht zeitlich nicht. Zu Deiner Arbeit. Du solltest sehr vorsichtig gegenüber Deinem übergriffigen Kollegen agieren, damit Du Dir nicht einen Feind machst. Du bist neu in der Gruppe, da kennt man die Dynamiken nicht so gut. Für sowas wäre eigentlich ein Jour Fix gut. Habt ihr sowas? Mach einen Termin mit Deinem direkten Vorgesetzten. Bitte um Feedback, wie sie Dich sehen. Das wäre ein Rahmen, wo.man vorsichtig ansprechen könnte, dass man sich als schüchterner Mensch noch etwas schwer tut in großer Runde. Das ist keine Schande. Gute Chefs erkennen das in meetings und fragen dann ganz gezielt die Schüchternen nach ihren Gedanken. Meine Erfahrung ist, dass das oft sehr sehr kluge Menschen sind, die viel reflektieren. Und es ist auch ein Rahmen, wo ich ansprechen würde, dass ich die Bemerkungen des Köllegen als anzüglich empfinde. Sowas ist wirklich eine ganz heiße Kartoffel. Prinzipiell kann man schon sowas wie 'Findest Du das witzig? Ich nicht' sagen oder entsprechende Dolchblicke aussenden, das hilft ja auch manchmal schon. Aber wenn man sowas von einem Kollegen als geschmacklos abkanzelt, ist das für denjenigen eine Demütigung. Sowas kann einem auf die Füße fallen. Besser wäre, wenn Deine Chefs das regeln. Ich war eine wahnsinnig schüchterne Maus, ich hab mich nicht mal allein aufs Amt getraut. Dann bin ich studieren gegangen, in die Wissenschaft gewechselt und war dann nochmal mehrere Jahre im Ausland. Im Kern bin ich und werde ich immer schüchtern sein. Ich habe nur gelernt, es zu überspielen. Ich habe gelernt, Smalltalk zu betreiben und auch, laut in meetings zu reden und meine Meinung zu vertreten. Das wirst Du auch, Du liest Dich sehr klug und reflektiert. Alles am Ende des Tages Übungssache. Gib Dir Zeit, Du bist grad mal 3 Monate da.
Hallo, drei Monate sind ein überschaubarer Zeitraum, da kann man noch nicht viel sagen, vor allem aufgrund der Tatsache, dass du noch nie in einem richtigen Betrieb gearbeitet hast und das alles neu ist. Da würde ich noch einige Monate ins Land gehen lassen und geduldiger mit dir sein. Hinsichtlich dieses übergriffigen Kollegen würde ich meine Chefin behutsam ansprechen und parallel den Kollegen freundlich, aber deutlich in seine Schranken weisen. Das solltest du dir nicht gefallen lassen. Gab es schon mal ein Beurteilungsgespräch mit deinen Chefs? Bzw. ein Feedback? Dann wüsstest du ja, ob deine Schüchternheit ein Problem ist oder nicht. Mit deinem Mann solltest du dringend reden, wie ihr Zuhause die Aufgaben besser verteilen könnt. Das sollte keine one-woman-show sein bei euch. Ich habe auch drei Kinder und arbeite Vollzeit. Mein Mann arbeitet Teilzeit und macht im Haushalt mehr als ich, aber wir haben eine ganz klare Aufgabenverteilung, die für uns passt. Für die Kinder sind wir gleichermaßen zuständig, je nach dem, wie es zeitmäßig aussieht. Meine ältere Tochter ist auch ein Asperger-Kind. Ich weiß, wie anstrengend das sein kann und wie viel Energie das kostet. Gib dir im Job noch Zeit, sprich mit deinem Mann und binde auch die Kinder in den Haushalt ein. Alle können anpacken.
Gerade wenn Du Dich irgendwann von Deinem Mann trennen willst, solltest Du versuchen, bei der Arbeit durchzuhalten. Ich finde drei Tage bis 17:00 nicht dramatisch viel, aber da ist natürlich jeder anders, und Dir fehlt evtl. auch die Erfahrung, wie es ist, wenn man alles mit einem gewissen Zeitdruck machen muss und einiges vielleicht auch einfach liegenbleiben darf. Du klingst sehr reflektiert, aber ich habe das Gefühl, Du hast ein schlechtes Gewissen, dass Du arbeiten gehst und weniger Zeit hat, und niemand soll darunter leiden, deshalb nimmst Du alle Deine Aufgaben so wie vorher wahr. Aber dass Du bei drei Tagen Arbeit nicht alles andere einfach so weitermachen kannst wie bisher, liegt ja auf der Hand, und da müssen Kinder und Mann auch ein bisschen mit ran. Dass das nicht nur auf Begeisterung stößt, ist klar, aber da müssen sie durch. Mühelos klappt das alles nirgendwo. Alles Gute!
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