Bubi83
Ich hatte mir am Anfang der Sommerferien zwei Wochen Urlaub genommen. Mein Mann, der gerade einen Burnout, einen Tinnitus und schlimme Rückenschmerzen wegen zwei verschobener Wirbel hat, hat trotz allem gearbeitet, weil er in seiner Tinnitus-Selbsthilfegruppe eine Frau kennengelernt hat, die Aufträge für ihn hatte. Ja, ich weiß, das klingt total absurd! Aber finanziell ist das natürlich sehr gut für uns. Und es hat meinem Mann auch wieder mehr Selbstbewusstsein und Zuversicht gegeben, dass er wieder Aufträge bekommen hat. Denn davor sah es beruflich bei ihm sehr schlecht aus und er hat sich große Sorgen gemacht. Er war total niedergeschlagen und meiner Meinung nach depressiv. Es geht im seit einer Weile einfach nicht gut. Mir geht es aber auch nicht gut. Wir haben viele Jahre viel zu viel gearbeitet, dazu noch unsere beiden Kinder. Wird sind einfach beide am Anschlag. Wir kommen aus dem Hamsterrad irgendwie nie raus. Wir sind beide sehr schlecht darin, mal abzuschalten. Zurück zu meinem Urlaub: Anstatt dass ich einfach mal Ruhe gegeben habe, hab ich einen totalen Sozialstress im Urlaub veranstaltet. Ich habe zig Leute gesehen, mir aber dauernd Gedanken gemacht, ob sich alle wohlfühlen, ob sich alle verstehen, ob es jedem gut geht. Ich hab versucht, es allen recht zu machen. Das war total anstrengend und total blöd von mir. Meine Schuld. Auf jeden Fall bin ich an einem Tag mit einer Freundin, ihrem Freund und meinem Mann an einen See gefahren, wo auch meine Schwester war. Dort bin ich in den See gehüpft - und konnte mich plötzlich nicht mehr bewegen! Ich konnte mein Muskeln nicht mehr bewegen. Ich habe dann panisch meinen Mann zu Hilfe gerufen, der hat mich aus dem See gezogen. Ich hatte das schon mal. Auch beim Schwimmen. Nun habe ich das einer Freundin erzählt, die das einer befreundeten Ärztin erzählt hat. Die Ärztin hat gemeint, das sei wohl ein Nervenzusammenbruch gewesen. Kennt das jemand von euch? Dass man sich plötzlich nicht mehr bewegen kann? Ich habe seitdem auch ein taubes Gefühl in meinen Fingern.
Wenn man ins kalte Wasser springt, können sich vielleicht alle Muskeln sehr plötzlich verhärten und versteifen, keine Ahnung. Ein „Nervenzusammenbruch“ ist ja sowieso keine echte Diagnose, sondern beschreibt diverse körperliche Überlastungsreaktionen. Eine Freundin von mir war nach ihrer Scheidung vorübergehend auf einem Auge blind - ohne jede organische Ursache, sie war im MRT, beim Augenarzt, alles gut. Es ging von selbst weg, denn auch bei ihr war das nervlich bedingt. Trotzdem: Du solltest Dich vielleicht einfach lieber langsam abkühlen, über mehrere Minuten, bevor Du in kaltes Wasser gehst.
Generell denke ich - ohne Details zu Deinem Mann zu kennen - dass sich Selbstständigkeit für die allermeisten Menschen nicht eignet. Man braucht dafür Nerven aus Stahl, hat keinen Feierabend, keinen Urlaub, braucht einen sehr guten Geschäftssinn, ein professionelles Marketing und teure Werbung, muss also auch viel Geld investieren können, damit das gut klappt. Für die meisten Menschen ist eine Festanstellung mit berechenbarem Einkommen, mit Feierabend, Urlaubsanspruch usw. psychisch viel, viel besser geeignet.
So wie Du Deinen Mann beschreibst, sollte auch er sich unbedingt einen festen Job suchen. Er ist nicht belastbar genug für eine Selbständigkeit, das wird nix. Das würde dann Euch beide entlasten, auch Dich, weil die finanziellen Ängste wegfallen. Wer von einer einzigen Auftraggeberin abhängt, erzielt nicht wirklich ein ausreichend hohes Einkommen. Die meisten Leute unterschätzen die Untiefen einer Selbstständigkeit bei weitem. Sie fragen sich vorher auch nicht, ob sie dafür der Typ sind. Sie glauben, da könne man sich die Zeit so toll einteilen oder sei sein eigener Chef. Alles Quatsch.
Ich bin auch selbstständig. Ich arbeite im Urlaub und an den Wochenenden. Chef bin nicht ich, sondern der Kunde, sein Zeitdruck, seine Wünsche. Ich habe ein ausreichend großes Werbebudget und einen guten Steuerberater (sehr wichtig, der spart mir mit seinen Hinweisen tausende Euro pro Jahr). Ich bin nervlich belastbar und kann finanziell Durststrecken überwinden, weil ich Rücklagen habe. Ohne all das würde es nicht klappen. Ich kenne ganz ehrlich nur wenige, die dafür geeignet sind.
Könnte Dein Mann vielleicht in seinen alten Beruf zurück, oder eine Umschulung oder ein paar nötige Fortbildungen machen, um wieder gut in den Arbeitsmarkt zu kommen? Ich glaube, das wäre psychisch jetzt sehr wichtig. Man muss erkennen, wenn es Zeit ist, eine schöne Idee, die von der Wirklichkeit eingeholt wurde, aufzugeben.
LG und viel Kraft für Dich!
Vielen Dank für Deine Antwort! Ja, da hast Du ins Schwarze getroffen. Für meinen Mann ist es wirklich inzwischen sehr schwierig geworden mit der Selbstständigkeit. Er sucht auch schon sein einer Weile nach einer Festanstellung. Ist aber nicht so einfach mit dem, was er macht. Außerdem ist er über 50 und momentan ist es sowie schwierig wegen der Corona-Krise. Aber wir sind dran und versuchen es weiter. Liebe Grüße!
Ja, ein Nervenzusammenbruch kann sich rein über körperliche Signale äußern. Es ist eine "Bewältigungsstrategie" - wenn auch eine die dir auf Dauer "nichts bringen" wird. Unabhängig davon äußert sich ständiger Stress natürlich auch in erhöhten Stresshormonspiegeln, Blutzuckerspitzen, Herzrasen, hohem Blutdruck und anderen chronischen körperlichen Problemen - die Stressachse ist daueraktiviert. Auch Muskelverhärtungen, Verklebungen zwischen Bindegewebsstrukturen und andere funktionelle Ungleichgewichte sind die Folge. Wenn du etwas suchst was es dir erleichtert das alles zu überwinden kann ich Massagen nur empfehlen. Diese können eine regelrechte Heilwirkung nach sich ziehen. Es gibt auch die Möglichkeit sich das verschreiben zu lassen. Wenn du bereit bist selbst zu zahlen kannst du aber auch zu privaten Anbietern gehen die besondere Zusatzangebote haben - in deinem Fall wäre die so genannte Breuss-Massage ideal. Eine andere Möglichkeit ist auch ein Kurzurlaub/verlängertes Wochenende in einem Wellness-Hotel. Da gibt es auch günstige Angebote wenn man zeitlich ein wenig flexibel ist. Probier es einfach mal aus.
Vielen Dank, das werde ich probieren!
Ein Nervenzusammenbruch ist überhaupt keine medizinische Diagnose und die Aussage (wenn sie denn korrekt zitiert wurde) spricht nicht für die Ärztin. Der Sprung in den See hört sich für mich eher nach einer Kälteschockreaktion an, bei der die Durchblutung auf die lebenswichtigen Organe konzentriert wird und nicht mehr genug Sauerstoff in die Muskeln transportiert wird. Als du das schon mal hattest, bist du da auch ins Wasser gesprungen? Ein taubes Gefühl in den Fingern klingt erschreckend. Ich will hier nicht mit Ferndiagnosen sinnlos Angst machen, aber das solltest du mal deinem eigenen Arzt schildern. Alles Gute.
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