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Hilfe für meine Schwester (Schwager verstorben)

Thema: Hilfe für meine Schwester (Schwager verstorben)

Hallo, Ich habe schon ein paarmal ins Forum geschrieben (meist wegen der KiWu Behandlung). Mir wurde immer gut geholfen. Aktuell habe ich ein sehr persönliches Anliegen und brauche vielleicht einen neutralen Blickwinkel. Meine Schwester (Anfang 40, 2 Kinder - Grundschule und Teenie) hat vor ein paar Wochen ihren Ehemann verloren. Er starb bei einem Autounfall. Das hat die ganze Familie natürlich hart getroffen. Meine Schwester vertraute mir an, dass sie sich vorher nach gestritten hätten. Er ist dann wütend losgezogen. Der Unfall wurde aber von jemand anderem verschuldet. Trotzdem liegt diese Last schwer auf ihr. Ich/Wir wissen, dass sie keine Schuld trifft. Sie versucht nun das Ganze so gut es geht für die Kinder zu meistern. Die sind natürlich auch fertig und vermissen ihren Vater. Sie spricht viel mit den Kindern, versucht offen mit dem Thema umzugehen. Ich fand, dass sie sich sehr gut schlägt. Die Beerdigung ist schon gewesen. Wir hielten auch extra noch eine kleine private Feier ab. Das war irgendwie schöner, auch für die Kinder. Nun kommt das eigentliche Problem: Ich stehe meiner Schwester so gut ich kann zur Seite. Wir haben jetzt am Wochenende angefangen seine Sachen zu sortieren. Ein paar Dinge möchte sie behalten, manches wird gespendet, anderes kommt weg etc. Wir haben uns dann auch seinen Geräten gewidmet (Laptop, Handy). Dabei haben wir leider die Entdeckung gemacht, dass mein Schwager wohl eine Affäre hatte. Natürlich haben wir dann genauer nachgeforscht. Das Ganze scheint schon ein gutes Jahr zu laufen und so wie es aussieht, weiss die Affäre nichts davon, dass mein Schwager tot ist. Es kommen immer wieder Nachrichten 'was los sei, warum er sich nicht meldet' etc. Aufgetaucht ist aber niemand. Vllt weiss sie nicht wo er gewohnt hat. Ich denke mal, dass er seine Ehe vllt verheimlicht hat. ...nun ist die "Stimmung" meiner Schwester natürlich umgeschlagen. Im ersten Moment scheint die Liebe verflogen zu sein. Ich konnte sie noch davon abhalten seine Sachen zu zerschlagen oder blind wegzuwerfen. Sie ist voller Wut und Hass...verständlich. Ich bin wirklich überfordert. Ich habe Angst, dass sie es iwann bereut, wenn sie jetzt alles zerstört oder wegwirft. Auch mit den Kindern spricht sie aktuell nicht mehr über den Vater (von der Affäre hat sie nichts gesagt). Ich weiss nicht was der richtige Weg ist. Ich denke es ist auch sehr schlimm, dass sie keine Antworten mehr erhalten kann. Sie kann ihn nichts zu der Affäre fragen. Ihr kommt wohl alles wie eine Lüge vor. Was ja auch irgendwie verständlich ist. Ich weiss einfach nicht weiter. Natürlich ist das mit der Affäre furchtbar. Sie sagt, dass sie das nie vermutet hätte. Ich finde trotzdem, dass man ihn irgendwie in Ehren halten muss. Er ist ja auch immerhin der Vater der Kinder. Aber das ist sicher leichter gesagt als getan und die Wut ist noch ganz frisch. Es ist auch sicher einfach gesagt von mir, weil mich die Situation ja nicht direkt betrifft. Was kann man tun? Würdet ihr versuchen die Affäre aufzusuchen? Für Antworten oder um sie aufzuklären? Mir schwirrt einfach der Kopf...

von JonathanCrane am 05.10.2020, 06:16



Antwort auf Beitrag von JonathanCrane

Hallo, nur kurz vorab: Man kann hier im Forum schlecht um zwei Ecken herum jemandem helfen. Will Deine Schwester das überhaupt, und ist sie damit einverstanden, dass Du hier postest? Oder bist Du vielleicht selbst die Frau, um die es geht? Wie auch immer: Ich würde der Affäre eine sehr kurze Nachricht dazu schreiben, dass der Mann verunfallt und tot ist. Unterschrieben mit „XY, ich bin seine Ehefrau“. Fertig. Die Tatsache, dass es eine Affäre gab, ist nicht mehr zu ändern. Auch nicht durch Schweigen, oder indem man ihr nichts sagt. Die Frau wusste ja vielleicht wirklich nicht von seiner Familie. Aber selbst wenn... Ich würde es sagen, aber nicht ausführlich, sondern wirklich nur in zwei Sätzen. Das schadet niemandem, auch nicht Deiner Schwester, im Gegenteil, so kann man diese Frau besser abhaken (natürlich nicht die Tatsache der Affäre an sich). Was die Kinder angeht: Wenn Deine Schwester sich von dem Schock erholt hat, sollte sie natürlich unbedingt weiterhin vom Papa reden (und zwar gut und ohne die Affäre zu erwähnen, das können Kinder nicht verarbeiten). Sie bestraft sonst die Kinder dafür, dass der Vater sie betrogen hat. Für die Kinder ist gerade eine Katastrophe passiert, der Papa ist tot. Unbegreiflich und unfassbar. Wenn er jetzt auch noch totgeschwiegen wird, leiden sie doppelt. Sie müssen vom Papa reden dürfen, um den Verlust überhaupt irgendwann verarbeiten zu können. Als Mutter muss man manchmal auch sehr tapfer sein. Auch wenn es schwerfällt oder fast unmöglich ist. Und dazu kann gehören, für seine Kinder etwas zu tun, was einem momentan sehr widerstrebt. Es geht nicht in erster Linie nur um Deine Schwester, sondern es geht um die hilflosen Kinder. Sie dürfen nicht bestraft werden, nur weil Deine Schwester enttäuscht ist. Wenn Deine Schwester momentan nicht (oder nicht gut) von ihrem Mann sprechen kann, dann solltest Du das machen. Verbringe viel Zeit mit den Kindern und erzähle ihnen von ihrem Papa. Natürlich nur die guten Dinge, mit den anderen darf man trauernde, traumatisierte Kinder nicht unnötig belasten, das wäre wirklich schädlich. LG

von Lillimax am 05.10.2020, 08:31



Antwort auf Beitrag von JonathanCrane

ich würde der Affäre mitteilen, dass er verunfallt und verstorben ist. Es lässt sich nicht mehr ändern und wer weiß was er der anderen Frau so alles erzählt hat. Wenn deine Schwester das nicht machen möchte, dann mach du es. Zumindest braucht sich deine Schwester keine Vorwürfe mehr wegen des Streites machen. LG Goldbaer

von Goldbear am 05.10.2020, 09:41



Antwort auf Beitrag von JonathanCrane

ich glaube, ich wäre zu neugierig und würde zumindest die Affäre verständigen. zur Verarbeitung des ganzen würde ich aber Profis empfehlen, für sie UND die Kinder.

Mitglied inaktiv - 05.10.2020, 11:41



Antwort auf Beitrag von JonathanCrane

Ich würde die Affäre informieren. Vielleicht ist sie fair und bietet ein Gespräch an, denke das wäre gut für den Seelenfrieden beider Frauen.

von lilly1211 am 05.10.2020, 15:22



Antwort auf Beitrag von JonathanCrane

Mein Beileid, unbekannterweise. Dein Anliegen ist ja sehr persönlich. Beim Lesen Deines Textes fällt mir eins auf: Es geht alles viel zu schnell. Der Tod ist noch nicht mal ansatzweise verarbeitet, sie sind im Streit auseinander, das ist ein ganz schlimmes Gefühl. Die Kinder brauchen die Mutter jetzt mehr als sonst und dann noch die Entdeckung der Affaire. Und nebenbei der leider ganz normale Wahnsinn mit den ganzen bürokratischen Erledigungen. Deine Schwester hat gerade ein Ventil gefunden, unbeabsichtigt und schmerzhaft, um ihrer Verzweiflung, ihrer Erschöpfung, ihrer Wut, ihrer Trauer eine Plattform, ein Schlachtfeld der Gefühle zu geben. Erst kommt die Ohmmacht, dann Wut, dann Trauer, dann Verarbeitung. Der falsche Weg ist meiner Meinung gewesen, seine Sachen zu sortieren, auszusortieren. Ich denke, das ist viel zu früh, das empfindet aber jeder Trauernde sicher anders. Unterstütze Deine Schwester weiter. Aber lass nicht zu, das sie sich verrennt. Die Affaire. Nun ja. Sie ist zwar physisch da. Aber eventuell ist das die letzte Verbindung zu Deinem Schwager, mit diesem Thema, was es für Deine Schwester zu klären gilt. Durch sie ist er lebendig, die Geschichte noch nicht zu Ende. Durch sie wird sie ihren Ehemann sicher noch neu, anders kennenlernen. Aber auch das ist viel zu früh. Hier hat jemand geschrieben, so oder ähnlich: sag es ihr kurz und knapp, daran nimmt keiner Schaden. Das finde ich absolut übergriffig. Wenn der Mann für die Affaire was anderes war als eine Affaire, und wer kann das beurteilen, wird diese Frau genauso geschockt, zutiefst traurig sein. Natürlich braucht Deine Schwester darauf keine Rücksicht nehmen. Aber das jemand Unbeteiligtes, ohne die Umstände zu kennen, sowas empfiehlt, finde ich zu anmaßend. Alles zu seiner Zeit. Ist einfach gesagt. Deine Schwester ist im Ausnahmezustand und muss trotzdem funktionieren. Das ist hart. Wirklich hart. Du hilfst ihr am besten, in dem Du sie vor sich selbst schützt. Gib nicht auf. ohno

von ohno am 05.10.2020, 23:34



Antwort auf Beitrag von JonathanCrane

Ein tiefes Beileid meiner Seite an dich und der Rest der Familie... Ich glaube diese Wut oder Hass den sie verspürt ist glaube ich nicht nicht nur der Affäre wegen, sondern vielleicht auch das ihr Mann 1. Verunglückt ist und genommen wurde 2. Der Streit und das sie sich dafür nicht entschuldigen kann 3. Die Affäre die aufgedeckt wurde 4. Ihn nicht mehr damit konfrontieren zu können weder antworten zu bekommen 5. Der verrat an sich gegen sie und die Kinder weil er alles der anderen Dame verleugnet hat. In gewisser Weise kann ich es etwas nachvollziehen das es zu Hass wurde, aber ich glaube dennoch das sie im tiefen ihres Herzen mehr Trauer verspürt als ihr momentan lieb ist. Dennoch muss der Kinder gegenüber ein Pflichtbewusstsein auf kommen auch wenn sie arg verletzt zu sein scheint. Ich denke das da nur eine Aufarbeitung des ganzen helfen wird. Denn sie muss dennoch für die Kinder da sein, denn diese brauchen nun am meisten Trost. Was die Dame betrifft würde ich dennoch eine Nachricht schicken ggf. als Beweis die Traueranzeige senden um auch sie nicht im ungewissen zu lassen, weil wahrscheinlich offensichtlich die Dame nichts von der Familie wusste.

Mitglied inaktiv - 06.10.2020, 21:19



Antwort auf Beitrag von JonathanCrane

Ich würde auch dringend anraten, dass deine Schwester und die Kinder sich psychologische Unterstützung suchen. Eine neutrale professionelle Beratung kannst du sicher nicht ersetzen. Du kannst für sie da sein - und das bist du ja auch.

von schneeziege08 am 11.10.2020, 20:08



Antwort auf Beitrag von JonathanCrane

zuerst einmal, wie hier auch schon gesagt wurde, würde ich mir psychologische Hilfe in Form von Trauerbewältigung holen. Und gerade für Deine Schwester und die zum Tod des Mannes noch dazu kommende Situation mit der Affäre. Beides alleine ist ja schon ein harter Brocken. Zur Affäre. Ja, ich würde sie informieren. Das klingt jetzt vielleicht hart, und für Deine Schwester und Dich sicherlich nicht nachvollziehbar, aber die Frau war Teil seines Lebens und dass schon, offenbar, über ein Jahr lang. Man könnte sie natürlich in dem Glauben lassen, ihre Affäre hätte sie sang- und klanglos abserviert. Ob sie weiß, wo er wohnt oder was er macht, wisst Ihr nicht mit Sicherheit - vielleicht steht sie irgendwann vor der Tür... Vielleicht glaubt sie Euch/Deiner Schwester ja nicht mal, wenn man sie unterrichtet, dass er tot ist. Aber, Affäre hin oder her und Recht hin oder her, ich finde, sie hat die Wahrheit verdient. Ich bin da auch bei Kravallie - ich wäre viel zu neugierig auf die Affärenfrau, die Gründe für diese, was sie so für eine ist, wie sie tickt. Ich würde sie sogar vielleicht kennenlernen wollen. Als der KV von meinem Sohn starb, wir waren schon lange nicht mehr zsamm, lebte er in einjähriger Ehe mit einer Frau. Sie wusste von mir und meinem/seinem/unserem Sohn, ich wusste nichts von ihr. Sie hat sich damals geweigert, mich zu informieren, dass er verstorben ist. Ich hab es dann durch Zufall erfahren. Seine Freunde haben wie die Blöden auf sie eingeredet, ohne Erfolg. Sie hat sich auch geweigert, die Sterbeurkunde rauszurücken, die ich dann auf eigene Kosten beantragen musste. Ich hätte die Frau gerne kennengelernt. Es ist nicht das Gleiche wie bei Euch, aber es hätte mich schon interessiert, wie mein Ex/der KV unseres Kindes so getickt hat zum Schluss. Auch das klingt jetzt hart, aber vielleicht hilft die Wut Deiner Schwester ein wenig die Trauer zu verarbeiten. Alles Gute für Euch.

von Holzkohle am 13.10.2020, 12:55