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Ausgelaugt und einsam

Ausgelaugt und einsam

Soltom

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Ich habe das Gefühl, dass mir mein Leben gerade ziemlich um die Ohren fliegt, fühle mich komplett ausgelaugt und als völlige Versagerin.. Zusammenfassend: Ich und mein Partner haben eine mittlerweile fast acht Monate alte Tochter. Ich stille noch, sie isst allmählich ganz gut Brei, aber will trotzdem noch alle drei Stunden an die Brust. Sie akzeptiert keine Flasche (kapiert die auch nicht, beißt nur drauf rum) und keinen Schnuller, schläft nur im Dunkeln an der Brust ein (also nicht im Kinderwagen und nicht in der Trage). Das heißt übersetzt, tagsüber kann ich nicht lange draußen was mit ihr machen weil sie ihre Schlafpausen braucht, dafür müssen wir aber zuhause sein. Mein Partner konnte sie bisher weder füttern noch zum Schlafen bringen. Sie ist also komplett von mir abhängig, zumal mein Partner unter der Woche auch voll arbeitet und höchstens abends mal eine halbe Stunde/Stunde übernimmt. Sie zahnt gerade und schläft sehr unruhig, meistens bekomme ich maximal 1h Schlaf am Stück, gefühlt fast keinen Tiefschlaf und meist unter sechs Stunden Schlaf pro Nacht. Tags kann ich keinen Schlaf nachholen. Der Schlafmangel ist sicher Hauptgrund für meine extreme Erschöpfung. Aber auch dass ich nie einfach mal nur Zeit für mich allein habe. Beziehungsweise wird mir jetzt so allmählich klar, dass ich hier seit ich hier vor vier Jahren hergezogen bin, nur mit ein paar Arbeitskolleginnen leicht befreundet bin aber einfach keinen richtigen Freundeskreis habe. Mir fällt auf, dass ich vor der Schwangerschaft bis auf meine Arbeit absolut nichts hatte. Keine Freunde, Hobbies etc. Und diese Leere fliegt mir jetzt um die Ohren… Ich habe ein paar Frauen mit Babies kennengelernt, aber da hat sich bisher keine Freundschaft entwickelt und ehrlich gesagt, geht es in den Gesprächen ausschließlich um unsere Kinder und selten mal um uns.. Ich fühle mich manchmal als sei ich als Person überhaupt nicht mehr vorhanden.. Und selbst wenn meine Maus mal richtig gute Tage hat und ich mir ihr rausgehen und was unternehmen könnte..ich weiß überhaupt nicht was… Dazu kommt dass ich seit Pandemie und Schwangerschaft so viel zugenommen habe und meine Brüste vier Größen größer geworden sind, dass ich mich einfach nur noch abstoßend finde und mich gar nicht mehr im Spiegel anschauen mag. Mein Partner sagt mir nur dauernd, dass ich das mit dem Abnehmen schon hinkriegen werde „wenn ich es wirklich will“, aber ich weiß einfach nicht wie. Ich bin zu erschöpft um viel zu kochen und erst recht zu erschöpft um viel Sport zu machen. Seit meine Tochter auf der Welt ist tut mir immer was weh (Entzündete Handgelenke, Zahnweh, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen…) Und dazu kommt noch dass mir davor graut wenn ich wieder arbeiten gehen muss weil ich meinen Job wirklich nicht mag.. (während der Pandemie hatte ich einen anderen Job, den ich mochte mit Kolleginnen die ich mochte, aber nach der Elternzeit muss ich in den alten Beruf zurück, wo ich mit den meisten Kolleginnen nicht gut klar komme und der Job richtig fürchterlich ist..) Ich habe also grad irgendwie nichts auf das ich mich freuen kann.. Meine Tochter ist super und ich liebe sie abgöttisch, aber meist denke ich mir, sie hätte irgendwie eine bessere Mama verdient, die ihr Leben nicht so sehr an die Wand gefahren hat..


Caot

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Antwort auf Beitrag von Soltom

Kinder groß zu bekommen ist schwere Arbeit. Besonders belastend empfand ich auch das erste Jahr. Obwohl ich im Berufsleben eine gestandene Frau war, brauchte ich Zeit um mich in die Mutterrolle oder Mutterarbeit zu finden. Was ich allerdings nie aufgab waren meine Hobbys. Zog ich neu irgendwo hin, suchte ich und fand. Das war und ist mir wichtig. Das ist zwar auch anstrengend, aber positiv anders und ablenkend und sei es eben nur für 2 Stunden. Ja, es kostet Kraft sich am Abend zu überwinden, aber 1xWoche musste da ganz kompromisslos mein Mann ran. Stillen: halte durch. Je länger ich stillte umso anerkennender reagierte mein Umfeld. Und ich sah es als kostenlose Diätmaßnahme. Dieses Intime mit dem Kind, das vermisse ich heute noch, wenn meine Teenager mich nicht benötigend früh mit dem Moped in die Schule düsen. Kontakte ergaben sich hier übrigens erst bindende im Kindergarten. Die Kontakte aus den Aktivitäten der Kinder vorher, waren hier auch eher lose. Aber Du könntest etwas in einem Verein machen - für Dich und nur für Dich. Die Gespräche werden sich noch ganz lange um die Kinder drehen. Selbst in dem Alter meiner Kinder dreht sich darum noch die „Welt“. Aber jetzt nicht mehr ums zahnen sondern um die Schule, Ausbildung und um die Zukunft. Wenn dein Job dich so stresst - überleg Dir Alternativen. Letzten Endes musst Du Dich aber selber aufraffen Veränderungen anzugehen. Für Dich und deine Zufriedenheit.


Pamo

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Hallo, ich habe vieles ähnlich erlebt. Mein Rat: Kümmere dich erst mal um dein körperliches Wohlergehen, damit stößt du einige der anderen Problemfelder an. Du fühlst dich krank? Lass dich richtig durchchecken, auch auf potenzielle Verletzungen durch Schwangerschaft und Geburt. Parallel dazu: Beweg dich! Erst mal langsam und schonend, dann kommst du langsam in Form, der Kreislauf kommt in Gang, dein Stoffwechsel verbessert sich, du setzt damit einen Prozess in Gang, der dich belebt und froher macht. Nimm dir diese Zeit, auch wenn es täglich nur 30 min sind. Dein Partner nimmt in der Zeit das Kind. Du MUSST deinem Wohlbefinden eine hohe Prio einräumen. Du wirst schnell fitter und besser drauf sein, du wirst Kraft und Interesse haben, noch ein paar Dinge anzupacken. Such dir passende Gesellschaft. Guck, was dir was bringt. Die Pekip-, Babyschwimm-, Krabbelgruppenmütter haben mir nichts gebracht. Geh dorthin, wo du wirklich sein willst und mach nicht Dinge, nur weil andere das alle zu tun scheinen. Wenn du dich dadurch halbwegs gefangen hast, dein Gewicht sich langsam normalisiert und du mehr Substanz im Leben hast, dann wird die Jobfrage vermutlich selber Lösungen mit sich bringen. Alles Gute. Für mich war es eine harte Zeit, weil ich mich ausschließlich aufgeopfert habe.


Bonnie

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Hallo, hier gibt es nicht ein Thema, sondern mehrere. Ein paar kurze, knackige Gedanken von mir dazu, vielleicht ist was als Anstoß für Dich dabei. - Im ersten Lebensjahr der Kinder geht man am Stock. Das kenne ich auch. Meine Tochter kam locker sechs Mal pro Nacht, ich habe hunderte Nächte nicht gut geschlafen. Mich rettete es, tagsüber mitzuschlafen, wenn sie schlief. Ich weiß, das ist ungewohnt, man daddelt an dieser Zeit lieber am Handy oder macht Haushalt, aber das ist falsch. Wenn man das Ganze überstehen will, muss man sich hinlegen. Nach wenigen Tagen hat man sich daran gewöhnt und will es nicht mehr missen. - Du kannst mit Deiner Maus jeden Tag ein paar Stunden spazierengehen, bei jedem Wetter. Sie wird lernen, im Kinderwagen einzudösen. Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Sie darf auch mal weinen, weil ihr etwas nicht passt. Solange Du dabei bist und freundlich mit ihr sprichst, nimmt sie dadurch keinen Schaden. Vergisst nie: DU bist die Mutter, Du bist der Boss. Wie der Tagesablauf aussieht, bestimmt nicht Dein Baby, sondern selbstverständlich Du. Und weil Du weißt, dass Dein Kind täglich frische Luft braucht, gehst Du täglich mit ihm raus, fertig. Kluge Psychologen haben beobachtet: Tägliches zügiges Laufen, am besten in der Natur, beugt Depressionen vor und lindert bereits vorhandene. Die ersten Male wirst Du wenig Lust haben, aber wenn es ein tägliches Ritual wird, wirst Du merken, wie gut Dir das tut. - Du lebst das ungute Modell „Mama und Kind allein zu Haus“. Das ist sehr unnatürlich. In der ganzen Menschheitsgeschichte hatten Frauen locker 10 Kinder und lebten mit mehreren Frauen im selben Haushalt und in derselben Nachbarschaft. Man half sich gegenseitig, jeder hütete die Kinder der anderen mit, es gab unverheiratete Verwandte, die einem halfen. Man konnte auch mal klönen, sich aussprechen, man war nie allein. Auch die Kinder profitierten sehr von den anderen Kindern. Kinder brauchen Kinder. Sie wollen nicht immer nur mit ihrer Mama allein sein. Deshalb ist es so wichtig, dass Du Dich weiter um Anschluss bemühst. Selbst wenn es nur andere Mütter sind, die gern über die Kinder reden. Kinderlose Freundinnen würden jetzt sowieso Abstand von Dir nehmen, denn leider lebt man in so unterschiedlichen Welten, dass es in der Regel nicht mehr funktioniert, wenn eine von beiden Kinder bekommt. - Ein Job, vor dem einem „graut“, ist der falsche Job. Nutze Deine vielen Stunden allein zu Haus, um richtig gute Bewerbungen zu schreiben. Wie das geht, steht im Internet. Wenn Du in einen ganz anderen Beruf willst, mach ein Beratungsgespräch in der Arbeitsagentur aus, das ist wirklich hilfreich, ich habe das auch gemacht und wichtige Anstöße und einen Plan bekommen. Man kann umschulen oder mit den vorhandenen Qualifikationen etwas Neues machen, je nachdem. Den richtigen Job erkennst Du daran, dass Du meistens ganz gern dort hingehst. Nicht jeden Tag, aber die meisten Tage. Alles andere hat keine Zukunft. Du hast jetzt - trotz Baby und Übermüdung - Zeit, über eine Veränderung nachzudenken, Dich zu erkundigen, zu recherchieren und zu planen. Es gibt tendenziell einen Arbeitskräftemangel, die Chancen sind gut, auch eine Stelle zu bekommen, auf die man zunächst nicht optimal zu passen scheint. Nicht abschrecken lassen, wenn man nicht alles erfüllt, was in der Anzeige steht, einfach trotzdem bewerben. Oder einen Quereinstieg wagen. Oder eine Umschuldung, Fortbildung usw. Wenn Du im Moment aber absolut nichts davon angehen kannst, würde ich unbedingt (!!!) eine Mutter-Kind-Kur beantragen. Dies geht beim Hausarzt. Du musst ihm dann schildern, dass Du starke körperliche Symptome (Schmerzen) und auch seelische (beginnende Depression) hast. Man darf hier alles ein wenig dramatischer schildern. Es ist in der Regel kein Problem, eine Kur zu bekommen. Hier erholt man sich nicht nur, es gibt auch eine psychologische Betreuung bei Überlastung, Antriebs- oder Mutlosigkeit, das gehört zur Kur immer auch dazu. LG


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Bonnie

Tolle Tipps