Thiara82
Auf einmal wird alles zu viel, wobei ich weiß, dass es ein schleichender Prozess war/ist, der Ende 2017 seinen Anfang genommen hat. Mein Mann ist im Herbst 2010 mit unter 30 an Krebs erkrankt. Wir hatten Glück im Unglück. Der Tumor konnte operativ entfernt werden. Keine Chemo, keine Bestrahlung. 2 Monate nach der Diagnose sind wir umgezogen. Von der Heimat 200km weit weg. Das war lange vorher schon geplant. Soweit, so gut. Mein Mann hatte keine Zeit seine Erkrankung zu verarbeiten - das sollte ihn später natürlich einholen. Im Sommer 2017 haben wir unser Kind bekommen. Davor noch gebaut. Dazwischen erkrankte mein Schwiegervater an Krebs. Wurde operiert, behandelt, arbeitete wieder. Ende 2017 traf es uns dann doppelt hart. Meine Mutter erlitt einen Schlaganfall, sie ist seitdem halbseitig gelähmt. Dazu kam dann die Hiobsbotschaft bei meinem Schwiegervater. Krebs im Endstadium. Im Januar erlag er seinem Leiden. Der Verlust des Vaters löste bei meinem Mann eine Depression aus. Er suchte sich auch Hilfe. Machte eine Therapie um das alles aufzuarbeiten. Ich bin Ende 2018 wieder arbeitet gegangen. Die Eingewöhnung unserer Tochter lief nicht so gut. Sie ist hochsensibel. Ich war länger Zuhause als wir es uns eigentlich leisten konnten. Ich bin noch in Elternzeit, aber meine Firma möchte mich entlassen. Einen Aufhebungsvertrag musste ich ausschlagen, da wir hierdurch finanziell Probleme hätten bekommen können. Von dem Moment an, fing das Mobbing an. Nur so viel: arbeiten hatte mir immer viel Spaß gemacht. Aktuell nicht mehr. Da wir eigentlich ein zweites Kind wollten, war es aber für mich okay. Ich weiß ja, warum ich in der Firma geblieben bin. Mich beschleicht schon länger das Gefühl, dass die Depression meines Mannes wieder da ist. Heute hat er mir zugestimmt. Ich will ihm helfen, für ihn da sein, aber ich weiß auch, dass ich Ende 2017 schon selber in eine Depression zu rutschen drohte. Ich befinde mich im Hamsterrad. Ich will stark sein, für ihn. Aber ich kann es gerade nicht. Ich habe 2,5 Jahre meine eigenen Bedürfnisse zurück gestellt. Ich arbeite, kümmere mich um unsere Tochter und mache den Haushalt. Zeit für mich um Kraft zu tanken, habe ich nicht. Meinen Mann um Zeit bitten, fühlt sich falsch an. Unsere Tochter ist 2,5 Jahre mit der ganzen Farbpalette, die eine zweijährige zu bieten hat. Also nicht gerade pflegeleicht. Unsere Familien sind weit weg und haben ihr eigenes Päckchen zu tragen. Meine Mutter hat immer wieder Epileptische Anfälle, was sie jedesmal um Wochen im Fortschritt zurück wirft. Kurz gesagt: ich bin am Ende... Ich weiß gerade einfach nicht, wie ich weiterhin stark für alle sein soll... aber ich muss, irgendwie... Ich weiß nicht, was ich mich hier von erhoffe. Vielleicht ein kleines Licht...
Liebe Thiara, fühl dich erstmal ganz lieb umarmt. Ihr habt schon eine Menge durchgemacht - aber ihr habt auch ne Menge geschafft. Habt ihr die Möglichkeit, gemeinsam einen Spaziergang von ca. 30Minuten zu machen. Vielleicht auch mit Laterne für die Kleine? Oder fehlt deinem Mann dazu die Kraft? Einfach mal raus. Durchatmen. Schweigen oder Sprechen. Bzgl. des Mobbings solltest du dir Hilfe holen. Alles gut dokumentieren. Es ist leider noch immer eine gängige Masche, Frauen / Mütter loszuwerden. Ich würde dir gerne mehr schreiben, leider ruft mich hier die Pflicht. Ich lass dir mal einen virtuellen warmen Kakao da... Viele Grüße aus dem Apfel.
Auch von mir eine dicke Umarmung! Ich kann Dich sooo gut verstehen. Ich werde Dir morgen mal ausführlich dazu per PN schreiben.
Von mir auch eine riesige Umarmung. Ganz ehrlich? Ihr seid ein tolles Team und eine starke Familie, wenn man liest was ihr alles geschafft habt und wie ihr euch immer wieder aufgerichtet habt. Ihr habt euch Hilfe geholt, weil ihr ehrlich sein konntet, Schwäche zugeben konntet. Und ihr habt auch erlebt, dass es wieder Licht danach gibt. Du liest dich nicht verbittert, müde ja, kraftlos auch. Aber es liest sich, als ob ich euch gegenseitig habt und Liebe da ist. Manchmal denke ich an den Straßenfeger von Momo. Er hat sich darauf konzentriert, nur den Streifen direkt vor seinen Füßen zu kehren und als der Tag vorbei war, war die ganze Straße gefegt. Ich glaube an Gott und lt. der Bibel soll ich mich nicht um Morgen Sorgen, weil jeder Tag seine eigenen Lasten bringt. Und deshalb denke ich oft, ich konzentriere mich auf die Aufgabe von heute. Ich brauche meine Kraft erst mal nur für heute. Darum bitte ich Gott morgens beim Klingelton des Weckers. Mir hilft es ruhig zu bleiben und manchen Druck auszuhalten. NUR HEUTE. Euch sind schlimme Dinge passiert, es sind richtige Krisen. Manche Familien wären bereits zerbrochen, wenn ihnen nur eine der Belastung widerfahren wäre. Ihr habt immer wieder Kraft und Wege gefunden. Ich finde es war eine gute Idee, es mal hier niederzuschreiben. Sortiert die Gedanken und es schicken euch bestimmt viele Menschen gute Wünsche. Ich glaube auch, du bist stark aus dir selber heraus, gar nicht weil du musst. Sondern weil du eine starke Persönlichkeit bist. Gerade weil du es sehen kannst, dass es schwer ist und du immer noch die Verantwortung behältst und nicht verzweifelt bist. Mir passiert es auch, dass in Phasen meiner absoluten Kraftlosigkeit eins der Kinder krank wird und ich über sie krank geschrieben werde. Und das Kind will Mama in der Nähe haben, vorlesen, fernsehen, aber bei mir im Arm. Ich werde oft über die Kinder gezwungen, mal ruhig zu sitzen, zu dösen, während sie Netflix gucken und bin ja irgendwie an zu Hause und die Ruhe gefesselt. Seltsamerweise erhole ich mich darüber oft mehr als die Kinder. ich wünsche dir sehr, dass sich Türen öffnen und Lichter zeigen.
Danke für eure Antworten! Das wollte ich schon länger schreiben, aber ich fand keine ruhige Minute. Aktuell sieht es wieder besser aus. Mein Mann war noch bei unserem Hausarzt, er hat von sich aus erkannt, dass er wieder Hilfe benötigt und das beruhigt mich im Moment sehr. Vielen Dank für eure Worte, sie haben mir sehr geholfen!
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