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Stillen im zweiten Lebensjahr eingrenzen

Stillen im zweiten Lebensjahr eingrenzen

Schokoerdbeere

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Hallo, meine Tochter ist mittlerweile 20 Monate alt und liebt es, gestillt zu werden. Es gibt sehr viele Situationen, in denen sie es einfordert. Grundsätzlich stille ich gerne und sehe darin auch viele Vorteile, aber das „immer und überall“ wird mir zu viel, ich möchte das nicht mehr. Ich möchte es einfach eingrenzen, z.B. nur zuhause oder nur zu bestimmten Zeiten. Leider bekommt sie heftige Schreiattacken, wenn sie nach der Brust fragt und sie nicht sofort bekommt. Sie schreit sich so in Rage, dass sie kaum noch ansprechbar ist und ich auch nicht zu ihr durchkomme, wenn ich ihr versuche zu erklären, dass wir z.B. bald zuhause sind und sie dann erst die Brust bekommt. Seit mehreren Wochen trage ich immer ein brüllendes Kind aus der Kita, weil sie SOFORT gestillt werden will, wenn sie mich sieht. Sie beginnt dann mit einem ohrenbetäubenden Schreien und hört erst auf, wenn sie an der Brust ist. Die Erzieherinnen haben mich schon angesprochen, weil sie ein komplett glückliches, entspanntes Kind war, bis ich sie dann abholen kam. Ich dachte, dass ich meiner Tochter beibringen kann, dass sie nicht in der Kita gestillt wird und habe eine Bank 100 m von der Kita entfernt als Stillort ausgesucht und dachte dass sie dann irgendwann lernt, dass sie einfach nach dem Abholen 10 min warten muss, bis wir dort sind. Auch nach Wochen leider ohne Erfolg. Sie brüllt mich so lange an, bis sie die Brust bekommt. Da Winter ist, würde ich am liebsten erst zuhause stillen, aber wenn sie so schlimm schreit, ist die Busfahrt nach Hause mit ihr undenkbar. Sie lässt sich nicht anders beruhigen und spätestens nach 20 min Schreien bin ich so am Ende, dass ich nachgebe. Auch sonst gibt es einzelne Situationen, in denen ich nicht möchte oder es nicht passt. Eigentlich versteht sie schon sehr viel, aber bei dem Thema ist sie zu keinen Kompromissen bereit. Ich möchte gerne erreichen, dass unsere Stillbeziehung so wird, dass sie für uns beide in Ordnung ist. Ich weiß aber nicht wie ich die Grenzen richtig setzen kann, so dass sie sie versteht. Habt ihr hier einen guten Ratschlag?


angi159

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Antwort auf Beitrag von Schokoerdbeere

Hallo, wie oft stillt ihr denn noch? Geht es dir darum weniger zu stillen oder in bestimmten Situationen? Ich finde die Abholsituation doch sehr besonders. Viele Kinder bauen da ihren Stress ab. Manche brauchen unbedingt einen Schnuller oder wollen getragen werden etc. Wenn es dir nicht konkret um dieses Stillen geht, würde ich das so lassen, entspannt in der Kita stillen und andere Stillmahlzeiten ausschleichen. Lg


Bela66

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Antwort auf Beitrag von Schokoerdbeere

Mal ein ganz spontaner Gedanke vorab: Kann es sein, dass sie im Kiga zu wenig trinkt? Vielleicht hat sie einfach irre starken Durst und kann deshalb nicht warten. Ich würde mal mit den Erzieherinnen besprechen, dass sie in den nächsten Tagen ein bisschen darauf achten, ob und wieviel Deine Maus trinkt. Beim Spielen und Toben im Kiga brauchen die Kinder ja mehr als wenn sie zu Hause sind. Sicher ist Durst nicht der einzige Grund, aber er könnte eine größere Rolle spielen als Du denkst. Denn unterschwelliger Durst kann natürlich in allen Situationen, auch zu Hause, dafür sorgen, dass sie nachdrücklicher die Brust fordert als sie es normalerweise tun würde. Gewöhne sie schon ein bisschen daran, dass sie nicht einen Großteil des Flüssigkeitsbedarfs noch über die Brust deckt. Der zweite Grund für ihr Weinen ist sicher, dass Stillen natürlich sofort beruhigt und ihr hilft, "runterzukommen". Das ist ja auch okay. Trotzdem darfst Du Dich zunehmend etwas mehr abgrenzen. Die anfängliche Symbiose eines Säuglings mit seiner Mutter besteht bei einem Kleinkind nicht mehr. Es weiß, dass es ein eigenes Ich, eine eigene Persönlichkeit hat. Und es ahnt auch bereits, dass dies für die Mutter ebenfalls gilt. Ein Kind im Alter Deiner Tochter hält es von seiner Entwicklung her bereits aus, dass seine Mutter sich etwas abgrenzt. Es muss das nicht mögen, aber es nimmt dadurch auch keinen Schaden. Wir möchten ja unseren Kindern vermitteln, dass ihre Körpergrenze und Bedürfnisse respektiert werden. Deshalb dürfen und sollten wir ihnen zugleich auch vorleben, dass auch wir Körpergrenzen und Bedürfnisse haben, die respektiert werden müssen. Im Moment weißt Du aber selbst vielleicht nicht ganz exakt, was Du willst. Einerseits genießt Du das Stillen noch, wie Du sagst - andererseits willst Du Dich etwas zurückziehen und hast das Gefühl, jederzeit zur Verfügung stehen zu müssen. Das ist total verständlich, aber Du sendest dadurch Deiner Tochter sehr widersprüchliche Signale: Stillen ja, aber nicht immer, sondern nur in bestimmten Situationen, und auch nicht, wenn Deine Tochter es will, sondern später, wenn Du es willst usw. Wie gesagt, ein Erwachsener versteht das. Ein sehr kleines Kind erkennt hier aber keine klare Linie. Ich glaube, es ist wichtig, dass Du Dich erstmal in Ruhe allein bei einer Tasse Kaffee hinsetzt und überlegst, wie es jetzt weitergehen soll und was genau DU ganz ehrlich möchtest. Nur dann kannst Du das auch so klar vermitteln, dass Deine Tochter hier eine Linie erkennt und sich daran orientieren kann. Kinder haben feine Antennen: Eine Mutter, die "eigentlich" gerade nicht stillen will, dann aber auf Drängen nachgibt und die Brust doch zückt, die beim nächsten Mal aber dann vielleicht doch mal hart bleibt, dann ein schlechtes Gewissen hat und wieder nachgibt usw. usw. bietet diese Orientierung nicht. Sondern das Kind lernt: Mama ist gerade ein bisschen wischi-waschi, da muss ich mit energischem Schreien mal wieder Linie reinbringen, damit es wieder fluppt. Und das funktioniert ja dann auch meistens. Entscheide deshalb zuerst einmal für Dich, ob und wann Du noch stillen möchtest. Und dann bleibe Dir treu. Klar protestiert Deine Tochter dann heftig, das ist ja auch ihr gutes Recht. Sie mag diese Veränderung nicht. Aber sie ist von ihrer Entwicklung her im sog. Selbständigkeitsalter und hält daher den nächsten Schritt in Sachen Ablösung aus. Wenn Du z. B. nur noch mittags zu Hause oder nur noch abends stillen möchtest, dann mach das auch so. Wenn Deine Tochter dann weint, ist das der erlaubte Protest. Es heißt aber nicht, dass Du nachgeben musst. Solange Du bei ihr bist, Verstehen signalisierst, schadet es ihr seelisch nicht, wenn sie nicht jeden Wunsch durchsetzen kann. Sie soll ja auch für sich selbst später lernen, dass man nicht anderen zuliebe seine Körpergrenzen aufweicht, nur weil diese hartnäckig genug sind. Und Du als Mutter darfst das jetzt vorleben. LG


Schafi27

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Antwort auf Beitrag von Bela66

Sehr schön geschrieben! So ist es