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Kind hört nicht, wehrt sich und schreit

Kind hört nicht, wehrt sich und schreit

satho81

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Hallo liebe Eltern, mein Sohn 2 1/2 war bis vor Kurzem recht Pflegeleicht. Zurzeit wehrt er sich z.B. beim An- und Ausziehen, quietscht und schreit ohne ersichtichtlichen Grund, weigert sich strikt auf uns zu hören bzw. unseren Bitten nachzukommen. Er möchte abends nicht mehr ins Bett gehen. Heute erst wollte er nicht hoch, weil er lieber in einer riesen Pfütze stapfen wollte. Er war aber komplett durchnässt und es wurde bereits dunkel. Unter Gegenwehr und lautstarkem Gebrüll hat ihn die Oma nach Hause bekommen. Aufmerksamkeit und Liebe bekommt er "viel". Wir spielen zusammen und unternehmen Ausflüge. In der Kita ist auch alles prima. Er hilft auch gern in der Küche und räumt seine Spielsachen schon alleine auf. Ist das nur eine Phase, wo er viel testet? Was können wir tun?


lubasha

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Antwort auf Beitrag von satho81

2 1/2? Typische Trotzphase.


satho81

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Antwort auf Beitrag von lubasha

OK vielen Dank. Es ist mir leider unangenehm, wenn er wie heute in der Öffentlichkeit so gar nicht hört und sich auch nicht beruhigen lässt. Bei mir klappt es soweit ganz gut, aber bei Oma und Papa testet er halt sehr viel und das geht bei beiden an die Substanz. Haben Sie ein paat Tipps für uns? Danke.


Murmeltiermama

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1. Immer erst überlegen, ob es wirklich wichtig ist, sich jetzt gerade in dieser Frage als Eltern durchzusetzen. Beispiel: An der befahrenen Straße an der Hand laufen ist ein Muss. Genauso wie Zähne putzen am Abend oder Schuhe anziehen beim Rausgehen. Aber dann gibt es eben auch so Sachen, die man nicht unbedingt durchsetzen muss. Und das sind ziemlich viele, wenn man ehrlich ist. Wenn das Kind gerade ins Spiel vertieft ist, muss es vielleicht nicht gerade jetzt in die Badewanne. Wenn es auf dem Heimweg etwas Spannendes entdeckt hat, kann man als Erwachsener auch mal etwas Geduld haben. Auch eine karierte Hose zu einem Ringelshirt würde ich zulassen, wenn es nicht gerade zum Besuch bei der Schwiegermutter geht. Meine Erfahrung ist, dass Kinder viel besser in den wichtigen Momenten kooperieren, wenn sie nicht ständig irgendwelche Ansagen bekommen und Zwängen ausgesetzt sind. 2. Timing und Voraussicht ist wichtig. Mit müdem Kind in den Supermarkt endet ziemlich sicher im Desaster. Nach einem langen Tag im Zoo oder Schwimmbad braucht man für den Heimweg dann doch lieber noch einen Buggy. Auch kann man meistens sehen, ob das Kind auf eine Aufforderung hin kooperationsbereit ist oder nicht. Manchmal kann es helfen, noch ein paar Minuten zu warten. Oder eben auch mal auf bestimmte Sachen nicht zu bestehen. Meine Jüngste ist 4,5 und ich ziehe sie am Morgen noch an. Würde ich darauf bestehen, dass sie es selbst macht (was sie kann), dann kämen wir viel zu spät, schlecht gelaunt und völlig fertig am Kindergarten an. Sowas brauche ich nicht. 3. Nicht ewig diskutieren. Wenn eine Sache wirklich wichtig ist und sich das Problem auch nicht mit Überreden oder Ablenken schnell lösen lässt, dann muss man eine kurze und klare Ansage machen und dann die Sache durchsetzen. Zur Not unter Gebrüll des Kindes oder mit dem zappelnden Kind unterm Arm. Diskutieren oder rumschreien bringt Null. Es verstärkt den Konflikt nur immer mehr.


Murmeltiermama

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Was auch manchmal hilft, sind "ich-Botschaften". Also nicht: "Du musst jetzt rein gehen, weil es zu kalt ist." sondern "Mir ist kalt und ich würde gern rein gehen." Dadurch lernt das Kind, dass auch andere Menschen Bedürfnisse haben und man manchmal Kompromisse machen muss. Und es lernt, dass Du seine eigenen Empfindungen (ihm ist nämlich nicht kalt und er würde noch draußen bleiben) akzeptierst und ihm nicht vermittelst, dass er das irgendwie falsch empfindet. Das funktioniert natürlich nicht sofort. Es darf auch nicht nur ein Trick sein, sondern muss wirklich mit einer anderen Haltung einhergehen. Dann wirkt es langfristig ziemlich gut.


satho81

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Antwort auf Beitrag von Murmeltiermama

Ok, das werde ich zukünftig beachten. Vielen lieben Dank.


Windpferdchen

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Antwort auf Beitrag von satho81

Hallo, Dein Sohn ist jetzt im sog. Selbständigkeitsalter angekommen. Das heißt, er entdeckt seinen eigenen Willen, eigene Vorlieben, und er übt "Nein" zu sagen - auch zu Euch. Das ist eine angeborene, genetisch verankerte Entwicklung, er kann nicht anders! Er will Euch nicht "testen". Sondern alle Kinder haben diese Entwicklungsphase. Sie gehört zur normalen Persönlichkeitsentwicklung dazu. Es ist auch eine Phase, in der sich das Kind wieder ein winziges Stückchen mehr von seinen Eltern ablöst. Und das tut - gerade bei einem vorher pflegeleichten Kind - auch ein bisschen weh. Kinder müssen sich in diesem Alter also den Eltern auch mal verweigern. Leider können sie dabei noch nicht erkennen, wo das harmlos ist, und wo nicht. Bei Gefahren zum Beispiel muss man sich natürlich trotzdem als Eltern durchsetzen, weil das Kind sie noch nicht ausreichend erkennt. Wo das Kind aber etwas möchte oder genießt, was nicht gefährlich ist - so wie das herrliche Pfütze-Patschen - solltest Du es erlauben. Das fällt einem als Mutter schwer, weil alles schmutzig und nass wird, und es kalt ist usw.. Aber ein Kind muss auch einmal mit den Elementen experimentieren, die Natur anfassen, sich schmutzig machen dürfen. Reißt man es aus so einer spannenden Situation heraus, protestiert es heftig - und das ist auch nachvollziehbar. Mir hat in diesem Alter meiner Kinder geholfen, dass ich überlegt habe, ob wirklich alle Verbote und Neins, die ich ausspreche, nötig sind. Und wenn man ganz ehrlich ist zu sich selbst, dann merkt man schnell: Ein Großteil aller elterlichen "Neins!" ist gar nicht unbedingt nötig. Ein Kind darf auch mal langsam machen, trödeln, sich in etwas so vertiefen, dass es nicht weitergehen will, mit Matsch experimentieren. Es ist wurscht, wenn dann die Hose oder die Schuhe mal nass werden - dafür gibt es heute Gott sei Dank Waschmaschinen, und die Schuhe sind ja auch meist nicht mehr aus Leder. Nach meiner Erfahrung erkälten Kinder sich übrigens auch nicht mit einer nassen Hose - da passiert rein gar nichts. Sondern sie erkälten sich fast ausschließlich durch Ansteckung im Kiga. Trotzdem kämen wir nicht auf die Idee, sie deshalb nicht dorthin zu schicken. Damit Du Deinen Sohn besser verstehst, und sich sein Trotz dennoch einigermaßen im Rahmen hält, empfehle ich das wunderbare Buch "Das kompetente Kind" von Jesper Juul. Es ist exakt geschrieben für Eure Situation und erklärt, wie man das Kind im Alltag so einbeziehen und so selbständig machen kann, dass es kaum noch trotzt - und man die eigenen Nerven schont. Ziemlich genial und eines der wenigen Erziehungsbücher, die bei uns wirklich toll funktioniert haben. Jesper Juul sagt übrigens augenzwinkernd: "Trotzalter ist, wenn die Kinder selbständig werden, und die Eltern trotzig!" LG


satho81

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Antwort auf Beitrag von Windpferdchen

Vielen lieben Dank für die lieben Tipps. Sie helfen auf jeden Fall weiter und beruhigen mich, dass ich nicht alles falsch mache


clarence

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Antwort auf Beitrag von satho81

Ich sehe es mal als Phase. Meine hatten en paar solcher Phasen. Ist zwar schwierig, aber sie geht vorbei. Wünsche dir gute Nerven!


faenny

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Antwort auf Beitrag von satho81

Schließe mich meinen vorschreiberinnen an, jesper juul hätte ich dir auch als buchtipp genannt. Und ergänze: überlege, was dir wichtig ist und wo deine Grenzen sind und nicht, was du denkst was andere so erwarten. So landest du ganz schnell bei überzeugten persönlichen Botschaften: ich möchte... Statt das macht man/ macht man nicht. Wenn du merkst, dass du dir bei etwas unsicher bist, ist das ok, dann ist es dir nicht so wichtig und dein Sohn kommt zum Zuge;-) Ihr müsst euch zusammen raufen und beide!!! Müssen Kompromisse machen - auch du, nicht nur dein Sohn.


satho81

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Antwort auf Beitrag von faenny

OK Dankeschön