Mitglied inaktiv
Ich habe unten gelesen, weshalb Ihr unüberbrückbare Differenzen mit Eurem Kindergarten hattet und kann das, wenn man Eure Lebensweise/Einstellung berücksichtigt, auch absolut nachvollziehen. Jetzt würde mich aber mal interessieren, was für Euch die Alternative ist oder wäre. Geht dein Kind nun in eine andere Kita und ist die anders organisiert? Oder bleibt dein Kind halt einfach noch zu Hause bis zum Schuleintritt? Falls ja, dann würde mich interessieren, wie es dann aus Deiner Sicht weitergehen soll, d. h., ob es in eine "Regelschule" gehen kann, soll oder darf, oder ob ihr - konsequent weitergedacht - homeschooling oder unschooling in Erwägung zieht? Mich interessiert das alles vor dem Hintergrund, daß ich - ganz platt gesagt - immernoch diesen Aspekt des völlig realitätsfremden Aufwachsens im Nichterzieherprinzip sehe, d. h., meine Befürchtung, daß ein Kind sich in der "Welt da draußen", die ja von Zwängen geprägt ist, nicht zurecht finden wird, wenn es nicht gewohnt ist, auch mal "sinnarme" Regeln zu akzeptieren.
Hallo, darf ich mich einmischen? 1. ist es ja nicht so, dass man als Erwachsener nichts gegen "sinnarme" Regeln machen kann. Man kann allerlei tun, um damit umzugehen. Wir würden ja auch gerne was gegen sinnarme Regeln tun, aber meistens haben wir nicht den Elan oder anderes ist die Priorität. Ich glaube nicht, dass ein nicht erzogenes Kind einfach nur "leidet", wenn es dann später mit sinnarmen Regeln konfrontiert ist, sondern es kann unter sehr vielen möglichen Lösungen/Konsequenzen wählen und sich eben *frei* entscheiden - nicht so wie viele von uns, die da gar nicht so frei sind, weil wir z.B. gefangen sind in Vorstellungen ("das macht man nicht"), oder dies einfach ohne nachzudenken akzeptieren, warum auch immer: Weil man "eh nichts machen kann", oder weil man es doch nicht so wichtig findet oder weil man einfach angepasst ist. Genau wie jeder Mensch kann mein Kind später entscheiden, ob es die sinnarmen Regeln zugunsten der Privilegien, die das Leben in diesem Land bietet, akzeptiert oder eben nicht. Oder ob es vielleicht auswandert, was ja heutzutage kein großartiges Problem darstellt. Oder noch besser: Es unternimmt etwas gegen diese sinnarmen Regeln (Leute, die sinnlose Regeln akzeptieren haben wir ja genug). Genauso wie ich, z.B., ich unternehmen sehr aktiv etwas gegen sinnlose Regeln :-) An Auswanderung denke ich auch ab und zu :-) Aber Aufgeben liegt mir nicht und wenn alle abhauen, ändert sich nie was. Warum sollte ein Kind, das in einer Familie aufwächst, die sich liebevoll um Alternativen kümmern, nicht mit sinnarmen Regeln klar kommen? Sie erleben ja tagtäglich, WIE mit sinnarmen Regeln umgegangen werden kann. Sie bekommen ein breites Spektrum an Alternativen gezeigt, und sie werden in gleichberechtigten Familien doch auch mit in Entscheidungsprozesse einbezogen, sie kriegen alles mit. Ich bin überzeugt, diese Kinder sind sogar *noch besser* vorbereitet darauf, mit allen möglichen Regeln (sinnlosen und sinnvollen) dieser Gesellschaft umzugehen. 2. Sind die Regeln ja allermeistens nicht völlig sinnarm. Sie haben ja einen "Sinn". Wir sind halt manchmal mit dem Sinn nicht einverstanden. Unseren Kindern sagen wir nicht einfach: die und die Regel ist "sinnlos", und auch andersrum sagen uns unsere Kinder nicht: "das finde ich sinnlos und deshalb will ich es nicht machen", sondern es gibt immer Begründungen, die man ernst nehmen kann. Von allen Eltern, die Gleichberechtigung in ihrer Familie leben, die ich kenne, kann ich sagen, dass es unheimlich viele unterschiedliche Wege gibt, mit solchen Problemsituationen umzugehen. Manche schicken ihre Kinder einfach in die Regelschule, aus Mangel an Alternativen. Manche Kinder finden es auch gut in der Regelschule. Manche finden Alternativschulen, die wenigstens respektvoller mit ihren Kindern umgehen und z.B. auf Augenhöhe gehen und nicht sinnlos herunschimpfen und keine stupiden Regeln haben wie, man darf den Deckel des Füllers nicht auf das Ende des Füllers stecken, niemals nie (???) Manche machen sich daran, alternative Schulen zu gründen. Manche wandern aus. Manche haben Verständnis für ihre Kinder und können trotzdem nichts machen, weil sie an Orte gebunden sind. Manche ziehen um in eine Stadt mit einer größeren Auswahl an Alternativschulen. Manche machen illegal und versteckt Unschooling. Manche machen legal Unschooling! Manche machen illegal aber ganz offensiv und in Zusammearbeit/Streit mit den Behörden Unschooling... Ich kenne von allen genannten Möglichkeiten mindestens eine Person, die das so macht! Es sind übrigens sehr viele, die auch einfach ihre Kinder in eine normale Schule schicken, weil sie sich anderes nicht trauen – das ist völlig in Ordnung und geht mi Gleichberechtigung konform. Im Duweißtschon Magazin erzählt eine Familie, wie die Kinder in eine ganz normale Schule gegangen ist. Mike Weimanns Tochter, eine der "Persönlichkeiten" aus dieser Bewegung, hat sich bewusst für die Regelschule entschieden als sie klein war, OBWOHL ihre Eltern selbst an der Gründung einer freien alternativen Schule beteiligt waren! Sie hat das bis zum Abitur durchgezogen! Genauso bei Kindergärten – manche haben ihre Kinder zu Hause. Manche können nicht, weil sie arbeiten oder ihre Arbeit unflexibel ist und müssen sich mit dem KiGa arrangieren. Manche finden liebevolle, respektvolle Kindergärten. Manche finden eine ebensolche Tagesmutter. Manche engagieren sich stark in der Elternvertretung, manche versuchen, mit den Erzieherinnen in Kontakt zu treten und das beste daraus zu machen. Manche gründen KiTas, manche wechseln ihren Job... je nach dem, was man halt so tun kann. Manche machen viele Dinge, probieren viel aus, bis etwas klappt. Manche nur eine Sache. Ausnahmslos ALLE kommen trotzdem immer wieder mit "sinnlosen" Regeln bzw. solchen, die sie in Frage stellen, in Berührung und zeigen den Kindern mit ihrem Umgang damit, wie man mit solchen Regeln klar kommen kann. Die Kinder können sich das abgucken oder einen anderen Weg gehen, wenn sie in ähnliche Situationen kommen. 3. muss man unterscheiden: Kleine Kinder haben viel weniger Verständnis von der Welt und den Zusammhängen und haben es auch schwerer, solche nicht akzeptablen Regeln zu akzeptieren, weil sie die Gründe auch überhaupt nicht verstehen (können!). Wenn man das dann als Elternteil trotzdem durchsetzt, nur weil man Angst hat, es könnte nicht genug "Training" mit Akzeptieren von sinnlosen Regeln bekommen, können es die Kinder *gerade* weil sie noch zu klein sind, um es wirklich zu verstehen, warum die Eltern das machen, oder warum die Regel existiert, so auffassen, dass ihre Eltern einfach gemein, verständnislos und hierarchisch, fremdbestimmend sind. Dies stört das gegenseitige Vertrauen und die Bindung, die so wichtig sind! Mit zunehmendem Alter ist es für ein Kind viel verständlicher, warum Eltern bestimmten Regeln z.B. nicht aus dem Weg gehen können und anders damit umgehen als mit dem pausenlosen Suchen nach Alterativen, die den Bedürfnissen des Kindes gerecht werden. Meiner 8-jährigen Tochter kann ich durchaus sagen, dass sie nun Mal in die Schule muss und dass ich nicht bereit bin, mich mit den Behörde anzulegen, weil ich ihr Unschooling bieten will. Aber meinem 2-jährigen Sohn kann ich nicht verständlich machen, warum er jetzt 8 Stunden woanders verbringen muss, wo er respektlos behandelt wird und zur Not auf den Stillen Stuhl kommt! WENN es dann wirklich keine Alternative gibt weil ich eben von dem Einkommen, das ich in den 8 Stunden produziere, leben muss, dann ist es halt so und dann müssen wir eben damit klar kommen. Aber solange ich es verhindern kann, tue ich es eben. Ich bin sicher, dass Kinder ab dem Alter, indem sie mehr verstehen können, dann auch noch genug Zeit haben (10-12 Jahre ist doche eine laaange Zeit), um sich mit Grenzen und Regeln der Gesellschaft auseinander zu setzen. Es ist auch viel sinnvoller, so was dann anzugehen, wenn die Kinder vom Kopf her überhaupt fähig sind, sich mit solchen Dingen gedanklich auseinander zu setzen! 4. nicht zuletzt möchte ich erwähnen, dass es mir vollkommen verkehrt erscheint, Kinder erziehen zu wollen, die ohne zu hinterfragen Regeln einfach akzeptieren sollen. Ich finde es auch sehr schlimm, wenn Eltern keine Erklärung oder "keine Diskussion" wollen. Kinder haben das Recht, alles zu hinterfragen, Regeln doof zu finden, und das auch "tausend Mal". Das sollte nicht unterdrückt werden, selbst wenn man mit der Regel einfach leben muss (und gerade dann!) sollten Kinder das Recht haben, immer wieder fragen zu dürfen, warum, und sagen zu dürfen, dass es eben blöd ist!). Dabei kann nämlich durchaus kritisch bleiben. Liebe Grüße Johanna
Hi, johanna hat schon ganz viel erzählt, was ich so unterstreichen kann. auch ich kenne für jede genannte alternative mindestens eine familie, ein beispiel. ich kann nur von uns erzählen. während mein sohn in diesen kiga ging und auch schon davor, gehörte ich einer gruppe von menschen an, die versuchten eine demokratische schule zu eröffnen. als das scheiterte, haben die eltern sich zusammen getan und ein demokratisches lernzentrum eröffnet - schule darf man es nciht nennen. mein sohn geht seit eröffnung da hin. es befindet sich jetzt im dritten jahr. er fühlt sich dort sehr wohl. natürlich haben wir weiter gedacht. unschooling wäre total toll. kann ich aber nicht leisten, weil ich einen job habe, den ich wirklich liebe. dieser erfordert viel computerarbeitszeit, stundenlange telefonate etc. pp.. alles dinge, die mit kindern schlecht zu bewerkstelligen sind. mein arbeitstag hat oft mehr wie 10 h. ich könnte unschooling einfach nicht "richtig" machen. meinem mann geht es wie mir. aber wer weiss, vlt. ändert sich das alles noch. wir haben im kopf alle möglichen varianten durchgespielt, von: wir gehen den behördenweg bis hin zu: wie wandern aus. wir werden sehen. die dinge sind noch nicht zu ende gedacht. im moment haben wir hier in leipzig eine der freisten schulen, dort haben wir unseren sohn angemeldet. gleichzeitig arbeiten wir wieder verstärkt daran, eine sudbury-schule genehmigt zu bekommen. die dinge sehen heute besser aus wie vor 2 jahren. vlt. gelingt es uns und unser sohn kann sofort oder nach 1-2 jahren freie schule dahin gehen. wer weiss. vlt. verweigert er auch die freie schule und dann müssen wir weitersehen. ob ich meinem sohn die regelschule anbiete, weiss ich nicht. das ist für mich, wie einem gesunden menschen gift anbieten, schleichendes gift. ach so.. meine zwillinge werden bei uns zu hause von einer tagesmutter betreut. diese freie schule bietet ab nächstem jahr auch kiga. dort haben wir sie angemeldet. wenn es nicht klappt - sei es, weil die kinder nicht wollen oder weil wir keinen platz bekommen - müssen wir sehen, wie es weiter geht. obwohl ich mir bei ihnen vorstellen kann, dass wir sie mit ins büro nehmen. bei ihnen kann ich mir vorstellen, dass sie sich in unseren arbeitsalltag integrieren. aber das steht alles noch in den sternen. die auswander-idee ist auch noch nciht ganz aus unseren köpfen raus und bleibt als alternative, wenn gar nix mehr geht. da sind wir dabei, das gedanklich vorzubereiten, also was müssen wir jetzt tun, damti es dann beruflich und privat problemlos klappt. hmm... du siehst, du hast in ein wespennest gestochert. zumindest bei mir. es gab zeiten, da wurde mir bei dem gedanken an die baldige schulpflicht meines sohnes regelrecht schlecht. jetzt sieht es besser aus. irgendwie kriegen wir das hin. zum glück kenne ich mittlerweile viele leute, denen es so geht, die ihre wege gehen und die mich auch unterstützen. lg vina
Menschen, die eine ganz "normale" Schulausbildung genossen haben, schleichend vergiftet worden sind?????? Es brüskiert mich, wenn ich sehe, welcher Art von Vorurteilen hier Vorschub geleistet wird. Es ist eine menschen- und mitbürgerfeindliche Grundhaltung, davon auszugehen, dass jeder "normale Mensch" ein durch die Schule vergifteter Trottel ist. Warum sollte dein Sohn nicht das Recht haben, für sich zu erkunden, ob eine "ganz normale" Schule unter Umständen sogar bereichernd sein kann oder zumindest nicht störend in seiner psychischen, mentalen, emotionalen und sozialen Entwicklung. Die vorgenannten Entwicklungen finden sowieso außerhalb der Schule bzw. außerhalb des Unterrichts statt. Der Unterricht an sich dient der intellektuellen "Ausbildung" und wird in allen zivilisierten Ländern als Grundvoraussetzung des bewussten Eintritts in das Erwachsenenalters und den aktiven Eintritt in die Gesellschaft gesehen. Klar, im outback schert sich keine Sau um meine Titel. Da ist vor allem interessant, schon vorher zu wissen, wie ich mich bei einem Schlangenbiss verhalte. Oder was ich tun kann, wenn der Kleinst-Flieger in der Pampa abstürzt. Insofern wäre das outback schon eine Alternative für unschooling. LG JAcky
zu vina: Die theoretischen Möglichkeiten, den weiteren Lebensweg zu bestreiten, sind mir schon klar gewesen, ich wollte in erster Linie mal wissen, wie du, vina, das praktisch gelöst hast, das Problem der Unvereinbarkeit der Kitawelt mit deiner. Wespennest hin oder her, was du schreibst, finde ich schon ziemlich konsequent. Und ich merke auch, daß wahrscheinlich fünfmal so viel Energie aufwenden mußt wie ich, um deinen Kindern das zu bieten, was ihnen aus deiner Sicht gerecht wird. Das bewundere ich, auch wenn dieses NE-Prinzip nicht mein Ding ist. Zu dem, was solelo geschrieben hat, wollte ich nochmal sagen, daß mir das alles ein bißchen zu stark in die Richtung "Kinder sollten nicht zu bedingungslosem Gehorsam erzogen werden bzw. sollten nicht sinnlose Regeln kritiklos befolgen" geht. Ich habe bewußt nicht von "sinnlosen", sondern "sinnarmen" Regeln gesprochen, einfach um Dinge mit einzubeziehen, die ich z. B. von meinen Kindern verlange, weil sie mir wichtig sind, wo aber andere sagen würden, daß ihnen das wurscht wäre und von denen objektiv gesehen auch nicht mein Leben abhängt.... Natürlich haben auch meine Kinder das Recht, "Anordnungen", Regeln usw. zu hinterfragen, zu fragen, warum ich das so oder so haben möchte und was der Sinn dahinter ist. Aber z. B. die Sache mit dem Pullern gehen vor dem Rausgehen. In dem Augenblick, wo man die Kinder bittet, nochmal aufs Klo zu gehen, wenn sie müssen, muß höchstens einer von dreien. Kaum ist die Wohnungstür zu, müssen die beiden anderen auch (eine halbe Minute zuvor nicht). Also finde ich, daß nichts dabei ist, wenn man einfach nochmal aufs KLo geht, bevor man das Haus verläßt (mache ich selbst übrigens auch meistens). Gerade kleinere Kinder "merken" es oft erst, wenn die Blase am Überlaufen ist. Und wenn man in der Kita mit 20 Kindern auf den Hof geht, ist es schon ganz angenehm, wenn man nicht nach zwei, vier und sechs Minuten gleich wieder mit einzelnen reinmuß, die nämlich genau dann dringend müssen. Es hat ja auch etwas damit zu tun, daß ich mich als Erzieherin in der Kita nicht zweiteilen und schlecht gleichzeitig 19 Kinder auf dem Spielplatz beaufsichtigen und mit einem pullern gehen kann (bei uns in der Kita gibt es einige, die zwar schon ohne Windeln klarkommen, aber eben noch nicht alles allein schaffen, so daß man tatsächlich mit muß). Meine Erfahrung zeigt, daß man in dem Augenblick, wo man nur ein Kind hat, auf viele Dinge verzichten kann. Eine herumliegende Jacke, ein herumliegendes Paar Schuhe, ein Kind, was aufs Klo muß oder beim Essen ständig quatscht usw. sind kein großes Problem. Liegen aber vier Paar Kinderschuhe vor der Eingangstür, fünf Jacken vor dem Schuhregal oder sabbeln sechs Kinder am Eßtisch durcheinander, sieht die Welt schon anders aus. Damit will ich sagen, daß ich es völlig in Ordnung finde, wenn in der Kita bestimmte Abläufe stärker reglementiert sind als zu Hause. Und komischerweise kommen die Kinder fast alle damit super klar (Jacke in der Kita aufhängen, zu Hause rumschmeißen...). Die Konsequenz aus dem, was vina beschrieb, heißt für mich, daß ich, wenn ich so bedingungslos wie möglich die Gleichberechtigung des Kindes ermöglichen will, das Kind nicht auf die Welt (z. B. 90% der Kitas, Schulen, Arbeitsplätze) vorbereite, sondern ihnen in dem Augenblick, wo sie den Kreis der Familie verlassen wollen/müssen, die "Außenwelt" so herrichten/hinbiegen muß, daß sie weiterhin klarkommen (Schule gründen, spezielle Kita oder Tagesmutter suchen usw.). Wahrscheinlich werden viele der so aufgewachsenen Kindern unheimlich energiegeladene Idealisten, die vielleicht sogar die Welt erheblich verbessern, aber ich denke, daß bei so einer Kindheit die Gefahr, am wirklichen Leben zu scheitern, mindestens genauso groß ist.
ich habe nirgendwo geschrieben, dass ich dich oder anderer für vergiftete menschen halte. ich bin selbst zur regelschule gegangen. ich kann aber nicht die augen verschliessen davor, was menschen tun können, wie menschliches leben aussehen kann, wenn sie keine reguläre schule durchlaufen. ich bin eine sehr angepasste, gute schülerin gewesen und dennoch sage ich mit meinem heutigen wissen, mir sind 13 jahre gestohlen worden. das ist eben die crux. natürlich soll mein sohn für sich selbst entscheiden können. ich weiss nur nicht, wie ich das rein praktisch bewältigen soll. ich melde ihn auch nicht bei montessorie, waldorf, bip an, damit er da mal reinschnuppert. ich höre aber sehr wohl auf ihn und werde über diese möglichkeiten mit ihm reden. wir werden sehen müssen, wie wir wege finden. zitat Der Unterricht an sich dient der intellektuellen "Ausbildung" und wird in allen zivilisierten Ländern als Grundvoraussetzung des bewussten Eintritts in das Erwachsenenalters und den aktiven Eintritt in die Gesellschaft gesehen. zitatende oh ha.. das sehe ich nun für eine typische deutsche meinung. in anderen zivilisierten ländern ist homeschooling/unschooling gar kein problem. dort sieht man den unterricht auch nicht als grundvoraussetzung zum eintritt in die gesellschaft. ich finde es schade, dass ich nicht zum ausdruck bringen konnte, dass eben gerade schule menschen- und mitbürgerfeindlich ist bzw. das zwingen eines jeden menschen ab sechs dahinein. wenn einer das möchte, aber frei wählen kann, habe ich damit kein problem. mich stört der zwang. ich sehe mich nicht als menschenfeindlich. ich verachte niemanden, der durch die schule gegangen ist. ich bemitleide ihn höchstens oder klopfe ihm auf die schulter oder höre mir seine schulerfahrungen an. ich weiss, dass meine meinung sehr extrem ist. leider. in anderen - von dir zivilisierten ländern - ist das gar kein problem. dort mischt sich der staat nicht in dieser art in die familienbelange ein. dort gibt es viele "extremisten" wie mich. ich will dich oder jmd. anderes in keinster weise angreifen. ich wurde gefragt, wie ich das praktisch handhabe und habe das erzählt. ich schaue nicht auf dich oder andere herab. lg vina
zitat zu vina: Die theoretischen Möglichkeiten, den weiteren Lebensweg zu bestreiten, sind mir schon klar gewesen, ich wollte in erster Linie mal wissen, wie du, vina, das praktisch gelöst hast, das Problem der Unvereinbarkeit der Kitawelt mit deiner. Wespennest hin oder her, was du schreibst, finde ich schon ziemlich konsequent. Und ich merke auch, daß wahrscheinlich fünfmal so viel Energie aufwenden mußt wie ich, um deinen Kindern das zu bieten, was ihnen aus deiner Sicht gerecht wird. Das bewundere ich, auch wenn dieses NE-Prinzip nicht mein Ding ist. zitatende hab ich nun eigentlich deine frage beantwortet oder nicht? das ist mir jetzt nicht ganz klar. ich glaube, du hast eine falsche vorstellung. ich denke nicht, dass ich fünf mal mehr energie aufwende, um meinen kindern irgendwas zu bieten. ich würde fünf mal mehr energie aufwenden, wenn ich es hinnähme. Wenn ich sehe, dass meine kinder leiden und ich könnte was tun, und ich tue es nicht. weisst du was ich meine? es ist mir ein bedürfnis, das zu tun. auch wenn ich manchmal über die ländergrenzen hinweg schaue und mit dem kopf schüttle und denke: warum geht das hier nicht so smoothy? mittlerweile dreht sich mein ganzes berufs- und privatleben um eben diese dinge. ich will das so und meistens geniesse ich es. ich hoffe, ich konnte das gerade rücken. was die konsequenzen betrifft, habe ich festgestellt, dass wer sich einmal auf diesen weg gemacht hat, kein zurück mehr findet. das klingt so dramatisch, ist aber so. wir sagen hier oft, es ist wie bei matrix: welche pille willst du nehmen, die rote oder die blaue? und wenn du die wahrheit kennst, kannst du nicht mehr zurück. das sagen wir dann, wenn mal einer verzweifelt und fragt: man, ey, wieso habt ihr mich überhaupt mit diesen ideen in kontakt gebracht. mein leben hätte so einfach sein können ;-) lg vina
Es geht nicht darum, alternative KiTas und Schulen zu gründen *nur für unsere eigenen Kinder*. Diejenigen, die das machen, machen das, weil sie auch meinen, dass sie für die ganze Gesellschaft einen Beitrag leisten. Ich lebe meinen Kindern genauso vor, dass man sich an sinnarme Regeln einfach anpasst und sie akzeptiert, nicht *nur*, dass man was dagegen tut oder dass man sich Nischen erfindet, wie man mit Gleichberechtigung "überleben" kann. Wir sind doch ganz normale Menschen, ich habe das Gefühl, du stellst dir das ein bisschen zu krass vor. Die wirklich Aktiven, die KiTas und Schulen gründen, das sind die Wenigsten. Genauso wie in anderen Bereichen, wo man sich engagieren kann: für die Umwelt, gegen Rassismus, für Tiere, für den Ozean, für arme Länder... Diejenigen Inaktiven sind dann auch nicht unbedingt in Mailinglisten und Internetforen - deshalb siehst du uns an und sagst: Aha, mindestens 50% muss Schulen gründen. wassermann63 hat genauso einen KiGa gewählt mit einem "freien" Konzept – geht sie jetzt allen Regeln aus dem Weg? Nein! Es ist doch selbstverständlich, dass man seinen Kindern versucht zu ermöglichen, woran man selbst glaubt, soweit es geht. Ich möchte aber vor allem auch langfristig in der Gesellschaft, in Deutschland und gerne auch weltweit etwas bewegen. Es ist doch nicht so, dass wir Schule schlecht finden, nur weil UNSERE Kinder damit nicht zurecht kommen. vina hat schon Schule gegründet, als ihr Sohn noch ganz ganz klein war. In der Initiative für die Leipziger Schulgründung sind auch welche dabei, die GAR keine Kinder haben! Es sprechen noch total viele Dinge gegen Schule – es ist allgemeiner Konsens fast, dass Schule, so wie sie heute ist, einfach nicht weiter existieren kann! Das System ist am Ende seiner Kräfte und man repariert nur noch notdürftig hier und da herum. Bildung in der Schule ist im 19. Jahrhundert entstanden, wo es darum ging, entweder gebildete Professoren oder ja-sagende Arbeiter zu produzieren. Die Bildung, die heute Menschen gewährt wird, ist natürlich besser geworden im Laufe der Zeit. Die verschiedenen Fächer werden aber z. B. immer noch sehr unterschiedlich gewertet, obwohl es schon lange klar ist, dass es am Besten ist, wenn jeder entsprechend seinen Fähigkeiten und Talenten lernen kann, und nicht entsprechend einem Massencurriculum, das zur Not mit Zwang eingetrichtert wird. Das Schulsystem zielt auch heute noch nur auf eine bestimmte Art von Talenten ab und mißachtet extrem viele Bereiche des Lebens, die genauso lebens- und lernenswert sind wie Mathe, Deutsch, Englisch, Physik und Chemie, beispielsweise Rechtslehre (Justiz), Kochen, Atomwissenschaft, Tanz, Anthropologie, Kommunikation, Pantomime, Buchbinden, Werbung, Architektur, Bibliothekswesen, Management, Psychologie, Schauspiel, Gitarre, Informatik, indische Kunst, deutscher Film, Fussball, Afrikastudien, asiatische Musik etc. etc. etc. Es ist völliger Unsinn zu behaupten, man hätte eine super Auswahl getroffen aus dem gesamten Kulturwissen der Menschheit für das Curriculum für *ALLE* Menschen in Deutschland gefunden, die es alle auch immer zur gleichen Zeit pauken müssen, in gleichen Abständen und stets egal, ob es sie interessiert oder nicht, und auch egal, ob sie es danach vergessen (was die meisten direkt nach der Klausur, spätestens nach der Schule auch tun – mit Ausnahme derjenigen Dinge, die zufällig auch genau im Interesse des Schülers gelegen haben (oder die besonders traumatisch gelernt werden müssen :-( )). Wirklich massenweise Studien belegen, dass Lernen unter Zwang, Druck und/oder Angst genau gegenteilig wird, den Lernprozess verhindern und höchstens temporäres Auswendig Lernen hervorbringen. Trotzdem wird es in den allermeisten Schulen immer noch angewandt, schon allein Zensuren machen genug Druck, nicht zu schweigen von der Art, wie in vielen Schulen mit Kindern umgegangen wird – zum Glück gibt es einige Lehrer, die nicht so sind! Aber auch sie bekommen Druck von oben gute Schüler "zu produzieren". Das ist schrecklich! Schulbildung an sich ist überholt, und das schon lange. Es geht nicht nur darum, den Bedürfnissen meiner Kinder gerecht zu werden, damit sie ja nicht zu Ja-Sagern werden. Ich habe keinerlei erzieherischen Ziele! Es ist für meine Kinder quasi "Zufall", dass ihre Bedürfnisse von mir geachtet werden *können*, weil ich sowieso schon schulkritisch eingestellt bin und nicht auch noch dafür. Sehr viele Kinder kommen mit der Schule nicht klar. Es wird aber nicht beachtet, weil es eben "normal" ist – ICH sehe das nicht so (und ich mag völlig falsch liegen damit, aber es ist eben meine Überzeugung, genauso wie deine deine ist). Kinder, die ein anderes Tempo brauchen oder anders lernen und denken müssen (zum Beispiel unter Bewegung), werden abgestempelt und haben eben meistens nicht Eltern, die dann sagen: Ich verstehe das, und gerade weil ich selbst auch schulkritisch eingestellt bin, werde ich natürlich versuchen, alles zu tun, was in meiner Macht steht, dich zu unterstützen. Die anderen Kinder haben das eben nicht, sie haben Eltern, die an den Sinn der Schule glauben, und deshalb auch denken, dass ihre Kinder eben da "durch" müssen, auch wenn ihre Kinder sich über Respektlosigkeiten seitens der Lehrer ihnen gegenüber beschweren. Es gehört eben zum Regeln lernen dazu, meinen sie. Und es bereitet sie am Besten auf das "echte" Leben (das für viele erst nach der Schule beginnt...) vor. Ich sehe bei beiden Eltern gar keinen Unterschied: Beide machen genau das, was ihren Überzeugungen entspricht. Wir haben es freilich schwerer, weil wir gegen den Strom schwimmen und nicht so viele Möglichkeiten haben. Aber Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass sich Gesamt-gesellschaftlich eben doch was ändern kann. Dass nichts starr ist und dass für uns *alle* Platz ist. Wir müssen nicht unsere Kinder so und so machen (anpassen), und wir müssen auch selbst nicht für immer Bauchschmerzen haben – wir können die Gesellschaft so verändern, dass niemand mehr das Gefühl hat, dass er abgedrängt wird oder dass sich andere mit ihren Ideen Abkapseln. Das geht z.B., indem man einfach anfängt und Schulen gründet. In Israel sind es schon 19 Demokratische Schulen und es gibt ein eigenes Amt für demokratische Bildung. Ist das nicht unglaublich?? Vielleicht können wir ja doch beweisen, dass echte demokratische Bildung ein besserer Weg ist, und vielleicht schließen sich viele uns an. Die ellenlangen Wartelisten an freien alternativen Schulen zeigen, dass offensichtlich Bedarf ist. Zur Not stellt sich raus, dass demokratische Bildung nur für manche was ist. Gut – dann haben wir eben unsere Kultur und das Spektrum der Möglichkeiten etwas bereichert. Liebe Grüße Johanna
Mann – es ärgert mich echt immer selbst, dass ich so viel schreibe. Ich verstehe gar nicht, wie das passieren kann! Ich schreibe wohl so schnell. Kurz gesagt, was ich mit dem langen Posting sagen will, ist dass wir *für unsere Kinder* freie Schulen gründen (das war auch missverständlich ausgedrückt im anderen Posting), sondern weil wir gegen normale Schulbildung sind. Und es gibt nur wenige so stark engagierte unter uns, die wirklich an Gründungen beteiligt sind. Die misten Inaktiven sind dann auch nicht in einem solchen Forum wie das RUB aktiv. Ich denke, du hast ein falsches Bild von der Realität der Eltern, die Gleichberechtigung mit ihren Kindern leben. So.. den Rest müsst ihr euch denken oder oben lesen :-D Liebe Grüße Johanna
zitat Die Konsequenz aus dem, was vina beschrieb, heißt für mich, daß ich, wenn ich so bedingungslos wie möglich die Gleichberechtigung des Kindes ermöglichen will, das Kind nicht auf die Welt (z. B. 90% der Kitas, Schulen, Arbeitsplätze) vorbereite, sondern ihnen in dem Augenblick, wo sie den Kreis der Familie verlassen wollen/müssen, die "Außenwelt" so herrichten/hinbiegen muß, daß sie weiterhin klarkommen (Schule gründen, spezielle Kita oder Tagesmutter suchen usw.). Wahrscheinlich werden viele der so aufgewachsenen Kindern unheimlich energiegeladene Idealisten, die vielleicht sogar die Welt erheblich verbessern, aber ich denke, daß bei so einer Kindheit die Gefahr, am wirklichen Leben zu scheitern, mindestens genauso groß ist. zitatende das sehe ich nicht so. ich kann doch die welt nur so weit anpassen, wie es möglich ist. alles geht nicht. das merken meine kinder in allen lebensbereichen. die sind nciht von der aussenwelt abgeschirmt. alles was wir tun, ist ganz offensichtlich möglich. also gehört es zu unserem leben. ich passe mich auch an, wo es für mich wichtig ist. genauso tun es meine kinder. jeder kann in dtl. schulen, kitas usw gründen. wir versuchen nur andere als herkömmliche konzepte. ist doch ok. kurz: meine kinder stehen im wirklichen leben. was sonst ist es, was wir leben? erinnert mich immer an meinen lieblingsspruch des von mir verehrten ekkehard von braunmühl: kinder wollen nicht auf das leben vorbereitet werden, sie wollen leben. aus: Zeit für Kinder lg vina
Du schreibst.... "......haben die eltern sich zusammen getan und ein demokratisches lernzentrum eröffnet - schule darf man es nciht nennen. mein sohn geht seit eröffnung da hin. es befindet sich jetzt im dritten jahr. er fühlt sich dort sehr wohl. natürlich haben wir weiter gedacht. unschooling wäre total toll. kann ich aber nicht leisten, weil ich einen job habe, den ich wirklich liebe. dieser erfordert viel computerarbeitszeit, stundenlange telefonate etc. pp.. alles dinge, die mit kindern schlecht zu bewerkstelligen sind. mein arbeitstag hat oft mehr wie 10 h. ich könnte unschooling einfach nicht "richtig" machen. meinem mann geht es wie mir. aber wer weiss, vlt. ändert sich das alles noch.(....) ach so.. meine zwillinge werden bei uns zu hause von einer tagesmutter betreut. diese freie schule bietet ab nächstem jahr auch kiga. dort haben wir sie angemeldet. " Du gehst tägl. ca.10 Std. arbeiten, hast keine Zeit für die Kinder, Dein Mann auch nicht, gleichzeitig schreibst Du, Ihr praktiziert das Nichterziehen... Ja, wie soll es auch anders sein? Ihr seit ja nicht da...also könnt ihr Eure Kinder weder erziehen noch nichterziehen. Ihr erwartet von der Tagesmutter, dem Kindergarten, der Schule die Erziehung Eurer Kinder....aber bitte schön, genau nach Euren Vorstellungen soll es sein. Sei mal ehrlich, ist das dann nicht ein wenig falsch, anderen Ratschläge zu erteilen, wenn Du es ja eigentlich nicht selber täglich durchziehst? Du hast zwar wohl eine theoretische Vorstellung, aber wie das Ganze in der Praxis aussieht, das kannst Du doch eigentlich garnicht wissen, oder? Wie würde es wohl aussehen, wenn Du täglich, den ganzen Tag lang, mit Deinen Kindern zutun hättest? Würdest Du dann auch den Kopf in den Sand stecken und hoffen, das Eure Kinder schon wissen was für sie richtig ist? Vieleicht ist es ja auch gut so, das es Tagesmutter, Kiga und Schule gibt... LG mamaj
huch... da hast du mich missverstanden. ich arbeite zwar 10 h, bin aber nur 6 h von den kindern weg. meistens arbeite ich abends/nachts noch weiter, wenn die kinder schlafen. durch unseren beruf sind wir da flexibel. ich denke schon, dass ich viel zeit mit meinen kindern verbringe. wir sind für sie da - auch mit körperlicher präsenz. ich verstehe deinen angriff jetzt nicht so ganz. natürlich habe ich erwartungen an fremdbetreuung. wer hat das nicht? das haben auch erzieher. aber hauptsache du hast dir luft gemacht, und die vina als rabenmutter geoutet :-) lg vina
Sorry, es kam bei mir anders an, denn wenn jemand schreibt, er arbeitet den ganzen Tag(mindest. 10h), dann arbeitet er, zumindestens für mich, den ganzen Tag... Mein Mann arbeitet auch 10h und mehr, und nein, er ist nicht in der Zeit präsent...weder körperlich noch geistig. Da ich Dein Leben und Deine Lebensgewohnheiten nicht kenne, habe ich mich darauf bezogen, was du geschrieben hast, nicht mehr und nicht weniger. Und nein, als Rabenmutter bezeichne ich Dich, denn ich kenne Dich überhaupt nicht! Ich verurteile Dich auch nicht, verurteile Deinen Erziehungsmethode nicht und verurteile Fremdbetreuung nicht. Und auch wenn ich eine andere Einstellung in Bezug auf Erziehung oder Nichterziehung habe, tolleriere ich Deine Einstellung, denn es ist Dein Leben und jeder hat das Recht es sich so zu gestalten wie er es für richtig hält. Eine Frage hätte ich aber noch... Du schreibst, das ihr in Erwägung ziehen würdet auszuwandern, wenn ihr hier nicht die Möglichkeiten findet, das eure Kinder so heranwachsen können, wie ihr euch das vorstellt. Welche Region, welches Land käme denn für Euch in Frage? LG mamaj
na, da haben wir das doch geklärt :-) am ehesten in frage kommen england oder irland. die sind dort sehr liberal in schulfragen. neuseeland oder kanada wäre zwar noch besser, ist mir aber zu weit weg. lg vina
Ja, danke, du hast meine Frage nach der praktischen Umsetzung beantwortet.
Deine Einstellung zur Schule kann ich nun überhaupt nicht teilen, aber das liegt zum einen daran, daß ich sehr wohl Erwartungen an meine Kinder habe (das Thema hatten wir schon mal) und zum anderen, daß meine große Tochter schon nach einer recht "freien" Methode unterrichtet wird, mit der sie aber nun überhaupt nicht klarkommt. Aber wie auch immer, ich bin gespannt, wie sich alles so weiterentwickeln wird.
Hallo, in wiefern kommt sie damit nicht klar? - nur, wenn du antworten magst. Liebe Grüße Johanna
Du kannst meine Einstellung nicht teilen, aber kannst du jetzt vielleicht besser nachvollziehen, warum wir meinen, dass wir unsere Kinder nicht abschotten und uns eine eigene heile Welt basteln würden? Ich hätte gerne diesen Vorwurf vom Hals. Ich habe eben eine andere Meinung zur Schule als du. Deshalb versuche ich in der Schullandschaft etwas zu verändern, und sei es nur dadurch, dass ich Regelschulen nicht unterstütze oder mit anderen Menschen in Kontakt komme, z.B. hier, und mich mit ihnen unterhalte – vielleicht kann ja jemand was damit anfangen. Aber ich mache das nicht *nur* für meine Kinder und opfere mein ganzes Leben, damit sie ja nur gleichberechtigt leben können. Sie dürfen auch leider nicht wählen, und da kann ich mich z.B. gerade gar nicht drum kümmern, das wäre aber auch was. Durch meine "Wahl", sowohl die Politiker-Wahl als auch meine Wahl, so zu leben, beeinflusse ich auch die Gesellschaft, weil ich ja auch Teil der Gesellschaft bin. Wir tun das alle eben auf unsere Art, durch unsere Art zu leben allein. Ich hatte gesagt, ich sehe zwischen beiden Eltern gar keinen Unterschied - sie handeln alle einfach so, wie sie es für richtig halten. Hältst du deinen Vorwurf oder deine Behauptung, wir würden unsere Kinder von der Realität fernhalten, weil wir nach Alternativen suchen, noch aufrecht? Das wollte ich gerne noch wissen :-) Liebe Grüße Johanna unerzogen.de
...gerade anngland und Irland hätte ich nicht gedacht, ist es nicht eigentlich schwer dort beruflich Fuß zu fassen? Allerdings kenn ich mich in Bezug auf Schule etc. nicht aus, sondern meine eher, das dort eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht. Oder ist es in erster Linie die Schulbildung, die dort besser ist wie hier, und ihr deshalb diese Länder favorisiert? Mir fiel nämlich gerade ein, das Kinder in England ja schon mit 4 oder 5 Jahren in die Schule kommen..nun gut, das finde ich persönlich nun auch nicht so toll, aber es kann auch genau anders sein und es ist besonders gut...mir fehlt da jegliche Erfahrung. Vieleicht wäre es ja besser, wenn die Kinder von klein auf an an Schule, Unterricht etc. gewöhnt werden. LG mamaj
zitat Oder ist es in erster Linie die Schulbildung, die dort besser ist wie hier, und ihr deshalb diese Länder favorisiert? zitatende es ist eher die möglichkeit der nicht-schulbildung. in england gibt es auch einige demokratische schulen, die für uns natürlich auch in betracht kommen. über die arbeitslosigkeit haben wir uns keine gedanken gemacht, weil ich glaube, dass wir "unseren arsch an die wand bekommen". da mach ich mir keine sorgen. ausserdem würden wir von dem land aus weiter das machen, was wir machen - beruflich. von daher kommt auch nur europa in frage. aber kanada wäre auch schön gewesen. die bezahlen familien sogar geld, wenn die ihre kinder zu hause bilden, weil der staat dadurch spart. irre. und kanada ist jetzt nicht durch drastischen bildungsabrutsch aufgefallen. lg vina
...denn darüber, unser Kind daheim zu unterrichten, habe ich noch nie nachgedacht. Allerdings bin ich bisher auch nicht auf die Idee gekommen auszuwandern, weil unserem Kind die Schule vieleicht nicht gefallen könnte... Ich weiß aber auch, dass ich unsere Tochter garnicht selber unterrichten könnte, da jetzt schon zu erkennen ist, das sie gänzlich andere Interessen hat als ich. Was mich ein wenig irritiert ist ...Nicht-Schulbildung... Bedeutet das, dass man nur das lernt, was man im späteren Leben braucht? Oder nur das lernt, wozu man gerade Lust hat? Gibt es eine Seite im Internet, wo man darüber etwas lesen kann? LG mamaj...die mal wieder bemerkt, das man immer wieder was Neues dazulernt.
ach, da gib es ne menge im internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Unschooling http://www.leben-ohne-schule.de/artikel1.html http://www.unerzogen.de/definitionen/2006/10/07/was-ist-unschooling/ http://www.unerzogen.de/definitionen/2006/10/07/unschooling-philosophie/ http://www.diefreilerner.eu/praxis.htm http://www.pro-lernen.ch/blog/labels/Beh=C3=B6rden.html http://www.martinwilke.de/lif_moeglich.htm http://schul-frei.blogspot.com/ och, ich glaube, das reicht für's erste :-) Viel Vergnügen beim Lesen vina
O. k., nochmal der Versuch, einer kurzen Antwort.... Ich denke nach wie vor, daß nahezu alle Eltern, die sich über ihren Erziehungsstil oder Nichterziehungsstil immer wieder kritisch Gedanken machen und Dinge hinterfragen, zu neuen Erkenntnissen gelangen usw. das Beste für ihr Kind wollen. Natürlich unterscheiden sich die Ansichten darüber, was "das Beste" ist manchmal ziemlich stark, aber die gute Absicht würde ich keinem NE absprechen wollen. Dennoch glaube ich, daß es reichlich Kinder geben wird, die aus der "großen Freiheit" nicht nur ganz viele Entfaltungsmöglichkeiten entwickeln, sondern eben auch öfter mal anecken werden, wenn sie mehr und mehr feststellen müssen, daß die Erwachsenenwelt durch unzählige Zwänge geprägt ist. Mit "anecken" meine ich nicht, daß sie Dinge hinterfragen oder ihre Meinung vertreten, denn das sehe ich auch als positiv an, sondern daß vielleicht der ein oder andere schlichtweg schlecht schreiben oder lesen kann, weil er eben immer lieber Käfer seziert hat. Möglicherweise fehlen ihm damit aber die Grundlagen, um später mal Biologie zu studieren. Oder er wird vielleicht keinen Mannschaftssport betreiben können, weil er sich nie den Anweisungen des Trainers unterordnen würde. Mir fallen jetzt auf den Plutz nicht die ganz prägnanten Beispiele ein, aber ich finde, daß man es wirklich leichter hat im Leben, wenn man nicht permanent gegen den Strom schwimmt. Natürlich muß ich nicht immer mit den anderen mitrennen, aber wenn ich GRUNDSÄTZLICH schon so andere Ansichten habe als die meisten anderen, daß ich mir keine Kita vorstellen kann, die mein Kind nicht manipuliert, gängelt usw., dann finde ich das schon extrem krass. Es ist ja auch schön, wenn wir Eltern unser Kind daher lieber von einer Tagesmutter betreuen lassen und später vielleicht nicht auf eine "normale Schule" schicken, aber tun wir dem Kind damit auch in jedem Fall einen Gefallen, indem wir es "anders sein lassen" als die anderen? Zum Thema Schule könnte man jetzt auch wieder von Adam und Eva anfangen, gerade jetzt wo Eleanamami ins Geschehen mit eingegriffen hat! Was meine Tochter und ihre Schwierigkeiten betrifft, so ist das nur schwer in drei Sätzen zusammenzufassen. Ich habe im 1. Klasse - und Grundschulforum schon ein paarmal dazu gepostet. Schule macht ihr mittlerweile Spaß - wenn gebastelt, gespielt und gemalt wird. Rechnen, Lesen oder Schreiben mag sie nicht und würde es von sich aus auch nicht tun. Auf der anderen Seite will sie aber auch nicht die Schlechteste sein. Die Lehrer sind so clever, daß sie keine Hausaufgaben aufgeben, den Eltern aber klipp und klar sagen, daß die Kinder z. B. jeden Tag lesen müssen, um es richtig zu lernen. Was macht eine Mutter, deren Kind niemals freiwillig lesen würde? Sie probiert zwei Wege: Einmal den Weg, ihr dreimal in der Woche 5 Leseminuten abzuverlangen, auch wenn sie meckert und zweitens den Weg, mal zwei Monate lang gar nichts von ihr zu verlangen. Keiner der beiden Wege hat bislang dazu geführt, daß sie gut liest. Der erste bringt aber wenigstens kleine Verbesserungen, während der zweite Versuch dazu führte, daß sie nach einem Jahr Schule fast schlechter las als nach drei Monaten Schule. Was ist die Lösung des Problems?- Die Stempelzettel. Damit sollen die Kinder am Ende der Woche nachweisen, mindestens fünfmal oder so gelesen zu haben. Dieser "üble Druck" hat zumindest bei meiner Tochter ausgereicht, daß sie regelmäßig sogar ziemlich freiwillig ihre 5 Minuten gelesen hat. Kaum wurde der Stepelzettel eingestellt, war der Druck weg, und sie wollte wieder nicht mehr. Meine Tochter hat auf der anderen Seite ganz andere Qualitäten. Sie ist super sozialkompetent, was ihr natürlich auch vieles im Leben erleichtert und was sehr wichtig ist. Wenn sie aber selbst sagt, daß sie später mal einen Beruf haben möchte, der so viel abwirft, daß sie ein Cabrio fahren kann, dann wird sie wahrscheinlich auch am Lesen, Schreiben und Rechnen nicht wirklich vorbeikommen (natürlich gibt es Gegenbeispiele, aber da sie bislang weder Gesangs- noch Schauspieltalent erkennen ließ, keine Modelmaße besitzt usw. wird es schwierig!).
Liebe Mami06, ***O. k., nochmal der Versuch, einer kurzen Antwort....*** danke für deine Antwort! Ich weiß nicht genau, ob du wirklich Lust auf eine Unterhaltung mit dir darüber hast :-) Du kannst es gerne einfach so stehen lassen, wenn du magst. Ich wollte nur gerne noch mal anfangen. Ich weiß ja auch, dass Unterhaltungen mit mir recht anstrengend sein können, weil ich so viel schreibe... ***Dennoch glaube ich, daß es reichlich Kinder geben wird, die aus der "großen Freiheit" nicht nur ganz viele Entfaltungsmöglichkeiten entwickeln, sondern eben auch öfter mal anecken werden, wenn sie mehr und mehr feststellen müssen, daß die Erwachsenenwelt durch unzählige Zwänge geprägt ist.*** Das glaube ich nicht. Denn in gleichberechtigten Eltern-Kind-Beziehungen gibt es keine so starre Trennung von Erwachsenen- und Kinderwelt. Die Kinder bekommen von Anfang an die Zwänge der Erwachsenen mit und sind damit genauso konfrontiert. ***Mit "anecken" meine ich nicht, daß sie Dinge hinterfragen oder ihre Meinung vertreten, denn das sehe ich auch als positiv an, sondern daß vielleicht der ein oder andere schlichtweg schlecht schreiben oder lesen kann, weil er eben immer lieber Käfer seziert hat. Möglicherweise fehlen ihm damit aber die Grundlagen, um später mal Biologie zu studieren.*** Du meinst jetzt freies Lernen/Unschooling. Nein, das wird ihm nicht fehlen. Alle Kinder, die unschoolen/frei lernen dürfen, lernen lesen und schreiben. (Komischerweise ist Analphabtismus ein Phänomänen, dass mit Unschooling bzw. selbstbestmmten Lernen zu 0% auftaucht. Mit Zwanglernen aber. (Komisch dann auch, dass Unschooling hierzulande verboten ist, aber Schule nicht ;-))) Manche Kinder (seltener) erst mit 14, aber sie lernen es, und zwar dann sehr schnell (egal ob es so spät kommt oder schon mit 4). Abgesehen davon: wenn ein Kind/Jugendlicher Biologie studieren will, dann weiß er auch, dass er lesen und schreiben dazu braucht. Das ist dann Motivation genug, das auch zu tun. Aber ich bezweifle, dass das erst Motivation sein muss, denn jedes Kind will lesen und schreiben lernen. Deine Tochter würde es wahrscheinlich auch wollen, wenn es ihr nicht vermiest werden würde durch die Schule. ***Oder er wird vielleicht keinen Mannschaftssport betreiben können, weil er sich nie den Anweisungen des Trainers unterordnen würde.*** Das ist mir zu einseitig und stimmt so nicht. Kinder, die unschoolen, gehen auch in Kurse oder Training, wenn sie das wollen. Wenn sie den Sport mögen, "unterwerfen" sie sich eben auch den dazugehörigen Regeln. Genauso wie wenn Menschen das Privileg genießen wollen, in einem schicken Restaurant zu essen, sie sich dann auch eben "benehmen", weil sie sonst nun Mal rausfliegen. Das ist einfach eine Sache der Prioritäten. ***Mir fallen jetzt auf den Plutz nicht die ganz prägnanten Beispiele ein, aber ich finde, daß man es wirklich leichter hat im Leben, wenn man nicht permanent gegen den Strom schwimmt.*** Das bezweifle ich. Sehr sehr viele Menschen schwimmen mit dem Strom oder weitestgehend mit dem Strom und sind todunglücklich. Eben weil sie dadurch ein Stück ihrer Individualität aufgegeben haben oder dies "müssen" :-( Dazu passt, dass alle Menschen, die ich kenne, die ausgesprochen gegen den Strom schwimmen, überaus glücklich und zufrieden mit ihrem Leben sind, selbst mit Geldproblemen und allem, was dazu gehören kann. Vielleicht hast du mal solche Menschen getroffen, und dich gewundert, wie man so gelassen durchs Leben gehen kann, und sie vielleicht auch bewundert? ich tue das jedes Mal, wenn ich so jemanden treffe, der so frei ist. Diese Menschen sind nicht nur frei. Sie sind auch immer frei, zu wählen, die Regeln zu befolgen. Das sind du und ich eigentlich auch :-) aber manche Menschen sind da ung/befangener. Es ist nicht mein Ziel, dass meine Kinder so "werden", wie ich es hier beschreibe. Ich will ihnen ermöglichen, selbst ihren Lebensweg zu wählen, weil ich glaube, dass sie das selbst auch möchten (sonst würden sich Kinder ja auch nicht gegen Erziehungsversuche wehren, so sagt es jedenfalls meine Logik ;-) ). ***Natürlich muß ich nicht immer mit den anderen mitrennen, aber wenn ich GRUNDSÄTZLICH schon so andere Ansichten habe als die meisten anderen, daß ich mir keine Kita vorstellen kann, die mein Kind nicht manipuliert, gängelt usw., dann finde ich das schon extrem krass.*** Das ist die Meinung einiger ELTERN, die du hier gehört hast, nicht die Meinung der Kinder oder der erwachsenen Kinder. Warum sollten die Kinder genauso wie die Eltern sein? Sie können auch andere Meinungen entwickeln (darum geht es ja ;-)) Ich persönlich kann mir gut vorstellen, dass es Kindergärten gibt, die mit Kindern respektvoll umgehen. Ich finde es trotzdem immer wieder schade, dass Erwachsenen- und Kinderwelt so getrennt von einander sein müssen. In manchen Kulturen ist es z.B. normal und möglich, dass man seine Kinder mit auf die Arbeit nehmen kann. Vielleicht nicht immer, aber wenigstens manchmal/öfters/wann immer sie wollen. Das finde ich toll. Oder Kindergärten, die am Arbeitsplatz sind, ganz in der Nähe. Oder Chefs, die einen zu Hause arbeiten lassen, zumindest einen Teil der Zeit. Das gibt es zum Teil auch hier, z.B. am Max Planck Instintut in Leipzig, wo ich lange gearbeitet habe. Ich wünsche mir, dass Betreuungsmodelle immer flexibler und dan den Bedürfnissen von Kindern UND Eltern angepasst werden. ***Es ist ja auch schön, wenn wir Eltern unser Kind daher lieber von einer Tagesmutter betreuen lassen und später vielleicht nicht auf eine "normale Schule" schicken, aber tun wir dem Kind damit auch in jedem Fall einen Gefallen, indem wir es "anders sein lassen" als die anderen?*** Ja, meiner Meinung nach schon. Wir tun allen einen Gefallen, wenn wir sie so sein lassen, wie sie SIND. Wenn das alle dürften, wäre es ja wieder normal? Wann soll denn die Welt endlich damit anfangen, die Menschen nicht wie Klone zu behandeln? Wir sind eben nun Mal verschieden und aus Verschienheit kann man lernen. Die Gleichmacherei schürt nur Intoleranz. Diese "weltverbesserische Sicht" ist allerdings nicht mein Anliegen. Mir geht es einfach um Moral. Ich kann es mit meinem Gewissen einfach nicht vereinbaren, mein Kind in eine Form zu pressen, und wenn da noch so tolle Gründe winken. Ich sehe, dass sich Kinder gegen diese Formen wehren. Dazu gibt es auch noch so viele unterschiedliche Formen – es scheint so willkürlich. Es geht noch nicht Mal darum, alle gleich zu machen, es geht darum, sie so zu machen, wie die Eltern sich diese Form vorstellen. Das kann ich einfach moralisch nicht vertreten. Vielleicht kannst du mein Posting "Gleichberechtigung" zu Feelix' und Mamaselios Unterhaltung lesen, dann verstehst du mich, vielleicht. ***Zum Thema Schule könnte man jetzt auch wieder von Adam und Eva anfangen, gerade jetzt wo Eleanamami ins Geschehen mit eingegriffen hat!*** Ich finde, was sie sagt, auch gut. Und gar nicht widersprüchlich. ***Was meine Tochter und ihre Schwierigkeiten betrifft, so ist das nur schwer in drei Sätzen zusammenzufassen. Ich habe im 1. Klasse - und Grundschulforum schon ein paarmal dazu gepostet. Schule macht ihr mittlerweile Spaß - wenn gebastelt, gespielt und gemalt wird. Rechnen, Lesen oder Schreiben mag sie nicht und würde es von sich aus auch nicht tun.*** Das glaube ich einfach nicht. Es gibt so viel Literatur zum selbstbestimmten Lernen. Es geht ja gerade darum, dass Kinder unterschiedliche Lernweisen und Tempos haben. Manche Kinder lernen Lesen ganz ohne dass man das sieht. Sie fragen ab und zu, was da und da steht und merken sich das einfach. Manchmal über Jahre. Irgendwann macht es klick und sie haben es gelernt, lesen plötzlich stolz vor. So habe ich es mit meiner Tochter erlebt, kurz vor Schuleingang - das ist genauso erst mit 9 oder schon mit 3 möglich. Manche fragen direkt, dass man es ihnen beibringen soll. Manche lernen durch schreiben, weil sie ständig Nachrichten oder Wörter schreiben wollen. Manche lernen das durch Markennamen lesen. Manche lernen alle Buchstaben erst auswendig und fragen gezielt danach, wie man das zusammensetzt. Manche lernen es heimlich und plötzlich können sie es (das war bei meiner Schwester so, die Kindergärtnerinnen fragten meine Eltern irgendwann, ob sie denn wüssten, dass ihre Tochter schon lesen würde; sie wussten es nicht). Nur weil du ihr Interesse nicht siehst, heißt es nicht, dass sie keins hat. Sie mag es wahrscheinlich ZUR ZEIT nicht, weil sie eben gerade andere Interessen hat. Auf natürliche Weise käme es bei ihr später. Die Schule macht sie aber alle gleich. Alle müssen es jetzt mit 6/7 können, und wenn nicht, sind sie eben Lesebehindert oder haben sonst irgendein "Problem"... Oder sie mag es nicht, weil sie gezwungen wird. Meine Tochter hat Mathe gehasst, und wurde darin auch immer schlechter. In der letzten Arbeit hatte sie eine 5. Zu Hause gab es jeden Tag, wirklich jeden Tag, Tränen und lautes Wimmern wegen den Hausaufgaben – und das obwohl sie wegen mir die Hausaufgaben nicht mal machen MUSSTE! Aber von der Schule aus, und das war ihr Druck genug. Weil sie sonst von der Lehrerin fertig gemacht würde (gut unsere Schule war (ist) da aber auch recht mittelalterlich. Ich weiß, dass es viel "nettere" Schulen gibt). Oft hatte sie es im Unterricht nicht verstanden, traute sich aber nicht zu fragen, weil sie dann für dumm hin gestellt wurde. Dann wusste sie den vorgegebenen (natürlich nur einen einzig wahren!) mathematischen Weg nicht, den sie gehen sollte. Ich kannte einen anderen, der ging aber nicht, weil die Lehrerin eben einen bestimmten wollte und anderes war immer "falsch". Tränen ohne Ende, stundenlanges Sitzen vor den Hausaufgaben und keine Lösung in Sicht. Es war wirklich furchtbar. Sie kam dann in die freie Schule. Ich dachte, sie macht jetzt erst Mal 3 Jahre lang "Deschooling", zumindest auf keinen Fall Mathe, sehr sehr lange nicht. Das ist nicht ungewöhnlich, wenn Kinder von der Regelschule in Unschooling-Situationen kommen. Nach zwei Tagen kam sie an: "Mama, ich MAG ja Mathe!!!!" Sie war sooo stolz! "Ich wusste gar nicht, dass ich das KANN!" sie wollte von mir AUFGABEN gestellt bekommen. Sie hat sich hier freiwillig Aufgaben geben lassen und die erste Woche nur Mathe gemacht mit ihrer Lernbegleiterin. Sie will auch heute noch jede mathematische Aufgabe, die uns über den Weg läuft, selbst lösen ("warte, nicht verraten, ich will das machen!"). Sie testet vorsichtig Prozentrechnung, stellt Hypothesen auf, im Gespräch und zwar, wenn die SITUATION passt. Gestern im Café (auf dem Berliner unerzogen-Treffen :-D ich war übers WE in Berlin), hat der Kellner die Rechnung in mehrere handgeschriebene Rechnungen aufgeteilt, weil jeder getrennt gezahlt hat. Sie knickte dann die 5 Zettelchen unten um, sodass die Lösung nicht mehr zu sehen war und rechnete mir vor, um am Ende zu prüfen, ob sie es richtig hatte. Mathe kann Spaß machen! Und es kann ganz von selbst kommen. Wenn es passt, und vor allem, wenn keinerlei Druck da ist. Und Druck kann total unterschiedlich aussehen. ***Auf der anderen Seite will sie aber auch nicht die Schlechteste sein.*** Das ist ein ganz böser Druck, der in der Schule ausgeübt wird. Das wird oft gezielt von den Lehrern voran getrieben ("Nimm dir ein Beispiel an...") oder extremes Loben von guten Noten oder Notengebung überhaupt. Siehst du nicht, dass die Schule es nicht schafft, die Kinder dafür zu INTERESSIEREN, wirklich für den INHALT? Sie schafft es nur, dass sie sich dafür interessieren, "nicht schlecht" oder eben "gut" oder "gut genug" zu sein. Das ist total verkehrt. ***Die Lehrer sind so clever, daß sie keine Hausaufgaben aufgeben, den Eltern aber klipp und klar sagen, daß die Kinder z. B. jeden Tag lesen müssen, um es richtig zu lernen.*** Genau das bestätigen die Erfahrungen von Unschoolern eben nicht. Kinder müssen es nicht ÜBEN. Sie müssen *Interesse* haben. Und bei manchen kommt das Interesse ganz früh, und bei manchen ganz spät. Ich habe von Kinder gelesen, die erst mit 11 zu lesen gelernt haben, und dann gleich dicke Wälzer gelesen haben (Harry Potter etc.) Die Übung war nicht wichtig. Das Lesen WOLLEN und es BRAUCHEN war wichtig. Wozu braucht ein 6-jähriges Kind denn zu lesen, wenn es eben gerade anders gut zurecht kommt mit seinen Interessen? Interessen wandeln sich. Und wenn sich das Kind eben frei entfalten kann, führt ein Interesse zum andern. (Ein (methodischer!) Tipp: vielleicht kannst du ihr öfter Mal Zettelchen schreiben. Auch wenn du sie ihr dann selbst vorlesen musst. Selbst den Kindern Vorlesen, statt von ihnen Lesenübungen zu verlangen, finde ich auch viel viel wichtiger und wenn schon eine Übung, dann das als eine bessere Übung. Denn dann sieht das Kind, was alles aus einem Buch an Geschichten herauskommen kann. Irgendwann kann es ein Interesse daran gewinnen, selbst zu lesen. Wenn du das Kind immer zwingst, zu lesen, obwohl es nicht lesen will, fokussiert das Kind viel eher auf die Fremdbestimmung und dass es gar nicht lesen WILL (und merkt sich das), als auf die Schönheit und Nützlichkeit von Literatur. ***Was macht eine Mutter, deren Kind niemals freiwillig lesen würde?*** Woher willst du das mit dem "niemals" wissen? Jetzt erscheint es dir eben so. Ich will dich nicht überzeugen, ich will nur eine Gegendarstellung liefern. Vielleicht interessiert es dich, und du kannst weiter über freies selbstbestimmtes Lernen dich informieren. ***Sie probiert zwei Wege: Einmal den Weg, ihr dreimal in der Woche 5 Leseminuten abzuverlangen, auch wenn sie meckert und zweitens den Weg, mal zwei Monate lang gar nichts von ihr zu verlangen.*** Zwei Monate ist zu wenig. Eher 3 Jahre. Und dann aber ohne Schule im Hintergrund, die immer noch Druck macht. So funktioniert es nicht, und deshalb kannst du deine zwei Monate nicht als Beweis nehmen. Denn im Hintergrund ist immer noch die Lehrerin, die das verlangt und der Druck durch Noten und durch Mitschüler, die alle im Konkurrenzdenken aufwachsen... und du selbst, die doch nicht wirklich loslassen kann, und sie selbst, die wirklich überzeugt sein muss, dass auch wirklich kein Druch da ist und das nicht nur eine Methode ist, sie zm Lesen zu bringen.... etc. Ein bisschen Druck und du wirfst ein frei lernendes Kind gleich 3 Monate zurück. ***Keiner der beiden Wege hat bislang dazu geführt, daß sie gut liest. Der erste bringt aber wenigstens kleine Verbesserungen, während der zweite Versuch dazu führte, daß sie nach einem Jahr Schule fast schlechter las als nach drei Monaten Schule. Was ist die Lösung des Problems?- Die Stempelzettel.*** brr... ***Damit sollen die Kinder am Ende der Woche nachweisen, mindestens fünfmal oder so gelesen zu haben. Dieser "üble Druck" hat zumindest bei meiner Tochter ausgereicht, daß sie regelmäßig sogar ziemlich freiwillig ihre 5 Minuten gelesen hat.*** Welch ein Erfolg! Und das bedeutet dir: Druck ist gut? :-( ***Kaum wurde der Stepelzettel eingestellt, war der Druck weg, und sie wollte wieder nicht mehr.*** Was zeigt dir das? Dass es nur der Druck war, der sie dazu motiviert hat. Tun wir dem Kind damit auch in jedem Fall einen Gefallen, indem wir es unter Druck setzen, damit es lernt? Ich meine nicht. Aber ich gehe dabei von der (auch laut diversen Studien und Beobachtungen) nicht unberechtigten Annahme aus, dass ALLE Kinder ein Bildungsbedürfnis haben und lernen WOLLEN. Es unter Druck zu setzen, damit es etwas tut, was es eh tun wollte, kann nicht der richtige Weg sein. ***Meine Tochter hat auf der anderen Seite ganz andere Qualitäten. Sie ist super sozialkompetent, was ihr natürlich auch vieles im Leben erleichtert und was sehr wichtig ist. Wenn sie aber selbst sagt, daß sie später mal einen Beruf haben möchte, der so viel abwirft, daß sie ein Cabrio fahren kann, dann wird sie wahrscheinlich auch am Lesen, Schreiben und Rechnen nicht wirklich vorbeikommen (natürlich gibt es Gegenbeispiele, aber da sie bislang weder Gesangs- noch Schauspieltalent erkennen ließ, keine Modelmaße besitzt usw. wird es schwierig!).*** Wenn sie selbst sagt, dass sie später Mal ein Cabrio fahren möchte, kannst du ihr sagen, was dafür die Voraussetzungen sein müssen. Das reicht. Das Arbeiten dafür muss nicht *jetzt* schon beginnen. Zumal sie auch einfach irgendwann eine ganz tolle Geschäftsidee haben kann, die sie steinreich macht. Oder sie verändert, wie sehr viele alle Kinder im Laufe ihrer Entwicklung, einfach irgendwann ihre Prioritäten. Das wird wohl auch nicht unbedingt der wahre Grund dafür sein, dass du sie zwangsbilden lässt, oder? ;-) Das hat doch vielmehr mit deiner Überzeugung zu tun, wie man glücklich wird (denn ja, das wollen wir wirklich alle, selbstverständlich will ich auch, dass meine Kinder glücklich werden. Ich bin jedoch überzeugt, dass keine Methode mir garantieren kann, dass meine Kinder glücklich werden. Ich kann also eh nur nach meinem Gewissen handeln – du auch). So wie ich das einschätze, glaubst du eh nicht, dass sie es "so" wie sie jetzt an die Sache heran geht, einen Job kriegen kann, mit dem sie sich ein Cabrio leisten kann... oder? Meine Vermutung ist, dass du nur willst, dass sie einigermaßen glücklich werden kann, in dieser nicht nur kinderfeindlichen, sondern oftmals auch erwachsenenfeindlichen Welt, die sooooo voller Zwänge ist. Liebe Grüße Johanna unerzogen.de
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