Elternforum Rund um die Erziehung

Sind wir schuld, dass die Kinder so viel schreien?

Sind wir schuld, dass die Kinder so viel schreien?

Schnecki2014

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Ich bin schön langsam echt am Verzweifeln. Meine Zwillinge (3) schreien so viel. Einfach bzw. ruhig war es noch nie mit ihnen. Sie hatten Koliken, waren danach oft und viel unzufrieden. Ich habe das damals schon verstanden. Sie hatten nie die alleinige Aufmerksamkeit, mussten oft warten, und und und, aber ich habe wirklich gehofft, es würde sich bessern, wenn sie reden können und mir sagen, was sie stört. Das hat es aber nicht. Sobald ihnen etwas nicht passt (jede Kleinigkeit reicht), fangen sie laut zum heulen und schreien an. Wenn sie mit mir reden, passiert das meistens in einem weinerlichen Ton, der mich schön langsam zur Weißglut treibt. Gestern waren wir spazieren und mitten drinnen wollte der eine nicht mehr (sie saßen auf Plastikrollern). Er hat zum Heulen angefangen und sich nicht mehr beruhigt. Er kann nicht mehr, hat er geheult, er hat keine Kraft mehr, er will wieder umdrehen, er hat Durst und er hat Hunger, und und und. Sein Bruder hat sich davon natürlich anstecken lassen. Ich habe diese ewige Heulerei so satt, aber gleichzeitig frage ich mich, ob wir (also mein Mann und ich) selbst daran schuld sind. Haben wir was falsch gemacht bzw. machen wir immer noch was falsch, dass sie solche, steinigt mich nicht für den Ausdruck, Heulsusen sind? Kann ich irgendwas tun, um es zu verbessern oder muss ich es einfach annehmen und hoffen, dass es irgendwann von selbst weggeht? Meine Tochter (5) hatte auch so eine Phase, aber das war eben eine Phase, die ca 6 Monate gedauert hat. Danke für euren Input.


Baerchie90

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Antwort auf Beitrag von Schnecki2014

Ich glaube, dass ist auch immer ganz viel "Typsache". Meine Kinder sind 2 Jahre auseinander und könnten - trotz selben Umgang - unterschiedlicher nicht sein. Bei Zwillingen ist es sicher auch noch mal komplizierter alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen. Wir sind immer gut damit gefahren uns immer wiederkehrende Stresssituationen genauer anzuschauen und Lösungen zu suchen. Bei Ausflügen fanden wir einen Bollerwagen immer hilfreich, da konnten sich müde Kinder reinsetzen und dennoch konnte es weitergehen. ^^


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Baerchie90

Mein Kind war und ist auch noch eher der eskalierende , impulsive typ ( hatv sie aber von mir grins) Als Kleinkind war das echt anstrengend, da sie zusätzlich auch wenig Schlafbedürfnis hatte Wichtig bist, dabei selber ruhig zu bleiben ,sonst schaukelt sich die Situation immer weiter hoch. Bei 2 ist das sicher schlimm, da sich beide hochtriggern. Schule ist aber niemand daran, weiterhin vieeeeeel starke nerven;)


ramalamadingdong

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Antwort auf Beitrag von Schnecki2014

Ja, seid ihr zu einem gewissen Teil. Manches ist auch Typsache, aber diese Situationen, die du beschreibst, sind Klassiker für Hausgemachtes. Für konkrete Lösungsvorschläge braucht es etwas mehr Info, wie ihr dann reagiert. Ich schreibe nachher noch ein paar Fallbeispiele von unseren 3, bzw einem unserer Kinder, das auch bei jedem bisschen geheult hat.


Schnecki2014

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Antwort auf Beitrag von ramalamadingdong

Wir haben fast alles durch. Verständnis, Ärger, erklären dass sie einfach sagen sollen was sie wollen, anfauchen dass sie mit dem Geschrei aufhören sollen. Nichts hat jemals auf Dauer gewirkt. Und es zerreißt mir oft das Herz, wenn ich sie schimpfe, weil sie schon wieder heulen und man sehen kann, wie sie sich dann zusammenreißen und sich manchmal auch noch entschuldigen, weil sie schon wieder geschrien haben. Aber ich halte es oft einfach nicht mehr aus. Vor allem der eine schreit sich dann ein und findet gar nicht mehr raus. Oft ist er dann so durcheinander, dass er sich dann auch noch wehtut, dann weint er natürlich noch mehr. Ich würde ihnen einfach gerne helfen zu sehen, dass sie mir einfach sagen können, wenn sie was stört und ich ihnen dann auch helfe. Aber ich finde keinen Weg.


Lillimax

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Das Verhalten Deiner Kinder hat nichts mit "Schuld" zu tun. Sondern die Frage ist höchstens, ob es etwas gibt, dass dieses Verhalten ungewollt begünstigt. Für mich klingt's ein bisschen nach einem Teufelskreis: Du bist genervt und gereizt (was total verständlich ist), dadurch hast Du eine selektive Wahrnehmung und achtest mehr auf das, was Deine Zwillis falsch machen als auf das, was sie prima machen. Sie spüren die negative Erwartungshaltung - und bedienen sie. Denn Kinder versuchen unbewusst immer, unseren Erwartungen zu entsprechen, auch den negativen. So landet man in einer Spirale aus Gereiztheit, Ungeduld, die Kinder sind verunsichert über "Mama-zilla", kriegen nur negatives Feedback und werden noch anstrengender - und immer so weiter. Mir hat es in diesen Phasen geholfen, die Sache mal wieder mit etwas mehr Distanz zu sehen und zu erkennen, dass meine Genervtheit natürlich das Verhalten der Kinder getriggert hat. Vor allem aber habe ich bewusst darauf geachtet, was meine Kinder alles toll machen, gut hinkriegen, wo sie lieb sind, geholfen haben usw. Und das dann jedes Mal ganz ausdrücklich zu loben. Gib Deinen Beiden doch mal kleine Aufgaben: Sie können Dir Dinge anreichen, beim Tischdecken helfen, beim Einkaufen Sachen in den Wagen geben, mitentscheiden, was gekocht werden soll, dabei etwas helfen usw. Kleine Kinder wollen nicht immer nur spielen, sie wollen auch nützlich, wichtig, gebraucht und "groß" sein. Binde sie stark ein, auch wenn das Zeit kostet und alles nicht so perfekt wird, das ist wurscht. Lobe sie ausführlich, wenn sie mitgeholfen haben, das macht sie stolz. Stolze Kinder müssen nicht so viel weinen, sie fühlen sich wichtig und gut. LG


Astrid18

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Antwort auf Beitrag von Schnecki2014

"Schuld" ist man irgendwie immer; entweder ist es die Erziehung oder es sind die Gene. Ich hatte auch so ein schreiendes Kind. Bei uns hat es etwas gebracht, Konflikte zu reduzieren. Ich bin also nur dann einen Konflikt eingegangen, wenn es wirklich wichtig war, zum Beispiel Zähneputzen; nicht aber Jacke anziehen. Die Jacke würde mitgenommen, das Kind dürfte selbst entscheiden, wann es dir Jacke anzieht. Vielleicht hilft es auch bei Euch, Konflikte zu reduzieren? Und wichtig ist auch, Unterzuckerung zu vermeiden. Ich habe meiner Tochter manchmal ganz unpädagogisch etwas Schokolade gegeben. Das hat geholfen. Ich hatte wenigstens das Mitleid meines Kinderarztes; Dir musst auch egal sein, was andere über Deine schreienden Kinder denken.


Schnecki2014

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Antwort auf Beitrag von Astrid18

Das ist ja das Problem, ich kann die Konflikte oft nicht vermeiden, weil ich sie meistens gar nicht kommen sehe. Heute Früh gab es minutenlang Geschrei, weil ich die Schuhe verkehrt rum angezogen habe. Ich versteh nicht sofort, dass er Butter aufs Brot haben will und keinen Frischkäse. Schreien. Ich hab keinen Kaugummi dabei. Schreien. Die Ampel ist rot, er will aber, dass ich losfahre. Heulkonzert. Es regnet, er will aber dass die Sonne scheint. Kein Anlass ist nichtig genug für einen Auszucker. Die Streitereien unter Geschwistern kommen dann noch oben drauf, die werden natürlich auch unter lautstarkem Heulen ausgetragen. Und ich würde so gerne was dagegen tun, weiß aber nicht was.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Schnecki2014

Hallo Schnecki2014, Deine Schilderungen hier sehen aus, wie Machtkämpfe. Da gebe es nach meinen Erkenntnissen nur noch klare Ich-Botschaften mit klaren Konsequenzen. „Bei diesem Geschrei geht nichts mehr mit mir. Ich erwarte von Euch dass ihr damit aufhört. Ich möchte, dass ihr ruhig mit mir redet“ Haben die Kinder ein eignes Zimmer? Wenn ja, das ist der Ort ohne Dich, wenn sie aggressiv sind. Deine Kinder tanzen Dir sonst weiter um Deine Nase herum und verlangen Dinge, die kaum erfüllbar sind. Hier geht es um Grenzen der jeweils eigenen Interessen. Deine Kinder müssen lernen in einer Gemeinschaft zu leben. Ich wünsche Dir Erfolg und weiß dass eine Menge Phantasie notwendig ist.


ramalamadingdong

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Wie reagierst du, wenn er Butter aufs Brot mit schreien oder heulen meldet? Wenn er dann unter heulen seinen Willen bekommt, ist das natürlich kontraproduktiv. "Perspektiven" schrieb bereits einen guten Ansatz. Nämlich dass du verlangst, dass man normal mit dir spricht, weil du nichts verstehst, wenn sie weinen. Bleib auch unbedingt so gelassen wie möglich dabei, sonst schaukelt sich die Situation weiter hoch. Und erklär, dass das kein Drama ist und kein Grund zu weinen. Ich glaube es erfordert jetzt sehr viel Beherrschung von dir, nicht zu xplodieren. Glaub mir, ich weiß nur zu gut, dass es sehr anstrengend ist. Weiter ist es wichtig, dass sie genug Schlaf, genug Essen (vermeiden von Untetzuckerung) und genug Flüssigkeit bekommen. Fehlt etwas, werden Kinder sehr schnell launisch und weinerlich. Heb positive Aspekte ihres Tuns hervor. Wenn sie dir oder ihren Geschwistern einen lieben Gefallen tun oder wenn sie etwas schönes gemalt haben. Versuch oft in ihrer Nähe zu sein und dich mit ihnen zu beschäftigen. Auch Aufmerksamkeit bzw das Fehlen dieser bringt Streits, denn damit rufen sie nach Aufmerksamkeit. Das passiert unbewusst, aber es funktioniert. Es wird kein leichter Weg, aber ein lohnenswerter, wenn du es schaffst ruhig zu bleiben.