Elternforum Rund um die Erziehung

Bin verunsichert - ist unsere Erziehung falsch?

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Ich habe zur Zeit ein ganz blödes Gefühl im Magen wegen der Erziehung unseres Großen (knapp 4). Ich glaube, wir /ich reglementieren ihn zu sehr, wollen zu sehr unsere Vorstellungen durchdrücken, wie er sich verhalten soll/ wie "es zu laufen" hat in der Familie. Wir legen auch viel Wert auf gutes Benehmen - zu viel?! Lasse ich ihn genug Kind sein? Ich selbst bin oft unausgeglichen und dann genervt und motzig - viel mehr, als ich jemals von mir gedacht hätte :-( Kein tolles Vorbild. :-( Mein Sohn ist ne liebe Maus, wird selbstständiger und will immer mehr selbst festlegen, damit kann ich aber offensichtlich nicht so locker umgehen, wie ich es aus der Theorie gerne würde. Manchmal ist er unglücklich aus uns unerklärlichen Gründen (er kann es dann auch - noch?- nicht benennen )- ist das nur ne Phase oder eine Folge unserer Strenge? Wir lieben ihn von Herzen und verbringen viel Zeit mit ihm und seinem Bruder, gerade auch mein Mann, ich muss oft ja auch den Haushalt einschieben. Auch sind "wenn nicht - dann nicht"-Momente schon sehr eingefahren. Wie kann ich das wieder positiver gestalten? Also nicht so viel "Erpressung". Gut ist sicher, dass wir auch eine sehr liebevolle Beziehung haben, wir knuddeln viel, reden oft, spielen miteinander, unternehmen was... Ich glaube, ich höre zu wenig auf ihn und seine Bedürfnisse - will ihm aber auch nicht für alles freie Hand geben, Grenzen und Konsequenz sind mir wichtig. Kennt ihr das Dilemma? Wie geht ihr damit um? Was hat euch geholfen eure Erziehung zu reflektieren? Habt ihr Buchtipps? Danke für eure Antworten. Minimonster


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ich glaube, du erkennst das problem sehr gut. du erkennst, dass euer verhalten, eure erziehung dazu führen, dass euer sohn manchmal unglücklich ist. versetz dich in seine lage: wie würdest du dich fühlen mit motzenden, unausgeglichenen eltern, die dich permanent erpressen und reglementieren? du wärst traurig. das ist er auch. ich vermute (das ist nur eine vermutung), dass du selber auch sehr reglementierst wurdest als kind. du wiederholst das jetzt sozusagen. toll findest du das nicht, deshalb bist du so genervt und unausgeglichen. es ist nicht wegen deines sohnes, es ist, weil du spürst, dass sich etwas wiederholt, was du schon als kind gehasst hast. ich würde hier auf jeden fall umschwenken und für eine andere familiäre atmosphäre sorgen, inkl. abstrichen bei grenzen und konsequenzen. die sind natürlich auch wichtig, keine frage. aber nicht in einem maße, dass erpressung und reglementierung daraus resultieren. dein kind ist ein mensch mit den gleichen rechten wie du. auch er muss entfalten dürfen. als eltern kann man nicht alles im keim ersticken. man muss auch räume schaffen für die entfaltung seiner kinder, auch, wenn das für einen selber unbequem ist oder lästig oder gerade nicht passend. fünfe gerade sein lassen, heißt hier das zauberwort. wer das nicht kann, ist prinzipiell in der kindererziehung schlechter dran als die, die das können. ich denke nicht, dass eure erziehung falsch ist. sie ist vielleicht zu rigide, vielleicht solltet ihr euch mehr in der mitte treffen. im moment scheint ihr die bestimmer und herrscher zu sein. aber auch kinder müssen das recht haben, bestimmte bereiche und eigene belange zu bestimmen und zu beherrschen. eines kann ich dir mit sicherheit sagen: eine solche einstellung zu kindern führt dazu, dass man sehr harmonisch und friedlich miteinander lebt und die kleinen und großen alltäglichen sorgen zwar nicht verschwinden, aber sich doch erheblich dezimieren. probiert es auch. ihr alle werdet davon profitieren. wegen büchern: gut fand ich "smart love" von pieper, ist nicht sehr teuer, das kann man gut lesen.


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Hallo, ich finde in Deiner Beschreibung auch einiges von mir selbst wieder (zumindest phasenweise), bzw. von unserer Familie, auch die ganze Konstellation - Sohn bald 4 (der Kleine anderthalb)... Ich denke auch viel über diese Dinge und über (unsere) Erziehung nach, versuche geduldiger zu sein, ausgeglichener - es gelingt mir aber auch oft nicht so, wie es "sollte", Theorie versus Praxis halt... Kannst Du vielleicht noch ein bisschen genauer beschreiben, was Du meinst, welche Situationen z.B.? Denn ich denke, was die "Reglementierung" betrifft, da kommt es drauf an, in welchem Bereich und auch, WIE das abläuft - manches ist, denke ich, durchaus OK, manches zuviel. Oft ist es schwer, die Grenze auszumachen, finde ich zumindest... Kommt eben auch auf den konkreten Fall an, deshlab frage ich. Du kannst mir auch gerne mailen. Bei uns ist es ungefähr so - wir kuscheln viel, erzählen viel, unternehmen eine Menge, am WE alle zusammen, also incl. Papa, in der Woche ist der Grosse vormittags im KIGA... Er ist sehr wissbegierig, hat verschiedenste konplizierte Gedankengänge, warum sich was wie verhält, kaut einem manchmal ein Ohr ab ;-), ist dabei sensibel, tobt aber auch viel rum und ist ausgelassen (manchmal auch "uberdreht"), hat jedoch manchmal auch so "melancholische" Phasen - aber ich weiss nicht, ob es daher rührt, dass wir "zu streng" sind (sind wir das?)... Denn meist nennt er einen Grund und den klären bzw. beseitigen wir dann. Manchmal habe ich aber den Eindruck, dass er gerade das Traurigsein, die Melancholie, sozusagen diese "Gefühle an sich" für sich entdeckt, fast schon darin schwelgt - und nach dem Grund gefragt, sagt er schnell irgendwas, was ihm einfällt - das ist aber oft total konstruiert, z.B. sowas wie" weil er morgens mit Mama (und nicht Papa) in den KIGA ging - am nächsten Tag geht er mit Papa und ist dann angeblich "traurig", dass er nicht mit Mama gegangen ist...) Kennt das hier noch jemand? Ich will damit nicht die GRünde für wirkliche Traurigkeit bagatellisieren, sondern nur sagen, "sowas gibts auch". "Streng" (ob das der richtige Ausdruck ist???) bzw. konsequent sind wir insofern, dass z.B. wenn etwas abgesprochen wurde (und ja, wer wurde nach seiner Meinung gefragt und diese berücksichtigt), diese dann nicht mehr einfach so geändert wird (z.B. wir sprechen ab, irgendowhin zu gehen, uns mit jemand zu treffen - dann erkären wir ihm, wenn er auf einmal keine Lust mehr hat, dass derjenige aber schon damit rechnet + sich freut, und wenn man was verspricht, muss man es einhalten... usw.). Oder dass zu Hause nicht mit Essen durch die Gegend gelaufen wird, sondern man sich dazu möglischst hinsetzen sollte, id.R. in der Küche. Begründung: Sonst sind überall im KIZI usw. Krümel/Essensreste und es macht viel Arbeit, das wegzuräumen - in der Zeit kann man was Gescheiteres machen... etc. Solche Sachen halt. Ich finde das nicht im negativen Sinne "streng", sondern recht logisch, zumal alles erklärt wird und er es i.d.R. auch gut einsieht - und natürlich gibt es auch mal Ausnahmen. Und wenn es nur irgendwie möglich ist, fragen wir ihn nach seiner Meinung und beziehen diese in die Entscheidungsfindung ein. Dennoch kenne ich auch das, was Du schreibst - dass ich mintunter "motzig", unausgeglichen, ungeduldig bin :-(. Ich denke es hat z.T. damit zu tun, dass ich manchmal von dem ganzen sich ewig wiederholenden Alltag genervt bin, gerne mal "rasu" möchte, was aber oft nicht so einfach ist (ein freier Abend wirkt da Wunder, habe ich festgestellt :-)) und generell bin ich leider kein geduldiger Typ und habe Schwierigkeiten zu akzeptieren, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es vorgesehen/gehofft/geplant habe... Mein Mann ist mir da keine grosse Hilfe, bzw. teilweise schon, aber er ist kein Gegenpol, sondern auch ungeduldig, manchmal heftig reagierend (aber auch im Positiven), also in dem Sinne kein "Ruhepol" (obwhl mich das vielleicht auch nerven würde, wenn da einer so "über den Dingen steht", weiss nicht?)... Erstmal so viel - ich würde mich auf weiteren Austausch mit Dir (+anderen hier?) freuen! Gruss, M.


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... dieses Buch, das ny empfiehlt, fand ich nicht besonders gut, hat mir irgendwie nicht viel gebracht. Ich habe es damals geschenkt bekommen, naja mal sehen, vielleicht lese ichs nochmal... (?)


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ich will nicht ausschließen, dass es mittlerweile viel bessere ratgeber in buchform gibt. ich lese schon seit langem keine mehr, weil ich meinen weg gefunden habe und keinen theoretischen input mehr brauche. es ist also bei mir schon ein paar jahre her, ich kann mich aber erinnern, dass ich viel zustimmung für den inhalt dieses buches in mir spürte.


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... ich werde es wohl auf Deine Anregung nochmal lesen, vielleicht kann ich ihm ja jetzt mehr abgewinnen :-). Und mit dem Weg "seinen Weg gefunden zu haben" - da kann ich nur neidisch gucken ;-)! M., die ständige und bisher nicht allzu erfolgreiche Sucherin...