SunnyGirl!75
... das hat grade jemand in den Lokalnachrichten im WDR auf der Straße von sich gegeben. Weil wir so billig Fleisch haben wollen und uns denken könnten, das bei diesen Fleischfabriken, wo es herkommt solche Zustände herrschen. Das hat mich nachdenklich gemacht ob er da wohl Recht hat. Aber ich wusste weder was davon, noch hätte ich mit sowas gerechnet! Ich bin vielleicht naiv, aber ich dachte immer billig Fleisch, wegen schlechter Tierhaltung und nicht an die Arbeitsbedingungen.
Klar hat er Recht. Mal provokant: manchen Menschen ist das Schicksal der Tiere halt wichtiger, als das anderer Menschen. ( ohne Wertung)
Da fühle ich mich eh nicht angesprochen. Mir sind die Schicksale anderer Menschen nämlich definitiv nicht egal. Tönnies war mir zuvor nie ein Begriff, wohnen nur rein zufällig im Kreis WAF, allerdings 45 km entfernt von dort.
Also hier im direkten Umkreis von Tönnies kann wirklich niemand sagen, er hätte nichts davon gewusst wie es den Werksarbeitern ergeht. Da nichts von mitzubekommen? Kaum vorstellbar. Es ist eigentlich schon seit 30 Jahren immer wieder Thema. Ich kann die Aussage also nur unterschreiben. Auch für mich tragen die Bürger selbst einen großen Anteil mit. Schuld würde ich aber nicht sagen, für mich trifft mangelnde Interesse es eher. Als Hauptverantwortlich sehe ich den Kreis, die Stadt Rheda-Wiedenbrück. Vor allen aber Tönnies und die Subunternehmer.
Bislang galten alle Hygienevorschriften eben dem Fleisch. Kühl und trocken musste es sein, damit keine Fäulnis, Salmonellen, Legionellen etc. entstehen. Dumm nur, dass dem Virus das gefällt und es über die Lüftung super verteilt wird. Nun braucht man teure Filteranlagen
Nicht die Arbeitsbedingungen waren schlecht, sondern die Unterbringung. Daran sind die Vermieter schuld, nicht die Arbeitgeber. Ein Arbeitgeber zahlt Wohnungen, kann sich die aber natürlich nicht ansehen. Ich kenne einen Vermieter, der eben solche Wohnungen anbietet. Kann den Mann nicht ausstehen. Aber er gibt auch vor tolle möblierte Wohnungen anzubieten und dabei hausen die Leute da.
Zum Thema Billigfleisch, da gebe ich absolut Recht. An den Tierbedingungen muss sich was ändern. So lange der Staat aber da nicht endlich einen Riegel vorschiebt, wird sich nichts ändern
‚Ein Arbeitgeber zahlt Wohnungen, kann sich die aber natürlich nicht ansehen.‘ - warum nicht?
Weil das so ist. Weil es nicht sein Job ist. Er zahlt, auch das müsste er nicht. Weil ein Arbeitnehmer Privatsphäre hat, was seine Wohnung angeht. Ich kenne jemanden, der auch in einer Hausverwaltung gearbeitet hat. Auch da war das Gang und Gäbe. Die Firmen stellen nur die finanziellen Mittel, nicht die Wohnung.
Natürlich darf sich der Wohnungseigentümer bzw dann W.geber die Wohnung anschauen. Das ist auch seine soziale Verpflichtung, finde ich. Tönnies Neffe hat doch schon mehrere Jahre beanstandet, was da so läuft. Aus der Nummer kommt er mit ‚ich wußte von nix‘ nicht raus - und das ist auch richtig so. Was irgendwo ‚Gang und Gäbe‘ ist, interessiert genau dann niemanden mehr, wenn die Bombe platzt. So gehts ja auch nicht.
Ich wiederum bin mit ziemlich sicher, dass sich das Virus , unter den Bedingungen, wie sie in einer Schlachterei nunmal sind , auch verbreitet hätte, wenn Tönnies Fleisch nicht billig wäre. Das Problem ist halt die Masse ...auch an Arbeiten. Allerdings bezweifle ich, dass es diese toll finden, wenn man ihnen sagt, es werden nur noch 20% von ihnen gebraucht...aber diese 20 verdienen dann das 3fache. Das man Fleisch einfach teurer macht und alle Probleme sind gelöst , ist eh Quatsch. ICH z.b kann 1€ auch nur einmal ausgeben...dann wird halt weniger verbraucht....sicher gut für Klima, Tier und was weiß ich...den rumänischen Arbeitern wird das aber wohl wenig nützen. Und wir haben hier in der Pension schon mehrere Wochen Rumänen gehabt...die hocken auch mit Einzelzimmer am Abend alle zusammen...ist ja auch menschlich.
Das Fleisch ist so billig weil die Arbeitskräfte billig sein und weil die Haltung der Tiere gerade so in der erlaubten Norm sind. Vermutlich wird sich daran nichts ändern,jetzt wo es mal wieder allen bewusst wird was da los ist will man was ändern. Irgendwann kommt das nächste Thema/Problem und diese Thematik gerät wieder in den Hintergrund und alles läuft weiter wie bisher.
wir sind nicht schuld. Langsam nervt mich dieses ganze mea culpa. Ich erwarte von unseren Politikern, dass sie sich darum kümmern, dass die Arbeitsbedingungen und der Tierschutz eingehalten werden. Wenn ich einkaufen gehe, will ich Produkte, die weder gesundheitsgefährdend sind noch unter Ausbeutung entstanden sind und nicht dafür 20 Km bis zum nächsten Bioladen fahren. Wenn dann das Fleisch durch diese Vorgaben teurer wird ist das so, aber der Verbraucher ist nicht an den ganzen Missständen schuld.
Klar sind wir alle MIT Schuld.
Einerseits will man frei bestimmt sein - ja darf der Staat nicht in die Intimsphäre der Familie , andererseits überlässt man dem Staat die wichtigsten ( sensibelsten und intimsten) Themen und stellt sie unter dessen Verantwortung ( Nahrung, Bildung, Betreuung der kleinsten Kinder, usw ).
Das haut so nicht hin mMn.
Wenn dann noch Ausbeutung der schwächsten hinzukommt ( Rassismus, die ganzen Pädos, wirtschaftliche Unfairness) dann knallst halt mal.
Ich muss dazu sagen, jetzt neben dem Thema: Stuttgart hat mich sehr schockiert - ich kenne Stuttgart aus den späten 90ern und frühen 2000er Jahre. Die Gewalt gegen Polizisten kennen wir vom 1.5., aber dass die Leute so krass werden, Polizisten sind ja auch Menschen mit Familie und ich bin froh, mich auf diese verlassen zu können, wenn‘s ernst wird. Und dann ausgerechnet Stuttgart .... OMG
Unzufriedenheit wohin man schaut :/
Richtig, und ich erwarte auch von den Aufsichtsbehörden, dass die ihre Arbeit vernünftig machen und sowas kontrollieren und bei Verstößen auch aktiv werden und Strafen verhängen bzw veranlassen, dass Dinge geändert werden. Leider zeigt sich immer wieder, dass Behörden durch Untätigkeit zumindest Beihilfe zu solchen Ereignissen begehen. Leider wird aber idR nie irgendjemand aus den Ämtern zur Verantwortung gezogen. Die verschanzen sich hinter Vorschriften und beherrschen das Spiel perfekt, ihren Hintern zu decken, indem keiner alleine entscheidet, sondern immer alles endlos im Kommittee zerredet wird (daher dauern Entscheidungen im öffentlichen Dienst auch immer drei mal so lang wie in der Wirtschaft). Das niemand verantwortlich gemacht wird, sieht man ja auch am Loveparade Prozess, alle waren irgendwie beteiligt, alle irgendwie schuldig, aber niemand wurde verurteilt.
Naja, die Verhältnisse in den großen Schlachtbetrieben sind aber schon ein paar Jahre bekannt, Gewerkschaften und andere haben da immer wieder darauf hingewiesen, Lohndumping, Unterbringung. Das sind nicht nur die Schweine, die unter unserem Konsum leiden. Prekär ist noch das "Betreuungsgewerbe", Prostitution, alle Leute, die ohne Schutz sind, die Sprache und ihre Rechte nicht kennen, bzw. verstehen und gesichtslos die Drecksarbeit machen. Mich wundert ehrlich gesagt diese Naivität. Aber vielleicht ist das das Gute an Corona, vielleicht ändert sich jetzt endlich Mal etwas
Ja, das ist tatsächlich naiv. Das Thema geht seit Jahren regelmäßig durch die Presse. Wer davon nichts mitbekommen haben will bzw. nicht 1 und 1 zusammen zählen kann, geht schon arg mit Scheuklappen durchs Leben. Oder mit Desinteresse.
Ich lasse mal den Corona-Aspekt ganz außen vor, ich muß an meinen Blutdruck denken ;-) Es ist doch logisch, dass es nicht nur sehr sehr schlechte Tierhaltung sondern auch bescheidene Arbeitsbedingungen sind, wie solches Fleisch produziert wird. Anders ist das doch gar nicht umsetzbar. Zahle ich als Unternehmer den Arbeitern gute Löhne, muß ich das Produkt hochpreisig verticken oder für genug Masse sorgen. Zahle ich gute Löhne, weil ich genug Masse habe, muß ich an anderer Stelle sparen, damit ich das Produkt günstig verticken kann und auf Masse komme. Also spare ich, wenn ich auf billige Masse kommen will doch überall, wo ich kann. An Profuktionsstätten, Löhnen, Produkt und halte die Herstellungskosten gering durch enge Ställe, kein Luxus, kleine Produktionsflächen. Billigfleisch und Wurst ist aus so unwahrscheinlich vielen Gründen keine gute Wahl. Ich kann (mittlerweile) auch nicht nachvollziehen, warum man täglich Fleisch und Wurst essen muß. Es gibt so viele Alternativen und man muß sich dazu noch nicht mal allein auf Lebensmittel aus dem eigenen Land beschränken, man bekommt alles was man möchte und das an jedem Tag. Ich hoffe, dass dieser Vorfall nun wenigstens als Folge hat, dass die Menschheit wieder etwas mehr Hirn benutzt beim Einkauf und beim Essen.
Bei mir hats auf jeden Fall Klick gemacht. Wir haben gottseidank einen Metzger aus einem Familenbetrieb hier im Ort, da werd ich demnächst immer zum Fleischkauf hingehen. Fleisch essen ist mir eh nie besonders wichtig gewesen, koche schon eher meinem Mann zuliebe öfters etwas "mit". Aber abgesehen davon, ich hab bei "Hart aber Fair" im ZDF gehört das bessere Löhne gar nicht mal den Fleischpreis besonders in die Höhe treiben würden. Billigfleisch müsste es demnach also gar nicht geben.
Wir hatten eine ganz ähnliche Diskussion, als es um Umwelt und Plastikverbrauch im allgemeinen ging, und später in abgewandelter Form nochmal beim Thema Billigklamotten. Letztendlich lässt es sich unterm Strich immer auf ein Fazit reduzieren: selbstverständlich kann der Gesetzgeber bis zu einem gewissen Grad wenigstens lokal gewisse Regeln einführen. Die große Macht liegt und bleibt aber bei der Masse der Verbraucher. Dort muss man = du und ich ansetzen. Es ist zu einfach, die Augen zu verschließen und zu warten, dass das Land, die Stadt, der Nachbar den ersten Schritt tut. In jeder dieser Diskussionen finden sich prompt die Stimmen, die im Detail zerlegen, warum sie selbst nicht damit beginnen können (oder sollten). Aber oft reicht wirklich schon, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, Zusammenhänge (z.B. sehr billige Preise) zu hinterfragen, im Kleinen zu beginnen. Ich lese gerade "Neben uns die Sintflut", von Stephan Lessenich. Ich rolle bei vielem die Augen, finde ihn teils etwas, wie es im Forum gerne heißt, grünversifft-polemisch, aber er legt die Finger auf viele Wunden, die unsere Gesellschaft schulterzuckend mitträgt. Wenn man das Buch (es gibt ja viele andere) gelesen hat, mag man bei einigen Themen vielleicht weiterhin die Schulter zucken. Aber man tut es im Wissen und eigenem Gewissen. LG
Also Ich muss auch sagen, das "Leiharbeiter" unter sehr schlechten Bedingungen Wohnen. Und da kommt halt auch wieder die Sprachbarriere hinzu. Richtig wehren können die MA sich nicht - weil kein richtig deutsch. Und dann haben sie Angst, den Job zu verlieren. Es sind leider nicht nur Fleischfabriken mit der Wohnungssitiation, sondern auch in Hotellerie und Industrie. Dort wo halt billig Leiharbeiter arbeiten... Und gesucht werden. Der einzige der Kasse macht, ist der Vermieter. Wie die Wohnung nun letztendlich aussieht kümmert hier nicht. Unterschrieben ist unterschrieben. Hier bei uns im Ort wohnen 8 Leute auf 40 m2. Unter miserablen Umständen. Leider gibt es dafür kein Aufsichtsamt und die Leiharbeiter haben Angst etwas zu sagen - weil sie sonst rausgeschmissen werden. Der Betrieb, weiß meisten nichts davon. Und es kümmert ihn auch nicht. Ich denke hier liegt eine pharagaphen Lücke vor. Keiner fühlt sich verantwortlich, gerade was Gastarbeiter - Leiharbeiter Unterbringung angeht. Und so entsteht dann das Chaos. Und der Virus verbreitet sich rasend schnell. Und das zieht dann natürlich einen riesen rattenschwanz nach sich. Traurig, aber wahr. :(, Hier bei uns sind so viele 4 Sterne hotels. Alle sehr teuer - aber die Leiharbeiter... wohnen meist abgelegen in verranzten Wohnungen, teuer und dreckig. Aber da ein Mietvertrag besteht und der Leiharbeiter diese Umstände in Kauf nimmt - passiert leider nichts. Und das ist das schlimme. Ordnungsamt hin oder her. Das kann auch nichts machen. Hab ich schon versucht. Leider ohne Erfolg. Die Leiharbeiter kennen einfach ihre Rechte nicht und niemand ist bereit sie aufzuklären.
Ich denke, man konnte nicht voraussehen, welcher Betrieb sich nicht an die Maßnahmen hält und für die eigenen Bedingungen schlechte Konzepte entwickelt und das ist die eigentliche Ursache. Das ist jetzt auch die Stunde derjenigen, die diese industrielle Fleischerzeugung loswerden wollen und einen weiteren Grund haben, den Finger in die Wunde zu legen. Wofür es viele gute Gründe gibt. Aber dass solche Fabriken zwingend zu sowas führen, ist für mich nicht schlüssig und daher keiner der vielen guten Gründe. Des Weiteren ist das nicht meine Schuld als Verbraucherin, sondern des gierigen/gewissenlosen/wasauchimmer Betreibers oder eines insgesamt schlechten Systems. Da ist aber die Politik gefragt. Ich habe mich inzwischen der Meinung angeschlossen, dass der Wandel der Welt zum tier- und unweltfreundlicheren nicht aus meiner Tasche bezahlt werden muss (führt ja scheinbar auch eher nur zu greenwashing oder greensum), sondern es Aufgabe der Politik ist, die Bedingungen grundlegend zu ändern. Bedingungen für die Arbeiter bei Tönnies finden sich auch in der Ernte oder bei Paketzustellern und wer weiß wo sonst noch. Da kann man als einzelner Bürger gar nicht immer den Überblick haben.
Ja das stimmt leider. Man wird ja leider meist erst aufmerksam auf sowas, wenn etwas schlimmes passiert. Z.B. der verherrende Brand in der Stofffabrik in Bangladesch für deutsche Billigmode.
Und an der Billigmode hat man jetzt während der Krise ja auch mal exemplarisch gesehen, was passiert, wenn die Verbraucher den Krempel plötzlich nicht mehr kaufen: die ausgebeuteten Näher hungern. Da zeigt sich deutlich, dass es grundlegende Veränderungen braucht (die aber leider auch andere Länder betreffen, wo unser Staat nichts regeln kann). Allein über unseren individuellen Konsum und einzelne Fairtrade- oder Entwicklungsprojekte passiert das nicht. Auch, da man sich das oft nur mit sehr gehobenem Einkommen dauerhaft und umfassend leisten kann und ständig recherchieren muss, ob das, was man da kauft und macht jetzt ok ist. Konsum günstig ganz auf Second-Hand, Foodsharing oder Containern umzustellen, klappt auch nur, solange es eben eine Überflussgesellschaft gibt, wo das alles abfällt. Das klappt alles nicht gesamtgesellschaftlich. Wie jemand anderes weiter oben schrieb: Da muss politisch entsprechend gestaltet werden. Die wenigsten wollen, dass ihre Schoki mit Kinderarbeit produziert oder Migranten auf spanischen Obstplantagen ausgebeutet werden. Den meisten wäre es aber vermutlich sehr willkommen, wenn sie wüssten, dass sie nach Feierabend bedenkenlos etwas kaufen können, das in diesem Sinne ok und frei von Ausbeutung ist.
Ich finde auch, dass der Verbraucher Mitschuld hat und natürlich bin ich der Meinung, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen bei Tönnies fair zu werden haben. Was man aber auch nicht vergessen darf: in einer Fleischverarbeitungsfabrik herrschen für das Virus optimale Bedingungen durch die Kühlung. Es ist ja praktisch überall gekühlt, wo das Fleisch durchgeht. Dazu herrscht Stress, es ist laut und man schreit sich auch mal an. Das befördert natürlich besonders viele Viren in die Luft. Aber schlimm, dass erst so was passieren muss, damit die Politik und hoffentlich auch die Menschen aufmerksam werden.
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