Ludwiga
Da es auch hier in den letzten Tagen immer wieder Diskussionen um die Rolle der Stiko im Zusammenhang mit den Impfungen für Kinder/Jugendliche ging, möchte ich allen Interessierten einen Artikel in der Zeit empfehlen. Ich habe allerdings ein Abo und bin mir nicht sicher, ob man auch ohne ein Abo darauf zugreifen kann. https://www.zeit.de/2021/33/staendige-impfkommission-stiko-corona-pandemie-kritik-entscheidungen-corona-impfung Es wird vor allem die Arbeit der Stiko erklärt, aber auch nochmal wesentliche Unterschiede zwischen einer Zulassung und einer Empfehlung. Es scheint doch nicht immer so klar zu sein. LG, L.
Es war IMMER schon so, dass in Deutschland risikobasiert gewichtet wird, nicht chancenorientiert. Das ist uns jetzt in der Pandemie mehrfach auf die Füße gefallen (aussetzen der AZ-Impfung) und das gehört für mein Verständnis dringend reformiert. Wo ich arbeite, trat ein Pandemienotfallplan in Kraft, der normale Sicherheitsprozesse ausgehebelt hat, wenn man so will, damit wir habdlungsfähig bleiben. Das erhöht das Risiko für Fehler, ja. Alternative ist aber eben, nicht kurzfristig reagieren zu können. Die Ausstattung des RKI ist ein Witz (Drama um Berichte am WE etc.). STIKO arbeitet ehrenamtlich. Da muss dringend mehr Geld her und mehr feste Stellen.
emilie.d., volle Zustimmung.
Auf der anderen Seite spielt ja die die Unabhängigkeit eine sehr wichtige Rolle, finde ich.
Dringend mehr Geld für feste Stellen , ja.
Bist Du der Meinung, dass bei der allgemeinen Impfempfehlung ab 12 J. Dringlichkeit bestand? Ich empfinde es so, dass, abgesehen von der Dringlichkeit möglichst viele Menschen ab 18 J. zu impfen, die 16-Jährigen vielleicht stärker berücksichtigen sollte (hätte sollen). Was nicht bedeutet, dass man generell unter 16-Jährige außen vor lässt.
Das ist aber auch ein Thema, dass unter 12-Jährige betrifft.
Dem letzten Absatz stimme ich überhaupt nicht zu. Warum sollten da feste Stellen her? Damit sie damit ihre Brötchen verdienen und schlimmstenfalls sogar bestechlich wären? Nein danke. Ich ginde es ganz gut, dass es ehrenamtlich ist und so wirklich überwiegend objektiv entschieden und empfihlen wird.
Na dann kannst du deren Impfempfehlungen ja auch vertrauen.
Ich finde die Wahrnehmung ziemlich interessant, dass Menschen mit festen Stellen (die also genügend Geld für ihren Lebensunterhalt verdienen) bestechlicher sein sollen als ehrenamtliche Mitarbeiter, die man evtl. mit schnellem Geld ködern könnte. Wie kommt man denn zu so einem Misstrauen gegenüber festen Strukturen?
Es kann ja auch ein Mix sein aus hauptamtlich & ehrenamtlich sein. Ehrenamtlich ist halt das Problem - Zeit. Die können halt nicht 40 h/ Woche neue Daten auswerten, Studien lesen ...
Geld regiert die Welt.
„wenn du so und so entscheidest, ist deine Jahresendprämie höher“
„Wenn ihr eure MA so und so entscheiden lasst, das und das zu empfehlen, kriegt ihr sonderzahlungen von uns als pharmakonzern.“
Ganz einfach. Ist in allen privatwirtschaftlichen unternehmen so, das geld bei entscheidungsfindungen eine nicht untergeordnete Rolle spielt
Ihr dürft mir vertrauen, ich habe keine feste Stelle Aber wenn ich mich unterstützt, erzähle ich Euch, was Ihr hören wollt.
Nein, im Ernst. Ich denke, die Betonung der Unabhängigkeit steht im Vordergrund. Das finde ich z.B. sehr wichtig.
Aber sie machen es freiwillig und gerne, aus Überzeugung. Das ist ein wichtiger Punkt. Keiner wird gezwungen und "muss" etwas abliefern.
Die Unabhängigkeit der Organisation finde ich auch wichtig. Trotzdem finde ich es besser, Leute fest anzustellen und ordentlich zu bezahlen, statt mit Zeitverträgen und freien Mitarbeitern zu operieren. Das hat ja nun auch nichts damit zu tun, wie unabhängig die Organisation in ihrem Urteil von der Politik ist. Auch wenn es immer schwierig ist, gewisse Leute davon zu überzeugen, dass "behördenähnliche Struktur" nicht gleich "regierungstreu" bedeutet.
Sie müssen trotzdem abliefern und ihren Lebensunterhalt aber anderswo verdienen. Z. B. indem sie das machen was sie am besten können: als Berater in Pharmaunternehmen. Unabhänging ist was anderes. Das kann doch nicht sein, dass eine Bundesinstitution auf ehrenamtliche Berater setzt?! LG Inge
Alle Mitglieder müssen eine Selbstauskunft zu möglichen Interessenskonflikten vorlegen, die öffentlich zugänglich ist: https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Mitgliedschaft/Mitglieder/mitglieder_node.html "Die Mitglieder werden vom Bundesministerium für Gesundheit im Benehmen mit den obersten Landesgesundheitsbehörden grundsätzlich alle drei Jahre neu berufen. Die Mitglieder sind Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen der Wissenschaft und Forschung, aus dem Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der niedergelassenen Ärzteschaft...... Die Mitgliedschaft in der STIKO ist ein persönliches Ehrenamt. Die Mitglieder sind bei ihrer Tätigkeit nur ihrem Gewissen verantwortlich und zu unparteiischer Erfüllung ihrer Aufgaben verpflichtet."
Das sah aber ganz anders aus(von wegen zwang ).... Die Politik und Eltern haben ganz schön Druck gemacht und zum Teil auch diffamiert.
Es geht um die ehrenamtliche Arbeit der Stiko-Mitglieder....
Ja, die Wahrnehmung mag so sein. Wer sich jedoch ein wenig mit den Details beschäftigt, ändert i.d. R. seine Wahrnehmung.
Wieviel Fluktuation habt ihr? Ist das eine gute Sache, wenn man ständig Leute neu anlernen muss? Kann man gute Leute mit 1-Jahresverträgen langfristig halten? Ich habe in Deutschland in der Wissenschaft gearbeitet und bin nach England 'geflüchtet', weil es dort schneller und leichter permanente Stellen gibt oder auch z.B. sowas wie hauptberufliche Labormanager, die den Laden am Laufen halten. Wenn man gut ausgewertete Daten und Berichte will, muss man dafür auch genügend Wissenschaftler anstellen. Sonst hat man halt das Problem, dass es Sonntag mal keine Zahlen gibt. Oder man amerik. Unis anzapfen muss dafür (u d sich drauf verlassen muss, dass die das ordentlich ausgewertet haben).
mit gutem Auskommen oder jemand schlecht bezahlten? Davon mal ab, wenn ich auf meinem Gebiet führend bin, arbeite ich dann tendentiell eher für lau für das RKI oder lasse ich mich von Pharma nebenher gut bezahlt als wissenschaftlicher Berater anstellen? Wollen wir die besten der besten in der STIKO haben oder nur die, die entweder zu schecht sind für andere Jobs oder es aus Goodwill nebenher machen? Eins ist auch klar, in der STIKO sein, heisst, sich mit den ganzen depperten Impfgegnern auseinander setzen zu müssen.
Wieso ist man nicht mehr unabhängig, wenn einem die Beratungen und Vorbereitungen zu einem üblichen Stundensatz von Vater Staat vergütet werden? In der Wirtschaft in wissenschaftlichen Boards Usus. Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich schräg, dass das in Deutschland nicht gemacht wird.
Festangestellt kann mich jeder mal gern haben. Solange ich auf Drittmitteln an der Uniklinik hocke, bin ich auf Gedeih und Verderb dem Management über mir ausgeliefert. Arbeitsrecht gilt an deutschen Unis nicht. Ich habe in England das erste mal den mir zustehenden Urlaub von 25 Tagen nehmen können. Die haben mich angeschaut wie ein Auto, als ich nachgefragt hab, ob ich dann wirklich 'so richtig echt' nicht arbeiten müsste.
In Deutschland läuft einiges falsch im Bereich Wissenschaft - hat schon seinen Grund, weshalb so viele nach der Promotion ins UK gehen / gingen.... Ich fand bzw. finde das Modell "Festanstellung mit Möglichkeit der Kündigung" im UK besser als die deutsche Variante "Prof oder Sklave".
So schlimm erlebe ich es aktuell nicht;-) Während meiner PhD-Arbeit lautete allerdings das Credo, die Woche habe 7 Tage, der Tag 24 h. Und immer schön Dankbarkeit zeigen. Aktuell habe ich 30 Tage Urlaub im Jahr und jede Menge Freiheiten (wann, wie und von wo ich arbeite z.B.) Das liegt mit Sicherheit aber auch an dem Vorgesetzten und seinem Umgang mit den Mitarbeitern. Und es hängt natürlich von der Tätigkeit ab die man ausübt. Forschungsprogrammen, vorhandenen Geldern usw. Es ist ein Nehmen und Geben. Allerdings finde ich auch, dass das Gesetzt über befristete Arbeitsverträge in der Wissenschaft ein Thema für sich ist und alleine wenn man sich anschaut, wie viele, vor allem weibliche PhD-Studentinnen so schnell wie möglich die Uni verlassen möchten, spricht es für sich. Befristungen, Eingruppierungen, Stufen - das kann frustrierend sein und die Bürokratie ist oft verrückt. Aber ich liebe z.B. die Umgebung, den Spirit der Menschen, die mich umgeben. Sie sind oft jung, klug, motiviert, voller Elan und Hoffnung. Unverdorben, wie meine Kollegin sagt;-) Es macht wirklich Spaß mit ihnen zusammenzuarbeiten. Das Unperfekte an dem Gebäude indem ich arbeite, mag ich auch, so verrückt das klingeln mag. Sorry fürs Abweichen, aber es war mir wichtig dies an dieser Stelle zu erwähnen.
Mir ist schon klar warum, dann könnte man den Nachwuchs nicht mehr ausbeuten und auspressen wie eine Zitrone, aber dass die Politik so gar nichts tut, um den Mittelbau, der nicht auf die Straße kann, ohne sich seinen Lebensweg zu verbauen, zu schützen - einfach nur Wow. Die systematische Benachteiligung von weibl. Wissenschaftlern hängt halt leider auch am System. Und klar, hat man eine nette Chefin / einen netten Chef, arbeitet es sich natüelich anders. Ich würde jedem empfehlen, so schnell wie möglich aus dem öffentlichen Dienst, so man keine feste Stelle hat, rauszugehen. Was bei einigen Freunden von mir auch gut geklappt hat, war mit einem Angebot für eine feste Stelle aus der freien Wirtschaft Druck auszuüben, damit man fest angestellt wird.
Das Problem ist, das alles diese Institute oä Behördenähnlich aufgebaut sind. Und dann geht gar nichts schnell. Ich nehme an, du arbeitest in der freien Wirtschaft, da ist man es gewohnt, schnell entscheiden zu müssen und ist entsprechend aufgestellt. Das können deutsche Behörden nicht.... Ich denke, es müssen die Ämter, die für Krisen zuständig sind, RKI, aber auch das Verteidigungsministerium uvm komplett umorganisiert werden, dass die nicht mehr den Verwaltungs-Akt im Vordergrund des Arbeitsprozesses haben, sondern auch endlich ergebnisorientiert arbeiten. Sonst werden wir in jeder Krise wieder das gleiche PRoblem haben, dass nicht schnell und adequat reagiert wird... Und solche Dinge wie, am WE in einer Krise nicht arbeiten, darf es nicht mehr geben. Aber unser Gesundheitsamt ist da zB keine Ausnahme. Die waren ja auch das letzte Gesundheitsamt in NRW, das die RKI Software noch nicht genutzt hat... Solange Bürokraten und Behördendenken für systemrelevante Dinge in der Verantwortung sind, werden diese nicht funktionieren. Das funktioniert ja im Alltag schon nicht (mein Mann arbeitet in der Baubranche, der könnte Bücher schreiben über die Erfahrungen mit den Ämtern).
Diese Abhängigkeit vom jeweiligen Chef ist halt auch nicht dolle. Und in Deutschland steht im Zweifel der Prof auf dem Antrag / als Betreuer des Doktoranden ... obwohl du als Postdoc die Arbeit machst. Und mit dem Lottospiel auf die Chance selbst Prof zu werden, wird man an der Stange gehalten. Schweren Herzens bin ich daher raus aus der klassischen Forschung ....
Ja, das ist verständlich. Ich kenne auch einige ehemalige Kolleginnen und Kollegen, die deshalb z.B. nach Frankreich gegangen sind, wo sie eher eine Aussicht auf eine permanente Stelle hatten. Ich habe auch nicht ewig als Postdoc gearbeitet, habe lange nach der Stelle/Tätigkeit gesucht, mir der ich mich identifizieren konnte und bin eher zufällig und bestimmt auch mit ein wenig Glück dort gelandet wo ich bin. Je nachdem wo man landet, gibt es ja Forschungsprogramme, die über eine längere Zeit laufen (z.B. 12 Jahre). Und in manchen dieser Programme wird schon mehr für die die Nachwuchswissenschaftler geboten. Aber es sich sicher nicht die Regel.
Aber die Stikomitglieder sind doch Professoren? Die haben ja schon eine feste Stelle, die eben auch eine Verpflichtung für den Dienst an der Gesellschaft mit sich bringt meines Erachten. Da gibt es ja alle möglichen Beiräte und Kommissionen, in denen Professoren ehrenamtlich tätig sind. Die sollten natürlich Mitarbeiter haben, aber das ist ja dann das RKI. Auf jeden Fall wird es sinnvoll sein, im Nachgang der Pandemie mal im Ländervergleich zu evaluieren, wie die Gesundsinstitutionen funktioniert haben. Deutschland mit UK zu vergleich ist aber schwierig, weil die Forschungsstrukturen sich schon stark unterscheiden.
Dass es im öffentlichen Dienst schlechter ist als in der freien Wirtschaft, gilt so nicht für alle Bereiche. Zum Beispiel die Architekten haben es in der Regel an der Uni nicht schlechter als im Architekturbüro, wo einem die feste Stelle im Zweifelsfall auch nichts nützt und wo man oft auch viel mehr arbeitet als vertraglich vereinbart - ohne Bezahlung natürlich. Ähnlich der gesamte Bereich der Geisteswissenschaften ...
Aber sie sind doch Wissenschaftler und eben wegen ihrer Expertise in der Kommission. Da kann man schon erwarten, dass sie Studien lesen und auf dem Stand der Forschung sind. Können Lauterbach, Drosten, Ciesek und co ja auch.
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