crisgon
Ich komme ja ursprünglich aus Spanien, meine gesamte Familie wohnt dort. Natürlich war insbesondere der Verlauf in der ersten Welle in Spanien eine absolute Katastrophe, das Gesundheitssystem war völlig überlastet und es sind extrem viele Menschen gestorben. Da gab es auch einen brutalen Lockdown. In dieser Zeit hat Deutschland die Pandemie deutlich besser gemeistert. Aber jetzt zu diesem Schuljahr- da in Spanien, ähnlich wie in Deutschland, die Maßnahmen in jeder Region anders sind, beziehe ich mich bewusst nur auf das Baskenland, Madrid und La Rioja, wo meine Familie wohnt. Die 7-Tages Inzidenz liegt in La Rioja bei 22, im Baskenland und in Madrid um die 70. Also Zahlen jetzt ähnlich wie in Deutschland, zwischendurch waren sind deutlich höher. Getestet wird mehr als hier (PCR Tests). Aber: in diesen drei Regionen waren die Schulen und Kindergärten nicht einen Tag zu in diesem Schuljahr und zwar in kompletten Klassen (mit Maskenpflicht ab 1. Klasse). Die Unis laufen in Präsenz, zumindest im Wechselmodell. Sport im Verein für die Kinder war zwischendurch ca. 4 Wochen geschlossen (in La Rioja etwas länger), ansonsten immer offen (in kleinen Gruppen von maximal 6 Kindern und meistens mit Maske). Gastronomie auch zwischendurch 3-4 Wochen zu. Der Einzelhandel die ganze Zeit offen. Maskenpflicht ist überall außerhalb der eigenen vier Wänden und wenn man im Lokal am Tisch sitzt. Kultur, Theater, Kinos offen, allerdings mit nur 30% der Gäste. Was allerdings verboten wurde, ist seine Stadt oder Kreis zu verlassen (außer aus triftigen Grund wie Arbeit, Schule oder Arzt). Wie kann das sein? Meine Neffen hatten keinen einzigen Tag Distanzunterricht im ganzen Schuljahr, meine Kinder sitzen seit fast drei Monaten zu Hause, meine Neffen gehen zum Sport, in die Pizzeria oder ins Kino und die Zahlen sind ähnlich! Ich gönne es ihnen vom ganzen Herzen- aber wie kann das sein?
Könnte es sein, dass in der ersten brutalen Welle schon eine Art Herdenimmunisierung stattfand? Fab es Studien dazu, wurde nach Antikörpern gesucht?
Ich kenne keine Studien dazu, aber meine Vermutung geht auch in die Richtung
erste kurze Recherche: Landesweit haben sich insgesamt 9,9 Prozent der Spanier mit dem Coronavirus infiziert, insgesamt 4,7 Millionen Menschen. Das sind deutlich mehr als die 1,7 Millionen Infizierten, die in der nationalen Statistik als positiv Getestete auftauchen. In der am schlimmsten betroffenen Region Madrid weisen der Studie zufolge sogar rund 19 Prozent der Einwohner Antikörper auf. ..... ...... Dennoch hatte die Hauptstadt-Gegend phasenweise eine der niedrigsten Infektionsraten des ganzen Landes. Experten machten dafür auch eine Teil-Immunität verantwortlich – neben der Abriegelung besonders betroffener Stadtteile sowie der Nutzung von Schnelltests. ______ na gut. 20% sind aber noch keine echte Herdenimmunität... interessant finde ich auch, dass herausgefunden wurde, dass nur 31 Prozent der direkten Lebenspartner eines Infizierten ebenfalls Antikörper haben. Sind die anderen 70% jetzt wirklich nie infiziert worden (warum nicht??) oder nur so leicht, dass keine AK gebildet wurden? Sind sie aber trotzdem (einigermaßen) immun?? Generell werden doch auch in anderen Studien bei 50% der Infizierten keine AK gebildet. Ist diese Zahl noch zu niedrig? Geht es eher Richtung 70%? Sind sie aber trotzdem immun? Wenn man jetzt in Madrid bei 20% der Menschen Antikörper findet, sind dann in Wirklichkeit 40% immun oder sogar 67% (bei 70% die keine AK bilden) ? DANN wäre eine Herdenimmunität greifbar. Ich vermute, es geht in die Richtung. https://www.google.com/amp/s/amp2.handelsblatt.com/politik/international/corona-pandemie-in-spanien-waechst-die-angst-vor-der-dritten-welle-fast-jeder-dritte-infizierte-zeigt-keine-symptome/26722530.html
... unter der Annahme, dass die Leute trotz fehlender AK eine Art Immunität haben (Stichwort Gedächtniszellen)
....
Vielleicht sind die Leute durch den extremen Lockdown vorsichtiger? Meine Cousine wohnt ebenfalls in Madrid und wenn ich Bilder sehe, tragen zb auch auf der Straße viele Masken. Das sehe ich hier in meinem Umfeld nicht so... Lluvia
Das ist Maskentragen auf der Straße Pflicht- überall in ganz Spanien.
Unsere Verwandten wohnen in einem anderen Teil Spaniens, aber ich weiß, dass sie extrem vorsichtig geworden sind. Enkelkinder kommen nur mit Maske und nur im Notfall zu Besuch, Essen in einem extra Raum,...das Verhalten sehe ich hier bei wenigen.
Getroffene Regelungen wurden in vielen Ländern von vornherein mit viel weniger Ausnahmen getroffen und zudem strikter um- und vor allem durchgesetzt.
Das mit der Maske ist in Spanien ganz natürlich geworden, man zieht immer eine Maske an wenn man das Haus verlässt, ist auch Pflicht in ganz Spanien und wird auch stark kontrolliert. Auch meine Nichte und Neffen haben immer eine Maske an wenn sie meine Eltern sehen, ist für sie selbstverständlich geworden. Sie treffen sich wenn möglich nur draußen und mit Maske.
Hola Crisgon, Ich berichte mal von der entgegengesetzten Seite. Provinz Murcia. Anfangs der Pandemie bis Sommer letzten Jahres hatte diese Provinz ganz ganz niedrige Zahlen. Dann wurde die Urlaubszeit eingeläutet und seit Oktober explodiert es. Gesundheitssystem hier um mich herum zusammengebrochen . Durchaus gerechtfertigte normale Arztbesuche gibt es nicht mehr seit Januar. Getestet wird zwar wie wild- aber das resultiert nur in ständigen Schliessungen . Um Weihnachten herum und gerade seit einer Woche darf ich den pueblo ohne Wisch verlassen. Seit Sptember : Schule nur semipresental , Sport gar nicht mehr . Vereine hatte im Sommer ja sowieso Ferienschliessung : ergo nun seit einem Jahr fast nix mehr . Manche Sportarten sind kreativ geworden und haben wenigsten etwas Konditionstraining bis September privat organisiert an der frischen Luft... aber auch nur für die die kommen konnten ( von ausserhalb nicht möglich) Schulisch gesehen ist das Chaos . Online läuft es nur sehr sehr mau - egal aus welchem Ort hier die Leute kommen , man hört das Gleiche. Spielplätze , Bars immer wieder zu . Derzeit sind wir bei 30% Belegung- aber nur draussen ! Darüber sind Gastronomen schon froh. Regelungen ändern sich tw jede Woche und das je nach Ort - das macht einen langsam verrückt. Die Menschen hier lechtzen nach Treffen- in den letzten Monaten , ausser Weihnachten durften sich max 1 Haushalt plus 2 oder nur 1 fremde Personen treffen , privat sowie öffentlich. Kein Wunder, dass die Bars sofort rappelvoll sind , sobald sie öffnen dürfen. Maskentragen ist hier schon seit Sommer durchgängig Pflicht. Inzwischen sieht man immer öfter die Maske unter der Nase draussen . Die Personen in den Läden sind auch seit des total Lockdowns limitiert. Das lief hier aber recht gut. Dann steht man eben vor der Post an oder so. Kontrollen sind Tagesgeschäft , daher ist es nicht noch schlimmer . Neidisch auf die Provinzen mit durchgängigem Schulbesuch - ja das sind wir . Auch über die freizügigere Mobilität in der Provinz nebenan ... Wie Du sieht kann es im gleichen Land doch sehr unterschiedlich laufen. Un abrazo , queda salud Ach ja Nächtliche Ausgangssperre haben wir schon seit ... ich glaube das war Herbst letzten Jahres ... von 22Uhr bis 6Uhr.
Hola! Ja, die Unterschiede in den Maßnahmen zwischen den Regionen kenne ich, deshalb habe ich extra die Regionen aufgeführt. In Deutschland gibt es durch den Föderalismus auch schon Unterschiede, aber in Spanien ist es noch extremer. In Murcia ist die 7-Tages Inzidenz (Stand von gestern)bei ca. 40, das ist super und besser als der Durchschnitt Deutschlands (im Fernsehen wird immer die 14-Tage Inzidenz genannt, die liegt in Murcia bei 98, ich nehme die 7-Tage Inzidenz um den Vergleich zu Deutschland zu haben). Das Baskenland und Madrid haben eine höhere Inzidenz und trotzdem sind die Schulen komplett offen mit vollen Klassen seit Schuljahresanfang. Auch bei einer 7-Tages Inzidenz von 600 hatten die Schulen dort durchgehend offen in vollen Klassen. Vielleicht liegt es auch am Gesundheitssystem, das im Baskenland in der 2. Welle nicht zusammengebrochen ist. Ich kenne mich in Murcia kaum aus, aber ich glaube es gibt riesige Unterschiede zum Norden (der Norden ist deutlich industrieller, die Arbeitslosenquote liegt in Murcia bei 18%, im Baskenland bei knapp 10%), auch das Gesundheitssystem ist im Baskenland, da komme ich ja her, sehr gut, in Murcia weiß ich es nicht. Eigentlich hatten ein Großteil der Regionen Spaniens die Schulen durchgehend offen. Meine Verwandten führen in diesem Schuljahr ein weitestgehend normales Leben mit normaler Schule, Sport im Verein (auch drinnen, von Turnen über Schwimmen bis Tennis oder Fußball). Ich war das letzte Mal im Oktober dort, das Tragen der Maske war sehr konsequent und überall. Das ist inzwischen absolut selbstverständlich, dass man eine Maske anzieht, wenn man aus dem Haus geht. Ist auch in ganz Spanien überall Pflicht und wird auch kontrolliert. Für meine Neffen und Nichte ist es auch klar, dass die eine Maske anziehen, wenn sie meine Eltern besuchen. Ausgangssperre gibt es im Baskenland auch- ab 23 Uhr (zwischendurch wurde die auf 22 Uhr gesenkt, jetzt ist es wieder 23 Uhr). Ich hoffe, dass die Situation bei euch bald besser wird! LG
Wenn bei einer inzidenz von 40 das gesamte gesundheitssystem zusammenbricht, stimmt aber doch schon lange vor corona etwas nicht...
In der Comunitat Valenciana ist durchgehend Schule und auch Sport möglich.. grrr- wir haben da auch mal gewohnt und Freunde . Albacete ( Castilla-La Mancha) ist ähnlich dicht wie Murcia. Da haben wir auch gewohnt... beides ist um unsere Provinz herum ...allerdings scheint es dort nicht so extrem mit dem Gesundheitssystem zu sein. Freitag lag die 7 Tage inzidenz bei 140 ...soweit ich den Herren auf dem Hundeplatz verstanden habe ( kann aber auch sein , dass er von 14 Tagen ausgeht ...) aber eigentlich hatten wir das im Vergleich zu D gesehen - Er ist seit 40 Jahren hier , ehemals Berliner. Welche Seite nutzt Du für die Infos? Und danke für Deinen lieben Wunsch - das wünschen wir uns Alle.
Das ist hier halt anders aufgebaut und eh immer sehr gut ausgelastet gewesen ... mehr Kapazitäten als gute Auslastung gab es nicht.
Ich benutze die offizielle Seite vom Gesundheitsministerium https://www.mscbs.gob.es/profesionales/saludPublica/ccayes/alertasActual/nCov/documentos/Actualizacion_322_COVID-19.pdf In Spanien reden alle immer von der 14-Tages Inzidenz, in D von der 7-Tages Inzidenz. Das hat mich am Anfang auch verwirrt, aber auf der Seite oben stehen beide Zahlen. LG
Da gebe ich dir Recht... am Gesundheitssystem in Spanien wurde in den letzten Jahren extrem gespart, das rächt sich jetzt. In Madrid und im Baskenland war man in der 1. Welle völlig überfordert, es gab nicht genug Schutzaufrüstung, nicht genug Betten, es mangelte an Personal. Das war dann in der 2. und 3. Welle deutlich besser. Bei den Regionen im Süden kenne ich mich gar nicht aus, man hört viel, aber ich habe da keine Kontakte oder eigene Erfahrungen.
Na ja, wenn die Inzidenz zügig sinkt, ist das ja schon so, daß die schon Kranken noch im Krankenhaus behandelt werden. Die Leute sind ja meist nicht am Tag 1 der Infektion krankenhauspflichtig, sondern erst nach 1-2 Wochen. Dann dauert es 2,3,4 Wochen (im besseren Fall) bis sie nach Hause gehen können. Auch hier mit - von den Kassen bis vor kurzem (und wahrscheinlich bald wieder)- völlig überhöhter Intensivkapazität waren die Kliniken trotz Absage von geplanten OPs aller Art wirklich an der Grenze... Grüße, Jomol
Danke sehr, muchas gracias , moltes gracies ... was sprichst Du denn in der Familie , euskera?
Nein, Spanisch. In meiner Familie kann keiner Baskisch, auch in meinem Freundeskreis dort die Wenigsten. Baskisch ist sehr schwer und komplett unterschiedlich zu Spanisch. In Bilbao, meine Heimatstadt, gibt es viele die das nicht sprechen, in meiner Generation die meisten. Ich kenne kaum jemand, der zu Hause Baskisch spricht. Als ich noch dort lebte, hörte man so gut wie nie Baskisch auf der Straße. Inzwischen ist es deutlich verbreiteter, insbesondere in der Generation unter 25, da in den Schulen die Sprache stark gepusht wird (zu meiner Zeit konnte in der Stadt fast keiner Baskisch), aber es wird trotzdem noch deutlich mehr Spanisch als Baskisch gesprochen, zumindest mitten in der Stadt. Das ist sicherlich in kleinen Orten und Dörfern und insbesondere in Guipuzcoa anders, man kann es nicht verallgemeinern. Die Sprachsituation ist komplett anders als in Katalonien, was natürlich an der schwierigen Sprache liegt (Katalanisch verstehe ich größtenteils, Baskisch gar nicht)
Wo ähnliche Einschränkungen aber seit September gelten , wird ja nicht jetzt plötzlich die inzidenz gefallen sein. Ich kenne aber die Zahlen nicht, ich beziehe mich lediglich auf die Ausführung hier.
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