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Update aus Japan

Update aus Japan

Korya

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Um uns herum explodiert die Natur. Vor paar Tagen hat die Kirschblüte in Tokyo begonnen, wenigstens in unserem Viertel. Das Haupthaus meiner Firma befindet sich nach wie vor komplett im Homeoffice. Japan lässt nach wie vor niemanden ins Land, weder geschäftlich noch touristisch. Deshalb starren alle erstaunt, wenn sie mal irgendwo einen Ausländer sehen, und wir kommen ja immer gleich im Pulk. Immerhin sind die Blicke mittlerweile neugierig. Am Anfang der Pandemie, als es hieß dass Corona durch Ausländer verbreitet wird, da die alle in völlig unhygienischen Verhältnissen leben, setzten sie sich noch um, wenn wir irgendwo in die Bahn stiegen. Einfach ein sympatisches Völkchen. Im July will Japan mit dem Impfen beginnen. Vorher dürfen nur einige handverlesene Personen geimpft werden. Das zerhaut uns ein wenig die Ferienpläne, denn sollte Europa jetzt tatsächlich Impfpässen beginnen, weiß ich nicht ob die Fluggesellschaften dann Ungeimpfte befördern. Ich weiß auch noch nicht, ob meine Firma mich gehen lässt, da ich schon wegen der Quarantäne eine längere Zeit einrechnen muss. Nun ja, mal hinleben. Ansonsten lassen wir halt Sommer wieder ausfallen, und hoffen, dass meine Mutter uns im Spätherbst besuchen kann, wenn Japan sich bis dahin wieder traut, Fremde ins Land zu lassen. Wenigstens soll ab heute der Notstand auch in Tokyo wieder aufgehoben werden, und dass, obwohl der 7-Tage-Index gerade wieder steigt (von 5.1 Anfang März auf 6.9 heute - damit bleiben wir peinliches Schlusslicht unter den meisten ostasiatischen Nachbarn.) Die Schule hingegen war, trotz des anhaltenden Notstands in Tokyo, ununterbrochen geöffnet, ebenso der Kindergarten. Einige Museen sind geschlossen, und die meisten Restaurants schließen nach wie vor um 20:00, aber ansonsten ist das öffentliche Leben fast wie immer. Nur downtown Tokyo sind noch einige Firmen im Homeoffice. Tja, und wir sind mittlerweile in stolzem Besitz eines Einsamkeitsministers, dessen Sinn und Zweck mir ähnlich schleierhaft ist wie die eines Heimatministers, aber vielleicht hilft es ja, zu wissen, da ist jemand ganz offiziell um die zunehmende Vereinsamung im Land bekümmert. Oh, und noch eine spannende Neuigkeit - sorry, ohne Corona-Bezug, aber ich schiebe es heimlich dazwischen: Japan hat das Gesetz dahingehend geändert, dass bei Unfällen mit autonomen Fahrzeugen das Auto Schuld ist, nicht der Fahrer. Das hat uns ermöglicht, auf einen Schlag das gesamte Straßennetz für Stufe 3 selbstfahrender Autos frei zu geben (bei denen man also als Fahrer nicht in der Verantwortung ist, jederzeit eingreifen zu müssen, sondern das Auto wirklich ganz alleine fährt und in kritischen Situationen auch die Entscheidungen selbst trifft.) Wir sind somit weltweit das erste Land, in dem Stufe 3 flächendeckend erlaubt ist. Man kann zu autonomen Fahren stehen, wie man mag, aber spannend ist die Entwicklung auf jeden Fall.

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Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Korya

Danke Dir für Dein Update, ich finds immer super spannend. Da es genug Impfunwillige im Land gibt, denke ich wird es für Flugreisen - zumindest mit dt/europ. Airlines- immer auch eine Alternative zum Impfpass geben, eben einen bestätigten Schnelltest max. x Stunden vor dem Flug. Das wird schon klappen mit dem Besuch . Zumindest in dieser Hinsicht. Das Thema Quarantäne nach Rückkehr wird wohl nicht so schnell gelockert. Aber im HO kannst Du ja auch in Quarantäne sitzen. Peinlich wäre es, wenn Du das Virus wirklich hier in Europa aufschnappst und somit die Unkerei der Japaner noch bestätigst. Das mit dem autonomen Fahren ist auch sehr interessant. Hatte ich noch nicht mitbekommen, einige befreundete Ingenieure arbeiten aber auch mit in diesem Bereich. Vielleicht ist es ganz gut, wenn die Verantwortung für den Strassenverkehr vom Mensch auf die Maschine übergeht, ich denk die machen das schon ganz gut - besser als ein reaktionsarmer, alkoholisierter, Grenzen austestender oder einfach aggressiver Fahrer mit Fleisch und Blut. Einzig die Gefahr, dass ein Krimineller die Software verändert ... die wird es wohl geben, leider. Genießt die Kirschblüte!


Chantie

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Danke für deinen Bericht! Ich verfolge das immer sehr gerne! Wir waren ja 2019 im September in Japan, kurz bevor der Wahnsinn losging. Eigentlich wollten wir nächstes Jahr wiederkommen, haben jetzt aber erfahren, dass der Ghibli Park erst im Herbst 22 öffnet und der steht definitiv auf unserer Liste! Also wird es wohl 2023. Lg...


Ellert

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Antwort auf Beitrag von Korya

Guten mOrgen, ich lese auch immer sehr gespannt Deine Berichte, bei Euch ist es scheinbar viel eher im Griff da die Menschen nicht so rebellieren wie hier oder ? Mich wundert dass so spät geimpft wird, warum eigentlich ? dagmar


Korya

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Antwort auf Beitrag von Ellert

Naja, spät ist relativ, wir sind mit die ersten in Asien (wenn man mal China ignoriert). Meine Kollegin aus Thailand machte ganz große Augen und fragte: echt, jetzt schon?! Sie fangen erst im November mit den ersten Impfungen an Ich vermute einer der Gründe ist dass die Zahlen hier so niedrig sind. Es sieht niemand so wirklich die Notwendigkeit es mit der Impfung zu beschleunigen. Außerdem will unser Impfminister (den wir inzwischen auch noch haben ) erstmal warten, bis genug Dosen für alle zur Verfügung stehen, bevor sie anfangen zu impfen.


As

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Antwort auf Beitrag von Korya

Ich freue mich auch immer, von dir was Interessantes zu lesen. Hilft beim Blick über den Tellerrand. Mich würde ja interessieren, wie Japan bei Inzidenzen von 100 bis 400 reagieren würde... aber wünsche euch von Herzen natürlich, dass es nicht so weit kommt.


Ellert

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Antwort auf Beitrag von As

Wenn man sich in Deutschland umhört wächst der Unmut: dies ist doof und jenes mag man nicht die Einschränkungen sollte man aufheben man muss mehr impfen aber bitte andere denn Imfen ist auch doof Warum wird nicht getestet, aber bitte doch nicht mich, nur die anderen Kinder sollen wieder zur Schule aber nur nicht mit den schlimmen schädlichen Masken Es wird nicht hinterfragt, es wird pauschal alles schlecht gefunden Ich vermute der Asiate an sich ist da anders oder ?


Korya

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Antwort auf Beitrag von Ellert

Ich weiß nicht genau, woran es liegt. Die Japaner sind in so vieler Hinsicht den Deutschen sehr ähnlich, aber jetzt in der Pandemie das genaue Gegenteil. Sonst auch immer gerne am motzen, meckern und hinterfragen - aber nun, wo es drauf ankommt, weiß sich einfach jeder zurück zu nehmen und sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Jeder sieht in seinem eigenen Verhalten einen kleinen Beitrag zum Gelingen. Und da es alle so halten, funktioniert es. PS: ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast, aber ich muss mir bei so was wie "der Asiate an sich" immer gehörig auf die Zunge beißen, um nicht auf zu drehen und wieder einen Roman am Thema vorbei zu schreiben


Ellert

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Antwort auf Beitrag von Korya

aber ich finde jede Ecke der Welt hat so seine Eigenheiten


Korya

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Antwort auf Beitrag von Ellert

Ich weiß ja. Was wir uns als Durchschnittseuropäer immer nicht vorstellen können: Asien ist einfach riesig riesig groß. Schon Indien wird manchmal als eigener Kontinent bezeichnet. Und Asien reicht von Oman und Türkei über Russland bis vor die Beringsee und an den äußersten Anschlag Australiens. Und selbst in meiner Ecke sind die Japaner völlig anders als die Koreaner, die wiederum ganz anders als die Chinesen ticken, und auch innerhalb Chinas gibt es Unterschiede wie Tag und Nacht. Japan reicht, über Europa gelegt, von Bukarest bis Tripoli. Die Japaner auf Okinawa sind viel "Chinesischer" als die Japaner der Hauptinsel, die Hokkaido- Japaner sind ja sogar genetisch keine Japaner, und selbst hier auf der Hauptinsel gibt es gehörige Unterschiede, bei grundsätzlich ähnlicher Kultur - wie ein Schwede zum Franzosen. Deshalb tu ich mir immer schwer auf die Standardfrage von zuhause zu antworten, wie denn "die Japaner" so drauf seien. (Von "den Asiaten" mal ganz zu schweigen.) Ich hoffe, das kommt jetzt nicht zu klugscheißermäßig rüber


Ellert

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Antwort auf Beitrag von Korya

und so nachvollziehbar selbst hier tickt der Bayer anders als ein Ostfriese