Korya
Zwischenstand von der Insel :-) Ihr werdet euch vielleicht erinnern, dass Japan mit Überschreitung der Inzidenz von 20 im Dezember den Notstand ausrief. Im Anschluss an die Neujahrsferien stieg die Inzidenz kurzfristig rasant an, liegt aber mittlerweile wieder bei 47 (die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 16). Dennoch wurde der Notstand in fast allen Präfekturen verlängert, zunächst auf Ende Februar. Trotz Notstandsverlängerung sind hier allerdings wie gehabt alle Geschäfte und Schulen weiterhin geöffnet. Das Leben läuft im Großen und Ganzen also so weiter wie immer. Nur Downtown Tokyo schicken einige Firmen die Mitarbeiter ins Homeoffice. Das Gesetz, dass dem Staat die Möglichkeit geben sollte, auf Missachtung der Maßnahmen zu reagieren, existiert noch immer nur als Entwurf und wird vielleicht nie umgesetzt werden. Im März wird Japan vermutlich mit den ersten Impfungen beginnen. Auch Korea und Hongkong visieren einen ähnlichen Startpunkt an. Ich kenne allerdings (außer mir selbst) niemanden, der sich impfen lassen will. Die Ostasiaten waren schon immer extrem impfkritisch. Deshalb will die Regierung möglichst keine Fehler machen und alles 120% durchplanen - es gab bereits einige Tage lang Massen"trockenübungen", in denen ein typischer Impftag durch gespielt wurde, inklusive Spritze ansetzen - nur halt ohne Impfung. Sie nehmen es sehr genau. (Ich hätte nur gerne lieber mal eine richtige Impfung als meterlange Verfahrensanweisungen). Letzte Woche beschloss unser neuerkorener Imfminister, AstraZeneca eine Zulassung für die lokale Produktion zu geben, die ab Juni für zusätzliche Mengen sorgen soll. Die größte Sorge ist aber wohl die zum Großteil negativ eingestellte Bevölkerung, weniger als die Versorgung an sich. Die Grenzen sind indessen weiterhin dicht. Nur Bürger des Landes dürfen ein- und ausreisen. Bisher hält die Regierung nach wie vor an ihrem Olympiaplan fest - ich bin da etwas skeptisch, ob daraus was wird. Will man den Umfragen glauben, ist die Mehrzahl der Japaner mittlerweile gegen die Olympiade. Die Rückkehr zur Schule führte zu einer Verdoppelung der ohnehin schon extrem hohen Selbstmordrate unter Kindern und Jugendlichen. Die meisten waren glücklich, dem strengen Schulsystem und dem starken Druck in den Klassen zu entkommen, und endich mal ein wenig Zeit mit der Familie verbringen zu können - eine Seltenheit im durchgetakteten Paukalltag der Japaner. Gleichzeitig baute sich neuer Stress mit der Rückkehr zum Schulalltag auf, und der Sorge, in der Zeit zuhause nicht genügend gelernt zu haben, um mit den Klassenkameraden mithalten zu können. Mehr als 300 Grund- und Mittelschüler haben sich seither das Leben genommen, Seelsorger berichten, dass inzwischen schon 6jährige bei ihnen anrufen, weil sie nicht mehr klarkommen. Auch Frauen nahmen sich im letzten Halbjahr unverhältnismäßig oft das Leben. In der Pandemie zeigt sich der Gendergap in Japan am deutlichsten: viele Frauen arbeiten - wenn überhaupt - mit zeitlich begrenzten Verträgen im Hotelgewerbe oder Bewirtung. Diese Bereiche sind am härtesten von den Auswirkungen der Pandemie betroffen, denn obwohl sonst alles offen ist, halten sich die meisten Japaner mit Reisen zurück. So sind es meist die Frauen, die als erste ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Selbstmordrate unter Frauen stieg in den vergangenen Monaten um 14%. Meine Firma ist nach wie vor zu 100% im Homeoffice, aber Kindergarten und Schule sind wie gesagt offen. Im Winter fahren wir mit den Kindern normalerweise auf einen der Obsthöfe im Tokyoter Umland zum Mandarinenpflücken, das haben wir jedoch angesichts der explodierenden Zahlen diesmal abgesagt. Zum Jahreswechsel sind wir stattdessen auf eine der tropischen Inseln im Süden geflogen, was eine sehr angenehme Abwechslung war. Nun hoffen wir, dass die Grenzen irgendwann wieder geöffnet werden und wir die Familie mal persönlich treffen können. LG

Vielen Dank für den interessanten Einblick. Über das japanische Schulsystem hatte ich schon viel Negatives gehört. Gibt die Zunahme der Selbstmorde von Kindern keinen Aufschrei in der Bevölkerung? Gibt es dort keine Elternvertreter? Die Politiker werden den Druck ihrer Kinder doch auch erleben?
Ich glaube, dieser Druck entsteht nicht nur durch die Schule. Die Mentalität "lernen, Bestleistungen bringen" wird auch vom Elternhaus so impliziert.
Nein, die tragen es ja mit. Und Selbstmord ist generell nicht so negativ bewertet wie in Europa, sondern eher logische und gesellschaftlich akzeptierte Konsequenz, wenn man keinen Ausweg sieht.
Hej! Toller Bericht, Korya, danke!! Über das japanische Bildungssystem kam ja schon viel, als die ersten PISA-Untersuchungen veröffentlicht wurden. Ich erinnere mich, wie damals eine in Dtld. lebende Deutsche schrieb, daß die Noten sicher viele Europäer begeisterten, aber sie wollte ihre Kinder diesem Druck nicht aussetzen. Leider bleibt so etwas oft unerwähnt,wenn die nackten Zahlen verglichen werden. Natürlich ist das ein Ineinandergreifen zwischen Eltern, Schule und Gesellschaft allgemein. Das ist bei uns in Dtld. oder eben DK oder wo auch immer nie anders. Daß z.B. wir hier in DK weniger Leistungsdruck verspüren, liegt ja nicht nur an der Schule und dem Schulsystem (das schließlich auch erst durch Politiker,die gewählte Vertreter der Bevölkerung = Eltern sind, eingerichtet wird) - es ist eben in der ganzen Gesellschaft eine andere Grundstimmung - und wer im jeweiligen land lebt, mit dessen Werten sogar mehrheitlich aufgewachsen ist, hat es eben schwer,sich den gesellschaftlichen Normen zu entziehen. hast Du eine Ahnung, Korya, wieso die Japaner so impfkritisch sind? Snd sie generell nicht begeistert über (schul-)medizinische Fortschritte? Die Dänen sind eigentlich eher impffreudig, sie haben eben viel vertrauen in ihre Regierung, und wenn die etwas für gut befindet, ist das okay so. Klar, ein paar Kritiker gibt es immer, aber weitaus weniger ausgeprägt als schon in Dtld. Gruß Ursel, DK
Ursel, wenn ich das wüsste! Das war schon in Korea so, in dem kleinen Dorfkrankenhaus, wo die Lütte geboren ist, sprach mich meine Ärztin mal drauf an, dass sie es toll fand, dass ich einfach nach Impfbuch impfen ließ, sonst sei immer jede Impfung ein langer Kampf und endlose Diskussionen, und am Ende würden die Eltern dann doch nicht impfen. Hier in Japan versuche ich seit über einem Jahr meiner Großen die HPV- Impfung zu besorgen. Die meisten Ärzte weigern sich. Es kursiert hier immer noch das (inzwischen lang widerlegte) Gerücht weitgestreuter Unfruchtbarkeiten als Impffolge. Unser Hausarzt würde nur impfen, wenn die Schule es empfiehlt. Unsere Schule weigert sich, es zu empfehlen, weil es zu Nebenwirkungen kommen kann und sie ebenfalls nicht ausschließen können, ob an der Unfruchtbarkeitsstory nicht doch was dran wäre. Hätte es Corona nicht gegeben, hätte ich sie im Sommer in Deutschland irgendwo auf eigene Kosten geimpft.
das mit den Kindern ist schrecklich! Es muss ein immenser Druck sein. Insgesamt die gestiegene Selbstmordrate ist schlimm.
Sehr interessant, danke
Danke für deinen Bericht. Erschreckend diese Ausweglosigkeit besonders unter den Kindern. Findet da kein Umdenken statt, solche Zahlen kann man doch nicht ignorieren...
Danke Dir für Deinen Bericht . Was bedeutet denn dann der "Notstand" konkret für die Bevölkerung? Alles auf "wie immer" oder schon mit diversen Hygienekonzepten? Gibt es in Japan auch vermehrt FFP2 Masken oder bleiben sie ihren normalen bzw ja auch quietschend bunten Stoffmasken treu? Das mit den Selbstmordraten unter den jüngeren Schülern ist schon erschreckend. Denkst du, es findet ein Umdenken statt in absehbarer Zeit? Wie ist es denn für Dein Kind? Muss es auch ranklotzen damit es einigermaßen mitkommt oder habt ihr eine Schulform gefunden, die mit weniger Druck arbeitet? Ich frag mich ja immer, ob diese Leute dann als Erwachsene wirklich "mehr können".... ich denke nicht. Denn im späteren Leben braucht kein Mensch eingetrichtertes Wissen, erst recht nicht im Internet-Zeitalter. Querdenken (also echtes, nicht das, wofür das Wort hier geklaut wurde), Flexibilität , Kreativität sind wichtigere Eigenschaften. Zumindest in meiner Welt .
die sind um einiges leistungswilliger und stressresistenter gegenüber den deutschen Studenten. Das sind die positiven Seiten. Schwierig wird es wenn man mehr Flexibilität und Eigenkreativität einfordert. Wobei unter den jüngeren findet auch diesbezüglich ein Wandel statt.
ja, so stelle ich mir das vor. Aber gut, wenn ein Wandel stattfindet. Flexibilität und Eigenkreativität ist einfach so wichtig, nicht nur für den Job sondern auch fürs Leben an sich. Wobei sie bei den Arbeitszeiten ja nicht viel mehr "Leben" übrig haben. Essen, kurz Schlafen, weiterarbeiten... ich wünsche der Bevölkerung in der nächsten Generation auch etwas mehr Freiheiten und "Luft". Ich arbeite nur mit China zusammen, ist ja noch etwas anders. Was mir hier aber auffiel ist, dass trotz fast 24/7 Kinderbetreuung, Vorschule ab 3 Jahren und Englischkursen (neben zig anderen) auch noch Samstags ab vier Jahren usw... schlechtes englisch gesprochen wird. Man sollte doch annehmen, wer früh anfängt und lernt "wie ein Besessener" müsste auch gut reden können. Ist aber überhaupt nicht der Fall . Musikalisch wird sich der Fleiss aber bestimmt auszahlen. Ich nehme an, Deine asiatischen Schüler sind tatsächlich besser als die faulen Deutschen? ;-) Wenn ich an den Klavier-Fleiss meiner Tochter denke...
Das Problem bei denen ist die Gefühle zu zeigen.Was natürlich zum Ausdruck gehört.Es ist daher oft technisch gut, aber gefühlsmäßig muss man halt es erst aus einem herauskitzeln.
Die asiatischen Drachen sind los und fauchen. Manche verbrennen darin. Ich finde es nicht gut, zum einen, weil ich mich als Europäerin bedroht fühle ( Wirtschaftsmacht aus Fernost) zum anderen, weil ich Sorge habe, das Europa ebenfalls die Drachen los lassen muss, um sich zu behaupten, also ebenfalls die Menschen ins "Feuer" schicken, deutlich mehr Druck und weniger "Leben". Abbau von Arbeitnehmerrechten, Menschenrechten etc. Ich hoffe, das die jungen Leute da sich wehren. Und auch, das Europa es schafft, div. Dinge zurück zu holen, z.b. die Herstellung von Medikamenten.
.. gerade gelesen: https://www.google.com/amp/s/amp.n-tv.de/politik/China-erklaert-Biontech-Impfung-zur-Giftspritze-article22323254.html Das ist auch eine Form der Spaltung. Die USA (und auch Europa) sucht weiterhin die "Schuligen" für die Pandemie gezielt in China. China bezeichnet europäische Impfungen als "Giftspritzen"... Da wird gerade viel Vermittlungsarbeit der letzten Jahrzehnte in Sachen Globalisierung vernichtet. Jedes Land hält sich selbst für das einzig wahre, den eigenen Imofstoff für den besten und sucht die Schuld im Ausland ("Grenzen dicht machen!!") Das tut mir sehr weh und ich denke es wirft uns um viele Jahre in Sachen Völkerverständigung zurück.
Also diejenigen, die sich mit den jeweiligen Dingen (ob nun Musik oder andere Dinge) auch ohne Druck von außen seit frühster Kindheit nicht genug bekommen konnten.
Es geht um die Vorherrschstellung. Wir sind in Europa nicht ganz in der Situation uns groß zu wehren und zu sagen, ey, Biontech ist doch gut... (wobei, wir brauchen ihn jetzt erst einmal selbst) Der Westen zersplittert immer mehr und dem "Drachen" werden die Stücke "häppchenweise" als Fingerfood serviert. Das macht es dem ganz großen Drachen leicht. Ziemlich einfache und entspannte Strategie. Blöderweise zum Nachteil von uns, die sich zersplittern lassen in Nationalstaaten.
war Europa jemals nicht zersplittert? Aber ja, auch für Europa gilt dasselbe wie im "Großen". Die Verständigung unter den Ländern leidet nicht nur durch Brexit&Co sondern auch durch das Pandemie-Geschehen. Mir waren die Grenzen zur Schweiz und zu Österreich nie so bewusst wie im letzten Jahr, wenn man plötzlich in Quarantäne sollte bzw die Familie sich nicht sehen kann ihne Quarantäne einzuplanen. Selbst die innerdeutschen Landesgrenzen, ja sogar die Landkreisgrenzen... das Gefühl des "Europabürgers" oder gar "Weltbürgers" ist schwierig aufrecht zu erhalten. Ob China/Asien das nutzen kann langfristig wird man sehen. Viele Befürchtungen gehn in die Richtung. Ich bin mir nicht sicher, ob ihnen genau dieser immense Druck auf die Bevölkerung nicht irgendwann auf die Füße fällt und es eine Revolution gibt, die seinesgleichen sucht.
Europa zersplitterte schon vor der Pandemie. Die verstärkt es nur und wird durch Fehleinschätzungen (Impfung) noch verschärft. Und so bietet man sich immer mehr als Fingerfood an, ins Kleinklein, ins Ichich. Als Drache würde ich mich köstlich amüsieren.
Ich hänge mich an Nynaeve versuche mal euch zusammenfassend zu antworten (und nicht zu lang zu werden). Zuerst einmal lastet glaube ich quantitativ ein ganz ähnlicher Druck auf koreanischen, japanischen und chinesischen Kindern und Jugendlichen. Aber die Gründe sind verschieden. In Japan ist z.B. Bullying ein Riesenproblem. Die Kinder haben sonst kein Ventil außer sich gemeinsam gegen einzelne einzuschießen. Es gibt in der ganzen Gesellschaft ein extrem starkes Schubladendenken in "wir" als enger innerer Kreis und alles andere, was außen steht. Wenn man als Kind aufgrund von Leistung oder anderem außen steht, wird man in einen Abgrund gezogen, aus dem man nicht wieder rauskommt. Es ist ein radikaler, kollektiver und nicht umzukehrender Ausschluss. Deshalb bringen sie sich um, wenn sie nach den Schulschließungen wieder zurück in die Schule müssen. Zu den Leistungen: sie können viel mehr Leistung erbringen als Europäer. Es ist viel Paukerei, ja - aber es bringt sie im Vergleich auf einen ungeheuer breiten, soliden Wissensschatz, auf den sie jederzeit zurück greifen können. Zudem gibt es hier die Idee der "Begabung" nicht, dass ist eher etwas europäisches, glaube ich. Hier ist man nicht gut in Mathe, weil es "einem liegt", sondern weil man sich angestrengt hat. Wenn man in Mathe nicht gut ist, liegt es alleine daran, dass man faul ist - und demnach strengt man sich erst recht drei- und viermal zu stark an und büffelt bis in die Nacht (wobei die Lernmethoden schon bei Grundschülern deutlich cleverer und ausgefeilter sind als in Europa, wo man oft erst in der Oberstufe so richtig das Lernen lernt). Ich habe mit asiatischen Studenten (nur Chinesen) nur in England zu tun gehabt, ich war für etwa 50-60 zuständig. Die waren alle im oberen Drittel, taten sich aber teils schwer, Erlerntes auf Neues anzuwenden. Hier habe ich höchstens mit jungen Nachwuchsführungskräften zu tun (so 30-40), und die sind völlig anders als meine Studenten damals. Irgendwas tut sich zwischen 20 und 30, und dann stecken sie jeden Europäer in die Tasche. "Flexibel" denken können die Chinesen, die ich kenne, übrigens alle recht gut. Am flexibelsten sind die Koreaner, nochmal deutlich über den Chinesen, und das lässt sie ja auch weltwirtschaftlich unter den besten stehen, obwohl sie ein relativ kleines Land sind. Am unflexibelsten finde ich die Japaner (übrigens - meiner Erfahrung nach sind, wenigstens bei uns, die Deutschen fast genauso unflexibel wie die Japaner, insbesondere so ab 45 aufwärts. Da ist vom zum Quer = Out-of-the-box Denken anregenden Schulsystem also nicht viel hängen geblieben.)
Notstand bedeutet erstmal gar nichts, die Regierung hat keine Rechte, in das Leben der Bürger einzugreifen. Aber sie kann an die Bevölkerung appellieren, und zu 99% folgt die Bevölkerung dem Appell. Es gibt seit Beginn der Pandemie nur drei Maßnahmen: Abstand, Hygiene (regelmäßiges Händewaschen & Desinfizieren beim Betreten und Verlassen eines Ortes, auch privat) und Mundschutz. Außerdem halten sich die meisten Restaurants an die neueste Bitte der Regierung, ab 20:00 zu schließen. FFP2 Masken gibt es nicht, nur die normalen Einweg-Papierdinger. Da sich aber JEDER dran hält, reicht das völlig aus. Mit Abstand die meisten (ich meine zu entsinnen 40%) der schweren Fälle im Dezember waren bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 18-30 Jahren, gefolgt von 25% im Alter von 30-40. Nämlich die, die nachts durch die Pubs zogen und nach dem 3. Bier dann auch den Mundschutz nicht mehr richtig hoch bekamen. Inzwischen relativiert es sich ein wenig, denn sie tragen es in die Familien und nun steigt das Durchschnittsalter.
Ach so, und zu meinen Kindern: wir haben das Glück, sie an einer kleinen, internationalen Privatschule zu haben. Die sind zwar auch recht fordernd, aber es hält sich im Rahmen. Das Schulgebäude steht bis Mitternacht zum Lernen zur Verfügung, das nutzen aber nur die Japaner. Meine kommen um 5 nach Hause, machen Hausaufgaben und treffen sich (zur Zeit nur digital) mit Freunden. Sie bekommen also bei den Mitschülern mit, was die noch nebenher leisten und sind auch einigermaßen ehrgeizig, aber haben keinen soooo großen Druck wie der durchschnittliche Japaner im selben Alter. Mir persönlich ist wichtig, dass sie Leistung zeigen, wenn es drauf ankommt, und sich selbstständig ihre Noten erarbeiten. Aber bestimmt nicht als Grundschüler bis 10 oder 11 Uhr nachts in Lernkammern zu sitzen.
Ich habe ja eher mit Chinesen mittleren Alters zu tun, und da sehe ich null Revolution, eher Stolz. In Korea ähnlich (Stolz und Trotz) und die Japaner motzen immer viel, aber würden nie im Traum dran denken, etwas gegen die Umstände zu tun. Im Großen und Ganzen geht es dem durchschnittlichen Bürger der Mittelklasse, der in einer der südlichen Megastädte Chinas wohnt und arbeitet, doch besser als vielen Europäern, was die Lebensqualität anbelangt. Und in Korea und Japan ja sowieso. Warum sollten sie also eine Revolution anfangen?
Für Dein Insider-Wissen. Für mich ist das eine völlig fremde Welt und ich bin dort auch noch nicht hin gereist. Nur über Reportagen auf den hinteren Sendern ( Arte, Phönix etc) habe ich "Kontakt" zu den Kulturen Fernost und diese Reportagen werden von Europäern gemacht, die sich natürlich etwas besser auskennen, aber trotzdem europäisch sozialisiert sind.
"Man sollte doch annehmen, wer früh anfängt und lernt "wie ein Besessener" müsste auch gut reden können. Ist aber überhaupt nicht der Fall ."
Das stützt ja unsere Erfahrnugen im Mehrsprachenforum, daß sich früher Fremdsprachenunterricht absolut nicht auszahlt.
Wobei ich natürlich auch sagen muß, daß es zudem auch von den Lehrern abhängt.
Wenn ich manche sehe, die hier Deutsch an der Folkeskole unterrichten, gruselt es mich ehrlich auch.
Das ist oft genug Deutsch, um sich auf Reisen verständlich zu machen und auch mal einen Smalltalk mit dem Tischnachbarn zu führen, aber als Lehrer,der auch noch sien Wissen vermitteln soll
(Und ich versuche geradezu +überlegen,wie gut eigentlich unsere Lehrer n Fremdsprachen waren,allerdings glaube ich,daß auf den Gymnasium ja wohl eher Leute unterrichten, die das Fachstudiert haben - früher wie heute, oder?)
Gruß Ursel, DK
Hey Ursel,
Gymnasiallehrer sind studierte Fachlehrer. Das stimmt. Mit wenig Pädagogik zumindest die älteren Semester halten auch nicht viel von interessantem Unterricht, meine Mittlere verliert gerade die Lust auf Französisch total.. allerdings ist das Problem dieser "Fachkraft" seit Jahren gut bekannt.
Ich überlege nur gerade, ob es vielleicht sogar gewollt ist bon der Regierung, dass die englische Sprache nicht allzu forciert wird, schließlich kommt von "draussen" doch nur Mist, der sich in den Köpfen festsetzen könnte.
Plus ein großes Reservoir an Stolz... wozu also fremde Sprachen von minderentwickelten Kulturen in Perfektion beherrschen?
wer weiss
Danke Korya, es ist immer spannend was Du schreibst. Und ja, stimmt schon. Der Stolz der Asiaten scheint schon ungebrochen - vielleicht zurecht. Jammern wie hier und ständiges Motzen über jeden Pups der Politiker ist sicher nicht üblich. Wer weiss, ob die heutigen Kinder - angeregt durch Internet & vermehrte Auslandserfahrung anfangen, sich gegen die Härte und Strenge zu wehren. 68er Flair in Tokyo ;-) naja aber nachdem jetzt dank Corona die (mentalen) Grenzen erst mal überall hochgefahren und gefestigt werden läuft das fleissige chinesische Rädchen erst mal weiter.
Tja, hier ist das ja anders.
Da lernen die Kinder Deutsch von Lehrern,d ie oft an das Fach komme nwie die Jungfrau ans Kind - ich stelle mr manchmal vor, daß alle Fächer verteilt werden und dann ist am Schluß Deutsch übrig - und das bekommt dann die Jüngste oder die,die zuletzt eingesteltl wurde oder ...
Folkeskolelehrer, also Lehrer von der 1. is zu 9. Kl. , müssen hier alle Fächer unterrichten können.
Sie haben zwar oft 1-2 Linienfächer, manche also auch Deutsch, aber... das ist noch lange kein Garant für gute Sprache - ich vermute mal, meistens müssen die erstmal selber Grammatik lernen.
Und die, die bei mir saßen und als Linienfach Deutsch hatten, kennen unglaublivh viele Regeln - für die Bildung vm Plural, wenn das Wort auf oder das endet (und das sind nie simplen Sachen mit -heit/-keit/-ung oder -er oder e oder ..), sondern richtig viele - die kein Mensch braucht!!! - und natürlich noch tausend andere, mehr als ich kenne und je gelernt habe (da ich ja weder studierte Deutschlehrerin nbin noch Deutsch als Fremdsprache gelern habe), aber wennsie den Munbd aufmachen, radebrechen sie wie gut Deutsch sprechende Touristen.
Dafür reicht es dann auch - aber wie sollen Kinder da gut Deutsch lernen?
So kommen die dann aufs Gymnasium - da fangen sie dann von vorne an...
Meine Jüngste war mal so traurig,daß ihr Deutsch nachlasse, seit sie ausgezogen sei - aber da kann ich sie beruhigen: sie steckt alle bei mir in die Tasche!
Danke für die Aufklärung, dann hat sich zumindest daran inDtld. nichts geändert.
Gruß Ursel, DK
P.S:: Auf dem Gymnasium haben die Lehrer hier ihre Sprache auch studiert.
Vielen Dank für den Zwischenstand! "Mehr als 300 Grund- und Mittelschüler haben sich seither das Leben genommen, Seelsorger berichten, dass inzwischen schon 6jährige bei ihnen anrufen, weil sie nicht mehr klarkommen." Das finde ich so traurig! Ich mache mir auch große Sorgen, ob meine Kinder genug im Homeschooling lernen und ich weiß, dass Selbsttötung einen komplett anderen Stellenwert in Japan hat (manchmal wünsche ich mir etwas mehr Akzeptanz dafür in Deutschland). Aber das ist wirklich das andere Extrem. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Kind sich umbringt und ich dann sagen sollte "Richtig so! Wer den Anforderungen der Gesellschaft nicht gerecht wird, der muss die Konsequenzen ziehen" - das würde ich nicht schaffen! Es ist ja dennoch der Verlust des am meisten geliebten Menschen!
Sybille - ich kann mir nicht eine einzige Situation vorstellen, wo ich mir wünschen könnte, daß man bei uns Selbstmord akzeptiert! Was sollte das auch sein? Daß jemand die Anforderungen der Gesellschaft nicht erfüllen kann? Ja, aber da setzt doch bei uns die Ursachenforschung ein: Was sind das für Anforderungen - es gibt doch wohl nicht nur eine. Und was kannst du also auf den Gebieten,die gerade nicht so ins Auge fallen? Worin bist DU gut, was kannst DU gut - und wie kannst das nutzen? Wie können wir dir dabei helfen? Auch Japaner können sich wohl kaum leisten, in jeder Sparte nur Einserkandidaten einzustellen! Was machen sie mit den anderen? Sollen die sich alle umbringen? Wie ich oben schrieb,stecken natürlich in dem System, mit dem sie aufgwwachsen sind udn in dem sie leben. Aber ich kann mir nicht wünschen, daß bei uns irgendwo der Fokus auf eine Leistung derart hoch ist,d aß man sich nicht mehr um die kümmert uns sorgt, die da "anders" sind. denn DAS ist doch wieder das Kerproblem: Wer aus der < menge sticht, ist anders - unw das betrachtet man als negativ, als Mißerfolg, als unerwünscht. Ich wünsche mir im Zusammenhang mit Selbstmord, daß wir alle diesen Selbstmord als Mißerfolg, als negativ, als unerwünscht betrachten. Als etwas, wogegen alle etwas tn müssen, u.a. ind em wir Menschen zeigen: Andersssein,, Abweichen von der "Norm (wer setzt die denn überhaupt, und mit welchem Recht?) ist okay, es gibt nicht nur einen weg in dieser Gesellschaft - und wenn du den einen nicht schaffst oder willst, dann finden wir einen anderen. Jeder Selbstmord, und vor allem der von jungen Menschen, ist eine Faliliterklärung an uns andere!. So möchte ich Selbstmord sehen, ganz sicher nicht akzeptiert wissen als logische Konsequenz bei Mißerfolgen und Versagen in Bezug auf (auch noch von außen aufgesteckte!!!) Ziele! Gruß Ursel, DK
Wobei ich mir vorstellen könnte, dass mit dem Wunsch, es in unserem Kulturkreis „gesellschaftlich akzeptiert“ zu haben es so gemeint sein könnte, dass Menschen hier nach Suizidversuch ein gewisses Stigma anhaftet? LG Nachtvogel
So verstehe ich es auch. Mein Vater zum Beispiel betrachtet Suizid(gedanken) als feige. Der Mensch hat keine Lust sich anzustrengen um mit seinen Problemen fertig zu werden. Also Selbstmord als feier Ausweg. Mit dieser Einstellung habe ich ein großes Problem und da würde ich mir tatsächlich etwas mehr "Akzeptanz" wünschen, dass diese Menschen nicht feige sondern verzweifelt sind und keinen Ausweg mehr sehen. Dass man trotzdem daran arbeiten sollte diese Situation zu verhindern, schließt sich ja nicht aus.
Immer wieder interessant zu lesen, wie unterschiedliche der Umgang mit dieser Herausforderung ist. Insbesondere das Themas Impfen scheint ja in Japan einen ganz anderen Stellenwert zu haben. Silvia
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