Korya
Dann folge ich mal Ursel und gebe einen Zwischenbericht aus Japan :-)
Die offiziellen Zahlen sind vergleichsweise niedrig, bei 2.4 wöchentlichen Neuinfizierten auf 100,000 Einwohner, Tendenz fallend. Allerdings wird kaum getestet, und somit wird von einer hohen Anzahl unentdeckter Fälle ausgegangen.
Da die Intensivbettenkapazitäten mit Beatmung nicht sehr hoch ist, kommt das Land schnell an seine Belastungsgrenze. Zwischenzeitlich wurden alle nicht-Intensivpatienten in Hotels gebracht.
Nachdem wir 6 Monate das Land nicht verlassen durften, wurden Anfang September endlich die Aus- und Wiedereinreisebestimmungen für ausländische Mitbürger wieder etwas gelockert. Man darf nun bei seiner jeweiligen Gemeinde einen Antrag auf Aus- und Wiedereinreise stellen, für 30 Euro pro Kopf. Wird dem statt gegeben, darf man - sofern man innerhalb von 72 Stunden vor der Abreise negativ testet - das Land vorübergehend verlassen.
Wieder rein kommt man allerdings nur, wenn ein PCR Test am japanischen Rückkehrflughafen durch geführt werden kann. Etwa 300 pro Tag stehen jedem Flughafen zur Verfügung - first comes first served.
Durfte man wieder ins Land, folgen 2 Wochen Quarantäne am Flughafen (es sei denn man hat jemanden, der einen im eigenen Auto abholt). Und das alles gilt, wie gesagt, nur für Bürger Japans, also nicht für Touristen oder Geschäftsleute von draußen. Mein neuer Chef kommt aus Europa und wartet seit Juni auf sein Visum, er darf nicht rein.
Die Schulen sind alle wieder normal geöffnet, allerdings mit Maskenpflicht. Bei uns auf der Arbeit versucht die Firma, zum "new normal" zu kommen, allerdings wird der Zeitpunkt der Rückkehr zu einem neuen Normalzustand (also wie früher, aber unter erschwerten Hygienebedingungen) von Monat zu Monat nach hinten geschoben. Im August stiegen die Zahlen rasant an, es wurde mit Maßnahmen gedroht - seither sind sie wieder rückläufig.
Nun ja, mal sehen, was der Herbst bringt. Bisher war es sehr verregnet (ungewöhnlich, normalerweise regnet es im September nur, wenn ein Taifun kommt, ansonsten ist es in der Regel noch herrlich und sehr warm).
Den Weihnachtsurlaub (eigentlich wollten meine Mutter und Schwester mit Familie kommen) haben wir gecancelt. Japan erlaubt ja nach wie vor keine ausländischen Besucher, und darauf zu spekulieren dass sich daran über die nächsten Wochen groß was ändert, war allen zu riskant.
Ich selbst hätte zwar dieses Jahr sogar ab dem 26. 5 Tage Urlaub, aber wenn ich vorher und nachher in Quarantäne muss, lohnt es sich nicht das Land zu verlassen. (Und ob man bei der derzeitigen Entwicklung wirklich ausgerechnet nach Europa wollte, ist natürlich auch die Frage.)
Wir hoffen also, dass es bis Sommer einen Impfstoff gibt und wir vielleicht die Sommerferien mit der Familie verbringen können. Auch den Kindern täte es gut, mal wieder Deutsch zu hören
Spannend Korya, setz das doch auch mal ins Mehrsprachenforum,. das ist doch sicher auch interessant dort. ich habe eine Weile überlegt, ob ich es hierher oder ins Reiseforum oder beides setze und habe erstmal Corona genommen. Denn wir sind ja Nachbarland, vielen planen Herbst- und Weihn.ferien hier und vor allem hat eben Dtld in der verg. Woche bereits mit Quarantänegebot reagiert. Aber ich finde es auch immer wieder aufschlußreich, wie andere Länder damit umgehen!!! Danke also. Wir haben heute Stühle für das Gospelkonzert aufgestellt, das mein Chor mitarrangiert (nein, wir singen nicht mit). Das ist vielleicht Akt!!! Normal 1m Abstand von nase zu Nase, es seidenn, man kennt sich und hat die Karten zusammen gekauft - also Nummern und Namen auf die Stühle. Und wenn wir sitzen und nicht mitsingen (wozu Rune Herholdt und seine Band, die kommen,ansonsten gern auffordern), dann dürfen wir über 100 sein, wenn wir aufstehen, nur 50. es ist nur ein einstündiges Konzert ohne Pause, aber wer zwischendrin rausgeht, kommt nicht mehr an seinen Platz zurück - der muß dann von hinten aus zuhören. Jeder muß natürlich vor dem Reingehen die Hände desinfizieren und wer Getränke mitnehmen will, muß die eben auch vorher kaufen (sonst kommt er auch nicht mehr an seinen Platz zurück). Ja, alles kompliziert - das alles in einem Saal, der normal für mehr als 500 Leute konzipiert ist! Gruß Ursel, DK
Danke für den Bericht, es ist interessant zu hören, wie das in anderen Ländern gehandhabt wird. Wie ist den die Grundstimmung in der Bevölkerung? Ich vermute, die Japaner sind etwas duldsamer als wir Westler und fügen sich den Regeln? Gibt es auch Verschwörungstheorien? Silvia
Nein, Verschwörungstheoretiker gibt es keine.
Grundsätzlich sind die Japaner ihrer Regierung gegenüber eher kritisch eingestellt (wählen aber trotzdem immer dieselben, ich werd's nie verstehen).
Für Abe san hat es seit Beginn der Krise an Kritik und Spott nur so gehagelt, egal was er anpackte - selbst die großzügige Ausweitung der Bonuszahlungen für Familien ließ ihn die Gunst nicht wieder erlangen. Letzten Monat ist es zurück getreten, seit letzter Woche ist Suga unser neuer Premier - warten wir ab, ob er was taugt. Das größte Problem ist hier nicht Corona, sondern die Modernisierung des Landes, der Schuldenabbau, die alternde Bevölkerung, und die Stellung des Landes innerhalb eines neuen Asiens.
Aber davon abgesehen, hast du durchaus recht. In Japan darf die Regierung der Bevölkerung Maßnahmenn wie z.B. Maskentragen oder Ausgangsbeschränkungen nicht anordnen, nur darum bitten.
Dennoch, die Japaner fügen sich und sehen den Sinn der Maßnahmen ein. Masken wurden immer schon zum Schutz der anderen getragen, und nicht als Selbstschutz verstanden. Aber: vor ein paar Wochen gab es eine Umfrage dazu, und eine überwältigende Mehrheit gab an, sie trügen die Maske nur, weil alle anderen sie auch trügen. Also doch eher sozialer Druck als reine Nächstenliebe
Anweisungen der Firma werden grundsätzlich immer genau befolgt, aber wir hatten teils heftige Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften, als Kurzarbeit eingeführt wurde. Eine wirklich große Veränderung ist jedoch nicht Maske und Hygienevorschriften, sondern die langsame Abkehr vom Hanko, dem Signaturstempel, der mehr gilt als eine Unterschrift - hin zu einem digitalen Äquivalent. Sollte sich DAS durchsetzen, köpfe ich eine Palette Sekt mit euch allen.
Viele, mit denen ich gesprochen habe, haben wirklich Respekt vor dem Virus. Einen Kollegen habe ich seit Februar nicht mehr gesehen, er bleibt im Homeoffice, um nicht in Bus und Bahn fahren zu müssen (in Tokyo fährt kaum jemand mit dem Auto zur Arbeit).
Hallo Korya,
Danke für den Bericht.
Komme gerade von einem "Japan-Abend".
Freunde waren letztes Jahr ne Zeit lang drüben und haben Einen tollen Film azs den Fotos und Videos gebastelt.
Sehr beeindruckend. Aber auch irgendwie seltsam, da jetzt mit der Pandemie ja auchbin Japan alles anders ist.
Wobei die Struktur/Ordnung, überall die Markierungen usw ja schon damals besser war eie bei und. Frauen an den Marktständen mit Kinnvisier und Handschuhen usw... Masken auch ohne Pandemie Teil des Stadtbildes, wenn auch kleiner Teil.
Aber die Insel reizt mich sehr. Irgendwann, wenn Touris wieder kommen dürfen, wollen wir uns das auch mal live anschauen
Oh, ich habe jetzt in meiner Antwort an Silvia aus Versehen deine Fragen mit beantwortet - hatte eure beiden Beiträge durcheinander gebracht.
Ja, das Maskentragen ist hier eher Routine. Allerdings ist die typische Zeit eher im Winter - im Sommer bei 40 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit den Tag über nonstop Mundschutz zu tragen, war auch Japanern neu. Aber sie trugen es stoisch.
Davon ab bist du herzlich auf einen Kaffee eingeladen, solltest du es in den nächsten zwei Jahren nach Tokio schaffen.
(Wir haben übrigens auch nicht nur die Hauptinsel, die einen Besuch lohnt .)
Danke für die Einladung
Mal sehen ob es schon die nächsten 2 Jahre klappen wird . Vermutlich warten wir mit Japan noch, bis die Kids größer sind und nicht mehr mitwollen. Wird sonst zu teuer.
Aber die Kultur ist einfach sehr fazinierend.
Ach, schön mal wieder aus meiner zweiten Heimat zu lesen. Ich habe zwar den ganzen Tag mit der Sprache zu tun, aber irgendwie kriege ich gerade sonst nicht viel mit, weil immer so viel zu tun ist, peinlich... Mein Tag hat eindeutig zu wenig Stunden. Herr Abe ist also zurückgetreten! Dann muss ich nachher mal ein bisschen lesen. Bei den Quarantänebestimmungen finden sicher auch wenig Geschäftsreisen statt derzeit, richtig? Ich arbeite drei, vier Mal im Jahr auf Messen für ganz, ganz nette japanische Kunden, aber ich nehme an, die nächsten vier Events streiche ich dann auch lieber aus dem Kalender. Bis April wird sich nennenswert nichts tun, vermute ich. Wer plant schon damit, dass Messen im Winterhalbjahr überhaupt stattfinden können und schickt dann Mitarbeiter, die danach zwei Wochen in Quarantäne dürfen? Eine Veranstaltung im Hybridformat (digital und Präsenz) hätte ich mit Telefonkonferenzen mit vorbereiten können. Geht aber schlecht, wenn jederzeit ein Fünfjähriger daheim rumspringen kann, weil er erkältet nicht zur Kita darf. Das habe ich sehr gerne abgegeben! Zum Glück ist es finanziell nicht schlimm für mich, da ich hauptsächlich übersetze und Dolmetschen nur für ausgewählte Kunden mal anbiete, mehr so als Abwechslung für mich. Ich habe diese Messetage unheimlich gerne, weil ich dann mal für ein paar Tage aus meinem Einzelkämperwahnsinn hier daheim am Schreibtisch ausbreche, mich austauschen kann und Kind und Haushalt abgebe. Aber naja, kommt auch wieder! Eine Freundin von mir, Japanerin, ist vor ein paar Wochen hierher gezogen und hat ihren ruhenden Beruf als Musikerin wieder aufgenommen. Sie will in zwei Wochen zurückfliegen und ihre beiden Mädchen ab Ende Oktober mitbringen, damit sie hier zu Schule bzw. Kindergarten gehen. Irgendwie frage ich mich grade, wie sie das in diesen Zeiten überhaupt bewerkstelligen wollen. Privat bin ich weiterhin so glücklich, dass wir unsere eigentlich für Oktober 2020 geplante Reise auf Oktober 2019 vorgezogen hatten. Dieses Jahr wollten wir nicht hin, nächstes wahrscheinlich auch nicht. Da steht der Schulstart an, das ist aufregend genug. Vielleicht übernächstes noch einmal. Meine Männer, groß wie klein, waren begeistert!
Hallo Junijunge, ich wusste gar nicht, dass sich hier noch eine weitere Übersetzerin (Hase67 gehört übrigens auch zu unserer Zunft) rumtreibt und noch dazu mit einer so interessanten Sprache. Ich habe als Jugendliche mal Japanisch gelernt, aber viel mehr als Konichiwa und Domo arigato sind leider nicht hängengeblieben. Meine Arbeitssprache ist Englisch. Mein Mann hat beruflich viel mit Japan zu tun, alle Geschäftsreisen sind auf Eis gelegt, man darf als Ausländer nicht einreisen (die Firma genehmigt im Moment auch keine Geschäftsreisen, egal wohin, es läuft alles über Internet). Herzliche kollegiale Grüße Silvia
Japanisch, spannend! Ich wusste auch nicht, dass du Übersetzerin bist. Ich habe vor Urzeiten in Aix-en-Provence (und später dann in Germersheim) mit Chinesisch angefangen, habe aber nach dem zweiten Semester in Germersheim gemerkt, dass mir die Kultur doch zu fremd ist und mich dann auf Französisch (1. Arbeitssprache) und Englisch (2. Arbeitssprache) verlegt. Wobei ich Chinesisch als Sprache schon interessant fand und auch gern gesprochen habe, ich empfand nur die gesellschaftlichen Konventionen, die man uns im kulturwissenschaftlichen Bereich vermittelt hat, als sehr "einengend". Eine Kollegin von mir, die auch auf Medizin spezialisiert ist, übersetzt auch aus dem Japanischen, vielleicht kennt ihr euch ja sogar? Sie sitzt in Berlin. Das aktuell keine Messen und auch kaum Konferenzen stattfinden, ist für die Konferenzdolmetscher im Kollegenkreis allgemein ein Riesenproblem. Ein paar haben sich jetzt für Remote Interpreting umgerüstet (einige auch mit Kabine im Büro), andere verlegen sich mehr aufs Übersetzen. Die Gerichtsdolmetscher können größtenteils nicht klagen, die, die ich kenne, sind gut ausgelastet.
Ach schön, zwei Kolleginnen! Ich kann nicht klagen, da ich seit je her überwiegend übersetze. Ich habe noch eine zweite, seltenere asiatische Arbeitssprache, da ich das damals in Bonn so studieren musste. Schon durch zu beglaubigenden Kleinkram läppert es sich auch in schwachen Monaten ausreichend zusammen. Schwach war bei mir nur das zweite Quartal, das aber traditionell sowieso eher ruhig ist. Seitdem läuft es fast normal. Immer mit einem Fünfjährigen im Blick, dessen Betreuung ja mehr als wackelig sein wird. Daher möchte ich mir mehr auch nicht zumuten. Ja, ich habe auch Kolleginnen, die überwiegend dolmetschen und eine lange Durststrecke vor sich sehen. Diejenigen, die auch vor Gericht tätig sind, haben zu tun. Wobei sich das Aufkommen generell etwas in Grenzen halten dürfte bei meinen Sprachen. Verwaltungssachen gibt es sicher, Straftaten eher weniger. Ich hoffe, Ihr kommt auch klar mit der Situation und grüße sehr herzlich!
Ich bin im Automobilbereich tätig, und da ist alles noch sehr herunter gefahren. Besprechungen finden zwar gelegentlich F2F statt, aber es wurde sehr viel online gelegt. Treffen mit ausländischen Besuchern gibt es gar nicht mehr, da diese ja nicht ins Land können. Große Veranstaltungen finden kaum statt. Wir haben gerade das Budget bis Jahresende ausgeplant, und alle Vertriebsteams haben ihre Event-Kostenpläne entweder völlig gestrichen oder - bei zwei großen japanischen Kunden - halbiert mit dem geraunten Hinweis, sie wollten noch ein bisschen Buffer drin stehen lassen, gingen aber davon aus, dass nichts großes mehr stattfindet. Selbst die bonenkai-Pläne werden bei uns derzeit völlig aufs Eis gelegt, und das will was heißen!
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