Elternforum Coronavirus

Sehr interessantes Interview.

Sehr interessantes Interview.

AliceBrownful

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Ich finde es sehr richtig und besonnen, was Herr Streeck in diesem Interview sagt. Da er ja umfassend zu diesem Thema forscht, halte ich ihn auch für eine valide Quelle. https://m.youtube.com/watch?v=VP7La2bkOMo


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Danke für den link........ Wunderbar unaufgeregter Zugang zur Sachlage, den ich mir an deutlich mehr Stellen wünschen würde. Gerade wenn es um Entscheidungen geht.


Sume76

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Ich finde Herrn Streeck sehr sympathisch, unaufgeregt und sicher auch auf seinem Gebiet sehr kompetent. Ob eine Maßnahme angemessen ist bemisst sich weniger an der Meinung eines Virologen, als viel mehr am Blick auf deutsche Intensivstationen. Keine Ahnung, wo ihr alle lebt. Gerade in den östlichen Bundesländern sind die Fallzahlen ja noch überschaubar. Mag sein, dass man aus der Ferne, dass alles für übertrieben hält. Ich lebe in der in Bayern am stärksten betroffenen Gegend. Hier im Dorf sind der Allgemeinarzt, der Physiotherapeut, der kleine Familienbäcker und viele andere erkrankt - wie viele andere auch. Die Eltern eines Klassenkameraden meines Kindes -unter 40 und gesund - mussten auf die Intensivstation und keiner wollte sich um die positiv getesteten aber noch symptomfreien Kinder kümmern - ein Riesendrama. Ich glaube, ich habe das schon mal geschrieben, meine Schwägerin arbeitet hier im Klinikum und betet uns mantraartig vor, zuhause zu bleiben. Sie sagt. Sie sagt, sie ist kurz vor dem Zusammenbruch, ebenso wie eine Nachbarin, die Krankenschwester ist und meinte zugegebenermaßen recht drastisch, sie würde gern erschissen, der sich nicht an die Maßnahmen hält. Es gäbe hier zu wenig Personal und zu wenig Schutzausrüstung. Noch sei alles unter Kontrolle, aber mehr dürfte es nicht noch werden. Wenn ihr in einer Gegend wohnt. Wo


Sume76

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Antwort auf Beitrag von Sume76

Oh, war jetzt irgendwie nur die Hälfte, naja...aber ist ja alles gesagt. LG Sanne


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Sume76

Aber er sagt doch auch, dass man die Intensivmediziner fragen soll. Insgesamt wird ja aus dem Interview deutlich, dass das Geschehen multifaktoriell zu betrachten ist, weshalb ein interdisziplinärer Austausch gefördert werden sollte. Aber es wird auch deutlich, dass die Übertragungswege im Alltag nicht genug Beachtung finden und somit manche Maßnahmen nicht verhältnismäßig sind, andere wiederum zu lasch. Er nennt ja als ein großes Problem die Übertragung innerhalb von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, die das Auftreten vieler Intensiv-medizinisch zu Betreuenden innerhalb kurzer Zeit hervorrufen. Trotz alledem gilt für medizinisches Personal keine Quarantäne in Bezug auf die Arbeit (weiß ich von einer Freundin, die im Gesundheitsamt arbeitet). In Anbetracht der Tatsache, dass die Versorgung mit Schutzausrüstung schlecht ist, verschärft es das Problem doch noch. Und ja, es gibt regionale Unterschiede, sowohl in der Verteilung von Infizierten als auch der Infrastruktur der Gesundheitsversorgung. Deshalb macht es ja auch Sinn, dass regional über die Einschränkungen entschieden wird und nicht bundesweit.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Sume76

Wir wohnen auch in Bayern in einem sehr betroffenen Landkreis, da ist nichts übertrieben!


Zwergenalarm

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....meint er ja auch, dass u.a. der Blick auf diese Hotspots zu schärfen wäre.


Sume76

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Man wird ja gerade überschüttet von Talkshows, Spezialsendungen u.ä.. Dort kamen ja auch immer wieder Intensivmediziner, Ärzte der Notfallmedizin usw. zu Wort. Keiner von denen, die ich gehört habe, waren der Meinung, die Maßnahmen seien übertrieben. Im Gegenteil, ich glaube es war eine Ärztin aus der Notfallmedizin in Wolfsburg, die meinte, die Kontaktbeschränkungen seien in vielen Gegenden zu spät gekommen. Im übrigen hat ja auch Prof. Streecks Kollege Drosten die Maßnahmen damals als alternativlos bezeichnet. Natürlich muss man dringend das Virus und die Übertragungswege weiter erforschen, um dann reagieren zu können. Wir können ja nicht noch Monate so weitermachen. Trotzdem kann ich mir hier in unserer Gegend für die nächsten Wochen überhaupt keine Lockerung vorstellen. Die Zahlen steigen und steigen, die Kliniken sind ausgelastet, ein Notkrankenhaus wurde in der Schule meines Sohnes ausgewiesen. In unserer kleinen Lokalzeitung sind sonst zwei Seiten mit Todesanzeigen, jetzt 4-5. Gruselig. Ob's am Corona liegt? Keine Ahnung. Ich hoffe, dass Prof. Streeck schnell Erfolg mit seiner Studie hat und Erkenntnisse gewinnt, die es uns ermöglichen, bald zumindest wieder etwas normaler zu leben. Während ich sehr lange doch recht entspannt war, wird mir zugegebenermaßen angesichts der Zustände hier allmählich schon etwas mulmig. LG Sanne


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Sume76

Es geht doch auch gar nicht darum, alle Maßnahmen wieder zurückzunehmen. Man kann es ja so betrachten. Wir befinden uns zur Zeit in einer Ausnahmesituation, wir sind mit einer Bedrohung konfrontiert, die wir nicht einschätzen können. Also werden erstmal ganz pauschale, strenge Maßnahmen installiert, um wieder etwas mehr Herr der Lage zu werden. Diese Maßnahmen haben aber Konsequenzen, die langfristig auch viele Existenzen zerstören. Also forscht man parallel, stockt Kapazitäten auf, um besser vorbereitet zu sein. Nun beginnt aber die Phase, in der Lösungen passgenauer werden müssen, um möglichst vielen wichtigen Aspekten gerecht werden zu können. Es kann ja auch nicht sein, dass man sich nur auf einen Aspekt konzentriert, nämlich der Kapazität der Krankenhäuser, ohne dabei im Auge zu behalten, wie das Leben der breiten Masse und auch der Geretteten Kranken danach weitergeht. Wir befinden uns halt in einem moralischen Dilemma. Man kann nicht einfach Leute sterben lassen und den Kollaps des Gesundheitssystems provozieren, man kann aber auch nicht in Kauf nehmen, dass viele Existenzen durch Jobverlust, Pleite, psychische Erkrankungen, Suizide, etc. zerstört werden. Deshalb wird die Aufgabe in Zukunft sein, die Maßnahmen und Beschränkungen passgenauer zu gestalten, weil diese Krise nicht nur einen Faktor hat.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Äußert er sich eigentlich in irgendeinem anderen Beitrag auch zur Herdenimmunität? Würd mich interessieren, wie er das sieht.


Maca

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https://www.zdf.de/nachrichten/politik/coronavirus-epidemiologe-folgen-helmholtz-100.html


Maca

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Antwort auf Beitrag von Maca

Ein sehr pragmatischer Ansatz, der in unserer Gesellschaft, die Sterben an sich vollkommen undifferenziert bekämpft, wenig Akzeptanz findet. Eine umfassende Aufklärung über die Möglichkeiten der Palliativmedizin wäre notwendig, um den Menschen mit miserabler Prognose die Angst vor dem Leiden zu nehmen. Das würde die Kapazitäten für die Gruppe mit besserer Prognose automatisch erhöhen, aber solche Diskussionen sind tabu.


Jana287

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Was hat das "Eine umfassende Aufklärung über die Möglichkeiten der Palliativmedizin wäre notwendig, um den Menschen mit miserabler Prognose die Angst vor dem Leiden zu nehmen. Das würde die Kapazitäten für die Gruppe mit besserer Prognose automatisch erhöhen, aber solche Diskussionen sind tabu." mit dem von Dir verlinkten Beitrag zu tun? Er verweist auf die bisher zu wenig beachteten Nebenwirkungen der Kontaktbeschränkungen, fordert eine baldige Reduzierung dieser, und sagt in einem Nebensatz dass dies ja nun auch mit fortschreitendem Erkenntnisgewinn machbar ist. Er fordert deutlich den Schutz von medizinischem Personal, Schutz der Risikogruppen und sagt, es werden womöglich trotzdem auch junge Menschen sterben. KEIN Mensch denkt, wir lassen diese Beschränkungen über Monate und dann stirbt hier keiner... Es geht doch darum, eine beherrschbare Situation zu haben, und sicher wird nach Ostern darüber gesprochen, an welcher Stelle man Regelungen zurück nehmen kann. Aber erkläre doch bitte nochmal, welche Gruppen Deiner Meinung nach vertrauensvoll palliativmedizinisch betreut Platz machen sollen. Wenn ich Dich richtig verstehe, würdest Du das Virus laufen lassen über die Kapazitätsgrenzen hinaus und dann nach Prognose triagieren? Und die mit schlechten Aussichten umfassend aufklären über ihre Möglichkeiten schmerzfrei Platz zu machen? Oder bitte wie meinst Du diese zwei Sätze?


Maca

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Antwort auf Beitrag von Jana287

“Wenn ich Dich richtig verstehe, würdest Du das Virus laufen lassen über die Kapazitätsgrenzen hinaus und dann nach Prognose triagieren?“ Der Hinweis darauf, dass die Fokussierung auf das Leben retten um jeden Preis zumindest teilweise hinterfragt werden darf, impliziert KEIN hemmungsloses “Laufenlassen“ des Infektionsgeschehens. Das habe ich auch mit keinem Wort geschrieben. Die aktuellen Maßnahmen sind zur Zeit leider alternativlos und dennoch muß eine Diskussion darüber möglich sein, wie hoch der Preis der Eindämmung auf lange Sicht sein darf. Im Zuge dessen ist es einfach sinnvoll, z.b über die Möglichkeit einer palliativen Opitagabe zu informieren, damit Menschen, die keine Beatmung wollen oder im Falle einer Kapazitätsauslastung nicht bekommen, wissen, dass sie nicht leiden müssen. Man kann eine Naturkatastrophe natürlich mit ALLEN Mitteln und solange bekämpfen, bis die Gefahr, dass die Intensivbetten nicht reichen, gebannt erscheint. Das könnte aber sehr, sehr lange dauern und ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass die Akzeptanz dafür, sehr plötzlich und äußerst drastisch kippen könnte. Und dann? Das Leben ist endlich, das Sterben von Menschen über 80 (Durschnittsalter der deutschen Coronatoten) ist im geballten und plötzlichen Auftreten überfordernd aber nicht vollkommen überraschend, unnatürlich oder abwegig.


Jana287

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Antwort auf Beitrag von Maca

"dennoch muß eine Diskussion darüber möglich sein, wie hoch der Preis der Eindämmung auf lange Sicht sein darf." Diese Diskussion wird doch geführt. Ich denke auch, dass den Patienten bekannt ist, dass sie palliativ betreut werden im Krankenhaus, und eben nicht leiden müssen. Wenn sie nicht behandelt werden WOLLEN. Ansonsten kratzt Du mit Deinen Ausführungen ganz gefährlich an unserem Solidarprinzip, nachdem inbesondere die GKV funktioniert. Du kannst nicht eine Debatte darüber fordern, dass Menschen die ein Leben lang solidarisch waren und nach ihren Möglichkeiten eingezahlt haben, dann plötzlich nicht die gleichen Leistungen bekommen wie andere. Dann können wir unsere Sozialversicherung endgültig begraben.


Jana287

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Danke fürs Einstellen. Für mich weitgehend plausibel und informativ. Zwei Gedanken dazu: - rückblickend zu kritisieren finde ich nicht in Ordnung, zum Zeitpunkt als Entscheidungen getroffen werden mussten, gab es viele Erkenntnisse ( zB zu Übertragungswegen ) noch nicht, es wurde also entschieden um Schlimmes zu verhindern, man wollte ja dem Virus eben KEINE Zeit geben, und augenscheinlich haben die Massnahmen uns ja vor explosionsartiger Verbreitung geschützt - die Ausführungen zu Schweden: nun wenige Tage später scheint der schwedische Weg ja auch nicht das Optimum zu sein