Ludwiga
Weil es hier (verständlicherweise) immer wieder sehr emotional diskutiert wird: Impfung von Kindern gegen COVID-19, STIKO-Empfehlung und Stellenwert evidenzbasierter Empfehlungen https://www.youtube.com/watch?v=rZ46EemNS94 Die Aufnahme fand am 11.6.21 statt. VLG, L.
Vielen Dank, Ludwiga! Die evidenzbasierte Perspektive der Stiko wird nachvollziehbar und gut verständlich vorgetragen. Und es werden Erklärungsansätze geliefert, warum andere Staaten eher pragmatisch- epidemiologisch basierte Entscheidungen getroffen haben. Ich bin sehr froh, in einem Land zu leben, indem die Wissenschaft sehr abwägend und verantwortungsvoll agiert. Allerdings ist es schon legitim, sich zu fragen, ob es ethisch vertretbar ist, eine generelle Empfehlung erst dann auszusprechen, wenn es genügend ausgewertete Daten aus anderen Ländern gibt. Wir lehnen uns zurück und profitieren von den “Feldversuchen“ anderer Länder. Anderseits ist es unethisch einen Schutzbefohlenen zu impfen, wenn nicht sicher ist, dass er davon eindeutig mehr profitiert als Schaden nimmt. Ein Dilemma.
Ich sehe das Dilemma darin, dass aufgrund unzureichender Schutzmaßnahmen in den Schulen schon viele Kinder infiziert sein werden, bevor vielleicht irgendwann eine Impfempfehlung ausgesprochen wird. Nach Einschätzung des überwiegenden Teils der Wissenschaftler wird das Infektionsrisiko an den Schulen ab dem Herbst hoch sein. Man sieht es momentan in England, die uns ein paar Wochen voraus sind. Auf diese Art wird einem eine wirkliche Entscheidungsfreiheit auf Basis einer umfangreichen Datensammlung, wie sie natürlich wünschenswert wäre, genommen (die ethische Frage mit Feldversuchen anderer Länder mal außer acht gelassen). Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass man als Eltern praktisch gezwungen ist, schon jetzt, auf Grundlage der aktuellen Datenlage, eine Entscheidung zu treffen. Und die aktuellen Daten (insbesondere aus den USA, wo bereits Millionen von Kindern geimpft wurden) sprechen zum derzeitigen Zeitpunkt für mich eher für die Impfung. Abgesehen von den Erfahrungen mit den weltweit insgesamt inzwischen über 3 Milliarden verabreichten Impfdosen. Und für Kinder unter 12 sieht es sowieso schlecht aus, da es noch keine Zulassung gibt.
“Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass man als Eltern praktisch gezwungen ist, schon jetzt, auf Grundlage der aktuellen Datenlage, eine Entscheidung zu treffen.“ Und diese Entscheidung kann man leider auch nicht unabhängig von den regionalen Rahmenbedingungen treffen. In Hamburg sind immer noch viele Menschen aus der Risikogruppe nicht geimpft, die Impfzentren impfen unter 18jährige nicht und die Kinderärzte halten sich zum größten Teil an die Stikoempfehlung.
Die Empfehlung basiert eben doch auch sehr auf die mangelnde Impfstoffverfügbarkeit. Was ich mich frage ist, wie man zu der Empfehlung für Vorerkrankte kommt, wenn man andererseits sich auf zu wenig Daten beruft? Von vorerkrankten Kindern dürfte es doch noch weniger Daten geben, da es einfach weniger gibt. Die lassen es wirklich auf den Herbst ankommen. Longcovid bei Kindern wird verharmlost, obwohl es auch da noch keine evidenten Daten gibt. Das Ganze hat mich in meiner Ansicht eher bestärkt, aber ich kann der Begründung schon folgen, finde aber das zuviel außen vor gelassen wird.
Dieser Kommentar ordnet u.a. die Aussage von Mertens ein und spiegelt gut meine Meinung wider: https://www.tagesspiegel.de/kultur/ende-der-pandemie-solidaritaet-es-gibt-keine-normalitaet-bevor-nicht-die-kinder-geimpft-sind/27395884.html
Es ist immer die Abwägung zwischen dem Nutzen und einem Risiko. Hier überwiegt, trotz mangelnder Daten, der Nutzen (bei Kindern/Jugendlichen ab 12 J.) Das sah/sieht? bisher bei gesunden Kindern/Jugendlichen anhand der ausgewerteten Daten nicht so eindeutig aus. Deshalb der Unterschied. Banal ausgedrückt, einem Kind, das völlig gesund ist und ein nach den ausgewerteten Daten geringes Risiko hat, schwer zu erkranken, wird man keinen Impfstoff uneingeschränkt empfehlen, bei dem man nicht unerwünschte Nebeneffekte ausschließen kann. Dafür war ja die ausgewertete Datenlage zu dünn. Dieses Risiko bleibt theoretisch auch bei Kindern mit Vorerkrankungen bestehen, aber hier ist das Risiko an Covid schwer zu erkranken, deutlich erhöht. Deswegen sieht die Empfehlung anders aus.
Emilia, Mertens mag Meinungen haben. Mertens ist aber nicht DIE Stiko. Das Gremium besteht aus mehreren Mitgliedern. Und diese geben eben eine Empfehlung eben nicht anhand von gesammelten Meinungen, sondern evidenzbasiert . Das mag sich mit manchen Meinungen nicht decken, und auch Kinderärzte stoßen sich manchmal an der "Evidenz" aber es ändert nicht die Sachlage per se. Meine Meinung: der individuelle Schutz muss berücksichtigt und respektiert werden. Aber es darf nicht dazu kommen, dass man großflächig neuartige, nicht ausreichend geprüfte Impfstoffe gesunden Kindern verabreicht, um einen gesellschaftlichen Nutzen daraus zu ziehen. Hier dürfen und sollten meines Erachtens die Erwachsenen vor.
Aus früheren Beiträgen von dir weiß ich, dass wir im Großen und Ganzen einer Meinung sind. Bei dem „Stiko-Problem“ kommen wir jedoch nicht auf einen Nenner, vielleicht weil wir die Sache aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Aber das ist ja auch okay. Man muss nicht immer einer Meinung sein ;-) Es könnte eventuell daran liegen, dass deine Kinder, glaube ich, noch jünger sind und deine Betrachtungen von daher im Moment noch rein theoretisch sind. Ich musste jedoch schon ganz konkret entscheiden, ob mein Ü-12- Kind nach den Sommerferien geimpft oder ungeimpft in die Schule geht. Und da sind die Überlegungen vielleicht noch einmal anders.
Ja, das stimmt. Es macht ganz sicher einen Unterschied aus, ob man in der Situation ist, "jetzt" vor Entscheidungen gestellt zu werden oder ob noch Zeit ist, weil die Kinder eh zu jung sind und eine Impfung aktuell nicht in Betracht kommt. Auch wenn ich eine Ansteckung meiner Kinder niemals - bewusst - zulassen wollen würde, habe ich aktuell nicht so große Sorge. Für mich steht aber auch ganz klar fest, sollte eine generelle Empfehlung in den kommenden Wochen/Monaten ausgesprochen werden, sind meine Kinder dabei. Da waren wir bei allen empfohlenen (und bei Influenza sogar nicht zwingend empfohlenen, aber "erprobten" ) Impfungen auch konsequent. Generell finde ich die öffentlichen Debatten schwierig, vor allem, wenn das Thema und die verschiedenen Positionen in den Medien noch weiter angeheizt werden. Es ist dann von Vorteil, wenn man jemanden vom Fach kennt, dem man vertraut. Wie z.B. der eigene Kinderarzt, der bereit ist, ein Gespräch zu führen. So sollte es auch theoretisch sein;-) Ähnlich emotional wurden ja die Schulschließungen/Schulöffnungen diskutiert.
Ja, die Frage stelle ich mir auch. Wieso können vorerkrankte Kinder bedenkenlos geimpft werdne, obwohl es keine Datenbasis gibt, aber gesunde Kinder nicht? Das ist alles nicht nachvollziehbar für mich... Gsd stellt sich für uns das Problem nicht mehr, unser KiA impft und meine Kinder werden bis zum Ende der Ferien beide Impfungen haben. Unser KiA impft übrigens inzwischen im Akkord, denn endlcih hat er genug Impfstoff. Und er ist ab nächster Woche im Urlaub und hat in den letzten 2 Wochen unendlich viele Kinder geimpft... Aber andere Ärzte sind da ja sehr zurückhaltend. Leider. Es kann nicht sein, dass man gezwungen wird, das Kind durchseuchen zu lassen, weil es eben für Kinder kein flächendeckendes Impfangebot gibt. Zumindest für die, die es möchten, muss es kurzfristig möglich sein, auch unter 16.
Küstenkind, ich habe Dir so oft geantwortet, finde es aber sehr schade, dass kein Dialog stattfindet. "Durchseuchen" - ich finde diesen Begriff schrecklich, und eine generelle Impfempfehlung auszusprechen sind 2 verschieden Dinge. Die Zusammenhänge zu einer generellen Impfempfehlung haben wir nun so oft durchgekaut und ich finde es schade, wenn man nicht bereit ist, zumindest die Hintergründe nachvollziehen zu wollen. Hast Du Dir den eingestellten Beitrag angeschaut? Die Abwägung zwischen dem Nutzen und dem Risiko und die daraus unterschiedliche Bewertung im Bezug auf gesunde/vorerkrankte Kinder habe ich schon in der Antwort an Shanalou geschrieben. Die Sache ist gar nicht nicht nachvollziehbar, im Gegenteil. Zur "Durchseuchung" - wir werde ALLE mit dem Virus in Berührung kommen, ob dieses Jahr oder 2022 oder später. Es bliebt da. Entscheidend dabei ist nur der Immunstatus der Bevölkerung (geimpft, Infektion durchgemacht) und epidemiologisch/virologisch das Ausmaß der Infektionen. Ich halte es auch für wichtig, dass man weitestgehend die Kontrolle behält, d.h. Erwachsene, Vorerkrankte impft und das Infektionsgeschehen in den Schulen "kontrolliert". Hier stehen auch nicht-pharmakologische Mittel zur Verfügung, dessen Verwendung aber SINNVOLL eingesetzt werden muss. Es wird aber nicht alles nach unserem Wunschdenken laufen. Und daran ist nicht die STIKO schuld. Wir werden uns stets anpassen müssen und so tatsächlich lernen, mit dem Virus zu leben.
Mich wundert bei der ganzen Diskussion immer, dass man liest, dass viele Ärzte nicht gegen Stiko-Empfehlung impfen. Denn sobald eine Impfung zugelassen ist, überlasst sowohl mein Hausarzt mir die Entscheidung, ob ich mich für eine Impfung entscheide, als auch mein Kinderarzt. ZB bei fsme und MenB. Und rechtlich ist es für die Ärzte auch safe, sobald eine Impfung für die entsprechende Altersgruppe zugelassen ist und man diese wünscht. Aufklärung, Unterschrift, fertig.
Danke! der Beitrag ist sehr informativ.
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