Elternforum Coronavirus

Frauen, seid dankbar!

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Mitglied inaktiv

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Ich verlinke euch mal einen Artikel, den ich gestern Abend gelesen habe und den ich lesenswert finde - jetzt gerade wieder hochaktuell. Damit es nicht wieder heißt, ich stelle nur unkommentiert Links ein, gibt's einen Teaser, damit frau weiß, wohin die Reise geht... Wirtschaftskrise: Frauen, seid dankbar Die deutsche Wirtschaft will uns weismachen, wir alle seien von ihr abhängig. Dabei ist der Kapitalismus abhängig davon, die Arbeit der Frauen auszunutzen. Ein Essay von Elisabeth Raether Strotzend, das war diese Volkswirtschaft bis vor wenigen Wochen, also vor langer Zeit. Rundum gesund, so formulierte es seinerzeit die Bertelsmann Stiftung. Alle Zahlen bestens: Export, Bruttoinlandsprodukt, Steueraufkommen, Beschäftigungsentwicklung. Dahin zurück soll es jetzt gehen, der ökonomische Schock durch die Corona-Maßnahmen schnell überwunden werden. In diesem Jahr könnte das Bruttoinlandsprodukt laut Prognosen der Bundesregierung um 6,3 Prozent einbrechen. Nächstes Jahr soll es dafür um 5,2 Prozent wachsen: einmal steil bergab, dann sofort wieder bergauf. Dorthin, wo wir vorher waren, als die Welt noch in Ordnung war. Zumindest wenn man jetzt daran zurückdenkt. Hatten wir überhaupt echte Probleme, bevor Corona kam? Denken wir "deutsche Wirtschaft", fallen uns die genannten Kennziffern ein. Und wir denken an die immer selben Leute, die sich als Vertreter der Wirtschaft begreifen. Es sind die, die sich jetzt als Erste und am lautesten zu Wort melden, die Autoindustrie, die Lufthansa in Gestalt ihrer CEOs. Männer, die ganz und gar in ihrem Chef-Sein aufzugehen scheinen, sodass man selbst beim Zusehen manchmal glaubt, man sei bei ihnen angestellt und die Bundesregierung so eine Art nerviger Betriebsrat. Aber es gibt auch andere Zahlen zur deutschen Wirtschaft. Eine Kehrseite. Eine weltweit angelegte Umfrage vom Januar, das Trust Barometer der amerikanischen Kommunikationsagentur Edelman, besagt, dass nur noch 12 Prozent der Deutschen an den Nutzen unserer Wirtschaftsweise glauben. Gerade einmal diese 12 Prozent meinen, dass sie von einer wachsenden Wirtschaft ausreichend profitieren. 55 Prozent sind hingegen der Meinung, dass der Kapitalismus in seiner jetzigen Form mehr schadet als hilft. Eine oft geäußerte Antwort auf diese Enttäuschung ist die, dass es leider keine Alternative zu unserer Wirtschaftsordnung gebe. Und jetzt, nach dem Corona-Schock, soll das System, dem so wenige vertrauen, sogar das Versprechen für die Zukunft sein. Die Frauen haben Homeoffice erst möglich gemacht Doch es gibt eine Gruppe, die immer rausfällt, wenn von der "deutschen Wirtschaft" die Rede ist: Die Frauen. Auch jetzt, da es um die Folgen von Corona und den erhofften Wiederaufbau geht, kommen sie kaum vor. Es gibt keine mächtige Vertreterin ihrer Interessen, die droht und schimpft und den Deutschen ihren Niedergang prophezeit, sollte man nicht auf sie hören. Es gibt stattdessen ein paar vereinzelte, übermüdete Frauen, die darum bitten, dass man sich doch ein Konzept überlege, ob nicht doch die Kita und die Grundschule, falls eventuell möglich, wenigstens ein paar Stunden die Woche, und wenn es sich einrichten ließe, vielleicht sogar regelmäßig und planbar … weiter geht's hier: https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-05/wirtschaftskrise-frauen-coronavirus-berufe-krankenpflege-altenpflege/seite-2


AliceBrownful

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Nach so vielen Jahren Feminismus ist immer noch so wenig erreicht. Und gerade in der aktuellen Situation sieht man doch wieder ganz klar an den Entscheidungen, dass (alte, weiße) Männer sie treffen. Dass es einen Auto-Gipfel, aber keinen Kinder-Gipfel im Corona-Kabinett gibt, ist doch schon sehr bezeichnend. Zu dem Artikel aus der Zeit passt auch sehr gut der Essay „Counterplanning from the Kitchen“ von Silvia Federici, in dem die Notwendigkeit von unbezahlter Care-Arbeit für den Kapitalismus deutlich wird. Der ist von 1974, aber aktueller denn je. Grundsätzlich zeichnet sich ja auch gerade ab, dass die Schere bei der Verteilung von Wohlstand wohl eher weiter auf gehen wird, als dass die Krise als Kehrtwende genutzt wird.


Burghausen

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Auch in der derzeitigen Regierung lauter alte weiße Frauen. Passt das zusammen? Nee


AliceBrownful

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Also, von 15 Bundesministerien sind aktuell neun von Männern geleitet und von den 16 Bundesländern haben 14 männliche, weiße und auch häufig ältere Ministerpräsidenten. Wenn man sieht, wer auf Pressekonferenzen zum Thema zu Wort kommt aus Regierungskreisen, sitzen da neben unserer weiblichen Bundeskanzlerin meist 3-4 Männer. Also da scheint mir nichts paritätisch, geschweige denn frauendominiert. Aber vielleicht kann mein weibliches Gehirn auch einfach keine Zahlen verarbeiten...


AliceBrownful

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https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/mdb_zahlen_19/frauen_maenner-529508 Im Bundestag liegt der Anteil weiblicher Abgeordneter bei 31%. Tatsächlich haben Linke und Grüne beinahe paritätische Verhältnisse mit leichtem Frauenüberschuss, aber sind mit deutlich kleineren Abgeordneten-Zahlen nicht ausschlaggebend.


Mitglied inaktiv

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Wer hat die meisten Probleme derzeitig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen? Es sind die jungen Mütter. Ich habe einen Pool Ehrenamtlerinnen aufgebaut, zur Versorgung mit Lebensmitteln. 15 % sind männlich. Und das Thema Stoffmasken: wer näht sie? Und wer muss sich anhören lassen, das man sie doch bitte kostenlos abgeben sollte, weil man damit eine gute Tat macht? Es wird Jahre an feministischer Arbeit kosten. Jetzt steht die Grundrente zur Debatte und wenn das Streichorchester beginnt, weil die öffentliche Hand pleite ist, dann werden die sogenannten"freiwilligen Leistungen" zur Debatte stehen, also soziale Belange. Nicht die Autoindustrie. Wir können ja mal abends klatschen gehen. Für die Autoindustrie. Mit unseren Klatschen können sie sich ja etwas kaufen, ein Eis oder so


cube

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Wieso nur junge Mütter? Ich kennen genügend älterer Mütter mit Beruf und Job, die dennoch diejenigen sind, die das Gros an Betreuung, Homeschooling etc übernehmen. Warum? Tja, weil eben dennoch der Mann etwas mehr verdient oder aber Druck vom AG bekommt, dass er eben nicht weiter HO machen könne/Stunden reduzieren oä ("also weiter Karriere machen Sie mit der Einstellung eher schwer" uä) Es betrifft doch generell Mütter viel mehr - egal ob jung oder alt/älter.


Mitglied inaktiv

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Ich bin ja mittlerweile 53, also sicher keine "junge Mutter" mehr, aber auch hier läuft es gerade wieder so, dass mein Mann den lieben langen Tag in irgendwelchen Videokonferenzen hockt, die Tür zugesperrt hat, weil das Dauer-Geblöke einfach auch nervt (ich habe ernsthaft schon überlegt, ob ich nicht mal im Schwesternkostüm mit Clownsnase und Federboa im Hintergrund ein bisschen Zoom-Bombing machen soll und kann den Einwurf mit der "Folklore" im Artikel sehr gut verstehen, wenn ich mir die professoralen Pappnasen auf dem Bildschirm so ansehe, mich hält einzig und allein die Tatsache davon ab, dass ich einige davon privat sehr gut kenne und auch mag) und mein Sohn in Rufweite meines Homeoffices sitzt und ich ungefiltert alle Fragen zum Schulstoff und alle Wutausbrüche abkriege. Und: Der Junge ist wirklich fit, er hat also eher wenige Fragen und ist es auch gewöhnt, seine Sachen alleine zu bearbeiten. Im Gegensatz zu meinem Mann bin ich auch tatsächlich davon abhängig, wie viel ich arbeite, weil bei mir nur produktive Arbeitszeit auch bezahlt wird, während mein Mann theoretisch auch die Kamera und den Ton in der Konferenz abschalten und sich aufs Sofa legen könnte, die Kohle kriegt er trotzdem (macht er nicht, könnte er aber). Ich habe zwar keine betreuungsaufwendigen Kinder mehr und bin jetzt auch dadurch entlastet, dass viele meiner sonstigen Aktivitäten wegfallen, aber während der Arbeitszeit durch den "Spagat" gestresst bin ich des öfteren auch.


Mitglied inaktiv

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Junge Mütter mit kleinen Kindern, die betreut werden müssen. Meine Kinder müssen nicht mehr betreut werden, da entfällt dieser immense Druck. Da mein Mann auch in Kurzarbeit ist und weniger arbeitet als ich, haben wir nur leichte Reibereien hinsichtlich der Neuaufteilung der Hausarbeit, aber durchaus machbar, ICH muss ihn nur sagen, was er zu tun hat am freien Tag, dann klappt es.


kevome*

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Ich lese das hier immer zwiespältig. Letztendlich ist es doch die Entscheidung jeder einzelnen Frau, dass sie eben die Tür nicht zumacht und analog zum Mann unansprechbar im Homeoffice ist. Warum lässt man es zu, dass der Mann sich so raus zieht. Wahrscheinlich bin ich nicht umsonst Alleinerziehend. Zumindest mit mir gäbe es das nicht, sondern ich würde immer - und jetzt zu Coronazeiten erst recht - eine gleichberechtigte Aufteilung von Kindern und Haushalt erwarten. Nach meiner Überzeugung hat das eigentlich jede Frau selbst in der Hand. Ausnahmen sehe ich nur bei echten Alleinerziehenden mit sehr kleinen Kindern


Leena

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Tja, weder mein Mann noch ich haben bisher Kurzarbeit, wir arbeiten also normal weiter und Betreuung / Beschulung/ Verpflegung kommt noch oben drauf. Und da ist es hier auch so, dass mein Mann morgens in seinem Arbeitszimmer unterm Dach verschwindet und es mein Problem ist, wenn mein Drittklässler über seinen Mathe-Arbeitsblättern wütet o.ä. Meine Stimmung lässt massiv nach, um es mal so zu sagen, zumal ja keine echte Änderung in Aussicht ist. Maximal 6 Stunden Unterricht pro Woche in allen Fächern ab Juni wurde angekündigt. Das rettet mich jetzt auch nicht. Klar, ich jammere von einer bequemen Position aus, mein Jüngster ist schon 9 und nicht mehr so betreuungsintensiv. Wenn ich mir vorstelle, das wäre vor 9 Jahren gewesen und ich hätte mit einem Baby, einem 5-, einem 7- und einer 12-Jährigen "nebenbei" Heimarbeit machen müssen... da geht es mir jetzt prima, das ist mir schon bewusst.


Leewja

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und glaube auch, dass sehr viele Frauen das eben auch für sich so entscheiden haben - sie in TZ, weil man ja Kinder nicht bekommt, um sie abzugeben, sie "müssen" ja nicht arbeiten (sprich, haben sich ein potentes Männchen geangelt, welches sie "versorgen" kann, auch wenn das so ausgesprochen immer sehr sauer aufgenommen wird), und bei der Kinderaufzucht macht es der Mann eh nie so richtig perfekt (ich kenne Mütter, die ihr Kind umziehen, nachdem der Mann es angezogen hat, weil der Body nicht zu den Söckchen passt und der Strampler sich mit dem Windelbündchen farblich nicht verträgt...) Das ist alles irgendwo begründbar (er verdient mehr, sein Job ist "wichtiger", seien Chefs lassen TZ nicht zu usw.), aber dennoch ist es etwas, was Paare für sich gemeinsam entscheiden und da müssen Frauen sich auch an die eigene Nase packen. Natürlich sollten dämliche Chefs, die sagen "Teilzeit kommt nicht in Frage, dann werden Sie heir nix mehr" allmählich "aussterben" und müssten auch mit mehr Härte mit der Realität und den Rechten der jeweiligen Väter konfrontiert werden. Und vielelicht ist der "ich muss in der Firma was werden"-Gedanke auch zu wichtig in vielen Köpfen. Das Geld ist natürlich ein Thema und wenn mans ehr unterscheidliche Einkommen hat, muss es ja eben auch alles noch Sinn machen. Bei vielen ist es aber ebena uch ein "Beziehungsproblem", welches sich dann in diesen Streitpunkten unter dem Deckmänntelchen der Berufstätigkeit und der ejweiligen Eingespanntheit äußert, im grunde liegt aber eben was anderes drunter.


Mitglied inaktiv

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Da geht es uns sehr ähnlich, nur dass der Hörr noch ab und an einen Kriegslaut ausstößt :"Seid leiiiiiiseeeee!!! Ich bin mitten in ner Prääääsi!!!" PS: Vergiss Zoom-Bombing... die haben mittlerweile doch alle die Hintergrund-Funktion entdeckt, dass es so aussieht, als säße man am Strand und alles was weiter als 80 cm oder so vom Bildschirm ist wird überblendet. (Zumindest bei Teams geht das, aber ich hab gehört, das gibt es auch bei Zoom...) seitdem kann ich auch mal leise hinten vorbeilaufen z.b. um noch Sachen für die Kinder aus dem Drucker zu holen... und mein Mann verzichtet darauf, hinter sich aufzuräumen Klar, ich sitz mit meinem Lappi im Wohnzimmer, immer ein Ohr an den Kindern, auch wenn sie alt genug sind zu verstehen, dass ich mal 1 h NICHT gestört werden möchte... naja. Fast. Die Kleine gampelt dann pantomimisch vor mir rum , fasst meinen bösen Blick als Zustimmung auf und fängt an, sich in der Küche einen Smoothie zu machen... (Was sie mit 8 nur ungern allein darf, weil sie einen riesen Dreck macht, wenn man nicht aufpasst...)


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von kevome*

"Warum lässt man es zu, dass der Mann sich so raus zieht." In meinem Fall ist das ein Thema mit einem Bart, den man dreimal um unser Haus wickeln könnte. Und mit vielen Aspekten. Angefangen hat es wie bei so vielen: Wir haben uns kennengelernt, verliebt (ich hatte schon eine Tochter mit einem Vater - von dem ich getrennt lebte, mit dem die abwechselnde Betreuung aber leidlich gut geklappt hat, und das auch bis vor dem Auszug meiner Tochter). Als ich - ziemlich schnell und ungeplant - schwanger wurde, haben wir (allerdings auf meine Initiative hin) besprochen, dass wir uns die Sorge für die Kinder gleichmäßig aufteilen. Ich habe meinem Mann auch - mit ziemlicher Ernsthaftigkeit - erklärt, dass ich zwar zwangsläufig weiß, wie man Kindern allein erzieht, dass ich aber nicht gedenke, dieses Modell mit Mann an meiner Seite weiterzuführen. Das war am Anfang auch kein Problem, allerdings war ich immer diejenige, die keinen externen Platz zum Arbeiten, sondern ein Homeoffice hatte, in dem dann alles "zusammenlief". Und ich übe eine Tätigkeit aus, die ziemlich störanfällig für Geräusche ist, da ich Filme übersetze. Ich kann mich auf diese Arbeit nur optimal konzentrieren, wenn Kopfhörer auf den Ohren habe und mich auf die Sprache konzentriere, die ich da formuliere. Deshalb wurde unser zweites Kind auch früh fremd betreut. Mein Mann hatte in dieser Zeit eine befristete Stelle an der Uni und musste sich "beweisen", weil er sich habilitiert hatte und eine Professur anstrebte - wegen unserer besonderen Konstellation (Tochter, die nicht von ihrem Vater wegsollte) - auch unbedingt an der bisherigen Heimatuni, was normalerweise nicht gern gesehen ist, weil es als Hausberufung gilt. So was kann man nur umgehen, indem man sich quasi "unentbehrlich" für das jeweilige Forschungsprojekt macht. So, das lief nun parallel dazu, dass ich meine freiberufliche Tätigkeit weiter ausgebaut habe und wir parallel dazu die Kinderbetreuung ausgebaut haben. Die Kinder hatten Gott sei Dank eine tolle Kita, aber diese Kita hatte eben auch eine Betreuung "nur" von 8.30 bis 17 Uhr. Für meinen Mann ist das schon immer viel zu kurz gewesen, weil schon Vorlesungen bis in den Abend gehen. Zwischenzeitlich hat mein Mann dann seine Professur bekommen, und auch da habe ich wieder - leider vergeblich - gestritten, dass er sein Ziel ja nun doch erreicht hätte und ich jetzt auch mal dran wäre. Leider vergeblich, denn der Lehrstuhl musste ja aufgebaut werden, und dann kam zu der "normalen" Arbeit noch die Betreuung des Neubaus mit der Einrichtung der Labore, etc. pp dazu. Ich hatte immer das "Pech", dass ich diejenige mit mehr Flexibilität war. Und meine Arbeit ja (so wie viele, die aktuell im Homeoffice arbeiten) auch frühmorgens oder spätabends erledigen konnte, wenn ich die Familie aus den Füßen hatte. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Jahre ich gestritten, geheult, getobt habe, auch gedroht habe, den Bettel ganz hinzuschmeißen. Letztendlich aber immer mit dem Wissen, dass es dann weder für mich noch für die Kinder einfacher werden würde (ich meine nicht mal das Finanzielle, da wäre es mir vermutlich lange Jahre sogar besser gegangen), aber rein organisatorisch. Heute haben wir - von außen betrachtet - ziemlich viel erreicht. Im Innenverhältnis sieht es aus wie eine Brachlandschaft, auch die Beziehung meines Mannes zu seinem Sohn hat massiv gelitten. Und ich arrangiere mich mit der Situation, weil ich einerseits ein zähes altes Luder bin und andererseits wahrscheinlich eine Menge Humor und Energie habe. Mein Humor hat mich über weite Strecken unseres gemeinsamen Lebens gerettet, genau wie eine Tugend, die aktuell wieder ziemlich gefragt ist: Resilienz. Bezahlen tut mir das aber keiner, ich werde später mal deutlich weniger Altersvorsorge haben als mein Mann. Wenn wir zusammenbleiben (was noch gar nicht raus ist), komme ich vielleicht anteilig in den Genuss davon.


tonib

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Hase, sei umarmt! Ich kann auch ein ebenso langes Lied von diesem Konflikt singen, nur dass ich obendrauf noch die finanzielle Verantwortung trage. Trotzdem waren die Termine meines Mannes aus ungeklärten Gründen (Geld war es jedenfalls nicht) immer wichtiger. Ich habe mich da auf einige Kraftproben eingelassen, aber die gingen letztlich immer zulasten der Kinder. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, wie ich kurz vor einem Vortrag in Cambridge vom Kindergarten angerufen wurde - wer denn jetzt das Kind abhole, es sei übriggeblieben? Das war ca. 1 mal von drei Malen, wo ich mir seine Zustimmung mühsam erkauft habe, und dann wurde es doch vergessen. Nächstes Mal habe ich dann meine Mutter und das Kind mitgenommen nach England. da hatte ich dann auch schon eine Kinderfrau, natürlich von mir allein bezahlt. Obwohl mein Mann heute gar nicht mehr entgeltlich arbeitet, schafft er es, seinen Terminen eine Wichtigkeit anzuhängen, die mir unerklärlich ist. Dieses bittere Gefühl, das Du beschreibst, kenne ich auch sehr gut. Insgesamt haben wir ein sehr schönes Leben, nur das ist einer der Punkte, wo ich seit 25 Jahren auf Granit beiße - und ich bin eigentlich nicht durchsetzungsschwach..


Petra28

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Du hast dich in einen Mann mit hoher akademischer Intelligenz und damit mit Erfolgspotenzial verliebt und eben nicht in jemanden, der unproblematisch seinen Job auch in Teilzeit ausführen könnte. Die Weichen wurden also ganz früh gesetzt. Und ich wage mal zu behaupten, dass das schon etwas ist, was du grundsätzlich in einem Mann suchst. Schau mal hier: https://youtu.be/QAp7PmrjP7I (nur fünf Minuten lang, Bernhard Ludwig) Würdest du sagen, dass an den Kernaussagen “Bleeder darf er net san“ und “Männern ist das nicht so wichtig“ grundsätzlich was dran ist? Nicht für alle, aber doch eher die Mehrheit?


kevome*

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Danke, für eure persönlichen Berichte. Mein Einwand, dass ich offensichtlich nicht umsonst Alleinerziehend bin, war in diesem Zusammenhang auch ernst gemeint. Scheinbar bin ich da wirklich nicht kompatibel. Da ich seit bald 18 Jahren meine Kinder allein erziehe und ernähre, sind sie natürlich schon seit dieser Zeit gewöhnt, dass sie die Klappe zu halten haben, wenn ich telefoniere. Außerdem ist meine Haushaltsführung seit jeher schlecht und zu Corona Zeiten mehr als mangelhaft. Da mache ich aber gern Abstriche und finde dann auch Vollzeitberufstätigkeit mit Kindern im Homeschooling noch händelbar. Diese Priorisierung war für mich seit jeher überlebenswichtig


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von tonib

Das "Abholen vergessen" habe ich bewusst ausgelassen, weil der Text sowieso schon lang genug war - ich kann mich einfach nicht kurz fassen, konnte ich noch nie. Eine Freundin von mir hat sich aus einer Konstellation, wie du sie beschreibst, getrennt, weil sie eine hochbezahlte Vollzeitstelle hatte und sich ihr Mann mit seiner (interessanten, aber fast kein Einkommen generierenden) Tätigkeit im Gegensatz zu ihr beim zweiten Kind geweigert hat, seine Stunden zu reduzieren. Er wurde dann der typische "tolle" Freizeitpapa, der Buden gebaut und sich für seinen alternativen Lebensstil gefeiert hat. Die Haupterwerbs- und Betreuungsarbeit blieb aber bei ihr.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Danke für den Lacher, ich kannte den Kabarettisten noch nicht, aber der ist ja genial Ich war schon mit ziemlich verschiedenen Männern zusammen und war diesmal anfangs schon ganz froh, einen erwischt zu haben, der zwei Fremdsprachen einigermaßen fließend spricht. Ich war auch STOLZ auf ihn, aber mir ist auch ziemlich bald klargeworden, dass ein Alphamännchen im Job nicht unbedingt die erste Wahl für die Gestaltung des mir vorschwebenden Familienmodells ist. Ich bin, glaube ich, nicht mal extrem karriereorientiert, sonst hätte ich mich wahrscheinlich gegen Kinder entschieden und den akademischen Weg eingeschlagen oder wäre Dolmetscherin geworden (was wiederum nur geht, wenn man sich zeitlich absprechen und auf den Partner diesbezüglich verlassen kann oder eine Kinderfrau zu Hause wohnen hat), aber mir war meine Eigenständigkeit und mein Beruf auch schon immer wichtig, obwohl ich meine Kinder liebe. Was auf mich aber definitiv zutrifft, ist das mit dem "more" (während die Männer, mit denen ich bisher zusammen war und bin, sich eher nicht so viele Gedanken um das Drumherum einer Partnerschaft und Familie gemacht haben und vor allem so genommen werden wollten, wie sie sind, statt allzu viele Zugeständnisse an das Familien- und Partnerschaftsleben machen zu müssen).


Häsle

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Antwort auf Beitrag von kevome*

Ich könnte auch nicht mit einem Partner zusammenleben, der seine Arbeit über die Familie und meine Bedürfnisse stellt. Mein Mann schafft es seltsamerweise, trotz Vollzeit-Schichtdienst an meinen Arbeitstagen alles zu erledigen, was anfällt. Da frage ich mich schon, warum andere Väter sich so komplett rausziehen dürfen, können und auch wollen. Was sind denn das für Väter, die abends um sechs heimkommen, sich bedienen lassen, den Kindern bestenfalls noch gute Nacht wünschen, und am Wochendende natürlich ihren wohlverdienten Hobbys alleine nachgehen? Auf die kann man dann, bis auf den finanziellen Aspekt, echt verzichten. Wir haben vorher besprochen, wie es mit Kindern (idealerweise) laufen sollte. Perfekt hat der Plan nicht funktioniert, weil er mit den Eltern-Kind-Gruppen und später dem Hausaufgabengebocke nicht zurecht kam. Daher unsere Einteilung, dass er voll arbeitet und ich Teilzeit (mit unterschiedlicher Stundenzahl, angepasst an die Bedürfnisse der Kinder). Vollzeit-Kita wollten wir nicht, gab es hier nicht, und hätte die Schichtzeiten eh nicht abgedeckt. Das läuft jetzt seit 14 Jahren sehr gut. Keiner fühlt sich benachteiligt, keiner strebt ohne Rücksicht auf die Familie. Kind2 wird dieses Jahr eingeschult und ist damit aus dem Alter raus, wo man mit anderen Eltern oder in Vereinen engeren Kontakt haben muss. Deshalb werden wir demnächst beide auf 75% umswitchen. Karriere macht so keiner von uns. Aber wir sind mit dem aktuellen Stand sehr zufrieden und haben nicht vor, uns für den Arbeitgeber kaputt zu werkeln. Wir sind ungefähr bei der Hälfte unseres Arbeitslebens angekommen. Da dauert ja noch ewig. Der Freund meiner Schwägerin ist so ein dauerstrebender, gestresster Business-Mann. Er sagt selber, dass er dadurch seine Ehe und Familie zerstört hat, aber er kann damit nicht aufhören. Es ist wie eine Sucht. Meine Schwägerin arbeitet in derselben Firma. Man könnte sich dort genauso auch einen gemütlicheren Posten mit weniger Verantwortung und Macht aussuchen. Die Firma ist sogar überdurchschnittlich sozial eingestellt. Trotzdem gibt es solche Leute, die immer weiter nach oben streben und sich kaputt machen (lassen). Von der Luxusvilla und dem überteuerten Auto hat man dann ggf. auch nicht mehr viel. Naja, wenigstens erben die entfremdeten, durch die Scheidungsschlacht gestörten Kinder mal einen ordentlichen Batzen. Ich bin echt froh, dass wir keine Streber sind. Würde mein Mann zu sowas mutieren, wäre ich weg.


Felica

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Antwort auf Beitrag von kevome*

Ich unterschreibe bei dir. Jede Frau ist auch selbst Schuld wenn sie das mit sich machen lässt. Gleichberechtigung ist ein schönes Wort, mehr aber nicht wenn man nicht selbst dazu bereit ist es mit allen Konsequenzen auch zu leben. Da muss sich aber jede Frau an die eigene Nase packen. Solange Frauen meinen das Kinder selbstverständlich bei der Trennung bei der Mutter zu bleiben haben, man natürlich selbstverständlich nach dem Mutterschutz daheim in EZ bleibt oder man selbstverständlich Haushalt macht, kocht, Kinder hütet, die Arbeitszeiten reduziert usw, darf man sich eben nicht wundern wenn man auch so von Männern wahrgenommen wird. Und von anderen Frauen welche eben sagen, nein wir sehen das nicht alles als selbstverständlich für uns an. Das haben wir Frauen nun wirklich alle selbst in der Hand zu ändern. Für echte Gleichberechtigung müssen also erst einmal alle bei sich selbst anfangen. Oder man nimmt es hin weil es für einen selbst so OK ist, dann darf man sich aber nicht beschweren.


Petra28

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Also, auf mich trifft es zu. "Bleeder" darf er auf keinen Fall sein - und da das häufig mit einer gewissen Karriereorientierung zusammenhängt, waren die Weichen früh gesetzt. Außerdem gefällt es mir schon, wenn mein Partner nicht ganz mittellos ist.


Banu28

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Dass so wenige Frauen in den Vorständen und den Angelpunkten mächtiger Institutionen sitzen, ist wahr. Wahr ist aber auch, dass ein Großteil der Frauen, und ich fürchte, sogar die Mehrheit, gar nicht diese Form von Karriere machen WOLLEN. Denn Umfragen unter Müttern haben immer wieder gezeigt: Soooo wahnsinnig traurig sind sie gar nicht darüber, die Kinder zu versorgen und lieber Teilzeit zu arbeiten, anstatt die ganz große Karriere zu machen. Auch ich muss gestehen, dass ich dieses Modell für mich gut und angenehm finde. Denn eine Karriere, die einen an die „Schaltstellen der Macht“ führt und dort die bösen Männer endlich mal ablöst, benötigt einen 16-Stunden-Arbeitstag, Ellbogen, den Wunsch zum ständigen Networken, fast tägliche Leistungskontrollen (in der Wirtschaft muss man oft jede Woche vor dem Chef seine Erfolgszahlen darstellen) und viel, viel Ehrgeiz sowie natürlich kaum Freizeit. Und ganz ehrlich - wer von uns hat darauf wirklich Lust? Ich finde es falsch, wenn Frauen ständig jammern, dass die Männer immer noch „an der Macht“ sind, aber nicht ehrlich genug sind, um zu sagen, dass sie auf die extrem anstrengende große Karriere eigentlich gar keine Lust haben. Ich persönlich sage es denn mal offen: Ich bin nicht ehrgeizig. Ich habe einen Teilzeitjob, den ich liebe und für den ich auch mein Studium brauchte, der ich aber nicht in den Vorstand irgendeiner Institution bringen wird. Und das wollte ich auch gar nicht. Ich finde es gut für meine Kinder, dass ich nachmittags für sie Zeit habe, sie unterstützen kann, mit ihnen nötigenfalls lernen kann, dass ICH sie erziehe, und nicht eine fremde Frau in der Ganztagsbetreuung. Man kann aber nicht alles haben. Ideal wäre natürlich ein Land, in dem auch die Frauen, die keine große Karriere machen, eine Lobby und eine starke Interessenvertretung haben, die gehört wird. Also auch die teilzeit-berufstätigen Mütter, Home-Office-Mütter, Krankenschwestern und -pflegerinnen und all die anderen, die das System am Laufen halten. Und es müsste gang und gäbe sein, dass auch ein Chairman irgendeiner großen Firma oder Organisation in Teilzeit arbeitet und sich um die Kinder kümmert, so dass auch Frauen diesen Job ausfüllen könnten. Vielleicht wird das ja eines Tages so sein. Vom Meckern allein wird das aber nix, auch dafür müssen Frauen sich mit viel Engagement (z. B. in der Politik) einsetzen. Aber wer von uns macht das wirklich...? LG


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Banu28

Aber woran liegt es denn, dass man 16 Stunden pro Tag arbeiten muss und nur so Karriere machen kann? Wer bestimmt das? Und gerade in der aktuellen Situation sieht man doch, welche Berufe die Gesellschaft tragen, das sind nicht die typischen Karriereberufe. Wie wurden Frauen und Männer in den letzten 50 Jahren sozialisiert, welche Erwartungen werden an sie gestellt? Man kann diese Dinge nicht nur auf der individuellen Ebene sehen, denn diese Unterschiede sind auch Strukturbedingt.


Ellert

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Ich finde es bei Mann und Frau beiderseits schwerig in Leitungsfunktionen zu sein und dann oft auszufallen wegen der Kinder, gerade wenn sie noch klein sind und auch wenn auf dem Papier alles so leicht funktionieren sollte so klappt es doch in der Praxis nicht. 100% Karriere und 100% Mutter klappt in Vollzeit nicht und das gilt nicht nur für Frauen, auch für Männer. Und auch beim Blick und im Gespräck mit den KItas, wie oft werden die Kinder krank gebracht weil es beruflich einfach nicht anders geht Fieberzäpfchen rein, Hauptsache ein paar Stunden ins Büro gekonnt - Was sich verändert hat in den letzte Jahrzehnten ist dass heute auch Frau Karriere macht und Mann zurücksteckt, ich kenne einige solcher Paare früher für einen Mann undenkbar dagmar


Leewja

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

ich KONNTE am Anfang Patienten nicht in 8 h so versorgen, dass ich unbesorgt nach hause gehen konnte. Da blieb man eben bis 19 oder 20 Uhr, bis man sicher war, dass bis zum nächsten Morgen keiner stirbt. Meine jungen Kollegen sehen das...freizeitorientierter. Gut finde ich das nicht und es geht auch zuweilen schief,. Mein Mann hat immer mindestens 10h-Tage geschoben, ist jedes Wochenende im Büro gewesen und ist efst überzeugt, dass man als junger Anwalt erstmal ordentlich schackern MUSS, um Erfahrung, Routine und ein Gefühl für die Sache zu entwickeln. und ich wette, in vielen anderen berufen ist das auch so. Man macht das übrigens auch gerne, freiwillig und mit Zähigkeit und begesiterung, weil man sehr gut werden WILL und weil man das bestte aus sich rausholen WILL, mehr, als man zuhause sein udndie Eier schaukeln will. Natürlich ändert sich das alles, wenn ein Kind kommt, aber es ist dann ja eben logischerwesie die (stillende) Mutter, die ein Jahr oder zumidnest ein paar Monate KOMPLETT auf Null schaltet beruflich - und er schacket ebenw eiter. Und dann fidnet sie TZ auch ganz nett (wie ich auch, ich seh mich da druchaus als Teil der ganzen Mechanismen) und so ergibt sich das eben auch oft. Aber ich bin fest überzeugt, dass man Spitzenleistungen, gerade in berufen, in denen es viel auf Nachdenken, Durchspielen von Szenarien, um wissenschaftliche Arbeit oder um einen Job mit vielen "skills" geht, nichts wirklich gut wird, wenn man nicht deutlich über das 9-5-Maß hinaus Einsatz bringt.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

In fast allem. Deshalb die 16 Stunden.


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Das würde ich nicht uneingeschränkt unterschreiben. Wenn das so wäre, dann könnten ja auch alle, uneingeschränkt von ihren persönlichen Voraussetzungen das Gleiche erreichen, wenn sie die gleiche Zeit investieren. Pierre Bourdieu hat das in „Die feinen Unterschiede“ sehr schön beschrieben.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Ich empfehle Malcolm Gladwell “Outliers“. Und ja, man muss schon gewisse Voraussetzungen mitbringen, für die bestimmte Sache geeignet zu sein - aber unter all den geeigneten sind diejenigen die Erfolgreichsten, die die meiste Zeit investiert haben.


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Ich kann bei meiner Arbeit auch nicht einfach reinhauen, wenn ein Mädchen gerade eine suizidale Krise hat. Darum geht es doch auch gar nicht. Aber diese Mär von „Jeder ist seines Glückes Schmied“ und man kann alles schaffen, wenn man sich nur genug anstrengt stimmt halt leider einfach nicht. Und es gibt halt genug sehr wichtige Berufsfelder in unserer Gesellschaft, in denen man auch bei 16 Stunden Einsatz täglich und ganz viel Erfolg nicht angemessen bezahlt wird. Und dass sind häufig Berufe, in denen vornehmlich Frauen Arbeiten. Ehemals Männerdominierte Berufe wie z.B. der Sekretär, der eine angesehene und fair entlohnte Stelle war, ist zur Tipse verkommen, als vornehmlich Frauen anfingen, diesen Beruf auszuüben. Und das liegt nicht daran, dass Frauen aus Prinzip unfähig wären. Sonder wie ihre Arbeit von den machthabenden beurteilt wird. Wenn auf einmal nur noch Männer Erzieher wären, dann wäre die Bezahlung sicher auch bald besser. Und das nicht, weil Männer einfach bessere Arbeit leisten.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

aber wenn zwei gleich schlau/ausgebildet/fähig sind und einer geht Punkt 16:00, weil der Freizeitstress und das Tinderdate ruft und der andere bleibt noch 2-3 Stunden, um sich beruflich zu engagieren, kann ich dir ziemlich sicher sagen, wer hinterher besser sein wird. Man wird in vielen berufen nicht in 8 Stunden wirklich gut. Das ist meiner Meinung nach eine absolute Tatsache. Inzwischen gibt es viele, die trotzdem nur 8 h arbeite, ist ja auch absolut ihr recht und blabla, aber die sind dann eben nicht wirklich gut am Ende. Ich kann es nur aus dermatologischer Sicht sagen, aber auch ein Chirurg wird gut, weil er viel operiert, nicht, weil er viel Freizeit genießt. Und abgesehen vom ärztlichen Beruf gilt das eben natürlich auch für viele andere. Für "karriere"-orientierte Berufe jedenfalls.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

https://www.arzt-wirtschaft.de/lohnluecke-so-viel-verdienen-aerztinnen-weniger/ So als Beispiel. Vielleicht liegt es daran, das die Ärztinnen weniger Zeit investieren. Da ist die Frage, warum das so ist. Könnte daran liegen, das sie andere Care-Aufgaben noch nebenbei erledigen. Natürlich gibt es individuelle Unterschiede.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

oder jedenfalls sind sehr viel weniger dazu bereit. Der Denkanasatz" reicht dir die Kohle denn?" wurde hier ja auch schon (im Aktuell glaube ich) als fast unmoralisch in der Luft zerfetzt, weil man doch "aus Leidenschaft" den Job machen soll und will (meine Tochter mag aber Kinder doch so gern) - da sind junge Frauen/Mädchen eben auch weniger Geldorientiert. Die Überlegung "wie viel verdiene ich da, kann ich mir damit eine Familie leisten, wie viel habe ich mim Monat zur Verfügung, kann ich damit alles machen, was ich will?" ist irgendwie nicht im Vordergrund bei der Berufswahl, scheint mir. Ich finde das aber durchaus wichtig. Und da kommt dann oft wieder der "Ernährer" ins Spiel, der aber eben nicht garantiert ist (oder eben ernähren muss und daher nicht so gleichwertig kinderbetreuen kann...einen Tod muss man eben sterben). Und ich kenne ehrlich gesagt keine "Tipse", die regelhaft 16-Stunden-Tage schiebt...


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Das mag sein. Aber solange der Bildungserfolg maßgeblich von der sozialen Herkunft abhängt, finde ich es sehr verkürzend und verklärend, Erfolg von der investierten Zeit abhängig zu machen. Und nur mal als Beispiel. Ich mache gerade mein Studium zu Ende. Ich habe bisher einen Notendurchschnitt von 1,3. Aber nicht, weil ich mehr Zeit als meine Kommilitonen investiert habe, im Gegenteil. Aber ich merke mir schnell Dinge und mir liegen die Studieninhalte. Das ist einfach Glück. Viele meine Kommilitonen haben vor den Klausuren wochenlang gelernt und trotzdem nur ne drei geschrieben. Dafür wird jetzt meine Bachelorarbeit nicht so pralle, weil mir das wissenschaftliche Schreiben einfach nicht liegt. Habe ich halt auch einfach Pech gehabt. Und ich habe jetzt auch nicht weniger Zeit in meine Thesis investiert, eher mehr als meine Kommilitonen.


Leewja

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verdiene ich exakt genauso viel, wie ein männlicher Oberarzt in meiner Tarifstufe. Ach nee, guck - ich arbeite ja nur 87,5%, dann verdiene icha uch nur 87,5% - aber genau das iste s doch, ich arbeite doch FREIWILLIG so und natürlich verdiene ich dann weniger,, ich kann ja für 87,5% nicht 100% Gehalt bekommen. Zudem fragen Männer vielleicht eher nach außertariflicher Bezahlung (die aber auch viele strukturelle Nachteile beinhaltet, zumindest bei uns, sprich Überstunden werden nicht erfasst usw.) Ich habe um Beförderungen und um Gehaltserhöhungen gefeilscht, aber es fällt mir sehr viel schwerer, als es männlichen Kollegen fällt, das ist mit Sicherheit Erziehung/Prägung. Aber diesen Pay-Gap finde ich immer fragwürdig, wenn es nicht auf die gleiche Stundenzahl auf der gleichen tarifebene runtergebrochen wird. Praxis ist natürlich eh noch mal was ganz anderes.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Vorbildung hat, aber mehr zeit investiert, steht dann eben vielleicht bei 1,1. Und Studium ist, so bewundernswert ich das auch finde, Gratulation!, was anderes, als ein Beruf.


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Und dass es bei Frauen eine „moralische“ Sache ist, ob sie bei der Berufswahl monetäre Interessen verfolgen, aber Männer nicht, das ist doch auch schon wieder so eine Sache, die strukturell bedingt, dass Frauen weniger Erfolg haben. Ich kenne schon so einige Assistentinnen, die richtig lange Tage haben und trotzdem nur ein schmales Gehalt bekommen. Bei der Beförderung wird dann der männliche Kollege bevorzugt. Es gab vor wenigen Jahren mal eine Studie, in der klar herauskam, dass Männer ihre Nachfolge meist an andere Männer übergeben, die ihnen selbst sehr ähnlich sind. Ja, wir Frauen müssen auch mehr kämpfen, aber dass es so Dinge wie eine Frauenquote überhaupt geben muss, sollte einem schon zu denken geben.


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Danke. Ich habe davor auch schon einige Jahre gearbeitet (über 40 Stunden pro Woche für einen Hungerlohn, weil falsche Branche) und im Studium teilweise auch über 20 Stunden pro Woche, trotz Kleinkind. Alle meine Arbeitgeber waren auch immer sehr traurig, wenn ich den Betrieb verlassen habe und ich würde dort auch jederzeit wieder angestellt werden. Finanziell sind wir trotzdem erst seit kurzem auf einem grünen Zweig und dann heißt es auch erstmal noch Bafög-Schulden abzahlen, weil meine Eltern mich nicht finanzieren konnten. Mein Weg zum Erfolg ist also irgendwie ziemlich steinig, trotz hoher Einsatzbereitschaft. Man sollte halt einfach nicht aus den Augen verlieren, wenn man sagt, dass der Erfolg nur am Individuum hängt, dass es viele Faktoren gibt, die man als Individuum gar nicht beeinflussen kann und die aber maßgeblich den beruflichen Werdegang erleichtern oder erschweren. Und einer davon ist das Geschlecht.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Da hast Du einen Grund, das Feilschen. In den oberen Führungsebenen sitzen vermehrt Männer und ihnen ist ein anderer Mann näher. Es hat viel mit den Strukturen zu tun. Frauen gehen eher in Elternzeit. Männer und Frauen starten gleich ( Frauen sogar mit einem leichten Vorsprung) doch 10 Jahre später sind Männer weiter. Auch der bereinigte Gap zeigt das. Und da der Mann dann mehr Geld verdient, nutzt er dann im Home-Office das Büro, während die Frau sich um die Kinder kümmert. Und wieder weiter zurück fällt. Und ja, die Frauen haben auch "selbst schuld", feilschen sie durch ihre Sozialisation weniger. Aber liegt es da wirklich an der eigenen "Schuld" oder an der Erziehung? Und dann sind wir bei den Kindern und den Spielmaterialien und an der Werbung und Frauenbild in den Medien.


Leewja

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aber: ich zum Beispiel habe das alles sehr bewusst gemacht. Ich müsste jetzt gar nicht mehr TZ arbeiten, es passt mir aber ganz gut, um 15:00 Schluss zu haben und ich habe meine Arbeit so organisiert, dass ich das auch (jetzt mit 15 Jahren Berufserfahrung) problemlos schaffe. Ich verdiene bei weitem genug, um auf jeden Fall mich und meinen Sohn im Fall einer Trennung, aber bei irgendeinem Schicksalsschlag auch meinen Mann versorgen zu können. Ich werde tatsächlich keine wissenschaftlichen Weihen erlangen, weil ich dafür Nachmittage, Abende und Wochenenden opfern müsste, an denen ich lieber was nettes mache, aber das ist meine freie Lebensentscheidung. Und ich habe auch entschieden, einen Mann zu nehmen, der immer getrieben war von dem Ehrgeiz, selbständig und dabei erfolgreich zu sein und mir war vollkommen klar, dass das wenig Freizeit bedeutet. Und zum Beispiel ist ein männlicher Kollege von mir Chefarzt in einem KH in der Nähe geworden. Nicht ich. Aber ich will eben auch gar nicht Chef sein, das ist eben der Punkt, den oben schon mal jemand nannte. ich möchte es wirklich wirklich nicht sein. So, ist der jetzt "weiter"? Klar, beruflich/karrieremäßig ja, ist er, er wird auch mehr verdeinen als ich. Aber ist er auch zufriedener`? Vielelicht, vielelicht auch nicht. . Bin ich zufrieden genug? Ja und das sind halt immer so Sachen, die in diesen "Paygap" und "gläserne-Decke" Diskussionen nicht klar gesagt werden: viele Frauen fragen nicht nach mehr Geld. Viele Frauen wollen gar nicht in die oberste Führungsebene. Viele Frauen verdienen weniger, WEIL sie TZ arbeiten ODER den Tarifvertrag bevorzugen (ich weiß zum Beispiel, dass viele viele Vorteile, die der TV mir bietet, in den individuellen Verträgen NICHT drin sind und auch, selbst wenn man sie kennt, schätzt und explizit reinnehmen möchte (die meisten kennen ja kaum ihren Arbeitsvertrag, geschweige denn den übergeordneten TV...) nicht bekommt.) MIR ist da einiges wichtiger, als der 1000der mehr auf dem Konto. Wenn in einer Branche eine Frau, die genauso viel arbeitet wie ein Mann auf der gleichen Ebene, im gleichen "Jahr" tarifvertraglich oder wie auch immer, jedenfalls OHNE Sondervereinbarungen, wirklich weniger bekommt, als der Mann, dann ist das mit Sicherheit angreifbar. Und ich würde wirklich gerne Statistiken mit Bewertungen bei GLEICHEN Voraussetzungen sehen. Natürlich verdient die angestellte Anwältin bei meinem Mann mit 20 Wochenstunden die Hälfte von der mit 40 Wochenstunden (vereinfacht jetzt mal) . Jetzt sind das beides Frauen, werden die dann auf jeweils 30 h "gemittelt" in solchen verglichen?


Leewja

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

das stimmt und das ist auch nicht gerecht, ich weiß allerdings auch keine unbedingte Lösung dafür. Aber ich glaube, die eigentliche Aussage war, dass man OHNE zeiteinsatz eben erst recht nichts erreichen kann. Kennst du einen beruflich und wirtschaftlich oder "statusmäßig" sehr erfolgreichen Menschen, der NICHT viel arbeitet? Kennst du jemanden, der mit einem 8h-Tag groß rausgekommen ist, viel verdient, Titel hat oder Preise gewinnt?


Jomol

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Antwort auf Beitrag von Leewja

WARUM? Wenn die reguläre Patientenversorgung in 8h nicht klappt, solange die Ärzte unerfahren sind, ist doch im System was verkehrt- daß es eben nicht genug Berufsanfänger und/oder Anleitung gibt. Arzt zu sein ist (ohne Dir zu nahe treten oder Dein Engagement in Abrede stellen zu wollen) in den meisten Fällen ja doch Routine und nicht Notfall oder die super seltene Erkrankung, die noch keiner kennt. Ich rede nicht von mal einer Überstunde. Aber regelmäßig jeden Tag darf das eben nicht sein. Im Gegenteil: wenn die Routine pünktlich fertig ist, hat man um gut zu werden leichter abends noch mal Muße, in ein Buch zu gucken und eben nicht platt ins Bett zu fallen (Weiterbildung könnte natürlich auch in der Arbeitszeit stattfinden). Mit welchem Sinn bilde ich Anwälte so lange mit Studium und Referendariat aus, um sie danach zu einem 12-14h-Job zu zwingen, nur um halbwegs finanziell über die Runden zu kommen? Und gut sein zu wollen ist zwar ein Argument, man könnte natürlich auch nach der Erwerbsarbeit einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen. Oder ein Instrument lernen/ üben. Dieses (für mich) kurzsichtige "wer am längsten da ist, ist die/der beste/ arbeitsamste/ unentbehrlichste" bricht uns, wenn wir Kinder haben "plötzlich" das Genick. Deshalb bekommen wir immer später Kinder oder fallen in Depression, weil es nicht mehr klappt... Grüße, Jomol


Jomol

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Klar. Aber mach mal den Geschlechtervergleich in den Zahlen von Chefärzten, Oberärzten und Fachärzten. Und es steigen bestimmt nicht alle freiwillig nicht auf. Grüße, Jomol


Leewja

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Antwort auf Beitrag von Jomol

Alleine, um Laborwerte durchzusehen und zu bewerten, habe ich wirklich lange gebraucht am Anfang - ist das jetzt schlimm zu hoch oder akzeptabel zu hoch, muss ich akut was machen, um dessen Leben zu retten oder hat das zeit bis morgen, kann das Medikament, was ich gerade eingeleitet habe, diese Veränderungen verursachen und wenn ja, muss ich es reduzieren, ganz absetzen oder kann es so weiterlaufen, wie oft muss ich das kontrollieren...etc.) Das ist absolute Routine, die man aber eben LERNEN muss. Und das ist ja nur ein Teilaspekt. Wie rede ich mit Angehörigen, die um 15:55 vor der Tür stehen, wie funktioniert eigentlich die OP, die da bei meinem Pat. gemacht wurde, damit ich en Brief vernünftig schreiben kann, welche Bakterien dürfen in einem Abstrich vorkommen und welche nicht? Habe ich eine gute, umfassende und evständliche Übergabbe für den Wochenenddiensthabenden dagelassen? Sind die Entlassungsbriefe für den nächsten tag vorbereitet? Ist die Kodierung korrekt werledigt? habe ich alles gruiündlich udnr echtlich nicht angreifbar dokumentiert? etc etc Und wenn nun jeder Berufsanfänger das in 8 h schaffen kann, was soll ein erfahrener Arzt denn dann den ganzen Tag machen? Dann müsste man, um als Anfänger das so erledigen zu können, so viele Ärzte einstellen, das jeder vielleicht 6 bis 8 Patienten betreut....die finden wir ja nicht mal mehr (und das, obwohl sich seit meiner Anfangszeit die Arbeitszeiten massiv verbessert haben, abgesehen davon, ob man sich das leisten kann. Nee, tut mir leid, ich beobachte das seit Jahren und die, die immer pünktlich gehen sind fachlich schlechter und weniger gründlich und deren Pat. nicht optimal versorgt. Selbstüberschätzung. Übrigens mehr Männer, als Frauen, in der Hinsicht ;)


Leewja

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Antwort auf Beitrag von Leewja

wenn man als Berufsanfänger OHNE Kinder (!!) lange arbeiten muss - als Arzt jetzt, aber vermutlich gilt das auch für andere Jobs, denn es macht ja SPASS! Es ist ja ein Beruf, den man nicht fürs reine geldverdienen ergreift (sollte es jedenfalls nicht sein), auch die viel beschworene Work-Life-Balance wundert mich da immer etwas, denn mir macht der Job so viel Spaß und Freude, das IST Life...bzw, da gehört Work zum erfüllten Life auch absolut unabdingbar dazu. Und niemand mit 25 BRAUCHT 8 h Freizeit und 8 h Schlaf, es reichen locker auch 4 Stunden Freizeit, ehrlich gesagt. Was machen die denn dann mit all ihrer Freizeit??? Da sind dann vielleicht auch die Prioritäten etwas anders verteilt, als ich das so normal finde. Inzwischen werden die Überstunden erfasst und in Freizeit abgegolten, das finde ich auch absolut richtig so, aber es ist einfach auch kein echtes Drama, am Anfang eben viel zu arbeiten.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von Jomol

Ich hab vor einigen Jahren eine OA-Stelle abgelehnt, weil mir der Job nicht gefiel. Jetzt hab ich es eingefordert, w eil ich mein Arbeitsfeld dabei behalten konnte. Hätte ich das nicht gekonnt, wäre ich lieber zufrieden, als OÄ. zumal man auch sagen muss - die an die 60% weiblichen Medizinstudenten seit Jahren machen sich allmählich natürlich schon auch in der Führungsriege bemerkbar. Langsam, aber doch. Wir haben derzeit 3 männliche und 2 weibliche Oberärzte, eine Frau kommt demnächst dazu. Der Chef ist ein Mann, das stimmt. Aber gerade in der Derma gibt es doch auch schon einige weibliche Chefärzte inzwischen.


Felica

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Antwort auf Beitrag von Banu28

So sieht es aus.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Mein Schwiegervater, dem, was Schule und Studium angeht, sicherlich so einiges "zugeflogen" ist, arbeitet in einem Beruf, in dem früher erwartet wurde, dass man 16 arbeitet und nur dadurch hat man über viele Jahre die nötige Kompetenz erworben. Er hat das lange getan (auch auf Kosten der Familie), arbeitet nun, über 80jährig, immer noch, nun 8 Stunden - was er Teilzeit nennt - und hat eine Expertise, die sonst keiner hat. Er beschwert sich, dass "die jungen Leute" nicht mehr für die 16 Stunden bereit sind, weil dadurch die Qualität sinkt. Diese Leute sind dann nicht schlecht, aber auch nicht mehr so top wie er, auch wenn sie blitzgescheit sind, was in diesem Beruf einfach vorausgesetzt wird.


Felica

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Und warum entscheiden sich viele Mädchen für diese Berufe? Mit Sicherheit spielt bei der Wahl ich werde Erzieherin oder Pflegerin selten der Wunsch nach Kariere eine Rolle.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von Felica

bei uns ist das durchaus Thema, wenn mein Sohn sagt, was er vielleicht werden will - da reden wir über das Berufsfeld und die dafür nötigen Fähigkeiten, die Ausbildung/den Schulabschluss, den man braucht und natürlich auch, wie viel man da so verdient, ziehen alles erforderliche ab und schauen, was dann "für Spaß" übrig bleibt. Das sollte man bei der Berufswahl schon auch thematisieren, findet ihr nicht? Und vielleicht wird das in vielen Familien nicht gemacht, vielleicht sagt die Tochter dann mit leuchtenden Augen "Ich liebe ja Kinder so, ich will Erzieherin werden!" und alle finden das süß, aber keiner rechnet ihr vor, wie viel sie nach Abzug von Miete, Heizung, Wasser, Einkäufen dann noch übrig hat für Urlaub, Freizeit, Kinogänge? Meine Schwester hat ein Studium und demnächst einen Doktortitel in einem intellektuell echt anspruchsvollen gebiet, nur leider recht brotlos. Hätte man da mal besser vorher gerechnet und diskutiert, ob man nicht eher was "geldreicheres" lernt/studiert und das "Schöne" dann eben in Freizeit/Abendstudium oder so unterbringt? Ich denke schon...


Felica

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Da muss ich widersprechen. Einfach weil ich männliche Erzieher kennen. Das Problem ist bei denen weniger das Geld. Sondern die Mütter. Weshalb sie auch anderen Jungs dazu raten es sich genau zu überlegen. Männliche Erzieher wird nämlich gerne unterstellt im besten Falle Schwul zu sein, im schlimmsten Falle sogar pädophil zu sein. Sich als Mann für einen solchen Beruf zu interessieren wird gerade von Müttern extrem misstrauisch beäugt. Logisch ist auch das eine einfache Tippse keine 16 Stunden Tage schiebt. Würde sie es machen, wäre sie recht schnell keine Tippse mehr. Die welche ich kenne in dem Bereich Büro haben nämlich ziemlich schnell nach den Prüfungen angefangen mit Fortbildungen usw, Kinderwunsch wurde zur Seite geschoben, mit jeder bestanden Prüfung stieg man weiter hoch, bis aus der Tippse dann die Chefsekretärin wurde oder höheres und man durchaus bei 16 Std Tagen war. Manche bleiben dabei, andere entscheiden dann Kinder zu bekommen und dann wird es mitunter ein Problem wenn man nämlich nicht mehr 16 Std arbeitet. Dort wo die Rollen getauscht sind weniger, da hütet dann der Mann die Kinder, sie macht weiter Karriere. Aber Karriere und Dienst nach Plan, das funktioniert eben nicht, weder bei Frauen noch bei Männern.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Jomol

Und man ist sicher auch kein "fertiger Anwalt" oder ein "fertiger Ingenieur". Man muss erst mal im Beruf arbeiten, viele Dinge sehen, viele Erfahrungen sammeln, Routine gewinnen.


Felica

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Klar sollte man es. Ich habe damals einen Beruf gewählt wo ich mich, bei Wunsch auch selbstständig machen könnte. Der aber auch praktisch für die Familie ist und wo ich schneller Geld verdienen konnte als in meinem Traumjob. Studieren konnte ich mir nicht leisten. Aber ich habe bewusst diese Entscheidung getroffen, weil mir die Punkte wichtiger waren als der Traumjob. Da habe ich eine Möglichkeit gefunden es im Bereich Hobby zu machen. Ohne Verdienst, aber für mein Gefühl nicht komplett drauf zu verzichten. Mir langt es, genau wie es mir langt in TZ zu arbeiten. Ich muss keine Karriere machen.


tonib

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Tatsächlich glaube ich, dass die Tatsache, dass Kinder aus akademischen Elternhäusern erfolgreicher sind als Kinder aus nichtakademischen Elternhäusern sind, daran liegt, dass Bildung mehr Gewicht und vor allem mehr Zeit gewidmet wird. Natürlich gibt es Unterscheide bei den Begabungen, aber mit echtem Zeitaufwand kann man vieles, nicht alles ausgleichen. Frustrationstoleranz und eine gewisse Opfer-/Einsatzbereitschaft sind m.E. auch lernbar.


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Ich gehe den Weg rückwärts, weil man daran sieht, dass das alles konstruierte Wahrheiten sind. Nicht bewusst und verschwörerisch, sondern gewachsen über lange Zeit, beeinflusst durch verschieden Weltanschauungen. Wenn es nämlich in vielen verschiedenen Branchen Menschen mit dem gleichen Zeitaufwand und Engagement gibt und die auch alle ihre Arbeit qualitativ gleichwertig ausführen, aber der wirtschaftliche Erfolg ganz unterschiedlich ausfällt, dann ist wohl die aufgewendete Zeit nicht der ausschlaggebende Punkt. Sondern dann liegt es wohl unter anderem an persönlichen Voraussetzungen, sozialem Netzwerk, gesellschaftlichem Ansehen usw. Und auf einmal kann man ganz anders darauf blicken. Dazu gehört aber dann auch, dass man die akutelle Realität nicht als alternativlos annimmt.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Berufsfelder vor Augen haben/Leben - bei meinem Beispiel kommt es nicht auf Beziehungen oder Netzwerke oder so an, sondern (bei gleicher Befähigung) auf Fleiß und Eigenverantwortung und gesammelte Erfahrung. Beim operativen natürlich auch ein bisschen auf handwerklich Begabung/Feinmotorik. Aber v.a. auf das Sammeln von Erfahrung, das Bilden von Routine. Und das benötigt Zeit. Der sehr freizeitorientierte Kollege, der Punkt 16:00 geht hat zum einen schlechter versorgte Patienten, als der Kollege, der dann noch bleibt und Dinge kontrolliert und aufarbeitet, aber im Endeffekt auch weniger Erfahrung, weniger Routine und ist damit schlechter, obwohl vom Intellekt/Ausbildung/geistigen Fähigkeiten beide das gleiche Potential hatten. Und wie gesagt, nenn mir wirklich erfolgreiche Menschen, die das in 8 Stunden an 5 tagen die Woche schaffen, dann bin ich gerne beeindruckt. Auch Netzwerken und Beziehungen knüpfen und sich ein gesellschaftliches Ansehen erwerben kostet Zeit und ist anstrengend und es kann ein sorgfältig ausgearbeiteter Paln dahinter stecken - das fällt den wenigsten einfach so in den Schoss. Mein Mann bereitet sich regelmäßig aufs "Klinkenputzen" vor, macht bei den Roatriern mit oder der Mittelstandsvereinigung, geht mit Mandanten essen, auch wenn er die persönlich nicht so sehr mag (=2 h Arbeitszeit, keine Freizeit). Das fällt durchaus unter jobbedingter Zeitaufwand.


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Natürlich ist das so, wenn zwei Individuen genau die gleichen Voraussetzungen haben, dass dann die investierte Zeit entscheidet. Fakt ist doch aber, dass das halt häufig nicht der Fall ist. Und man sollte eher mal dahin schauen, wie man bessere Voraussetzungen für eine breite Masse schafft. Das sieht man doch zur Zeit wieder auf die Spitze getrieben in der Schul- und Kitapolitik, dass es da ganz starken Nachbesserungsbedarf gibt. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich es bisher mehr erlebt habe, dass man viel an Netzwerk und Beziehungen aus dem Elternhaus übernimmt. Wenn ich überlege, was für Praktikumsmöglichkeiten meine Mitschüler so hatten und in was für Kreisen die so unterwegs waren. Um dahin zu kommen, wenn man das alles nicht von Hause aus hat, ist so viel mehr Aufwand nötig. Und genau deshalb finde ich es halt schwierig den Grund für mangelnden Erfolg hauptsächlich im Individuum zu suchen, sonder auch in den gesellschaftlichen und hegemonialen Strukturen, in denen es eingebettet ist.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Oder hatten sie nur einen Startvorteil? Ich weiß von etlichen, dass der Stachel, dass man im Gegensatz zu den Mitschülern keine Kontakte hatte, erst recht zu Höchstleistungen angetrieben und zum Erfolg geführt hat. Während diejenigen mit Beziehungen oft nur Mittelmaß blieben.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

es ging drum, dass man in den meisten "Karrierejobs" viel Zeit investieren muss, um oben mitzuspielen. Dass man das nicht in einem 8h/5d-Job erledigen kann. Mein Vater war Lehrer, meine Mutter Arzthelferin, außer, dass Lernen, Bildung, Fleiß und Selbstdisziplin ziemlich hoch hingen bei uns hat das sicher nichts in meiner "Karriere" bewirkt. Obwohl sie sogar in der Dermatologie in Müster gearbeitet hat, habe ich nicht einen einzigen Kontakt deswegen. ich bin aber auch so so gar keine gute Netzwerkerin, ich hasse das.


Muts

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Antwort auf Beitrag von Banu28

Danke, ich bin Deiner Meinung. Wenn ich Karriere machen hätte wollen, hätte ich einen anderen Beruf als Erzieherin gelernt und keine Kinder bekommen. Ich finde Mutter und Hausfrau und dann noch Teilzeitarbeit ist eine wirkliche Höchstleistung, die wir Frauen hin bekommen. Leider drückt uns die Gesellschaft immer auf, dass mit " besserer Kinderbertreuung" ( im Normalfall, ohne Corona) man doch ALLES unter einen Hut bekommen muss und Kinder eh schon ab spätestens einem Jahr am besten gedeihen, wenn sie möglichst fremd betreut werden. Mir tun die Mütter leid, die grade beruflich ganz zurückgesteckt haben, weil sie noch ein kleines Kind daheim betreuen und noch Kigakinder haben und die nun von der Kitaöffnung vielleicht gar nicht profitieren, weil sie ja eh zuhause sind. Auch die sollten ein Recht haben, ihre Kinder wenigstens Tageweise im Kindergarten unter zu bringen. LG Muts


Petra28

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Wir hatten ja vor kurzem hier das Thema Aktien. Warren Buffett, den ich in diesem Zusammenhang erwähnt hatte (oder an anderer Stelle) hat m.E. einen Teil seines Erfolges dafür zu verdanken, dass ihm seine Mutter einen psychischen Knacks verschafft hat, indem sie ihn für "ihr verpfuschtes Leben" verantwortlich gemacht hat. Er brauchte den messbaren Erfolg für sein Selbstwertgefühl. (Die Meinung teilen auch andere, das habe ich jetzt nicht so aus der Luft gegriffen). Wenn man sich die Biografien erfolgreicher Menschen anschaut, da stand da am Anfang nicht immer ein "liebevolles Elternhaus, was alles für einen getan hat", sondern häufig ungünstige Bedingungen.


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Also die meisten sind schon klassisch erfolgreich, viele mittlerweile auch international unterwegs. Oder in die Kanzlei des Vater eingestiegen. Oder haben eine Führungsposition im Familienunternehmen inne. Soweit hab ich es noch nicht geschafft. Als Sozialarbeiterin sind dann aber langfristig viele Wege offen es auch zu wirtschaftlichem Erfolg zu bringen. Natürlich nicht in dem Ausmaß, wie es in der freien Wirtschaft möglich wäre, aber ich denke, um erfolgreich zu sein, braucht es auch die Überzeugung von dem was man tut. Aber gerade da ich in diesem Bereich tätig bin, weiß ich, dass viele Menschen einfach qua Geburt wenig Chancen auf Erfolg haben.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Mit ihrer materiellen Situation? Vielleicht ist es ihr das ja wert.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

Wenn deine Mitschüler, die international tätig sind, in die Kanzlei des Vaters eingestiegen sind oder im Familienunternehmen arbeiten nun aber stattdessen Soziale Arbeit studiert hätten - wären sie da erfolgreicher als du gewesen? Gerade die letzten beiden Kategorien hatten doch nur Glück, dass ihre Neigungen zu den vorhandenen Möglichkeiten gepasst hat. Hätte der Anwalt, der jetzt in der Kanzlei seines Vaters arbeitet, Chirurg werden wollen, hätte er genau so viel Arbeit reinstecken müssen, wie jeder andere.


Jomol

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Richtig, man ist Berufsanfänger. Warum das Studium so wenig mit der Arbeit zu tun hat, steht auf einem andern Blatt. Wer mit dem Kinderkriegen im Studium angefangen hat- bei reichlich 6 Jahren Medizin und Jura nix ganz außergewöhnliches, hat dann ein echtes Problem. Man sollte einem Berufsanfänger eben mehr Zeit lassen und Ausbildung im Job zuteil werden lassen als einem Facharzt, der seit 10 Jahren im Geschäft ist. Austauschbar durch Architekt, Gewerbeaufsichtsbeamter, Lehrer you name it. Und ich erlebe durchaus befreundete Ärzte, die weit jenseits von Berufsanfängern ihre Arbeit regelmäßig bei weitem nicht in der üblichen Arbeitszeit schaffen. Da rede ich auch nicht von Forschungstätigkeit oder so "Privatvergnügen". Und auch nicht von welchen, die die Langsamkeit erfunden haben. Grüße, Jomol


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Jomol

"Man sollte einem Berufsanfänger eben mehr Zeit lassen und Ausbildung im Job zuteil werden lassen als einem Facharzt, der seit 10 Jahren im Geschäft ist." Das passiert. Im Gegenzug zu dieser Ausbildung wird jedoch erwartet, dass man "reinhaut", was letztlich in Mehrstunden mündet.


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Ja, das sind dann nämlich immer die hochgehaltenen Ausnahmen, aber die Regel ist das nicht. Es sagt ja auch kein Mensch, dass man es nicht trotzdem schaffen kann, aber man hat doch deutlich höhere Hürden zu überwinden. (Hierzu verweise ich nochmal auf Bourdieu) Und wer weiß, ob er da wäre, wo er jetzt ist, wenn er eine Frau wäre...;) Und beim reichsten Prozent von Deutschland sind ca. 4/5 des Vermögens vererbt. Es ist ja auch eine schöne Vorstellung, dass jeder es schaffen kann. Das stimmt halt leider aber nicht.


Jomol

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Nicht unbedingt, wenn sich Papa Anwalt mit seinem Rotarierkumpel Chefarzt unterhält. Ganz ohne Aufwand dessen, der einen Beruf ergreifen will geht es sicher nicht, aber es ist schon ein Unterschied, ob man sich auf das Studium konzentrieren kann oder nebenher den Lebensunterhalt verdienen muß. Oder ob man 100 Bewerbungen schreibt oder Papa mal bei seinem Freund anruft. Grüße, Jomol


Petra28

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Antwort auf Beitrag von AliceBrownful

"Und wer weiß, ob er da wäre, wo er jetzt ist, wenn er eine Frau wäre...;)" Nein, wäre er nicht - sagt er selbst. Er hat eine hochbegabte Schwester, die den klassischen Weg als Ehefrau gegangen ist (im Prinzip in dieser Altersgruppe: gehen musste.) Natürlich kann es nicht jeder schaffen - im Sinne von ganz oben. Aber unter all denen, die es geschafft haben (aus eigener Kraft), haben alle nicht nur die 8 Stunden täglich investiert, sondern wesentlich mehr.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von Petra28

aufbraucht und (mit 34) von meinen Eltern unterstützt wird und so derzeit noch um staatliche Stütze Drumherum kommt, nein, sie ist nicht zufrieden. Sie ist halt arbeitslos (letzter Job völlig unzumutbar inklusive sexueller Belästigung, also, sie ist absolut nicht faul!) . Da nützt ja alle Zufriedenheit mit dem Thema nix.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Jomol

Für meine Kollegin ist der Weg viel steiniger, weil ihr ständig unterstellt wird, dass ihr der Papa den Weg ebnet. Und das fing schon im Grundschulalter an.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Durch den Weg, der steiniger war, ist die Sozialarbeiterin erfolgreicher, als die Sozialarbeiterin ohne steinigen Weg. Aber das ist ein anderer Erfolg, der sich nicht in der Lohntüte findet. In unserer Welt ist die Lohntüte jedoch der Anzeiger für Erfolg. Männlich geprägt. Ich halte es für notwendig, das der Erfolg nicht mehr gemessen wird an der Lohntüte, aber gute Arbeit auch gut bezahlt wird. Ob das "Klatschen" für Pflegekräfte der richtige Weg ist, bezweifle ich.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Wenn es so brotlos ist...dann ist das natürlich bitter. Mein Mann sagt immer: Brotlose Berufe sollte man nur ergreifen, wenn sonst auf keinen Fall unter keinen Umständen etwas anderes in Frage kommt (also im Sinne einer Berufung). Nützt deiner Schwester jetzt wenig, aber ich denke, in diese Richtung sollte man seine Kinder beraten...


Petra28

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Ich lasse jetzt mal die unterbezahlten Pflegekräfte außen vor, das ist unbenommen eine Sauerei (und alle anderen unterbezahlten Jobs natürlich) Aber in einem Job, der seinen Mann oder seine Frau ernährt, kann doch jeder selber definieren, ob er sich für erfolgreich hält. Wenn ich mich gar nicht schinden möchte, sondern es lieber ruhig und überschaubar habe, dann bin ich doch, wenn ich in einem Job arbeite, der genau darauf passt, sehr erfolgreich. Dann mag vielleicht der Nachbar das nicht so sehen, aber könnte das für einen persönlich nicht völlig egal sein?


Felica

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Antwort auf Beitrag von Muts

Schau und da unterscheiden wir uns. Mir tun sie nur bedingt leid. Den deine Einstellung beinhaltet, das die Frauen keine anderen Chance hatten weil keine Männer da sind. In dem Falle, ja, diese Frauen tun mir leid. Die Frauen mit Männern aber eben nicht, Den die haben freiwillig gesagt wir stecken dann zurück und springen nun ein. Den genauso gut hätten auch die Männer komplett zurückstecken können oder beide teilweise um sich die zusätzliche Belastung zu teilen. So haben es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis die meisten Eltern nämlich gehandhabt, da blieb die Mehrlast eben nicht alleine bei den Frauen.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von Petra28

ja, ich finde auch - es gibt ja auch andere Dinge, die Spaß machen, man muss nichts aussuchen, was man hasst. Ich finde ja, sie sollte auf Lehrerin umschwenken, sie hat vergleichende Kulturwissenschaften, Italienisch und Kunstgeschichte studiert, irgendwas wird man damit doch wohl anfangen können ;) Außerdem spricht sie 5 Sprachen fließend, auch da müsste man doch was mit anfangen können?? Und dann soll sie ihren Roman eben in den Ferien schreiben.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Meine Definition von Erfolg ist: ein zufriedenes Berufsleben, von dem ich leben kann und ein Berufsleben, in dem ich gesund bleibe. Was nützt mir ein Job mit viel Geld, wenn ich ihn nicht bis ins Rentenalter durchführen kann, weil er meine Gesundheit ruiniert? Rücken, Burnout, Herz-Kreislauf-Erkrankungen... Zufriedenheit, echte, tiefe Zufriedenheit mit dem, was ich habe, was ich mache. Das Jagen nach mehr, mehr, mehr ist für mich kein Erfolg. Die Kinder nicht sehen, Partnerschaften die nicht halten können auf Grund vom übertriebenen Streben nach Geld. Das ist für mich kein Erfolg.


KKM

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Mein Kind 1 ist eine ausgezeichnete Musikerin. Spielt 3 Instrumente. Für 2 würde sie problemlos die Aufnahmeprüfung an der Uni bestehen. Musik ist ihr Hobby, ihr Leben, ihre Leidenschaft. Sie sieht aber an ihren Musiklehrern, wie es läuft.... Die selbstständige Klavierlehrerin hat noch einen Minijob als Kirchenmusikerin und unterrichtet an der Grundschule. Sonst erteilt sie Unterricht dann, wenn die Schüler frei haben. Ab 16 Uhr also. Der Kontrabasslehrer hangelt sich von Jahresvertrag zu Jahresvertrag. Stundenanzahl richtet sich nach den Musikschülern, was die buchen. Kann aus gesundheitlichen Gründen keine Konzerte mehr spielen. Ich glaube manchmal, mit Hartz IV hätte er mehr Geld. Die Flötenlehrerin ist reich verheiratet und unterrichtet als Hobby. Zum Glück ist mein Kind so abgeschreckt, dass sie ein duales Studium (Beamtin geh. Dienst) anstrebt und nach der Arbeit ihrem Hobby nachgehen möchte. Die Berufswahl ist so wichtig und man muss sich manchmal aus Vernunftsgründen vom brotlosem Traum verabschieden.


Jomol

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Genau. Geld allein macht nicht glücklich, aber es hilft ungemein...Mein Mann ist verhinderter Pianist, arbeitet einigermaßen glücklich als Naturwissenschaftler. Den möchte ich mir wirklich nicht als verbitterten Klavierlehrer vorstellen, aber zum großen Glück für alle potentiell Beteiligten hat er sich mit 15 anders entschieden. Hoffentlich findet sie etwas, womit sie leben kann. Grüße, Jomol


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Also - wenn es rein um das Schreiben eines Romans geht (Veröffentlichung ist noch mal eine andere Sache) und es wirklich etwas ist, woran ihr Herz hängt (und nicht etwas, was sie rein theoretisch mal tun würde wollen), dann wird sich so oder so die Zeit finden, jeden Tag eine Seite zu schreiben. Oder auch mal nur eine halbe und dann wieder anderthalb. Dann wäre es in einem Jahr getan.


AliceBrownful

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Also ich persönlich bin mit meiner bisherigen beruflichen Laufbahn zufrieden, auch die jahrelange Anstellung in prekären Verhältnissen hat mir wichtige Erfahrungen gebracht. Ich hatte auch schon kurze Phasen in meinem Leben, wo ich mir keine drei Mahlzeiten pro Tag leisten konnte, weil ich zu stolz war, um ALGII zu beantragen. Wenn ich dazu noch meine biografischen Voraussetzungen mit einbeziehe, würde ich mich als ziemlich erfolgreich einordnen, gemessen an meinen Maßstäben. Trotzdem ändert das ja nichts daran, dass wir in einem System leben, das sehr ungleiche Bedingungen und Chancen für alle bereithält, aber suggeriert, dass das nicht der Fall ist. Deshalb bin ich auch in diesen Diskussionen immer so hartnäckig, weil ich denke, dass man nur so ein Bewusstsein dafür schaffen kann. Dinge können sich ändern, wie man ja an Themen wie Frauenwahlrecht, dem Recht auf gewaltfreie Erziehung, etc. sieht. Das wäre auch lange Zeit nicht denkbar gewesen. Und ich denke, dass es wichtig ist, dass man sich bewusst wird, wie privilegiert man ist und das das einfach nicht der eigene Verdienst ist. Dazu empfehle ich mal folgenden Test zu machen: https://www.buzzfeed.com/de/regajha/wie-privilegiert-bist-du


tonib

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Ich hatte den Beitrag von Frau Raether, die sonst hauptsächlich Kochrezepte schreibt, letzte Woche schon gelesen - in einigen Punkten hat sie meiner Meinung nach recht, das sehe ich auch bei meinen Mitarbeiterinnen, die - allesamt hochqualifiziert - wundersamerweise für die Kinder zuständig sind, während die Gatten ihren viel wichtigeren Jobs nachgehen. Richtig ist auch, dass überarbeitete Eltern kaum Zeit und Nerven zum Protestieren haben (obwohl es bei den Impfgegnern ja immer noch dafür reicht :-)). Eine der ewigen Erkenntnisse aus meinem jahrelangen Einsatz für die Förderung von Frauen ist "Wichtig ist, was einflussreiche Männer für wichtig halten". Es braucht einen kritischen Anteil an Frauen - und auch Männern, die sind ja auch nicht immer einer Meinung - die dagegenhalten, damit sich etwas ändert. Trotzdem bin ich nicht für das krasse Gegenüberstellen von Männern und Frauen, häufig verlaufen die Bruchstellen ganz anders, nämlich zwischen Eltern und Kinderlosen, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwischen Gutverdienern und Niedriglöhnern, zwischen Berufstätigen und Rentnern, zwischen Alten und Jungen, usw.... Was ich allerdings immer nicht verstehe, - und da ist Frau Raether eben typisch Prenzlauer Berg, gutversorgt gesellschaftskritisch - , ist diese kapitalismuskritische Unterscheidung zwischen "Wirtschaft" und "Gesellschaft" - so als ginge das eine ohne das andere. Es gibt übrigens auch Frauen in der deutschen Wirtschaft, und Frauen profitieren auch im großen Stil von der deutschen Wirtschaft, die ihnen das schöne Leben möglich macht. Und dann gibt es natürlich auch viele Männer, die in Schlachthäusern arbeiten, die Pakete zustellen, die LKW fahren und dafür viel zu wenig Geld bekommen. Viel schlimmer finde ich ehrlich gesagt, wie die Bildung unserer Kinder ein Kollateralschaden ist, und die Schwächen im Schulsystem, die offenbart und wieder nicht gelöst werden, - die Testergebnisse werden immer schlechter - aber das führt vielleicht wieder ein bisschen vom Thema weg.


Korya

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Ich tue mich ein wenig schwer mit solchen Artikeln. Ganz grob gesprochen, ist der Mechanismus einfach: Der moderne Durchschnittsmensch arbeitet tagsüber in der Firma und schläft abends bei sich zuhause. Das tut er erst einmal unabhängig davon, ob er Single, Mann oder Frau ist. Natürlich ist es dabei bis zu einem gewissen Punkt systemrelevant, dass man sich zuhause wohl fühlt, und hier Energie tankt, um weiter zu machen. Fühlt man sich zuhause nicht wohl, zieht man aus oder um. Fühlt man sich auf der Arbeit nicht wohl, wechselt man den Job. Allerdings scheint mir manchmal hauptsächlich in Deutschland (basierend auf dem Nachhall des traditionellen Diktums, Kinder brauchten anfangs jahrelang am besten nur ihre Mutter) der Gegenpol zur Wirtschaft nicht das Nicht-Wirtschaften ist, sondern die Frau. Ist wir deutschen Frauen (immer im Verständnis der ganz groben Generalisierung) nicht selbst schuld an unserer Misere? Die allermeisten damals großspurig von Gleichheit faselnden Kommilitonen meiner Unizeit waren die allerersten, die sich selbst in dem Moment völlig selbstverständlich zur alleinigen Verantworlichen im Haushalt machten, kaum dass sie mit einem männlichen Gegenpart zusammen unter ein Dach zogen. Wie machen es denn lesbische Paare? Wird da auch eine zu Beginn der Beziehung zur Sklavin erklärt und spielt mit glücklichem Lächeln ihren Part bis dass der Tod sie scheidet? Und wenn nicht- warum nicht, und kann man nicht dieselben Gründe auf das gemischte Paar übertragen, wenn man nur wollte? Im Artikel verwundert sich die Autorin darüber, dass die Frauen keine Partei gründen, um ihre Interessen zu vertreten. Ja, warum tun wir es nicht, wenn es uns so wichtig ist? Warum stampfen wir nicht, sobald wir mit unserem Traumpartner zusammenziehen, und noch einmal, wenn wir schwanger sind, mit dem Fuss auf und setzen die Regeln für den Rest des Zusammenlebens? Damit zu kommen, weil uns die Corona-Krise übermäßig fordert, und uns ansonsten leise murrend ins Schicksal zu fügen, ist ein bisschen billig. Um nachhaltig etwas zu ändern, müssen wir uns entweder zum "Kampf" entscheiden, wenn es uns wirklich so wichtig ist, oder die Klappe halten und uns fügen, denn bisher war uns das Thema ja auch nicht wichtig genug, um die Lebensbedingungen z.B. einer belgischen, dänischen oder you-name-it Frau zu erreichen - Beispiele, dass es anders geht, gibt es um uns herum ja zuhauf. LG Katia


sun1024

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Schade, dass hier nach Geschlechtern unterschieden wird. Dass Problem ist ja nicht abhängig davon, ob man eine Vagina hat, sondern davon, ob man hauptsächliche Bezugsperson für Kinder ist. Ein Mann, der dies ist, hat genau die gleichen Probleme wie eine Frau. Der Arbeitgeber findet auch bei ihm Elternzeit und Teilzeit doof, er hat es auch schwer, Home Schooling und Home Office unter einen Hut zu bringen, er muss auch mit Kinderkrankheiten jonglieren etc. Auch wenn es in der Rolle derzeit deutlich mehr Frauen als Männer gibt, finde ich es falsch, das am Geschlecht fest zu machen. LG sun


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von sun1024

Es ist die Struktur, die da hinter steckt, die jetzt zur Corona-Pandemie wieder verfestigt wird und uns Jahrzehnte zurück wirft. Den einzelnen Mann (und Vater) sollte das nicht weiter kümmern, genauso, wie es mich eigentlich nicht kümmern sollte, das gerade die jungen Mütter massiv im Betreuungsdilemma stecken.


Leewja

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TZ und Kinderbetreuung oder ganz zuhause bleiben. und solange wir das als unerstrebenswert und "Niederlage" sehen, warum sollten Männer es dann machen wollen? Es hat ja auch sehr vielpositives und schönes und erfreuliches. Und ich hoffe, meinen Sohn so zu erziehen, dass er eben AUCH Feminist ist und für Gleichberechtigung kämpft, und das beinhaltet auch sein Recht, seien Kinder mit groß zu ziehen, ohne das irgendein depperter Chef ihm sagt "dann werden Se hier aber nix!"- allerdings beinhaltete es auch, dass er bei einem anspruchsvollen Job verdammt nochmal sein bestes gibt, anfangs und ohne Kinder zur Not auch 16h.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Dafür braucht es aber mehr Feministen. Und gerade jetzt ist es ganz schwer, den Feminismus auch durchzusetzen. gehen wir doch mal kurz zu meinem Mann, klassischer Facharbeiter in Schichtdienst. Jahrzehntelang war die Schichtarbeit nicht aufzubrechen. Die Maschinen haben so zu laufen und damit basta. Nun kommt Corona und plötzlich geht es mit dem Aufbrechen der Schichtarbeit doch. damit sich die schichten nicht begegnen, ist im Übergang eine halbe Stunde Pause. Es geht also doch, wenn man(n) will (damit meine ich jetzt nicht die Facharbeiter). Aber sobald Corona, das ja die Wirtschaftlichkeit von Mensch und Maschine auf eine andere Art und Weise bedroht, für beendet erklärt wird, wird auch diese Firma wieder auf das Drei-Schicht-System bestehen, ohne halbe Stunde "Pause" der Maschinen. natürlich geht es nicht überall, aber da mal drüber nachdenken muss nicht sein.


Petra28

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...wäre vielleicht lieber daheim. Aber ab einem gewissen Punkt geht das ja dann nicht mehr.


Leewja

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man kann ja inzwischen auch ohne "Grund", oder?


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Ich meinte eher, weil er der Hauptverdiener ist und man sich dann schon ab einem gewissen Alter an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt hat. Umgekehrt wäre die Partnerin vielleicht nicht mehr gern daheim, kann aber nach Jahren Teilzeit auch nicht mehr so viele Brötchen heimbringen, wie zu diesem Zeitpunkt der Mann. Hinzu kommt vielleicht ein Heim, was noch abbezahlt werden muss, Kinder die irgendwo teuer studieren wollen etc...


Leewja

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Antwort auf Beitrag von Petra28

mit rein und ist einer der gründe, warum ich nur das erste Jahr zuhause war (und das hat mir keinen Spaß gemacht)


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Manchmal weiß man es vorher nicht. Mir macht eine Mischung aus allem Spaß, die große Karriere habe ich frühzeitig ausgeschlossen, weil ich Kinder wollte und nicht nur das erste Jahr zu Hause sein wollte. Ich war dann selbständig zu Hause, alleinerziehend, tagsüber Kinder, nachts die Arbeit, so hatte ich das nicht geplant, jahrelang auf dem Zahnfleisch gehend. Mein Mann wollte eigene Kinder, hatte aber zwischendurch so viel Arbeit, dass er darauf verzichtet hat, weil er auch Zeit mit ihnen verbringen wollte und später haben wir uns dann in die Augen geschaut und beschlossen, keine gemeinsamen haben zu wollen, nicht noch einmal von vorn anfangen zu wollen. Vieles ergibt sich aus dem Leben, da kann man vorher noch so viel geplant haben.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Petra28

ein Kind bereit, auch jetzt noch - aber nur, wenn mein Mann den ganzen Teil mit wickeln, baden, füttern, schlaflose Nächte, Krabbelgruppen, Spielplätze, Elternabende etc. übernehmen würde. Ich brauche das nicht nochmal, er hatte es noch nicht und irgendwie, naja, will er es auch nicht mehr haben, obwohl er wirklich total gut mit Kindern klar kommt und schon fremde Kindergeburtstage verschoben wurden, nur, damit er auch dabei sein konnte.


Mitglied inaktiv

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https://pinkstinks.de/fiese-geldgeile-muetter/ Mit dem Pro und Contra des Aufrechnens. Wobei ich das auch als Provokation sehe, um auf den Missstand, das Care-Arbeit als "Menschenliebe" gesehen wird, den man nicht wirklich bezahlen muss, hinweist.


Mitglied inaktiv

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Guter Artikel, danke. Zum Teil auch zutreffend schon allein deswegen, weil viele Männer keine Ahnung von Kindererziehung haben, wenn sie noch nicht Vater geworden sind oder mehr durch Abwesenheit glänzen. Oder auch durch den Umstand, dass Väter weniger aufopfernd an das Thema rangehen. Wo ist das Problem, dass auch ein vierjähriger mal ne Stunde still sein soll? sagt der Vater, schließlich ist es wichtiger, dass ich mit meinem Job Geld verdiene als mit Junior Lego spiele. Wo wir Mütter denken : ohje, das arme Kind wird in seiner Entwicklung gebremst, psychologisch verstört, wenn ich mich nicht sofort kümmere (ja, ich bin auch so eine... leider!) Also hat Erziehung für Männer per se nicht denselben Stellenwert. Kein Wunder also, dass der Rektor die Lehrerin auffordert, ihr zweijähriges doch einfach mit in den Unterricht zu bringen, wenn Oma/Opa nicht klappt und es noch keine andere Betreuung gibt (hier im Süden... ihr wisst schon;-) Ja wo ist das Problem? Soll der Fratz halt 3 h danebensitzen. Übrigens aus eigener Erfahrung... das klappt bei den Männern auch häufig viel besser. Weil die Kinder wissen, der springt nicht gleich wenn ich rufe. Ich bin nicht seine Prio 1... Aber er sind nicht nur die Arbeitgeber/die Wirtschaftsbosse die so denken. Bei uns dürfen Mitarbeiter, die ein Kinderbetreuungsproblem gaben, weiter im HO bleiben. Also die meisten Frauen zwischen 30 und 40. Jetzt blieb ein Kollege auch daheim, Vater von 3 Kindern. Frau geht arbeiten, kann kein HO machen. Wer hat am lautesten erst mal geschimpft? Die Ü50 Kollegin. Ja was das denn soll. Die armen Kinder... mh Dem AG ist es hier völlig egal, ob Vater oder Mutter ins HO geht, das sind die Familien selbst, die es größtenteils so regeln, dass die Mutter die Doppelbelastung hat. Welche Mutter mit Herz überlässt schon dem Vater die Erziehung Jaaa, ich weiss, es gibt auch ganz tolle Daddys, gerade die neuere Generation ist da ganz anders... aber ich glaub wir brauchen nochmal ne Generation ... oder zwei.... bis das klappt. Zumindest hier bei uns.


Leewja

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ich gebe aber zu, dass mein Kind tatsächlich NICHT jederzeit an erster Stelle steht (außer als Baby, aber schon ab dem laufalter musste er auch mal warten). Ich hab immer drauf bestanden, alleine aufs Klo zu gehen, mal zeit für mich zu haben oder sagen zu können "ich mag gerade nicht über Pokemon reden, du musst jetzt mal ne halbe Stunde alleine spielen und Langweile ist gut für die Synapsen". Ich weiß aber auch, dass natürlich kein Kind einen Schaden davon trägt, wenn es nicht 24/7 die 100%ige Aufmerksamkeit und Zuwendung seiner Mutter bekommt (eher bekommt es einen, wenn das so ist...) Und mein Mann hat schon immer seinen teil gemacht, er hat gewickelt, gebadete, rumgetragen, erzogen, Späßchen gemacht, getobt, Kotze weggewischt, immer schon die komplette Morgenroutine übernommen und wenn ich 24h Dienst hatte, natürlich den kompletten tag, er war bei TaMu, Kindergarten dun Schule immer genauso oder mehr involviert als ich, er ist nicht zuletzt deswegen, weil er ein engagierter Vater ist, überhaupt noch mein Mann:) Ich schätze das an ihm.


cube

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Eigentlich fängt das Dilemma schon damit an, dass es idR die Frauen sind, die den Bärenanteil an EZ nehmen. Und damit ist oft der Grundstein zum Thema "wer betreut hauptsächlich" gelegt. Das zieht sich dann halt durch. Auch wenn Mutti nach der EZ wieder VZ arbeiten geht ist sie eben diejenige, deren Rolle als Hauptbetreuungsperson gesetzt ist. Und eben verstärkt, wenn der Mann bzgl. Kita-Zeiten eben nicht entsprechend Arbeitszeiten legen kann oder gar reduzieren (da hat der AG ja nun auch noch mitzureden) und eben wieder die Mutter diejenige ist, die dann im Zweifel nach der EZ in TZ/mit reduzierten Stunden arbeitet. In unserer Gesellschaft ist diese Gleichberechtigung der Elternteile einfach nicht wirklich so angenommen wie zB in den skandinavischen Ländern. Der Mann, der bei uns in TZ arbeitet wegen der Kinder wird doch oft noch belächelt von seinen Kollegen - oder ist jemand, der eben "wohl keine Karriere mehr machen will" oder "da verdient deine Frau wohl mehr als du, was?" Das beide ein bisschen reduzieren und eben gleichmäßig in die Betreuung eingebunden sind, ist in Dtl einfach kein Modell, das vorurteilfrei / ohne Schubladendenken existiert. Das ist auch nicht sooo verwunderlich: als ich Kind war, kam erst das Gesetz, das Frauen einen Job ermöglichte ohne Zustimmung des Ehemannes. Das war tatsächlich erst in den 70ern! Heißt, unsere Generation der "späten Mütter" ist eigentlich noch mit einem traditionellen Rollenbild aufgewachsen. Zwar brach dies da langsam auf - normal war es aber noch nicht, das die Frau genau so arbeiten geht, Karriere machen darf wie ihr Mann. Vielleicht sind wir auch deswegen noch eher bereit, zurück zu stecken. Tief in uns drin ist das etwas, was wir (unbewusst) aus unserer Kindheit kennen.


Mitglied inaktiv

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Du hast den leichten ironischen Unterton schon "gehört" bei dem Satz mit dem Mutterherz, gelle? Wobei ich für mich gestehen muss, das hätte vermutlich nicht funktioniert , mein Mann mit den kleinen Kindern. Ich hab Rotz und Wasser geheult, als ich ihn EINMAL mit den ersten zweien (4 und 2 damals) für 2 Tage allein lassen musste, weil ich geschäftlich unterwegs war. Sie gaben es aber iiirgendwie überlebt Er kann jetzt ganz gut mit ihnen, seid sie älter sind. Kann aber schon auch daran liegen, dass ich nicht loslassen konnte (hatte eh schon ein peneteantes schlechtes Gewissen, weil unter den ersten im Ort war, die ihr Kind unter 3 Jahren fremdbetreuen ließ (Tagesmutter). Schande über mich karrieregeile Rabenmutter)


Mitglied inaktiv

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Ach Gott... wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten...seit... natürlich usw.


Felica

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Also ich überlasse meinen Mann gerne auch seinen Teil. Hier war Plan B bzw ist Plan B der, das wenn Kind nicht ab August zur Kinderbetreuung kann, der Papa einspringt. Wo ist da das Problem?


Shanalou

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Interessant. Bei uns ist es eigentlich ganz klassisch. Er 100-120% , ich 40-50% Arbeiten. Das liegt in erster Linie am Verdienst und meiner beruflichen Flexibilität. Jetzt ist es genauso, mit dem Unterschied, dass er zwei Tage im Homeoffice ist, während ich arbeite. Wir haben noch den Vorteil, dass ich eine lange Mittagspause habe und dann mich an den Tagen auch beteiligen kann. Sonst läuft das so ab, dass ich den Essensplan mache und einkaufe und er kocht und ich helfe, wenn ich zu Hause bin. An den Wochenenden kauft er ein und wir wechseln beim kochen ab. Ich würde sagen, dass ich die Managerin bin und die Arbeiten verteile und auch daran erinnere. Ich mache nicht alles selbst! Er muss schon immer auch die Kinder betreuen, was am besten klappt, wenn ich weg bin. Organisatorisch hat er aber nicht den Überblick.


Finale

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Ich kann nur für mich sprechen. Habe 3 Jahre Eltern Zeit genommen und arbeite jetzt seit fast 10 Jahren 20 Stunden. Alles was mit meiner Tochter zu tun hat, mache ich fast zu 100 Prozent. Ich wollte immer lieber Zeit mit ihr verbringen als den ganzen Tag im Buero zu sitzen. Auch jetzt ist es angenehmerMein Mann hat die groessere Karriere gemacht, ich glaube nicht, dass sein Leben selbstbestimmter ist. Klar habe ich weniger Rente, wobei ich selbst mit Teilzeit ganz gut verdiene. Wenn ich genügend Geld haette, Lottogewinn o. ä. wuerde ich sofort kündigen. Dass ich immer zu fast hundert Prozent fürs Kind zuständig war, hat auch viele Vorteile, ich habe nämlich auch die Entscheidungen, wie Kindergärten, Impfen, Schule ganz allein entschieden, ich glaube viele meinen, ich bin allein erziehend. Waere auch im Trennungsfall besser gewesen, da mein Mann das Wechselmodell, falls er ueberhaupt Interesse gehabt haette, wohl schwer bekommen haette.


Leewja

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Antwort auf Beitrag von Finale

einen quasi nicht involvierten Vater dabei zu haben....für mich wäre das ein trennungsgrund.


Felica

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Da unterschreibe ich mal. Wäre auch nicht meine Traum-Partnerschaft. Aber wenn es ihr gefällt, alles super. Ich muss den Mann ja nicht nehmen. Nur wie gesagt, dann darf man sich halt auch nicht beschweren. Das ist das was ich eben vielen Frauen ankreide. Sich selbst das Nest so herrichten und dann jammern.


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Ich auch nicht! Das wäre/ist für mich keine Partnerschaft. (M)ein Mann ist doch nicht nur (m)ein Besamer und danach hat er mit den Kindern nichts mehr zu schaffen. Kinder brauchen doch auch einen Vater und zwar einen, der nicht nur ab und an körperlich anwesend ist, sondern sich auch einbringt und zwar nicht nur mal ein halbes Stündchen am Wochenende oder im Urlaub!


Finale

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Antwort auf Beitrag von Leewja

Wir machen sehr viel als Familie. Mein Mann hat natürlich auch mal gewickelt oder ist eine Runde mit ihr los. Er hat ihr Radfahren beigebracht und war auch schon beim Basteln. Er war aber nie auf einem Elternabend oder beim Kinderarzt. Er hat sich weder Kindergarten oder Schulen angesehen. Mein Mann hat ja einen mittlerweile erwachsenen Sohn aus einer früheren Beziehung, den er fast ab Geburt jedes zweite Wochenende hatte, auch da hat er viel mit dem Jungen gemacht, aber das Organisatorische hat ihn auch da nie interessiert bzw. interessieren müssen. Auch da war die Mutter wahrscheinlich froh.


Leena

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Andererseits merke ich auch an mir selber, wenn schnell wir in eine relativ klassische Rollenverteilung geraten sind. Da gehört dann schon einiges zu, das wieder zu verschieben, und in einer Ausnahmesituation, die eh schon Zeit und Nerven frisst, ist das erst recht nicht leicht, im Gegenteil... Bei uns ist es halt auch die "klassische Geschichte": Als wir uns kennengelernt haben, haben wir beide voll gearbeitet, meine Tochter war damals ganztags im Kindergarten. Er hat nicht so sehr viel mehr verdient als ich damals. Dann sind wir zusammen gezogen. Ich war schwanger, also hat mein Mann damals im Haushalt ordentlich mit angepackt. Dann kam Kind2, ich habe ein halbes Jahr Erziehungsurlaub genommen und danach wieder Teilzeit gearbeitet. Und da hatte ich dann schon auch den "Ehrgeiz", wenn ich schon nur Teilzeit arbeite, auch den Großteil an Hausarbeit zu erledigen. Dann kam Kind3, da bin ich ein ganzes Jahr zuhause geblieben und hatte erst recht den Ehrgeiz, wenn ich mich schon "durchfüttern" lasse, den Teil mit Haushalt und Kindern im Wesentlichen selbst wuppen zu können. Irgendwann kam dann Kind4, ich habe meine Teilzeit dann wieder "abgestockt", Hausarbeit und Kinder waren immer noch vorrangig, aber nicht nur, meine Zuständigkeit. Vor allem Alltagsplanung, Termine etc. war halt mein Metier. Als ich dann wieder meine Zeiten aufgestockt habe, fehlten mir die Stunden natürlich im Haushalt, aber dann was an den eingespielten Mustern zu ändern, finde ich alles andere als einfach. Mittlerweile verdient mein Mann (zwischendurch den AG gewechselt, guten AT-Vertrag, Gehaltssteigerungen, von denen ich im ÖD nicht mal träumen kann) in der doppelten Zeit das dreifache Geld von mir. Und ein gewisser Lebensstil ist ja auch durchaus angenehm, man gewöhnt sich... Klar fällt es dann nicht leicht, was zu ändern, was dann quasi - aufs Familieneinkommen bezogen - auch noch Geld kosten würde... Bei uns ist es halt auch so, dass sich für mich - durch Schulschließungen, Homeschooling, keine Betreuung fürs Grundschulkind mehr etc., dazu noch ein Enkel, das nicht mehr zu Tagesmutter gehen kann - effektiv sehr viel mehr geändert hat als für meinen Mann. Klar finde ich das doof. Aber klar bin ich auch selber schuld, weil es sich eben - quasi im Laufe der letzten 20 Jahre - so "dahin entwickelt" hat. Wenn ich mehr Zeit für meine Arbeit eingefordert hätte (um echte Karriere machen zu können), wäre es sicherlich anders gekommen. Ich glaube, unsere Beziehung hätte das verkraftet. Allerdings hätten wir dann mit Sicherheit nicht vier Kinder. Wobei - für die Quadratur des Kreises fühle bei uns wohl eher ich mich zuständig als mein Mann. :-)


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Leena

auf die Hosen (die Flicken hatten oder so) angesprochen wurdest, von wegen Vernachlässigung... Wahrscheinlich wäre dein Mann a) gar nicht darauf angesprochen worden und b) hätte es ihn vermutlich gar nicht gestört. Das mit der Quadratur des Kreises wird wohl stimmen. :-)


Leena

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Die Erzieherin vom Hort und die stellvertretende Hortleitung hatten mich damals bei Kind2 kurzfristig "vorgeladen", um mir mitzuteilen, dass sie wegen der regelmäßig dreckigen Hosen meines Nachwuchses Meldung ans Jugendamt wegen Kindeswohlgefährdung gemacht hatten. Dass ich da dann gefühlt erstmal an der Spitze der nächsten erreichbaren Palm hing, hat nun genau gar nichts mit irgendeiner "Quadratur des Kreises" zu tun. Die Meldung ans Jugendamt, so absurd sie war, hat meinen Mann übrigens auch durchaus gestört. Aber ja, ich wurde angesprochen, nicht mein Mann, weil ich damals fürs Abholen aus dem Hort zuständig war. Die Hosen waren dreckig und teilweise gerissen, weil Kind2 damals noch in jeder freien Minute Fußball spielte und man das seinen Hosen auch ansah, ich aber nicht den Ehrgeiz hatte, ihm jeden Morgen eine frischgewaschene neue Hose rauszulegen, die dann bis zum Hort nach der Schule schon wieder genauso fleckig und gerupft gewesen wäre wie die alten Lieblingshosen. Für mich völlig verschwendete Liebesmüh...


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Leena

...dass man es dir als Mutter extra noch schwer gemacht hat, mit völlig überzogenen Erwartungen, während man den immer abholenden Vater vielleicht noch bedauert hätte...


Korya

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Antwort auf Beitrag von Leena

Das Verhalten ist echt schockierend. Wobei ich meine glaub ich nie mit zerrissenen Hosen hin geschickt habe. Aber nicht immer raus geputzt, und wenn die Hose nun nicht starrte vor Dreck, wurde sie auch nochmal angezogen. Krass, dass sie gar nicht versucht haben, erstmal mit dir zu reden, wenn sie schon Sorge ums Kindwohl haben... Bei uns bin ich auch fürs Klamottenwaschen zuständig :-) Aber wir definieren zum Glück beide nicht unsere Seelenruhe über herausgeputzte Prinzen und Prinzessinnen.


Leena

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Ah, okay, ja, damit könntest Du durchaus Recht haben. Väter, die sich in irgendeiner Form einbringen, bekommen ja teilweise gerne einen Heiligenkranz verpasst. Womit wir dann wieder bei den gesellschaftlichen Erwartungen an Mütter und Väter wären, wir leben ja fast alle nicht allein im luftleeren Raum...


kirshinka

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Aber liebe Frauen - wir sind schon auch einigermaßen selbst schuld. - dann nehmt halt eure Männer in die Pflicht, anstatt immer Entschuldigungen dafür zu finden, warum die armen Männer grade nicht können - dann sucht euch Ausbildungen und Jobs in denen ihr anständig verdient, damit das alte „aber mein Mann verdient doppelt soviel wie ich...“ Gejammere aufhört - dann gibt’s nämlich irgendwann faire Teilung bei der Kinderbetreuung und geteilte Teilzeit.... Ich empfehle immer wieder gerne das tolle Buch von Bascha Mika : die Feigheit der Frauen!