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Die Infektionen sinken kontinuierlich, die Gesundheitsämter hinken hinterher

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Die Infektionen sinken kontinuierlich, die Gesundheitsämter hinken hinterher

Atombiene

Erst mal eine gute Nachricht: trotz zahlreicher Lockerungen sinken die täglichen Fallzahlen der Neuinfektionen kontinuierlich. Gemäß Angaben der John Hopkins Universität lagen die durchschnittlichen Neuinfektionen im Zeitraum vom 4. Mai bis einschließlich 14. Mai bei rund 812 pro Tag. Die niedrigsten Werte lagen bei 380, die höchsten Werte bei 1300 pro Tag. Der Trend geht eindeutig nach unten und bewegt sich in einem moderaten Bereich. Ich finde diese positive Entwicklung spitze und freue mich sehr darüber. Dennoch oder gerade deswegen beschäftigt mich vermehrt in diesem Zusammenhang der Umgang unserer Bundesregierung und der Landesregierungen mit dieser Pandemie, wobei ich hier gar nicht auf die Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit der Maßnahmen im Rahmen des Lockdowns eingehen möchte. Ich bin vorhin auf das Ergebnis einer Umfrage von NDR- und WDR-Journalisten gestoßen und bin doch sehr verwundert darüber, dass unsere Gesundheitsämter nach 9 Wochen keine flächendeckende Nachverfolgung von Infektionsketten gewährleisten können. Noch immer wurden die Ämter nicht ausreichend aufgestockt, noch immer können sie die Vorgaben zur Kontaktnachverfolgung nicht einhalten. Auch werden die identifizierten Kontaktpersonen nicht systematisch getestet. Offenbar testet nur jedes achte Amt enge Kontaktpersonen. Wer näheres dazu lesen möchte, anbei der Link: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/corona-gesundheitsaemter-103.html Ich mache den Gesundheitsämtern keinen Vorwurf. Sie sind personell unterbesetzt, wurden kaputt gespart und arbeiten an ihrer äußersten Belastungsgrenze in 12 Stunden-Schichten. Aber sollte man nicht mittlerweile erkannt haben, dass nur mit konsequenter Nachverfolgung der Kontaktpersonen die Ausbreitung der Epidemie wieder in den Griff zu bekommen ist? Sollte das nicht oberstes Ziel unserer Regierung sein? Ich finde es tatsächlich sehr skandalös, wie hier agiert wird. In dem oben genannten Artikel kamen auch wieder die Testkapazitäten zur Sprache. Etwas, das hier ja schon vermehrt diskutiert wurde. So wurden zuletzt 382.000 Covid-Tests in Deutschland pro Woche durchgeführt. Möglich seien in Deutschland aber mehr als eine Million Tests pro Woche. Es scheitert mal wieder am Geld, man ist sich nicht einig, wer die Tests bezahlen solle. Ein Armutszeugnis wie ich finde. Ich kann schon nachvollziehen, dass auf Grund dieser und anderer Tatsachen der Unmut in der Bevölkerung weiter steigt. Ich muss ehrlich gestehen, mich ärgert es ebenfalls. Vielleicht bin ich heute ohnehin schon etwas gereizt, aber viele Maßnahmen werden auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen. Verständlich und richtig. Nur, würde man ordentlich testen und Kontaktpersonen nachverfolgen, so könnte man viel schneller zur Normalität zurückkehren, den Virus eindämmen oder gar ausmerzen und Millionen von Menschen entlasten sowie ihnen ein Stück weit ihre Existenzängste nehmen. Ich möchte hier nicht weiter ausholen, aber die soziale und wirtschaftliche Entwicklung, die Rezession, in der sich Deutschland bereits jetzt schon befindet, bereiten mir Sorgen. Schlimm, wenn dies wenigstens zum Teil hätte verhindert werden können. Sorry für den langen Text. Aber ausnahmsweise habe ich heute Abend mal Zeit :)


hgmeier

Antwort auf Beitrag von Atombiene

>>> Ich mache den Gesundheitsämtern keinen Vorwurf. Sie sind personell unterbesetzt, wurden kaputt gespart und arbeiten an ihrer äußersten Belastungsgrenze in 12 Stunden-Schichten. 12-Stunden-Schichten in Gesundheitsämtern?


HeyDu!

Antwort auf Beitrag von hgmeier

Ja natürlich! Lache woanders weiter!


mutti6

Antwort auf Beitrag von HeyDu!

Woher sollen die Gesundheitsämter denn auch das Personal nehmen, es wurde jahrelang gespart, viel zu wenig ausgebildet, meine Chefin wurde gefragt, ob sie im Gesundheitsamt aushelfen kann, dann hätte sie aber die Praxis schließen müssen und würde in der Patientenversorgung fehlen. Das wir Jahre dauern die Defizite auszugleichen, das Problem ist ja nicht erst seit heute bekannt.


hgmeier

Antwort auf Beitrag von HeyDu!

Also unser Gesundheitsamt arbeitet mit Sicherheit nicht in 12-h Schichten und auch nicht ausgeprägt in größerem Umfang.


pflaumenbaum

Antwort auf Beitrag von HeyDu!

Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass in Behörden mehr als notwendig gearbeitet wird... Sorry


Sille74

Antwort auf Beitrag von pflaumenbaum

Schließlich IST es jetzt ja notwendig und zusätzliches Personal wächst ja nicht auf den Bäumen. Diese Vorstellung vom "Beamten" (in Wirklichkeit handelt es sich ohnehin oft inzwischen um Angestellte des ÖD auf den Ämtern), der mit der Kaffeetasse da hockt, ab und zu mal lustlos irgendwo einem Stempel auf ein Formular haut und um Punkt 16 Uhr (wenn er um 8 Uhr zum Dienst erschienen ist) seinen Bleistift hinlegt, den er aber sowieso nur im elektrischen Spitzer mit Hingabe dauerspitzt, ist doch lächerlich! Natürlich mag es ansatzweise solche geben, aber solche Kollegen gibt es auch in der freien Wirtschaft. In beiden Bereichen macht man damit keine Karriere (nein, auch nicht beim Staat), aber das wollen die ja auch nicht unbedingt Und P.S.: Nein, ich bin keine Beamtin, nicht einmal im öffentlichen Dienst ... Habe aber schon in Privatunternehmen gearbeitet, die durchaus erfolgreich waren, da kann ich njr sagen: wenn der Staat so arbeiten würde ...


Sonnenkäferchen

Antwort auf Beitrag von hgmeier

12 Stunden sind zu wenig, bis zu 14 Stunden. Am Wochenende und den Feiertagen übrigens auch. Zumindest in den Zeiten, als es viele Infizierte gab. Bei positiven Testergebnissen wird sofort gehandelt, Quarantäne mündlich ausgesprochen, Kontaktpersonen erfragt, abtelefoniert und ggf auch Quarantänen ausgesprochen. Da ist es egal, was für ein Tag ist. Testergebnisse kommen übrigens meistens erst nach 16 Uhr an. Also nichts mit Dienstende am Nachmittag. Was denkt ihr, dass wir da sitzen und Löcher in die Luft starren? Es gibt viel zu wenig Mitarbeiter in den Hygiene-und Umweltabteilungen. Die sind für Infektionserkrankungen zuständig. Vernünftiges Personal wächst nicht auf Bäumen, es ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Und wenn es das nicht gibt, müssen die es stemmen, die da sind. Zum Glück gibt es mittlerweile personelle Unterstützung von anderer Seite.


Trini

Antwort auf Beitrag von Sille74

Kommt immer auf die Region an. Unser Kreis hat noch 5 Infizierte. Insgesamt waren es mal 120. Da wir selbst das zweifelhafte Vergnügen hatten, in Quarantäne zu sein ( Sohn hatte Kontakt mit einer Infizierten), weiß ich sicher, dass die Fürsorge sich auf einen Anruf und einen Brief beschränkte. In anderen Regionen ist das wohl deutlich intensiver. Trini


Sille74

Antwort auf Beitrag von Trini

Aber Ihr wart ja nicht selbst infiziert, oder? Von dem, was ich aus den Medien weiß, besteht mit den Infizierten deutlich mehr Kontakt. Und von der Hingergrundarbeit, also dem Infektionsketten Nachvollziehen, Betroffene Kontaktieren, Abschätzen, ob die zum Test müssen, in vorsorgliche Quarantäne etc., bekommt wir ja nichts mot, ob in Quarantäne gewen oder nicht. Ich denke jedenfalls nicbt, dass auf den Gesundheitsämtern gerade mehrhektlich Dienst nach Vorschrift gemacht wird ...


Mugi0303

Antwort auf Beitrag von Atombiene

Also ich denke auch die arbeiten was sie können aber wenn kein neues Personal kommt ist bei vielen nach 3 Monaten Dauerbelastung auch Schluss. Die Frage ist woher soll das Personal kommen. Ich kann nur sagen damals im März war es hier noch chaotisch. Ich hatte Kontakt zur 6. Infizierten Person hier ist in der Stadt, mich selbst am Samstag gemeldet. Also da war schon am WE besetzt. 3 Tage später wurde ich nochmals angerufen und offiziell mündlich die Quarantäne ausgesprochen, exakt 1 Woche nach Kontakt. Der Bescheid schriftlich drüber kam allerdings erst nochmal 2 wochen später, da war die Quarantäne schon um. Ich wurde aber auch samstags angerufen und und man teilte mir das negative Testergebnis mit. Also ich hatte den Eindruck die arbeiten am Limit, sind aber zu wenige. Wie es jetzt ist weiß ich nicht. Zahlen stagnieren hier. Mugi


MoneSi

Antwort auf Beitrag von Atombiene

Ich verstehe es auch nicht. Es ist doch Personal da. Ich habe jetzt gehört, dass Azubis aus der Finanzverwaltung den Gesundheitsämtern zugeteilt wurden, zumal eine sinnvolle Beschäftigung für sie in der Finanzverwaltung nicht gegeben ist. Ich sehe hier so viel "Freigestellte", gerade Jüngere in Ausbildungsverhältnissen im Öffentlichen Dienst, auch so viel "Freigestellte" von Schulen, Versicherungen usw.. Die gesamten gelenkten Praktikanten müssen zu Hause bleiben (das Warum versteht kein Mensch). Das sind auch keine Deppen, die Schüler haben in zwei Monaten Fachhochschulreife, können also durchaus telefonieren. Selbst 1000 Neuinfizierte pro Tag bundesweit ist machbar bzw. muss machbar sein. Personal ist da, muss nur eingesetzt werden, und würde nach kurzer Einarbeitung auch funktionieren.


Felica

Antwort auf Beitrag von MoneSi

Das liegt an den Zugehörigkeiten. Wenn die Behörde städtisch ist, dürfen dort nur städtische Mitarbeiter beschäftigt werden. Keine vom Kreis. Und umgekehrt.


Felica

Antwort auf Beitrag von Atombiene

Hier wurden Mitarbeiter aus anderen Abteilungen ins Gesundheitsamt versetzt. Unsere Schule ist eine kreisgebundene, wie diese geschlossen wurde, wurden Sekretärinnen usw dann versetzt. Hier steigen die zahlen gerade wieder wegen testung der schlachtbetriebe.