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Charité Intensiv Station 43

Charité Intensiv Station 43

Ani.Me

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Guten Morgen, es wurde hier sicher schon mal empfohlen, aber jedem, der einen Einblick in die Arbeit auf einer Intensivstation gewinnen möchte, kann ich die o.g. Dokumentation des RBB ans Herz legen. (4 Abschnitte à ca. 30 Minuten in der ARD Mediathek) Es ist sachlich, ruhig, echt, es gibt keine Narration, nur die Stimmen der Ärzte, Pfleger, Psychologin und Patienten. Das ist kein Grey’s Anatomy, sondern unsere Medizin. Es zeigt Leiden, Sterben aber auch Überleben und Genesen in unaufgeregten Bildern. Vielleicht hilft es dem ein- oder anderen auch, sich daran zu erinnern, warum wir uns einschränken, wovor wir uns und unsere lieben schützen. Im letzten Abschnitt „Hoffen“ spricht einer der Intensivmediziner darüber, dass er hoffe, dass die Arbeit insbesondere der Pflegenden als Folge der Pandemie künftig anders gewertschätzt wird, hofft auf strukturelle Änderungen. Ich schließe mich seiner Hoffnung an, wenn man hier in diesem Forum mit liest oder in den Kommentarspalten diverser anderer outlets, habe ich eher Sorge, dass gerade das Gegenteil passiert... Bleibt gesund!


Einstein2.0

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Antwort auf Beitrag von Ani.Me

Wie sehr die Arbeit bereits während der Pandemie gewertschätzt wird, kannst du hier täglich eindrucksvoll lesen. Warum sollte sich das ausgerechnet danach ändern? Mal davon abgesehen, dass danach erstmal alles aufgearbeitet werden muss, was man jetzt liegen lässt. Hier ist im Winter ein 48 Jähriger Querdenker an den Folgen der Infektion verstorben. Nachdem er entfiebert hat, hatte er eine Embolie. Die Folge war, dass die Angehörigen Gift und Galle gespuckt haben, die Presse verklagt haben und noch immer der Meinung sind, es war nicht Covid, es war schließlich ne Embolie, das ist was ganz Anderes. Die marschieren weiterhin auf jeder Demo mit und werden immer ausfälliger. Du kannst mit solchen Videos niemanden überzeugen, man erfindet immer hanebüchene Ausreden, weshalb die Tatsachen gar keine sind. Warum und wie man es schafft, sich derart selbst zu belügen, ist mir ein Rätsel! Die betroffenen Pflegekräfte werden nach der Pandemie reihenweise psychisch dekompensieren, denn für Supervisionen etc. ist für solche Leute keine Zeit verfügbar, Geld schon gar nicht. Wir diskutieren hier ausführlich darüber, welchen psychischen Schaden ein Schulkind nimmt, wenn es getestet werden soll, den Kindern wird der Psychoschaden regelrecht eingetrichtert und auf der anderen Seite werden eben Pflegekräfte herabgewürdigt und belächelt, oder sogar die komplette Pandemie verleugnet.


Ani.Me

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Antwort auf Beitrag von Einstein2.0

Meine Empfehlung zu dieser Doku rührt nicht daher, dass ich jemanden „bekehren“ möchte. Die Dokumentation erlaubt Einblicke in eine Welt, die den meisten Menschen verschlossen bleibt. Mein Appell richtet sich an jeden, der von der Gelegenheit Gebrauch machen möchte, diese Welt besuchen zu dürfen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig. Ähnlich wie bei dir, bleibt es mir ein Rätsel, welche Mechanismen in Menschen greifen, dass sie es schaffen, diese Pandemie zu bagatellisieren, verdrängen oder gänzlich zu leugnen. Aber diese Menschen werden sich sicher nicht die Mühe machen, sich zwei Stunden Zeit zu nehmen, um sich mit dem echten Leben zu beschäftigen. Für mich gleicht das dem Phänomen Trump-Wähler. Die meisten, die für Trump gestimmt haben, haben größtenteils gegen ihre eigenen Interessen gestimmt. Ebenso sind es die Menschen, die am lautesten rufen, dass die Wirtschaft zugrunde gehe und Existenzen zerstört werden, die selbst mittelbar dafür verantwortlich sind, dass Lockdown und Schließungen anhalten.


Momvon3

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Antwort auf Beitrag von Einstein2.0

Aber man hat immer die Wahl im Leben: wenn man seinen Job aus welchen Gründen auch immer nicht gerne macht, dann sollte man handeln. Klar macht das den pflegenotstand noch schlimmer, aber genau das wird anderen auch vorgeworfen. Übrigens werden auch andere Branchen viel zu schlecht bezahlt für ihre Leistung. Die stehen nur gerade nicht im Fokus.


Einstein2.0

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Antwort auf Beitrag von Momvon3

Du, vor 25 Jahren war die Intensivpflege noch schön. Man hatte einen hohen Personalschlüssel und im Gegensatz zur Normalstation auch die nötige Zeit sich intensiv (deshalb heißt es ja so) mit dem Patienten zu beschäftigen. Es war immer anspruchsvoll, aber eben ohne Hektik und mit einer GRÜNDLICHEN Pflege. Ich fand meinen Einsatz dort sehr lehrreich und es war damals auch schön, wenn man Erfolge hatte. Soviel zu „man hat die Wahl“. Ich weiß nicht, ob du weißt was es heißt wochenlang mehrere Beatmete zu pflegen, das sind Schwerstkranke, überwiegend adipös und die müssen täglich in Bauchlage und zurück gedreht werden. Wie gesagt, wochenlang und am Ende fährt man sie dann doch in die Leichenhalle und wird öffentlich eher niedergemacht, denn beklatscht. Das war am Anfang, da sah man die noch nicht als den Feind, oder Depp der Nation. Aber wenn man die Wahl hat und das immer wieder als Totschlagargument serviert bekommt, wäre es wohl tatsächlich ratsam, wenn diese Berufsgruppe das Handtuch wirft. Ich würde es tun! Ich meine, wenn es wichtiger ist, die Haare und Nägel schön zu haben, sollte das die logische Konsequenz sein, dann braucht’s ebene keine Intensivstationen mehr und allen wäre geholfen. Ganz bestimmt!


kirshinka

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Einstein danke dir für die ehrlichen Guten Worte!


Muhkuh-87

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Öhm... Findest du echt, dass die Arbeit der (Intensiv) pfleger hier so niedergemacht wird? Einige Kommentare, von den immer gleichen, sind tatsächlich komplett über und müssen nicht sein, aber eigentlich liest man hier doch auch, dass die Leute der Meinung sind, dass die Pflege gerechter entlohnt/geschlüsselt werden muss. In meinem Bekanntenkreis ist es genauso. Die Leute wissen, dass Pfleger (sei es im Krankenhaus oder in der Altenpflege) gerade Höchstleistungen erbringen müssen und das sich dringend etwas ändern muss. Diese Erkenntnis war den Leuten vor Corona zwar schon bewusst, durch Corona wird sie aber irgendwie realer!


Einstein2.0

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Antwort auf Beitrag von Muhkuh-87

Man ist solange solidarisch, solange man sich selbst nicht einschränken muss. Das fasse ich genauso auf. Mal von den ewigen offensichtlichen Stänkereien abgesehen, sind doch so süffisante Kommentare „wir müssen doch Leben retten“, nichts weiter als ein Herabwürdigen!


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Momvon3

Das ist ziemlich relativ,ich schätze mal es liegt daran dass man den Beruf an sich ja gern macht,es sind nur die Umstände unter denen man arbeiten muss die es so schwierig machen. Und bessere Bezahlung hilft halt auch nicht Mein Mann hat nach über 20 Jahren den Fachbereich gewechselt,wissend dass es weniger Geld gibt,bei dem AG gibt es aber so viel besseren Umgang mit Personal Engpässen und mit den persönlichen Ansprüchen des Arbeitnehmers dass es ihm das wert war Ich selber arbeite seit zig Jahren in der häuslichen Pflege, definitiv wesentlich schlechter bezahlt als die Kollegen bei den großen Anbietern(aber das liegt ja nicht wie Herr Spahn immer behauptet am Arbeitgeber,wenn ein kleiner Pflegedienst viel weniger bekommt für jede Verrichtung weil er eben nur ein kleines Licht ist und bei den Verhandlungen keine so hohen Werte erzielen kann wie die großen dann kann dieser Arbeitgeber entweder beim abrechnen betrügen,oder er bezahlt schlechter) Aber ich bin dort so zufrieden,bei uns zählt eben noch nicht jede einzelne Minute,ich darf vernünftige Pflege durchführen,werde vom Arbeitgeber mit kinderfreundlichen Arbeitszeiten unterstützt,und auch jetzt zu Corona zeiten wird alles was geht für uns getan,wir wurden getestet bevor es dafür das Geld zurück gab,wir hatten immer Schutzkleidung......meine Chefin tut alles was geht für uns,und wenn es bei uns hart auf hart kommt dann fährt sie auch mal selber raus. Da ich das auch anders kenne bin ich super zufrieden so wie es ist. Und den Pflegekräften zu raten dann doch den Job zu wechseln ist auch eher ungünstig,seit Spahns Offensive mehr Personal zu beschaffen ist die Zahl um weitere 9000 gesunken anstatt zu steigen,wenn man nicht zukünftig die Beatmung durch den technischen Dienst oder die Reinigungskraft überwacht haben möchte . Ich bin dankbar um jeden der das weiterhin macht (das war bei mir der Fachbereich für den ich selber zu "sensibel" bin,ich würde das psychisch nicht verkraften und ziehe meinen Hut vor jedem der das schafft.


schlack

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Antwort auf Beitrag von Einstein2.0

Du hast so Recht! Ich habe vor 20 Jahren angefangen zu lernen, es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich habe meinen Job sehr gern gemacht. Mittlerweile sind die Patienten mehr, älter und kränker geworden und die Besetzung der Pfleger hat sich minimiert. Gleichzeitig ist ist der bürokratische Aufwand immensen gestiegen. Eine Schicht im Krankenhaus ist mittlerweile eine Art Hochleistungssport Einheit, nach der Schicht bist du völlig kaputt. Oft ohne Mahlzeit, zwischendurch einen schnellen Kaffee und ein Toiletten Gang, bei der PC Dokumentation wird nebenbei schnell ein Brötchen rein geschoben. Ruhezeiten zwischen den Schichten können nicht mehr eingehalten werden durch Personal Mangel, man arbeitet mehr Tage am Stück als erlaubt und im spärlichen Frei hat man Angst, dass das Telefon wieder klingelt und man zum Einspringen beordert wird. Krankenhäuser sollen Gewinn bringen, wir müssen schwarze Zahlen schreiben. Was weder von Feuerwache noch von Polizei Revier erwartet wird. Warum dann Krankenhäuser? Seit vielen Jahren schlägt die Pflege Alarm, niemand hat es hören wollen. Nun hört man es, aber es wird genickt, am Balkon geklatscht und dann untätig die Hände in den Schoß gelegt. Es fehlt Personal an allen Ecken und Enden, was zu noch mehr Überlastung des restlichen Personal führt. Statt nachhaltige Lösungen zu suchen, werden schnell Pfleger aus dem Ausland geholt. Was gut ist, aber eine große sprachliche Barriere besteht und viele wieder in ihr Heimatland zurück kehren. Das Geschrei der Bevölkerung, wenn alle Pfleger das viel beschworene "man hat die Wahl" Durchziehen würde, wäre enorm. Man wird jetzt schon von Angehörigen und Patienten beschimpft, weil sie länger auf die Schwester warten mussten, weil mal wieder eine Schwester für 40 Patienten allein zuständig ist.


Luna Sophie

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Antwort auf Beitrag von Einstein2.0

Ich gebe dir Recht. Damals nach der Schule haben sich viele für soziale Berufe entschieden. Zu manchen habe ich keinen Kontakt mehr. Aber keiner der damals in einen Pflegebereich ging, arbeitet noch dort. Und es waren nicht die eigenen Kinder, die Grund für den Berufsausstieg und Umstieg waren. Alle sind in den letzten 5 Jahren ausgestiegen. Alle sagten, die Arbeitsbedingungen sind nicht mehr aushaltbar. Das oft genannte selbst ausgesucht - selber Schuld, sehe ich nicht, der Beruf, die Arbeitsbedingungen, haben sich in den letzten 25 Jahren sehr verändert. Wenn jetzt 1/3 der Pflegekräfte kündigen. Wäre es eine Katastrophe, aber vielleicht muss genau das passieren, damit sich etwas ändert. Klatschen bringt nichts. Und selbst wenn es für manchen 300, 500 oder 1000€ Bonus gab, ist das nichts, wovon man jeden Tag die Erschöpfung, das rundherum gerne erträgt. Allerdings arbeitet auch keiner mehr als Erzieher, die das damals gelernt haben.


Ani.Me

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Antwort auf Beitrag von Momvon3

An Mamavon3: Wir sehen doch was passiert, wenn „jeder die Wahl hat“. Es gibt einen massiven Pflegenotstand. Wie kann man -besonders in der aktuellen Lage- so etwas sagen? Damit sagst du nichts anderes als „selber schuld“. Man hätte ja etwas anderes lernen können. Es geht doch auch gar nicht darum, Berufsgruppen nach Gehalt zu vergleichen. Die wenigsten in der Pflege schreien nach Geld. Es geht um Achtung und Arbeitsbedingungen. Wobei ich auch die Entlohnung für viel zu gering halte. Wir, als Gesellschaft, brauchen die Pflege! Die 10.000 leeren Intensivbetten sind nichts wert, wenn sie nicht mit Schwestern und Pflegern bestückt sind. Es ist mir unbegreiflich, wie man so denken kann. Glauben solche Menschen wirklich, dass es völlig ausgeschlossen ist, dass sie selbst oder ein Angehöriger mal stationär behandelt werden muss?


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von schlack

Und nicht zu vergessen die Schreibarbeit :-( ich lag schon oft im Krankenhaus und habe viel miterlebt. Alleine das tägliche Ausfüllen sämtlicher Protokolle wie Essprotokoll, Trinkprotokoll, Toilettenprotokoll usw... Dann die Übergaben, die Schreibarbeit zwischendurch.. nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Oder wenn Nachts nur zwei Schwestern für eine gesamte Station da sind und dann ein Patient ein "Durchgangssyndrom" entwickelt. Ein männlicher Patient, geschätzt 130 kg und zwei zierliche Pflegerinnen. Sie hatten zwar einen Notfallknopf, aber das dauert, bis jemand zu Hilfe kommt. Oder als einmal eine Zimmernachbarin einen Herzstillstand hatte und beide Schwestern Wiederbelebung ausüben mußten, bis endlich die Truppe von der Intensiv anrückte. Derweil konnten andere Patienten warten, egal wie akut es war. Deshalb muß ich mir solche Dokus nicht ansehen, ich war live dabei, oft genug und gerade dieses Pflegepersonal sind meine Helden. Wie oft mußte ich schon lesen und hören: Das ist doch alles gefaket. Weiß gar nicht, was ich solchen Leuten wünschen soll


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Muhkuh-87

Alle reden nur über Geld. Klar würde jeder in dem Beruf mehr Geld dankend annehmen. Aber in meinen Augen liegt das Hauptproblem an den "Managern", die vor ihren Computern sitzen, die nur noch Zahlen ausspucken. wo Patienten keine Namen mehr tragen, sondern Nummern und die dann sagen, zwei Pflegepersonen für 40 - 50 Patienten reichen vollkommen aus. Alles andere sei wirtschaftlich nicht vertretbar. Aber selber stopfen sie sich die Taschen voll bis oben hin. Die Realität sieht ein Computer nicht :-( Es betrifft ja nicht nur den Pflegeberuf, auch andere Branchen. Ja sogar die Reinigungskraft ist betroffen. Guck dir mal eine Putzfrau im Krankenhaus an. 7 Minuten Zeit für ein Patientenzimmer. Und es wird immer schlimmer, dank Qualitätsmanagement :-(


Einstein2.0

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Korrekt! Küchenkräfte ebenso!


Ivdazo

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Klärst du mich bitte auf? Was ist ein "Durchgangssyndrom"?


Ani.Me

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Antwort auf Beitrag von Ivdazo

Ein sog. Durchgangssyndrom kann nach Narkose oder Sedierung auftreten, auch mal durch andere Eingriffe oder den stationären Aufenthalt selbst. Die Betroffenen befinden sich in einer Art psychotischen Zustand, sind zwar wach und ansprechbar aber sie können Halluzinationen haben, sind desorientiert, verwirrt, fühlen sich bedroht. Das kann zur Folge haben, dass sie sich alle Zugänge ziehen, aggressiv werden, zu fliehen versuchen, suizidale Handlungen unternehmen etc.


Momvon3

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Antwort auf Beitrag von Ani.Me

Ich sehe neben den pflegekräften andere schlecht bezahlte Jobs, die meiner Meinung nach nicht weniger wichtig sind. Verkäufer, Erzieher, Sozialarbeiter,... Die Liste ist sehr lang. Willst du lieber auf die verzichten? Ich nicht. Aber die Wahl hat man trotzdem immer selbst, jederzeit.


Ani.Me

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Antwort auf Beitrag von Momvon3

Schade. Du verstehst mich scheinbar nicht. Weil ich die Arbeitsbedingungen in der Pflege für dramatisch schlecht halte, will ich auf Sozialarbeiter verzichten? Was ist denn das für eine Schlussfolgerung? Es geht hier doch aber nicht um andere Berufsgruppen. Die Sendung wurde in der Charité gefilmt. Natürlich gibt es in vielen Bereichen, besonders in den sozialen, Missstände. Aber ich geh doch auch nicht zu einer Erzieherin und werfe ihr vor, dass sie selbst schuld an ihrem geringen Gehalt hat? Diese Argumentation „anderen geht es auch schlecht“ versucht vom eigentlichen Thema abzulenken.