Feuerschweifin
Ich finde es seltsam, wie manche "keine konkrete Impfempfehlung der Stiko" gleichsetzen mit "ist schädlich" oder "ist nicht sinnvoll". Wisst ihr eigentlich, dass die Stiko auch immer Kosten-/Nutzen-Abwägungen (im Sinne von Geld) macht? Wenn der finanzielle "Schaden", der durch kranke oder sterbende Kinder verursacht wird, voraussichtlich niedriger ist, als die Kosten für die Impfstoffe für alle Kinder, dann wird oft eben keine Empfehlung ausgesprochen, denn bei Empfehlung muss die Impfung durch die Krankenkassen bezahlt werden und jeder, der möchte, muss sich impfen lassen können. Es geht bei der Stiko nicht um den individuellen Nutzen einer Impfung, sondern um den Nutzen für die Allgemeinheit. "Denn dass die STIKO eine Impfung nicht allgemein empfiehlt bedeutet nicht, dass die Impfung unnötig oder überflüssig oder sogar gefährlich wäre! Vielmehr ist die Zielgruppe zu klein, der Nutzen im Verhältnis zum Risiko oder zu den finanziellen Kosten für das Gesundheitssystem zu gering, um eine allgemeine Empfehlung für die Impfung zu rechtfertigen. Dennoch kann eine solche Impfung für bestimmte Personen sehr sinnvoll sein." Quelle: https://www.impfen.de/impfwissen/stiko-staendige-impfkommission-das-sind-die-aufgaben/ Ich will trotzdem, dass mein Kind geschützt ist, auch wenn das den Staat oder mich mehr Geld kostet als die Kosten eines kranken Kindes x die Ansteckungswahrscheinlichkeit sind. Genauso wie ich deswegen mein Kind gegen MenB habe impfen lassen.
Danke für den Post. Das Aufzeigen des Kosten-Arguments (bei long covid .... ja eigentlich noch nicht berechenbar) ist extrem wichtig. Und so versteht man halt auch die fehlende Empfehlung u.a. auch bzgl. MenB.
Hier noch eine andere Quelle direkt vom RKI, das das Kosten-Kriterium "gesundheitsökonomische Folgen" nennt. "Zusätzlich muss üblicherweise ein mathematisches Modell entwickelt werden, um die epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Folgen einer Impfempfehlung abschätzen zu können." Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Aufgaben_Methoden/methoden_node.html
Hat jemand wirklich klipp & klar behauptet, die Stiko würde keine Empfehlung aussprechen, weil die Impfung gefährlich wäre? Ich kann mich an solche Aussagen nicht erinnern. Nur an "der Nutzen im Verhältnis zum Risiko" - und genau das tut die Stiko ja. Im Übrigen ist impfen.de eine Seite eines Pharma-Unternehmens. Nicht so ganz neutral, oder ;-) Zumal Glaxo selbst auch viele Kinder-Impfstoffe produziert und - schau an - einen Corona-Impfstoff.
Und da ich wusste, dass dieses Argument kommt, habe ich noch eine Quelle direkt vom RKI nachgeschoben. Es geht leider nicht nur um "Risiko/Nutzen", sondern auch um "Kosten/Nutzen". Eltern sollte klar sein, dass eine Impfung keine Empfehlung erhält, wenn die finanziellen Kosten, die kranke oder sterbende Kinder verursachen, niedriger sind als die Kosten für die Impfstoffe. Für mich sind Kosten kein Grund, auf Schutz für mein Kind zu verzichten. Wenn es das für andere Eltern ist, dann ist das traurig, aber dann ist es so. Allerdings sollten Eltern überhaupt erst mal wissen, dass dieses Kriterium die Empfehlungen von der Stiko beeinflusst.
Warum geht NHS (UK) von ungefähr 8% Long-Covid-Fällen bei Kindern und Jugendlichen aus und investiert 100 Mio. in deren Versorgung, während die Stiko sagt, dass Covid-19 praktisch ungefährlich für nicht vorerkrankte Kinder ist? https://www.england.nhs.uk/2021/06/nhs-sets-up-specialist-young-peoples-services-in-100-million-long-covid-care-expansion/
Da lagen wohl unterschiedliche Modellrechnungen bzgl. der "gesundheitsökonomischen Folgen" zugrunde, ODER das NHS bewertet dieses Kriterium niedriger oder gar nicht (was ich ethisch für geboten halte).
Ganz naive Frage: ich vermute mal dass NHS die Daten ziemlich zentral erfasst. Deutschland kann das ja u.U. nicht - oder melden alle Ärzte und KH long covid Fälle an ein zentrales System?
NHS rechnet Ökonomie auch mit bei den Impfempfehlungen. Daher ist dort Windpockenimpfung nicht empfohlen und muss man privat zahlen - wird dann in der Apotheke verimpft.
Das war vor 17/18 Jahren nach meiner Erinnerung auch ein Thema. Da wurde Windpocken in den Impfkatalog aufgenommen. Mein Großer wurde nicht geimpft, da nicht von StiKo empfohlen. Bei der Kleinen wäre es empfohlen gewesen aber sie hatte sich schon angesteckt. Unsere Kinderarztpraxis hat damals sehr deutlich gesagt, dass die Impfung nur aus ökonomischen Gründen aufgenommen wurde. Und ich habe mich damals schon geärgert, dass ich mich nicht gegen die Nichtempfehlung der StiKo durchgesetzt habe
Vielleicht liegt es an der Definition von LongCovid. Die UK-Daten haben die LongCovid-Fälle ja hauptsächlich aufgrund von Befragungen 3 bzw. 6 Monate nach Infektion erfasst und relativ "weiche", nicht objektivierbare Symptome wie Fatigue aufgenommen. Im Moment ist ja auch noch nicht klar, inwieweit die die LongCovid-Symptome tatsächlich bei den 8% wirklich dauerhaft sind bzw. waren. Mit objektivierbaren Befunden wie z.B. der Blutkörperchenverformung bei Long-Covid-Patienten wird es wahrscheinlich einfacher/denkbarer für die Stiko diese Symptome tatsächlich in die Abwägung als wesentlichen Punkt mit einzubringen. Ich persönlich tendiere aufgrund meiner privaten Einschätzung auch zur Impfung unserer Kinder, wobei im Moment beide noch zu jung sind. Anhand der aktuell vorhandenen Daten würde ich aber auch ungerne jemand die Impfung seines Kindes empfehlen, weil aufgrund der doch mangelnden Daten zu den wirklich längerfristig andauernden LongCovid-Fällen bei Kindern und der fehlenden systematischen Überwachung bei den Kinderimpfungen die Abwägung schon noch schwierig ist und vielleicht tatsächlich in ein paar Monaten anders ausfallen wird. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass für Kinder der vermutlich bald verfügbare Novavax-Impfstoff besser geeignet ist. Insofern kann ich das Zögern der Stiko im Moment gut nachvollziehen. Allerdings müsste man m.E. mehr in andere Schutzmaßnahmen für Kinder investieren. Das hat aber wiederum die Stiko nicht zu kümmern.
Ich suche gerade verzweifelt den Bericht über die Kinderklinik Tübingen, bei denen 4 !! Patienten/Patientinnen derzeit untersucht werden, ob es Long-Covid ist, oder nicht. Ich rede von Kindern. Es ging auch darum, nicht so sehr Panik zu schieben, was Covid bei Kindern und Spätfolgen von Covid betrifft... Ich war erstaunt, dass es so wenige sind !! Von daher: auch das beruhigt doch erstmal. Vielleicht finde ich den Artikel noch - oder kennt jemand den Link ?? Lg, Lore
Die Frage ist aber doch, welchen Anteil die vier Kinder repräsentieren. Ich habe auf Twitter von einer Kinderärztin gelesen, die seit Tagen versucht eine Patientin zu der neuen Long-Covid-Ambulanz an der Haunerschen Kinderklinik zu schicken, aber seit Tagen vergeblich versucht, dort jemand zu erreichen. Man weiß also nicht, wie viele Fälle es tatsächlich gibt, die aber nicht zur Klinik vorgedrungen sind. Den vier Fällen von Tübingen kann man viele Fälle mit mehreren schweren Fällen von Long-Covid bei Kindern (zu finden in publizierten Studien bei Pubmed) gegenüberstellen. Nur sagt auch das ja wenig aus, solange man nicht weiß, ob es nur die publizierten Fälle gibt oder 10x,, 100x oder 1000x mehr. Solange es keine systematische Erfassung und keine einheitlichen Kriterien gibt, was als Long-Covid gewertet wird und was nicht), redet und argumentiert man doch ziemlich im Ungewissen.
Genau das ist doch die Frage: warum wird das hier in Deutschland rungergespielt? Warum wird long-covid bei Kindern völlig ignoriert von der Stiko?. Die Daten aus den USA müssten den Experten doch auch vorliegen. Was ist das für ein perfides Spiel, daran festzuhalten, die Kinder zu durchseuchen? Sind den Amerikanern etwa die Kinder wichtiger als den Deutschen? Genug Impfstoff scheint jetzt ja auch da zu sein, meine Kinder sind zumindest jetzt überraschend schnell an ihre Impfungen gekommen.
Na ja, das Kostenargument finde ich aber auch nicht schlüssig. Was kostet es uns denn als Volkswirtschaft, wenn die Schulen weiterhin im Winter immer monatelang geschlossen werden? Wieviele Eltern können dann wieder nicht arbeiten, weil sie sich um die Kinder kümmern müssen, verlieren vielleicht sogar ihre Jobs? Wieviel Geld kostet das die Arbeitgeber usw usw? Und welche Folgekosten hätte denn eine Durchseuchung der Kinder (ich finde es super zynisch, dass einfach so als Tatsache hinzustellen, dass die Kinder sich eben durchseuchen müssen). Was kostet denn ein long-Covid-Fall? Ein PIMS Fall? Eine Behandlung auf der Intensivstation? Gibt es überhaupt ausreichend Intensivbetten für Kinder? Wahrscheinlich nicht, es gibt ja nichtmal ausreichend Kinderkliniken.. Also ich finde, die Argumentation nach wie vor überhaupt nicht überzeugend.
Meine Freundin arbeitet in einer Lungenfachklinik. Die haben dort echt Angst vor einer Welle, in der viele Kinder und Jugendliche beatmungspflichtig würden. Weder die Ausstattung noch die Ausbildung ist aktuell darauf abgestimmt. Daran wird jetzt gearbeitet.
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