fritzi3
Weil das Thema vor kurzem diskutiert wurde, dass es so viele medizinische Kollateralschäden gäbe, durch Menschen, die sich wegen Corona nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus getraut haben oder deren Termine abgesagt wurden: Folgender Artikel in der SZ rückt dieses Bild etwas zurecht: https://www.sueddeutsche.de/wissen/corona-pandemie-meistens-nicht-so-schlimm-1.5030314
Der Artikel beleuchtet jedoch auch nur die Behandlung im KKH. Ich lese eigentlich nix darüber, was mit den neudiagnosen ist. Hier habe ich schon ganz andere Zahlen in den letzten Tagen gelesen. Und ich bin durchaus der Meinung, dass es relevant ist, wenn beispielsweise Brustkrebs Westdiagnosen um 40 Prozent sinken. Ich halte es nämlich für sehr viel wahrscheinlicher, dass einfach nicht diagnostiziert wurde als dass plötzlich weniger Brustkrebs entsteht. Und ich denke außerdem, dass es durchaus einen Unterschied macht, wie fortgeschritten Krebs gefunden wird. Das findet keine Erwähnung und ist wahrscheinlich heute auch noch gar nicht bezifferbar.
Ja, der Artikel beleuchtet nicht alle Facetten, ich fand ihn aber interessant, weil er z.B. die Zahlen von den zurückgegangenen Herzinfarktdiagnosen (die ja immer wieder recht angsteinflößend durch die Nachrichten gingen) etwas relativiert. Die Zahl mit den 40% weniger Brustkrebsdiagnosen während dem Lockdown habe ich auch gelesen. Inzwischen wurde aber wohl viel aufgeholt und man ist "nur" noch 15% unter den Zahlen des Vorjahres. Wenn jetzt noch einige weitere Untersuchungen nachgeholt werden, dürfte der Schaden nicht so allzu groß sein. Gerade der Nutzen des Mammographie-Screenings für alle wird ja nicht von allen Ärzten eindeutig bejaht, weil in der Mammographie einerseits ein beträchtlicher Anteil der Tumore ohne Ultraschall und ohne MRT nicht erkannt wird, andererseits aber doch teilweise auch Tumor-Frühstadien gefunden werden, die - nach Meinung mancher Ärzte - die Patientinnen nie beeinträchtigt hätten (ähnlich wie beim Prostatakrebs). Wahrscheinlich wird man auch in einigen Monaten nicht so eindeutig sagen können, ob und welche Kollateralschäden es gibt, weil so viele Faktoren mit reinspielen. Man muss aber, glaube ich, schon genauer hinschauen, als das in vielen Medienberichten mit großer Schlagzeile passiert.
Sicher, man sollte bei jedem Artikel genauer hinschauen. Aber ich habe gerade wieder in der Familie erlebt, dass gerade wegen dem nachholen von mrts neue Termine im Dezember gemacht werden. Das heißt folglich, dass auch diese Diagnosen sich um.monate nach hinten verschieben. Einfach so aufholen lässt es sich dann halt doch nicht. Brustkrebs war jetzt auch nur ein Beispiel meinerseits. Hier bei uns in den KKH sind wohl wesentlich weniger z.b. leichte Schlaganfälle eingeliefert worden, die eben bei rechtzeitiger Diagnose auch langfristig weitere Schlaganfälle oder andere folgen verhindern würden. Das sagen alle Klinikärzte, die ich kenne. Da brauchts nicht Mal eine Untersuchung. Letztlich wird man wohl einfach auch nie genau wissen, wieviele Menschen aus Angst vor Corona nicht zum Arzt sind. Oder auch deren Termine vom Arzt abgesagt wurden.
Sicher wird es Krebs-Fälle geben, die wegen Corona später diagnostiziert werden. In Einzelfällen, könnte ein Verschieben um ein halbes Jahr nach hinten aber durchaus auch bedeuten, dass man eben dann den Krebs im Frühstadium entdeckt, den man bei turnusgemäßer Mammographie oder Koloskopie sonst erst eineinhalb oder zweieinhalb Jahre später entdeckt hätte. Die vorgesehenen Intervalle für Vorsorgeuntersuchungen sind ja in gewissem Maße auch willkürlich festgelegt, weil die ideale Spanne nicht wissenschaftlich eindeutig zu bestimmen ist. Zum Beispiel unterscheiden sich die Leitlinien zu den Vorsorge-Untersuchungen bei erblichem Darmkrebs (HNPCC) in den einzelnen Ländern recht stark (in Deutschland jährliche Koloskopie, andere Länder empfehlen dreijährige Abstände). Und selbst wenn das ideale Intervall zwischen den Koloskopien jetzt im Normalzustand z.B. bei 26 Monaten liegen würde, muss man ja durchaus das Coronarisiko, das im März/April durchaus nennenswert war, mit in die Berechnung des idealen Intervalls einrechnen. Und dann käme man - wenn alle nötigen Zahlen für die Rechnung bekannt wären - wahrscheinlich bei einer Zahl über 26 Monaten raus. Worauf ich raus will, ist, dass man - selbst wenn man alle Faktoren kennt und sich unter Berücksichtigung aller Faktoren sinnvoll entscheidet - immer Pech haben kann und quasi zu spät diagnostiziert wird. In den Artikeln, in denen es heißt "40% weniger Brustkrebsdiagnosen wegen Corona" wird aber implizit behauptet, die Entscheidung, wegen Corona die Mammographie zu verschieben, wäre in jedem Fall falsch gewesen. Das stimmt zwar im Nachhinein für die Frauen, deren Brustkrebs so später erkannt wird. Es stimmt aber nicht für die, die gar keinen Brustkrebs haben und die sich wegen ihrer Terminverschiebung eben nicht mit Corona angesteckt haben. Ob die richtige Risikoabwägung für die Allgemeinheit jetzt zu dem einen oder zu dem anderen Ergebnis hätte führen müssen, wird man wahrscheinlich nie wissen.
Mein Vater hat Herzprobleme mitten in der Corona-Zeit im Frühjahr bekommen. Er ist ganz normal damit zum Arzt und danach ist die ganze Maschinerie (Stents, Reha) ganz normal angelaufen. Wer nicht den Weg zum Arzt geht, dem kann auch nicht geholfen werden. Wer hin geht, hat m.E. keine Einschränkungen.
Bei uns sind aber viele Fachärzte als medizinisches Versorgungszentrum im KKH angesiedelt. Diese haben allesamt keine Patienten empfangen dürfen. Kardiologie und Neurologie hat demnach monatelang alle Patienten abbestellt. Da könntest du als Patient gar nichts dagegen machen. Andere Fachärzte sind hier ohnehin schlecht zu bekommen und nehmen keine neuen, schon gar nicht während Corona. Hier ist es nicht gerade ländlich im Großraum Stuttgart.
Bei mir hat nur der FA den Vorsorgetermin abgesagt, alle anderen Termine fanden statt. Ich habe auch noch nie so schnell Termine bekommen. Auf Nachfrage kam dann fast immer, die Patienten hätten diese abgesagt. So ging MRT fast von einen Tag auf den nächsten anstelle 3 Monate Wartezeit wie sonst. Da wir einen Krebsfall in der Familie hatten, kann ich auch bestätige das die Behandlung normal lief. Das er so spät diagnostiziert wurde lag auch nicht an Corona, sondern daran das man lieber Schüssel Salz genommen hat statt mal bei Beschwerden zum Arzt zu gehen. Entsprechend mies war der Ausgang.
In unserer Familie wurden Nachsorgetermine von der Onkologie abgesagt. Ich weiß von einigen älteren Leuten, die sich nicht zum Arzt trauen oder zur Reha. Ich selbst habe mein Szintigramm von der Schilddrüse im Juni nicht gemacht und meine Rücken-Reha nicht gemacht, weil ich immer noch das Fitnessstudio meide. ( gibt schlimmeres) Sichtbar wird es erst in ein oder zwei Jahren und sichtbar wird es bei den älteren Leuten nicht bei junge Muttis. Genau so wie viele andere Dinge, wie häusliche Gewalt, Depressionen und Schulprobleme. Und weil man selbst davon nicht betroffen ist, sind sie trotzdem da.
Hier wurden durchaus Termine von den Ärzten abgesagt und bestimmt auch von Patienten, das bestreitet ich keinesfalls. Nur holen gerade diese jetzt ihre Termine nach, womit dann wiederum andere, neue Patienten, keine bzw. Erst im Dezember bekommen. Ist halt ein Rattenschwanz. Ich denke auch, dass das durchaus geringe Risiko Corona beim Arzt (va gyn etc) zu bekommen gegenüber einer verspäteten dignose mit dadurch verzögerter Behandlung nicht ernsthaft diskutiert werden muss.
Ja aber das war deine Entscheidung. Meine Therapien haben ganz normal statt gefunden. Da ich sie auch durchgehend benötige, wäre eine Pause über Monate auch schlecht. Die Mutti ist nämlich nicht mehr so jung
Und was sagst Du zur Absage von Nachsorgetermine in der Onkologie? Nein, das war nicht die Entscheidung des Patienten. Aber ey, ist ja auch egal. Ich habe übrigens keinen Termin gemacht, weil ich mit der Maske Probleme habe, wenn ich sie lange aufhaben muss. Ich weiß, hast Du nicht, solche Probleme, von daher kann es ja nicht soooo schwer sein.
Aus der Ferne und ohne die Einzelheiten zu kennen, kann man solche Entscheidungen nicht pauschal beurteilen. Es kann sein, dass es unter Abwägung beider Risiken (Coronaansteckung bei Nachsorge ohne ausreichende Schutzvorkehrung vs. Probleme durch nicht stattfindende Nachsorge) für bestimmte Patienten günstiger ist, die Nachsorge ausfallen zu lassen oder zu verlegen. Vielleicht waren es aber einfach doofe gesetzliche Vorgaben oder finanzielle Erwägungen oder Fehleinschätzungen, die zur Absage führten.
Ich weiss nicht warum die Onkologie bei euch das so gemacht hat, hier war das während beiden Lockdowns eben nicht der Fall. Da ich regelmäßig dort bin. Das scheint dann eine praxisinterne Entscheidung bei euch gewesen zu sein. Muss aber so nicht für überall gelten. Davon ab, ich muss wegen Herzen alle 5 Jahre zum Kardiologen. Meine Kollegin hat wegen Brustkrebs ähnlich häufige Intervalle. Glaubst du echt da ist es wichtig ob der Termin im April stattfindet oder im Oktober?
Der Grund war Corona.
Das war die MHH
ja, klar war der Grund Corona. Corona war und ist nunmal da. Wir wissen aber nicht aus welchem Corona-Grund jetzt genau welcher Termin in welcher Praxis abgesagt wurde. Vielleicht war die Absage/Verschiebung eines Krebsnachsorgetermins auch darin begründet, dass man die Patienten nicht gefährden wollte und deshalb vorsichtshalber verschoben hat, bis die Zahlen runtergehen oder die Ausrüstung der Arztpraxen besser ist . Das kann ja durchaus auch sinnvoll gewesen sein.
Der Grund der Verschiebung war, das die Klinik im Coronaalarm war, das heißt, alles,vwas irgendwie ging, abgesagt hat, weil man mit \"italienischen Verhältnisse\" rechnete, die aber dann nicht kamen.
Ja, hinterher ist man schlauer. Vielleicht war aber auch wegen der fehlenden Schutzausrüstung oder fehlender räumlicher Trennung von infektiösen Akutpatienten eine sichere Gestaltung solcher Termine gar nicht möglich. Viele Kliniken bzw. in den Räumlichkeiten von Kliniken praktizierende Ärzte und Therapeuten hatten z.B. vor Corona keine wirkliche räumliche Trennung von infektiösen Akutpatienten. Da teilt man sich z.B. als Nierenpatient in der ambulanten Sprechstunde die Toilette mit den Patienten der Notaufnahme. Unter solchen Umständen war es durchaus sinnvoll, einen Kontrolltermin zu verschieben. In Italien z.B. haben sich wohl ziemlich viele in den Krankenhäusern angesteckt, weil es eben auch keine räumliche Trennung in der Notaufnahme gab.
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