Elternforum Coronavirus

Artikel "Wären Sie doch letztes Jahr gestorben!"

Artikel "Wären Sie doch letztes Jahr gestorben!"

Esmeralda

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"Es geht nicht um Mensch gegen Mensch, sondern um Mensch für Mensch. Kriegsmetaphern sind völlig unangemessen, egal, ob zur Rechtfertigung von Maßnahmen gegen das Virus oder zu deren Verdammung. Der Kampf gegen eine Pandemie ist das Gegenteil von Krieg. Es geht nicht um Tapferkeit. Es geht um Würde." Zitat aus: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/corona-debatte-das-hier-ist-kein-krieg-kolumne-a-ee82dba7-e0f1-4a6a-93ef-c499cb16b433


Jana287

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Danke, der Artikel spricht mir aus dem Herzen. "Wenn wir anfangen, Menschen aufgrund ihrer medizinischen Situation für verzichtbar zu erklären, wo hören wir dann wieder damit auf? Würden wir auch Frühgeborene dem Wirtschaftswachstum opfern? Querschnittsgelähmte? Diabetiker? Leute mit Autoimmunerkrankungen?" Und wie ich unten Maca schon auf das Solidarprinzip unserer GKV verwiesen habe, so auch hier nochmal. Unsere Sozialversicherung beruht auf dem Solidarprinzip, Einzahlung solidarisch nach Möglichkeit, im Schadensfall Leistung nach festen Regeln ( bei der GKV ist das der Leistungskatalog ). Ich halte es für sehr gefährlich, dieses Solidarprinzip zur Diskussion zu stellen. Man kann nicht darüber sprechen, dass Menschen die ein Leben lang solidarisch eingezahlt haben, nun alterswegen keine Behandlung bekommen, weil zu teuer und verzichtbar.


Ellert

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Antwort auf Beitrag von Jana287

"Würden wir auch Frühgeborene dem Wirtschaftswachstum opfern? " Heute vor 23 Jahren wurde Ellert mit 24 SSW geboren. Ich kenne Mütter die sich über die Grenze nach Deutschland "retteten " weil Kinder dort mit 25 SSW nicht behandelt wurden eben weil es zu teuer sei mit einer geringen Aussicht mal zu steuerzahlenden Bürgern zu werden. Holland und Schweiz waren die Mütter die ich kannte... dagmar


Daffy

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> Danke, der Artikel spricht mir aus dem Herzen. Mir nicht. Das Geschwurbel eines Gesinnungsethikers. Letztendlich ist es, wie bei der Flüchtlingskrise, eine Frage des Machbaren und der Verhältnismäßigkeit. Letzteres läuft weltweit gerade völlig aus dem Ruder. https://www.spiegel.de/politik/ausland/corona-so-brutal-setzen-afrikanische-staaten-die-ausgangssperre-durch-a-8a22a672-47b3-4d49-aab5-55053557e8d2 https://www.spiegel.de/politik/ausland/indien-in-der-corona-krise-die-ausgangssperre-sorgt-fuer-chaos-a-478ead3b-f6ad-477f-8892-57a9c3252ee2 Tapferkeit im Angesicht der eigenen Sterblichkeit ist nicht nur im Krieg erforderlich, Krieg ist nicht ausschließlich ´gegen Menschen` gerichtet (oder was ist mit Kämpfern gegen den IS?) und Intensivmedizin ist zum einen kein selbstverständlicher Anspruch, der uns zufällt, wenn wir brav genug auf dem Sofa sitzen, zum anderen KANN sie mit Palliativmedizin verknüpft sein, ist es aber nicht zwangsläufig.


Birte0504

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Und schon ist man wieder bei der Diskussion, was ein lebenswertes Leben ist. Ich möchte das überhaupt nicht beurteilen, nur eins: Ich möchte nicht Ellert sein.


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*Ich möchte nicht Ellert sein* wie meinst du das? den sohn oder den nick, also die mutter?


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Ich habe am Donnerstag (oder am Freitag) eines der unzähligen Specials zum Thema gesehen, bei dem verschiedene Medizin-Ethiker zu Wort kamen. Der Tenor war dort eindeutig: Für den Fall, dass die Behandlungskapazitäten ausgeschöpft sind und eine "Triage" unvermeidlich wird (natürlich tut man alles dafür, dass es nicht so weit kommt) muss definitiv entschieden werden, welcher Patient die besseren Überlebenschancen hat. Das Alter ist dabei nicht der allein ausschlaggebende Faktor, sondern die "Gesamtgebrechlichkeit", so nannte es ein Medizinethiker von der Ludwig-Maximilians-Uni, der wohl aktuell in Heidelberg forscht und berät. Es geht dabei weniger um "lebenswertes" Leben, als um die Überlebenswahrscheinlichkeit. Das müsse dann "im Team" entschieden werden, damit nicht ein Arzt allein die Verantwortung trägt. Wie viel Zeit letztendlich bleibt, um so eine "Teamentscheidung" zu treffen, hängt natürlich auch von der Gesamtsituation und -belastung in den Krankenhäusern ab. Aber so eine Entscheidung muss natürlich faktenbasiert getroffen werden. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt.


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ja hase, das habe ich auch gehört oder gelesen. interessant fand ich auch im zusammenhang damit das patientenverfügungsposting von stiflers mom im hf, nämlich dass sehr alte Patienten nach intensivbehandlung zum Pflegefall werden. will keiner hören, habe ich selbst bei meinem 87jährigen vermieter erlebt, die Narkosen vertragen sie meist nicht gut. seine frau, die ihn zu Tode gepflegt hat, war Krankenschwester, das hatte sie mir auch gesagt. vor vielen jahren habe ich auch mal eine doku gesehen, ob es immer sinnvoll ist, einen Wettbewerb daraus zu machen, wie früh man leben erhalten kann. fand ich sehr beeindruckend. will auch keiner hören.


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Ich kenne ziemlich viele, die im Fall der Fälle nicht beatmet werden wollen, schon vor Corona. Angehörige Ü70, auch wenn ich im Fall der Fälle bitter weinen würde, muss ich das akzeptieren. Das hat auch etwas mit Tapferkeit zu tun, nämlich die Würde des Menschen zu bewahren.


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Ich kenne ziemlich viele, die im Fall der Fälle nicht beatmet werden wollen, schon vor Corona. Angehörige Ü70, auch wenn ich im Fall der Fälle bitter weinen würde, muss ich das akzeptieren. Das hat auch etwas mit Tapferkeit zu tun, nämlich die Würde des Menschen zu bewahren.


Ellert

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dafür sind diese Verfügungen ja auch da ! Jeder definiert ein lebenswertes Leben anders aber am Geld sollte es nicht scheitern (Pflegefälle kosten Geld....) Wenn medizinische Kapazitäten erschöpft sind muss man imemr entscheiden ich wollte nicht in der Haut der Ärzte stecken ehrlich gesagt Alter ist da nicht ausschlaggebend alleine, nur ein Punkt. Auch Kosten sind nicht entscheidend


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Antwort auf Beitrag von Ellert

Ich vertraue darauf, das die Leute bestmöglich entschieden, sollte es zu solchen Entscheidungen kommen müssen.


Ellert

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Ich vermute dass es sich keiner leichtmacht !


Daffy

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Oha, was für ein Horror. Um dem zu entgehen, muss man beizeiten komplexe ´Was wäre wenn`-Formulare ausgefüllt haben . Und natürlich werden ganz viele Beatmungsplätze für die Fälle in Pflegeheimen ´gebraucht`. Um auf den Artikel zurückzukommen: ich läge hochbetagt definitiv lieber dieses Jahr mit einer Lungenentzündung danieder (also ca. in zwei Monaten) als letztes Jahr (und würde das Virus lieber innerhalb der Familie aufschnappen als von Pflegern). Ich verlink/kopier mal. https://www.rund-ums-baby.de/forum/Patientenverfuegung_5415770.htm "Langsam fallen im Krankenhaus die COVID Patienten ein. ... Die meisten Patienten sind älter um die 80Jahre. Die Angehörigen dürfen sie nicht besuchen. Häufig können sie ihren Willen gar nicht mehr äußern und kommen schnell auf die Intensiv mit Beatmung. Deshalb bitte,macht eine Patientenverfügung! Schickt sie euren Eltern, das die eine Ausfüllen. Bespricht die Wünsche des anderen. Ich sehe die Intensivmedizin für Patienten über 80als sehr kritisch an. Die Schäden, die behalten werden, sind hoch und meist resultiert eine Pflegebedürftigkeit daraus."


Maca

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Sollte es bei uns, wider der Hoffnungen, dennoch zu einer Triagesituation kommen, sind Artikel mit solch polemischen Zitaten: “Sie müssen sterben? Das ist jetzt unglücklich, ist gerade Corona. DA WERDEN SIE JETZT LEIDER UNTER QUALEN ZUGRUNDE GEHEN MÜSSEN.Wären sie doch letztes Jahr gestorben! Da hatten wir noch jede Menge Beatmungsgeräte und Zeit für schwere Fälle wie Sie. Und einen gesellschaftlichen Konsens zum Thema Menschenwürde.“ absolut verantwortungslos. Hier werden höllenartige Sterbeszenarien kreiert, die Menschen schon vorab in Panik versetzen, auch Menschen mit Patientenverfügungen ( die invasive Beatmung ablehnen). Das empfinde ich nicht als würdig sondern schäbig.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Maca

allerdings maca, das IST schäbig!


Mitglied inaktiv

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bist du übrigens vom fach? schon weiter unten fand ich deine beiträge hochinformativ, unaufgeregt und mir sehr aus der seele sprechend.


Daffy

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Antwort auf Beitrag von Maca

> Hier werden höllenartige Sterbeszenarien kreiert, die Menschen schon vorab in Panik versetzen, auch Menschen mit Patientenverfügungen ( die invasive Beatmung ablehnen). Genau so. Wenn in Italien die Menschen ´langsam bei vollem Bewußtsein erstickt` sind, lag das nicht an fehlenden Beatmungskapazitäten.


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Daffy

"langsam bei vollem Bewußtsein erstickt" Verstehe ich auch nicht ... Es ist furchtbar, ohne Zweifel, wenn triagiert werden muss. Aber selbst, wenn dann bei einer Person entschieden werden muss, dass sie nicht mehr an die Beatmung kommt, gibt es doch medizinische Möglichkeiten, dass dies nicnt passiert, selbst in der Versorgung zuhause ...


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Sille74

Natürlich gibt es die, und dafür wurden auch (parallel zur Aufstockung der Intensivbetten und Beatmunggeräte) Vorbereitungen getroffen. Ich ärgere mich teilweise auch über solche reißerischen Kommentare. Auch Journalisten sollten sich ihrer moralischen Verantwortung in so einer Zeit bewusst sein, ohne sich gleich als Opfer eines Denk- oder Sprechverbots zu sehen. Aber auch hier zeigt sich: In der Krise trennt sich die Spreu vom Weizen...


Jana287

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Antwort auf Beitrag von Sille74

Ich denke in Italien gab es punktuell Krankenhäuser, die Patienten abgewiesen haben und auch mit Lungenentzündung nach Hause geschickt haben. Die Hausärzte kamen mit der Betreuung ja auch nicht nach. Also selbst Palliativmedizin ist im schlimmsten Fall eine Kapazitätsfrage.


Daffy

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Antwort auf Beitrag von Jana287

Aber welchen Sinn macht das Krankenhaus, wenn es kapazitätsmäßig nicht mal mehr zur regelmäßigen Gabe eines Medikaments reicht. Und auch der Hausarzt müsste einen Zugang legen und den Angehörigen Medikamente verschreiben/besorgen können (es war keine Rede von einem Mangel an Beruhigungs-/Betäubungsmitteln). Jedenfalls ist das vom Aufwand her weit unter dem, was Intensivmedizin braucht. Vor drei Wochen gab es erbauliche Artikel wie diesen: "Die Zeitung „Il Giornale“ zitiert die Chefin der Notaufnahme des Krankenhauses San Carlo Borromeo in der Nähe von Mailand, Francesca Cortellaro: „Covid-19-Patienten kommen allein, weil keine Verwandten sie begleiten dürfen. Wenn sie sterben, dann spüren sie es, sie sind dabei ganz klar. Es ist, als würden sie ertrinken. Nur langsamer. So, dass sie alles mitbekommen.“ Sie führe eine lange Liste von Menschen, die sich per Videochat von ihren Angehörigen verabschieden wollen. Diese nennt sie „Abschiedsliste“. Für das letzte Gespräch gebe sie den Patienten ihr eigenes Handy. „Ich hoffe, dass wir Mini-iPads bekommen, wenigstens drei oder vier, damit die Menschen nicht allein sterben müssen“, zitiert die Zeitung die Ärztin." Handys und Telefonlisten führen - dafür reicht es dann wieder. Während einem die Luft wegbleibt. Na Danke https://www.welt.de/vermischtes/article206551433/Coronavirus-in-Italien-Aerzte-berichten-aus-den-Krankenhaeusern.html


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Jana287

Ja, möglich, dass auch die Hausärzte nicht mehr hinterher kamen. Keine Ahnung, wie es in Italien aussieht. Vielleicht gibt es aber auch da grundsätzlich schon Probleme, zu wenige, Beruf unattraktiv, da Ausbildung, Einkommen und Arbeitsaufkommen nicht zusammenpassen. Deutet sich ja bei uns schon an und wenn die wirtsxhaftliche Lage beschxxx ist, wird das nicht besser ...


memory

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Antwort auf Beitrag von Daffy

Deine Vorstellung von Palliativversorgung ist witzig. ZVK....bissel Morphium und alles ist easy...zackig erledigt..... klar. Palliativversorgung ist keine Sterbehilfe in dem Sinne und zieht schon bissel mehr medizinischen Aufwand nach sich, als mal was vom Hausarzt verschreiben lassen.


Jana287

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Antwort auf Beitrag von Daffy

Na das ist doch die Überforderung des Systems, die verhindert werden soll. Hier eine Schilderung einer Ärztin in NY, ja aus der Bild: "Dr. Sigrid Wolfram sagt: „Das ist erst der Anfang. Wir brauchen Hilfe aus anderen Staaten.“ Patienten werden nach Hause geschickt, die eigentlich intubiert werden müssten. „Wir sagen ihnen, dass sie Tylenol (ein Fieber- und Schmerzmittel, Anm. d. Red.) einnehmen und erst dann wieder zurückkommen sollen, wenn sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert hat.“ Und wie sollen Hausärzte leisten, was Krankenhäuser nicht schaffen...


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Jana287

meine Großmutter ist seinerzeit bei vollem Bewusstsein qualvoll langsam erstickt, weil das Gesundheitssystem an diesem Tag überfordert war. Stand heute würde das nicht passieren, aber wer weiß schon, welchen Stand wir in einem Monat haben? Oder hätten, wenn wir das Virus frei laufen ließen? Und noch ein anderer Aspekt: Woher wird Morphin eigentlich bezogen und kann da ausgeschlossen werden, dass es zu Lieferengpässen kommt?


Sille74

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Antwort auf Beitrag von memory

Natürlich nicht, aber trotzdem kann - unter Normalumständen zumindest - "selbst" (hört sich blöd an, denn ein Hausarzt ist nicht weniger kompetent als ein Facharzt; er muss eben anderes können und leisten, aber nicht weniger oder weniger qualifiziert) der Hausarzt Patienten zuhause so versorgen, dass sie nicht leiden müssen. Auf dem Land, selbst hier bei uns, wo durchaus noch eine gute Anbindung an Städte und (Uni)Kliniken da ist, gesxhieht das tagtäglich.


memory

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Antwort auf Beitrag von Sille74

Hier macht das nicht der Hausarzt. Da kommt der Palliativdienst. Und das teilweise mehrmals am Tag. Ich habe auch im KH auf der Palliativ gearbeitet. Die Patienten liegen dort auch nicht nur 2 Tage und zack...weg sind die friedlich eingeschlummert . Diese Versorgung ist genauso aufwendig, nix mit bissel Morphium und die schlummern selig ein...


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Ja, eben! Zur Zeit ist eben vieles ungewiss. Wenn wir dem Virus freien Lauf lassen, wäre es ganz bestimmt (kurzzeitig???) so. Wir wissen aber auch nicht, ob ein (zu langes) Herunterfahren der Wirtschaft und eine daraus resultierende Wirtschaftskrise die Gesundheitsversorgung so zurückwirft, dass es - im schlimmsten Fall dauerhafter - so ist, dass unser Gesundheotssystem überfordert ist und es zu Versorgungsengpässen kommt. Ich hoffe nocht, sondern hoffe sehr, dass die Strategie hier aufgeht. Aber Leute, die hier Befürchtungen haben, Probleme sehen und dies ansprechen, sollten nicht mkt der Moralkeule erschlagen werden.


Daffy

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Antwort auf Beitrag von memory

Erklär es mir Der Arzt wird doch auch sonst nicht händchenhaltend am Krankenbett sitzen? Und selbst wenn der Luxus der allzeit-bereiten Palliativfachkraft gegeben war - in den kommenden Monaten wird man damit nicht rechnen können und muss damit irgendwie umgehen, ohne Leuten, die qualvoll ersticken, das mit den eigenen Tränen benetzte Handy unter die Nase zu halten. Vielleicht ist das auch ein Weckruf und macht Leuten bewußt, dass eine gesicherte palliative Versorgung genauso wichtig ist wie die höchste Intensivbettenzahl in Europa? Von Sterbehilfe habe ich nicht gesprochen. Abflachung der Kurve ja - aber diese Krise muss auch mal ein Ende haben. Es kann nicht ein ganzes Jahr so weitergehen.


Daffy

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Antwort auf Beitrag von memory

> Hier macht das nicht der Hausarzt. Scheint unterschiedlich zu sein. Aus einem neueren Welt-Artikel (der Ton ändert sich langsam); allerdings hinter der Paywall: WELT: Ist sichergestellt, dass ein daheim an Covid-19 Sterbender keine großen Qualen leiden muss? Ist die Versorgung in der Klinik nicht besser? Maier: Das wird häufig gefragt, denn es geht ja um ein Sterben unter Atemnot. Das Leiden lässt sich zu Hause und im Krankenhaus im gleichen Umfang lindern. Das ist nicht eine Frage des Orts, sondern der Expertise, der Schnelligkeit und der richtigen Medikamente. Jeder Hausarzt beherrscht das kleine Einmaleins der Palliativmedizin. Und wenn die Lage komplexer wird, muss er notfalls auf spezialisierte Kollegen zurückgreifen, die alle notwendigen Maßnahmen innerhalb weniger Stunden ergreifen können. Je mehr Patienten in eine schwierige Situation kommen, umso besser müssen die organisatorischen Strukturen der ambulanten Versorgung sein. Sie gilt es jetzt zu stärken. https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus206999743/Palliativmedizin-und-Corona-Es-ist-nicht-mehr-die-Frage-ob-gestorben-wird-sondern-nur-noch-wie.html


Sille74

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Antwort auf Beitrag von memory

Hier kommt zu den alten, bettlägerigen, z.T. Sterbenden zuhause oder im Pflegeheim in der Tat oft noch der Hausarzt. Eine Hausärztin im Nachbarort hat eine richtige palliativmedizinische Zusatzqualifikation, viele bilden sich dazu weiter auch ohne entsprechendes Zertifikat. Klar, nicht immer geht es ohne Palliativdienst oder sogar Palliarivstation, manches kann der Hausarzt und der "normale" Pflegedient einfach nicht mehr leisten, aber durchaus oft geht das, ohne dass die Menschen jetzt ausgesprochen leiden.


Jana287

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Antwort auf Beitrag von Sille74

Also hier in Berlin nehmen die meisten Hausärzte gar keine neuen Patienten auf, wegen Überlastung der Praxen. Und jetzt sollten im Pandemiefall Hausärzte massenhaft zu Hause sterben wollende Patienen ( Corona ansteckend ) palliativmedizinisch betreuen, wenn die Krankenhäuser überlastet sind? Können wir bitte im Bereich realistischer Szenarien bleiben?


memory

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Antwort auf Beitrag von Sille74

Das kommt doch auf die Erkrankung an. Einfach nur " alt" sein und dann sterben , braucht keine besondere palliative Betreuung, das geht auch ohne Panik und besondere Schmerzen einher . Das sieht bei Krebsendstadium , Hirntumor , Luftnot oder multiple Organversagen aber schon ganz anders aus. Und wenn der Hausarzt eine palliative Zusatzausbildung hat, ist es eben nicht der einfache Dorfhausarzt .


Sille74

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Antwort auf Beitrag von memory

Schreib ich doch, dass es in manchen Fällen nicht geht (wobei hier durchaus auch Krebspatienten zuhause betreut werden). Und auch und gerade der "einfache Dorfarzt" hat viel Erfahrung mit Sterbebegleitung, auch ohne tolle Zusatzqualifikationen. Ich habe hier durchaus speziell Covid-19 im Hinterkopf, also schwere Lungenentzündung, auch mit Atemnot und zwar bei pflegebedürftigen und/oder alten und/oder bettlägerigen Patienten (das sind ja auch diejenigen, die bei einer Triage hinten runter fallen ...) und das ist, gerade im Winter, für eine Hausarzt (fast) tägliches Brot, zumindest hier. Natürlich nicht so, wie es jetzt bei Corona der Fall ist, insbesondere in Italien, aber trotzdem. Meiner Meinung nach ist der "einfache Dorfarzt" der meist unterschätzte Arzttyp.


memory

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Antwort auf Beitrag von Sille74

Wie gesagt, dass ist für einen einfachen Hausarzt kein täglich Brot. Allein schon , weil gegenwärtig die zeitintensive Betreuung von Palliativpatienten und ihrer Angehörigen nicht annähernd im hausärztlichen Vergütungssystem (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) abgebildet ist. Aber wenn es bei euch noch Hausärzte gibt, die die Zeit , die Weiterbildung und das Geld haben , ist doch gut.


Sille74

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Antwort auf Beitrag von memory

In der Stadt wahrscheinlich nicht mehr. Von den Hausärzten in der Stadt machen ja auch nur die wenigsten noch Hausbesuche. Und die von Dir beschriebenen "Fälle" sicher auch nicht. Aber die typische Corona-Konstellation (so nenne ich das mal), das ist durchaus nochts Ungewöhnliches. Und dke Sache mit dem "noch Zeit haben" ... Tsja ... Anders als die (meisten) Kollegen in der Stadt ist der "einfache Dorfarzt" eben noch viel ansprechbarer, hat ganz andere Arbeitszeiten... Das weiß man, wenn man sich dazu entschließt, "einfacher Dorfarzt" zu werden, da steckt schon oft auch "Berufung" dahinter, ansonsten wird durchaus das Handtuch geworfen und nicht umsonst finden Praxen in ländlichen Gebieten oft keine Nachfolger.


memory

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Antwort auf Beitrag von Sille74

Ja da hast du recht. Ich glaube da gibt es auch schon Initiativen um diese Ärzte mehr zu stärken. Vielleicht geht das jetzt alles auch mal schneller....nötig wäre es schon lange. Allerdings ist meine Freundin Hausärztin und wie Jana schon sagt , die nehmen oft gar keine neuen Patienten mehr auf, geschweige denn, dass die eine Palliativversorgung von mehreren Menschen noch zusätzlich mit dem Ansteckungspotiental leisten können. Die Hausärzte fühlen sich vom Herrn Wiehler sowieso schon jetzt total verarscht.


Sille74

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Antwort auf Beitrag von memory

Nejn, im Moment könne sie das nicht leisten, schon allein, weil ja auch gar nicnt genügend Schitzkleidung da ist. Hier kam aucb mal der Vorwurf, dass da die Ärzte gefälligst hätten selbst dafür sorgen müssen. Das ist doch absurd! Aber vom Grundsatz her: schwere Lungenentzündung, selbst mit Atemnot kann der Hausarzt ;-))


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Esmeralda

Ich finde den Artikel ziemlich nichtssagend, streift so manches in ein paar wenigen Sätzen, fast alles ziemlich zusammenhangslos. Und letztlich wird halt auch mal wieder die Moralkeule ausgepackt. Deutschland und die meisten anderen betroffenen Staaten versuchen, das Virus in Schach zu halten, die Ausbreitung zu verzögern, so dass man sich vorbereiten kann und vielleicht (!) sogar ein Impfstoff und/oder Medikamente gefunden werden. Und man hofft, dass durch weniger Erkrankungen gleichzeitig auch die Wirtschaft im Endeffekt wieder besser hpchgefahren werden kann. Das leuchtet mir ein und ich hoffe, dass es funktioniert und ich halte die Vorgaben auch ein. Aber letztlich wissen wir noch nicht, ob nicht vielleicht ein Ende mit Schrecken, so schöimm es klingt, aif Dauer die bessere Lösung gewesen wäre. Wie sieht es denn mit einem Gesundheitssystem aus in einem wirtschaftlich maroden Staat? Leiden da dann nicht viel dauerhafter und zahlenmäßig mehr Menschen? Klar, Menschenleben kann man nicht gegeneinander aufwiegen und natürlich sollte man erst einmal versuchen, die, die JETZT da sind, menschenwürdig zu behandeln. Aber eine Gesellschaft kann die Zukunft nicht völlig aus den Augen lassen. Wenn die Wirtschaft am A... ist, können wir es uns dann noch leisten, dass Extremfrühchen gepäppelt werden, dass auch ältere/alte Menschen noch neue Hüft- oder Kniegelenke (mal davon abgesehen, dass man bei uns da allgemein zu viel macht), Kunstlinsen beim grauen Star etc. bekommen, eine gute Schwangerenvorsorge oder Krebsvorsorge (wobei man da zugegebenermaßen sogar noch gefahrlos etwas zurückfahren könnte), Logotherapie, Ergptherapie, Physiotherapie/Krankengymnastik, Geburtsvorbereitung?


Esmeralda

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Antwort auf Beitrag von Sille74

Wie kann man nur so etwas schreiben, nachdem man den Artikel gelesen hat. Nur überflogen? Abwehrreaktion? Ich verstehe es nicht. Verstanden sehe ich da jedenfalls nichts. Niemand verlangt, die Zukunft aus den Augen zu lassen oder keine Maßnahmen zu diskutieren. Es geht darum, wie diskutiert wird. Menschenrecht sind nicht veräußerlich.


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Esmeralda

Dann ist ja gut, dass DU alles so perfekt verstehst! Das ist genau das, was ich meine ... Ekelhaft Aber dass DU eine extrem unangenehme Person bist, wenn man Dir icht nach dem Mund redet, ist ja bekannt ...


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Esmeralda

Und ja genau: WIE diskutiert wird! Genau wie bei der sog. Flüchtlingkrise: unsachlich und mit der Moralkeule.


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Esmeralda

Das, was der Autor da bringt, sind ja keine echten Zitate und ich habe noch nie jemanden in der Weise reden oder schreiben hören, weder hier noch im echten Leben. Hier wird interpretiert, was angeblich gesagt wird, wenn man skeptisch gegenüber den Maßnahmen ist. Ich selbst habe einfach meine persönliche Meinung zum Artikel geschrieben, ziemlich sachlich, wie ich nach nochmaligem Durchlesen finde. Darum geht es doch, oder nicht, wenn man hier etwas einstellt, verschiedene Meinungen zu hören. Mag ja durchaus sogar sein, dass ich etwas falsch verstanden habe, aber muss man darauf SO antworten? Andererseits... war von Dir nicht amdrrs zu erwarten ...


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Esmeralda

Nein, es geht icht anders, ich muss nochmals:


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Esmeralda

Und natürlich will KEINER (auch das ist so eine unsägliche Interpretation des Artikels) irgendwelche Frühchen, Diabetiker, Behinderte oder alte Menschen dem Wirtschaftswachstum - WACHSTUM !!!!! - opfern! Was aber, wenn die Maßnahmen recht lange aidrecht erhalten bleiben, aber doch nicht den gewünschten Erfolg bringen, und die Wirtschaft darniederliegt (es geht doch bei der Diskussion nicht um Wachstum!!!). Was macht das längerfristig auch mit unserem Gesundheitssystem? Es gab/gibt doch jetzt schon Sparzwänge. Was ist dann mkt den Frühchen, Diabetikern, neuen Hüftgelenken auch für über 70-Jährige? Diese Fragen muss man doch stellen dürfen, ohne dass da so eine Psycho-Heini daher kommt und die Moralkeule schwingt und meint, die Exponentialfunktion erklären zu müssen?


Jana287

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Antwort auf Beitrag von Esmeralda

https://www.welt.de/vermischtes/article207065269/Corona-in-Italien-Antibiotikum-verschrieben-Dann-starb-er-allein-zu-Hause.html In Bergamo " Demnach gab es in der Provinz diesen März mit 5400 Toten sechsmal so viele Todesfälle wie im März 2019. Damit könnten bis zu 4600 der Toten an Covid-19 gestorben sein. Das wären mehr als doppelt so viele wie in den Statistiken, die nur Tote in Krankenhäusern zählen." Thema Hausärzte: „Mein Vater musste zu Hause allein und ohne Hilfe sterben“, sagte Silvia Bertuletti, die sich elf Tage lang vergeblich um einen Hausbesuch für ihren Vater bemüht hatte. ... "Der Hausarzt der Familie liegt derzeit im Krankenhaus. Sein Vertreter, der anonym bleiben will, erklärt am Telefon unter Tränen, Mediziner müssten schwere Entscheidungen treffen. Ihn erreichten täglich zwischen 300 und 500 Telefonanrufe. „Ich kann Hausbesuche nur bei den schwersten Fällen machen, nicht bei denen, die Husten und Fieber haben.“


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Jana287

Natürlich! Wenn es so über einen hereinbricht, bricht auch die hausärztliche Versorgung zusammen. Keine Ahnung, wie es da in Italien schon vorher aussah . Ich vermute, nicht sonderlich rosig... Mein Vater brauchte letztes Jahr im Südtirol-Urlaub lediglich ein Rezept, weil er zu wenig von seinen Tabletten mit hatte. Er dachte, er geht mal schnell zum Arzt und holt es dich... Denkste... Der Arzt war allein für mehrere Gemeinden zuständig und war jeden Tag woanders unterwegs.dprich mehrere Tage gar nicht wirklich ansprechbar. An dem Tag, an dem er dann in der betreffenden Gemeinde war, war die Praxis, man kann es dich denken, entsprechend gerammelt voll. Der Erzählung nach schätze ich, dass der schon im Normalzustand das eine oder andere Mal zu spät kommt... Und bei uns wird es ja auch schon weniger mit Hausarztpraxen und es werden so Ärztezentren propagiert. Wenn es jetzt noch wirtschaftlich den Bach runter geht, wird die Versorgung sicher nicht besser. Und genau das meine ich. Natürlich ist es nicht schön, wenn man Leben, jetzige und zukünftige, gegeneinander abwägen müsste. Aber man muss doch schon auch längerfristig denken...


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Sille74

Italien hat ja echt eine hohe Lebenserwartung, höher noch als die in D. Ich vermute, die Lebenserwartung wäre bei einem weniger maroden Gesundheitssystem noch deutlich höher.


Daffy

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Antwort auf Beitrag von Jana287

Eine furchtbare Situation - trotzdem fürchte ich, letztes Jahr wäre es standardmäßig eher so gelaufen: Intensivstation, Beatmung ("Sie wollen ihren Vater doch nicht ersticken lassen?"), nach ein paar Wochen 'Entlassung' als Pflegefall, monatelanges Siechtum. Schwer. Ich weiß tatsächlich nicht, was ich in eine Patientenverfügung schreiben soll. Aber Ressourcenmangel ist nicht das Schlimmste.


Sille74

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Antwort auf Beitrag von Daffy

Ob es so kommt, hängt davon ab, was und wie gut man vorher (selbst wenn nicht schriftlich) innerhalb der Familie und mit seinem Hausarzt (und ggf. dem Pflegepersonal) kommuniziert hat. Ein guter Hausarzt bespricht so etwas auch, idealerweise sogar von sich aus, wenn ein solches Szenario im Raum steht. In vielen Fällen ist es eher sogar so, dass der Hausarzt Angehörigen ins Gewissen reden muss, die Mutter/den Vater jetzt auch mal in Ruhe zu lassen und vielleicht doch nicht mehr alles zu versuchen. Ein noch vollkommen fitter, alter Mensch, der aus voller Gesundheit heraus, noch eigenständig lebend ohne Pflegedienst oder so, Corona bekommt, wird (soweit es die Ressourcen zulassen) natürlich noch beatmet und wird danach auch nicht vollkommen automatisch ein Pflegefall. Das entspricht ja im Normalfall auch dem Willen, also bei meinen Eltern/Schwiegereltern bin ich da sicher. Ansonsten muss der entgegengesetzte Wille eben deutlich gemacht werden. Ein geistig klarer Corona-Patient kann das möglicherweise noch in der Situation, ansonsten zur Sicherheit Patientenverfügung.