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Artikel: von Ostasien lernen

Artikel: von Ostasien lernen

Korya

(Auch wenn's einige wieder nicht hören wollen, weil wir in Ostasien angeblich alle (O-Ton) entweder verlogene Diktaturen oder einfach nur total obrigkeitshörig sind und deshalb unser Gehirn ausschalten... ) Hier eine interessante Analyse, warum die Zahlen so gut aussehen, und was der Westen (oder UNSER Osten, also USA & Co) vielleicht mitnehmen könnten: https://www.zeit.de/politik/2020-11/corona-massnahmen-asien-china-vietnam-japan-suedkorea-erfolge


Ludwiga

Antwort auf Beitrag von Korya

Liebe Korya, ich finde es super spannend und schaue nachher sehr gerne rein. Hast du von der Sendung "Der Zug der Seuche" (ARD Mediathek, https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/der-zug-der-seuche-das-corona-virus-veraendert-die-welt-100.html) gehört? Hier ging es auch um den Vergleich und den Umgang mit dem Virus in sechs verschiedenen Ländern, u.a. Taiwan. LG, Ludwiga


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Korya

Hej Korya! Ich finde es absolut wichtig und richtig und natürlich auch sehr interessant, die einzelnen Länder mit in ihrem Vorgehen zu vergleichen. Letztendlich tut dies der normale Bürger ja auch (ich sage nur Schweden) und letztendlich lassen sich nur so Fehler vermeiden ,Erfolge evtl. kopieren oder doch zumindest Maßnahmen und deren Wirkung erklären - oder eben nicht. Dabei muß man aber immer die HIntergrüdne eines Landes und seiner Gesellschaft kennen - und da hapert es eben. Wieder Schweden: Selbst wenn einige zu wissen glauben, wie die Schweden/Skandinavier ticken, so wußten wir alle doch kaum, wie genau das schwedische Modell gehandhabt wird/wurde. Sooo frei wie proklamiert war das auch nicht - und heute beklagt meine Freundin dort, daß Konzerte und Co dauernd ausfallen und nicht stattfanden. Da sind wir deutlich besser gestellt hier in DK... 1:1 kann man eine Methode bei nichts - auch nicht in der Coronabekämpfung - auf ein Land übernehmen, aber lernen kann man aus solchen Beispielen und Vergleichen durchaus! danke für den Link! Gruß Ursel, DK


fritzi3

Antwort auf Beitrag von Korya

Danke für den Hinweis auf den Artikel! Ich finde es sehr interessant, dass in den betrachteten Ländern eben nicht auf Freiwilligkeit gesetzt wird. Ich hatte gedacht, dass ein wesentlicher Unterschied für die unterschledliche Lage in asiatischen LÄndern die größere Bereitschaft der Menschen in Asien wäre, sich freiwillig einzuschränken. Da sähe ich wenig Chancen, das als gutes Beispiel auf Deutschland zu übertragen, also die Epidemie hier durch Appelle an die Freiwilligkeit besser einzudämmen. Wenn aber tatsächlich die systematische Clusteranalysierung und -isolierung einen wesentlichen Unterschied ausmacht, dann könnte die Lage hier ja auch wieder besser werden, wenn die Gesundheitsämter endlich ihre Strategie umstellen.


Korya

Antwort auf Beitrag von fritzi3

Naja, bei dem Satz "es kann mit mehr Zwang durchgesetzt werden wie in China oder mit weniger wie in Taiwan oder Neuseeland" verallgemeinert der Autor ein wenig, in Japan gab es z.B. gar keinen Zwang (darf die Regierung auch gar nicht), nur freundliches Bitten. Was meiner Meinung viel wichtiger war: es war sofort Thema (damit meine ich allererste Januartage, nicht irgendwann im März oder April, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war). Und: es wurde klar benannt, was zu tun war. Simple, klare Regeln, die seither gebetsmühlenartig wiederholt werden. Kein Durcheinander von Maßnahmen, keine diese Woche ja / nächste Woche nein Regeln, keine Unterschiede zwischen Landkreisen. Und: völliges Abschotten. Unterbinden der Flugreisen. Urlaubsreisen waren nicht verboten, aber es wurde davon abgeraten. Viele Koreaner und Japaner haben den Urlaub im eigenen Auto verbracht, um andere nicht zu gefährden und natürlich auch das eigene Risiko zu mindern, oder sind halt in den eigenen vier Wänden geblieben. Diese frühe, klare Kommunikation hat dazu geführt, dass die Bevölkerung von Anfang an die Regeln, (auch dort, wo sie nur freiwillig waren, wie in Japan) mit getragen haben. Und noch immer bereitwillig mit tragen.


fritzi3

Antwort auf Beitrag von Korya

Dass in Japan die Bevölkerung Vieles ohne Zwang freiwillig gemacht hat, ist schon angekommen. (Heißt "Sie haben ihren Urlaub im Auto verbracht", eigentlich, dass sie statt im Hotel oder der Ferienwohnung im Auto geschlafen haben?). Aber nach der Lektüre des verlinkten Textes kommt es mir eben nicht mehr so vor, als ob das der alles überragende Punkt wäre, der den Ausschlag dafür gibt, dass bestimmte Länder die Epidemie offenbar besser in Griff kriegen als die Europäer. Wenn wir eine gewisse Stringenz und klarere Kommunikation (incl. Erklärungen) - angepasst an unsere Verhältnisse - von Japan übernehmen, könnte vielleicht auch schon etwas gewonnen sein - auch wenn die freiwillige Selbstbeschränkung in dem Maße hier nicht vorstellbar ist ....


cube

Antwort auf Beitrag von Korya

Das ist etwas, was hier eben zunehmend fehlt. Jedes BL macht seine eigenen Regeln und sie sind oft nicht klar genug dargelegt. Bzw. man muss ja immer erst mal gucken, was in der eigenen Stadt gerade gilt. Und dann Anordnungen, die von Gerichten wieder gekippt werden. Genau dieses undurchsichtige und oft eben auch nicht zusammen passende/widersprüchliche an den Maßnahmen führt ja dann dazu, dass man eben nicht mehr so genau darauf achtet. Und ich bin sicher, sehr viele Menschen wissen gar nicht ganz genau, was gerade bei ihnen gilt. Bei uns gelten andere Regeln als in der 5 lm entfernten "Schulstadt" unseres Kindes. Und in beiden Städten gelten wieder andere Regeln als in der nächsten Großstadt, in der aber viele Menschen die hier wohnen, arbeiten. Also tatsächlich kann es durchaus passieren, dass man ganz ohne Absicht gegen Regeln verstößt, weil es einfach nicht mehr zu durchschauen ist.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von fritzi3

Hej nochmal! Nun ja, ich denke, letztendilch gilt doch auch in den westlichen Ländern: Entweder man bezweifelt ziemlich alles - oder man ist damit einverstanden, daß Maßnahmen ergriffen werden. und wie Ihr beschreibt, hapert es an der Durchsetzung nicht, weil die (meisten) Menschen nicht wollen, sondern weil sie schlichtweg nicht verstehen können oder wissen können, was angesagt ist. Eine klare Linie, die nachvollziehbar ist, würde hier doch ebenso viel Akzeptanz erreichen wie anderswo - und wen nicht, gibt es hier wie da sicher Ordnungsmaßnahmen, die Unbelehrbare, Unbeirrbare "zwingen". Das aber haben wir doch von Anfang mehr oder weniger gefordert. Ich verstehe gut, daß Wissenschaftler/Mediziner wie auch Politiker mit der Situation oft genauso überfordert sind wie wir, aber letztendlich kann man das auch mal zugeben. Ich bin sicher, man erreicht mehr mit einer Ansage "wir wissen es ja leider auch noch nicht genau, aber da Kontakte die größte Gefahr sind, begrenzen wir die jetzt und schauen usn n 14 Tagen die Zahlen an, damit wir darauf reagieren, wie es weitergehen könnte." als wenn man nur bittet oder androht und aktivistisch-anmutend die einen Kontakststellen (lies Restaurants mit guten Hygienekonzepten) schließt und die anderen offenläßt (lies z.B. Nahverkehr bis zum Proppen gefüllt...) Die Menschen haben doch ihren Verstand nicht bei der Coronakrise aufgegeben und verloren, die wollen mündig behandelt werden und nicht wie kleiene Kinder. Sie wollen verstehen,was passiert -sonst grenzt das an blinden Akltivismus. der ist nie und nirgends gut. Gruß Ursel, DK


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von cube

@Cube Es dürfte aber inzwischen grundsätzlich jedem klar sein, welches Verhalten zur Ausbreitung des Virus beiträgt und welches nicht. Und entweder man ist willens an der Eindämmung mitzuarbeiten oder eben nicht. Und wenn man der Überzeugung ist, dass es sinnvoll ist die Pandemie einzudämmen, dann verhält man sich automatisch in diesem Sinne richtig, egal welche Regeln gerade wo gelten.


Ludwiga

Antwort auf Beitrag von cube

Ich meine, unabhängig von den Regelungen der einzelnen BL, sollten die permanenten Appelle seitens der Regierung doch irgendwie angekommen sein. Ich beziehe mich jetzt auf den Satz: "Und ich bin sicher, sehr viele Menschen wissen gar nicht ganz genau, was gerade bei ihnen gilt."


cube

Antwort auf Beitrag von Ludwiga

Naja, ein Appell ist keine Vorschrift. Und wenn die eine Stadt den Kindergeburtstag mit x Personen erlaubt und die nächste aber nicht, ist das irgendwann schwer zu verstehen oder zu durchschauen. Wenn du aber meinst, das es doch nicht schwer wäre, dass man einfach das Haus bitte gar nicht mehr verlässt außer zur Arbeit und zum Einkaufen - ja, dann muss die Regierung das eben auch genau so klipp und klar sagen. Ich darf mich mit einem anderen Haushalt treffen. Heißt: ich darf! ganz offiziell mich jeden Tag mit einem anderen Haushalt treffen. Wenn die Regierung meint, man solle das aber eigentlich nicht tun - dann muss sie das auch so sagen. Mag sein, dass es für dich selbstverständlich ist, immer noch ein bisschen mehr nicht zu tun als das was eh nicht erlaubt ist, ist das schön. Aber erwarte doch bitte nicht, das alle anderen sich genau so einschränken wollen obwohl sie es offiziell eben gar nicht müssen. Und solche Dinge wie der kleine Hobbit aus dem Rheinland macht - ohh, Musikschulen dürfen jetzt doch öffnen, tragen halt nicht gerade dazu bei, dass man a) den Überblick behält und b) das Ganze noch nachvollziehen kann. So sind zB di Spielplätze geöffnet bei uns - die Halfpipe aber geschlossen. ??? Auf dem Spielplatz findet garantiert 100% mehr direkter Kontakt statt als bei Skatern in der Pipe.


fritzi3

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ganz so einfach ist es, glaube ich, auch nicht. Besserer Kommunikation und "sinnvollere", einheitliche Maßnahmen wären sicher wünschenswert (gewesen). Aber z.B. die Einheitlichkeit ist im föderal organisierten Deutschland nicht so einfach zu erreichen. Und bei der Planung und Durchführung von Maßnahmen spielt die gesellschaftliche Kultur eben schon auch noch eine große Rolle: Anscheinend waren die asiatischen Länder ja sehr erfolgreich damit, harte (Quarantäne-)Maßnahmen für wenige Betroffene festzulegen und deren Durchführung streng zu kontrollieren, anstatt "weichere" Maßnahmen zu ergreifen, die viele Menschen einschränken. Aber genau diese härteren Maßnahmen sind hier wahrscheinlich viel schwerer vermittelbar als in Japan und lassen eine gewisse Protestkultur aufleben, die es so wahrscheinlich in Japan nicht gibt. Wenn ich mir alleine die Proteste (incl. Stasi-Vorwürfen etc.) vorstelle, wenn man hier angeordnet hätte, dass sich Einreisende aus Risikogebieten oder positiv Getestete entweder in ein Quarantänelager begeben müssen oder ihr Smartphone für die Zuhause-Ortung freischalten .... Und auch strengere Maßnahmen, die einheitlich sind und gleichermaßen für Bayern und Mecklenburg-Vorpommern (trotz gravierend unterschiedlichem Infektionsgeschehen) gelten, lassen sich in Deutschland - wie man ja immer wieder feststellen kann - schwer vermitteln.


Korya

Antwort auf Beitrag von cube

Bei uns waren die Spielplätze geöffnet, aber zwischenzeitlich monatelang wie leer gefegt. Feiern waren mit sovielen Personen erlaubt, wie man wollte, aber es feierte keiner und wenn, dann im engsten Kreis. Es war halt so, dass sich einfach jeder von sich aus einschränkte, weil sie es vernünftig fanden, sich in einer Pandemie so zu verhalten. Also wenigstens hier in Japan, wo sie bisher keine SARS-Erfahrung hatten und es auch sonst eher "deutsch" zugeht. Bei meiner Schwester in China grätschte sofort der Staat überall ins Leben rein und schloss Spielplätze und Schulen, aber da waren sie aufgrund früherer Erfahrungen auch deutlich nervöser.


Ludwiga

Antwort auf Beitrag von cube

Also würde deinen Schilderungen nach - Strichwort: Selbstverantwortung - auch der schwedische Weg bei uns scheitern und wir brauchen klipp und klar Verordnungen per Gesetz, z.B. wie viele Kinder wir denn nun zum Kindergeburtstag einladen dürfen, ohne dass das Kind psychosoziale Nachteile erleidet. Auf der anderen Seite beschweren wir uns jedoch über die massiven Eingriffe und die Verletzung der Freiheitsrechte. Das Haus nicht zu verlassen, außer um der Arbeit nachzugehen oder Lebensmittel zu besorgen, finde ich etwas übertrieben, oder? Glücklicherweise gab es hierzulande diesbezüglich noch keine (zeitlichen) Beschränkungen. Bei uns wurden die Gehwege in der Stadt jedenfalls noch nicht hochgeklappt und die Zwerge schaukeln immer noch draußen.


Korya

Antwort auf Beitrag von fritzi3

Ja genau, im Auto statt im Hotel geschlafen. Die Verkäufe für SUVs und Kleinbusse, neu und gebraucht, stiegen in Japan und Korea in der Zeit sprunghaft an. Lag also nicht an dem Wunsch, Geld zu sparen.


Petra28

Antwort auf Beitrag von Korya

Irgendwie hatte ich angenommen, dass das hier auch so sein würde. Ich kann nicht nachvollziehen, warum ich mich geirrt habe. Eigentlich weiß doch jeder, wie sich das Virus verbreitet?


cube

Antwort auf Beitrag von Korya

Ich frage mich halt immer, ob Japaner es einfach eher gewöhnt sind, sich an Appelle zu halten. Sie also als Regel zu begreifen und nicht als freundliche Bitte. Und ob man in Japan evt. generell eher darauf "geeicht" ist, das alles was man tut, der Gemeinschaft dienen sollte. Ist eine ernst gemeint Frage und nicht abwertend gemeint. Genau so, wie es vielen Ländern total üblich ist, dass das Familienmitglied, das in Dtl. jetzt so viel verdient, damit seine Familie zB inThailand unterstützt. Geht ein Deutscher AN in´s Ausland und verdient da viel Geld, würde nicht erwartet, dass er das zu einem (Groß)-Teil seiner Familie in D zukommen lässt. Wobei es letztendlich egal sein wird, warum weshalb wieso - in manchen Ländern funktioniert das eben mit der Bitte um ... und in anderen eben nicht. Es ist dann ja müßig, immer wieder darauf zu verweisen, wie toll das in anderen Ländern klappt oder umgekehrt, der zB deutschen Bevölkerung Egoismus vorzuwerfen - es klappt halt nicht so, wie man es sich erhofft hat, dann muss man eben einen anderen weg ausprobieren.


Korya

Antwort auf Beitrag von Ludwiga

Hihi, vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass in Japan das Leben auch vor Corona für viele aus nicht viel mehr besteht. Das erklärt aber nicht, warum es in Korea z.B. nochmal eine ganze Stufe besser aussah als dort.


fritzi3

Antwort auf Beitrag von Korya

Ganz so extrem war es hier nicht, aber die Wohnmobilbranche hat wohl 2020 auch einen neuen Rekord aufgestellt. Nur dass die Menschen dann z.T. auf den Campingplätzen doch dicht aufeinandersaßen. Da war wahrscheinlich unser Urlaub in der Ferienwohnung mit 3 Wohnungen im Haus und Maskenpflicht im Treppenhaus risikofreier ....


cube

Antwort auf Beitrag von Korya

Danke, das beantworte meine Frage aus dem letzten Post :-) Ich denke nämlich auch, die Akzeptanz von Einschränkungen hängt auch damit zusammen, wieviele Freiheiten ich denn generell so habe und dadurch aufgeben muss. Wenn ich eh nicht viel mehr als Arbeiten, Schlafen, Essen habe, habe ich auch nicht so irre viel, was ich jetzt nicht mehr machen sollte/darf.


Ludwiga

Antwort auf Beitrag von cube

Das klingt in der Tat sehr bedrückend. Dann nichts wie ran an der sauren Apfel.


cube

Antwort auf Beitrag von Ludwiga

Man könnte aber auch argumentieren, dass die Regierung zu viel zu schnell wieder zugelassen hat. Ganz konkret meine ich damit große Feiern zB Hätte man das nicht voraussehen oder auch berechnen können, wieviele nicht mehr nachvollziehbare Kontakte da zusammen kommen? Warum waren und sind Geschäftsreisen in RG´s immer noch erlaubt wenns ie nur 3 Tage dauern? Warum wurde der Sommerurlaub doch erlaubt obwohl alle schon darauf geeicht waren, dass dies nicht möglich sein würde? Dadurch sind doch die meisten Infektionen offenbar entstanden und dazu noch welche, wo die Kontakte eben nicht mehr nach zu vollziehen waren. Im ersten LD wäre die Akzeptanz für solche Maßnahmen da gewesen - also für länger andauernde Maßnahmen was große Veranstaltungen, Reisen etc angeht. Aber nachdem gelockert wurde dann doch wieder zurück zu pfeifen ist wohl genau das, was jetzt für Unmut oder Unverständnis sorgt. Plus ein absolutes Wirrwarr an Vorschriften/regeln je nach Stadt/Land.


As

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Danke, das musste so gesagt werden.


As

Antwort auf Beitrag von cube

Sind wir hier in D. zu dämlich, selbst vernünftig zu handeln, einem Appell zu folgen oder brauchen wir 2 Millionen Vorschriften? Kommt dann die gewünschte Vorschrift, wird rumgeheult wegen der Einschränkung von Freiheiten. Sooo schizophren.


Korya

Antwort auf Beitrag von fritzi3

Kleiner Exkurs: Anfang Oktober verfolgte ich einen Austausch verschiedener Asienexperten, u.a. Lauren Johnston, über die Zukunft Asiens und der Welt. Johnston sah eine der größten Herausforderungen der alternden 1. Welt bei uns, in Europa, und insbesondere im Deutschland. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern der Welt sind die Menschen in Europa über einen relativ langen Zeitraum zu Reichtum gekommen und haben über Generationen einen vergleichbar hohen Lebensstandard gehabt. Auch wenn viele Asiaten in Hinsicht auf den Lebensstandard Europa mittlerweile überholt haben, ist die Erinnerung an frühere Entbehrungen noch frisch - vielleicht ein oder höchstens zwei Generationen alt. Außerdem gibt es in Asien in Ermangelung eines Rentensystems auch keine Erwartung eines angenehmen Lebensabends. Wenn man nichts erwartet, erträgt sich das Schicksal einfacher. Wenn man hingegen in ständiger Erwartungshaltung gegenüber Staat und Gesellschaft lebt, verlernt man zurück zu stecken, sich ins Unvermeidliche zu fügen, sich auch mal mit dem Zweit- oder Drittbesten zufrieden zu geben etc. Johnston sieht den Umgang mit der in den 1.-Welt-Ländern explodierenden Altersarmut als eine der Hauptaufgaben unserer Zukunft an, und dabei wird es ihrer Meinung nach unsere Generation in Europa um so härter treffen, da wir ein Leben ohne relativen Wohlstand, ohne Sicherheit aufgefangen zu werden, gar nicht mehr kennen. Ihrer Meinung nach werden gesellschaftlichen Spannungen, die aus diesen Brüchen resultieten, über die nächsten Jahrzehnte Europa am härtesten treffen, wenn die Gesellschaft keine Möglichkeit findet, der allgemeinen Forderungs- Mentalität entgegen zu wirken, (und/oder alternativ eine Lösung gegen die Überalterung der Gesellschaft zu schaffen, eg. durch Migration). Die Debatte bezog sich nun auf den zunehmenden Absturz in die Altersarmut, aber der Punkt der kompromisslosen Erwartungshaltung der westlichen Bevölkerung trifft sich, finde ich, auch in anderen Bereichen wieder, wie jetzt im Umgang mit Beschränkungen bei Corona.


Korya

Antwort auf Beitrag von cube

Ja, ich glaub da ist viel dran. Ein japanisches Meinungsforschungsinstitut hier machte neulich eine Umfrage dazu: warum tragen wir in Japan während der Pandemie alle brav 24/7 den Mundschutz? Immerhin selbst im Hochsommer, bei wochenlangen 35-40 Grad im Schatten (Tokyo ist auf derselben Höhe wie Malta). Antwort: die Mehrheit trug sie, weil alle anderen sie auch trugen, und man nicht aus der Reihe tanzen wollte (es gibt hier den berühmten Spruch vom Nagel, der rausragt, und deshalb als erstes eins über den Kopf bekommt). Da sind die Japaner schon extrem, selbst unter den Asiaten.