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Depressionen

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Hallo! Ich habe in er letzten Zeit sehr interessiert eure Mails zum Thema Depressionen verfolgt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass mein Exfreund Depressionen hat. Nicht so ganz extrem, dass er sich ständig umbringen will oder nicht mehr arbeiten kann, aber doch so, dass er ständig antriebsarm und lethagisch ist. Er kann sich nicht organisieren, hat immer wieder Tage, an denen er schlecht drauf ist, klagt ständig über Kopfschmerzen, lebt eher isoliert, hat wenig Freunde, obwohl ihn alle nett finden, verzettelt sich mit seiner Zeitplanung ständig, hat einen total ungesunden Schlafrhythmus, braucht alle Kraft für seinen Job..... Die ganze Zeit, in der wir zusammen waren, habe ich mich über unsere ungerechte Aufgabenverteilung geärgert. Ständig hatte ich das Gefühl, mit ihm ein weiteres Kind zu haben. Er ist kein Macho, er hat immer wieder versprochen, auch mal dies oder das zu erledigen, er schiebt es vor sich hin, macht es aber nicht. Irgendwann wachsen ihm die aufgeschobenen Aufgaben über den Kopf und er wird panisch. Ich habe ihm dann geholfen (wenn sonst die Kinder drunter gelitten hätten) oder auflaufen lassen. Er hat sich dann jedesmal vorgenommen, sich beim nächsten Mal besser zu organisieren. Er braucht viel Zeit für sich (schwierig mit zwei kleinen Kindern), er liegt dann matt auf dem Sofa, hat Kopfschmerzen oder fühlt sich sonst nicht gut. Ich frage mich, ob er weiß, dass er Depressionen hat und ob er, wenn er das weiß, es mir nicht hätte (vor dem Zusammenziehen) sagen sollen. Eigentlich denke ich schon, dass er weiß, dass er Depressionen hat. Ich habe mal eine alte Artzrechnung (ist privat versichert) gesehen, da stand als Diagnose "Depressive Angststörung" oder so etwas ähnliches. Ich frage mich, wieso ich die ganze Zeit das Zusammenlebens (immerhin 2 Jahre) nie daran gedacht habe, er könnte depressiv sein? Ich habe sein Verhalten eher als egoistisch und rücksichtslos gegen mich angesehen (wieso soll ich alleine den ganzen Haushalt schmeißen, wieso lässt er alles liegen und räumt nicht einmal seinen Dreck weg, wieso stehe immer nur ich nachts auf, wieso hat immer nur er freie Zeit, wieso fahre ich bei Regen und mit zwei Kindern im Schlepptau mit dem Fahrrad zum Aldi und erledige den Wocheneinkauf, während er mit dem Auto zur Krankengymnastik fährt, wieso hat er dauernd Arzttermine, manchmal jeden Tag, wieso rennt er wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt, wieso habe ich immer alle Verantwortung, wieso denkt er an nichts, macht nichts???). Ich habe ihn nicht zu packen bekommen, er war Meister darin, diese ungerechte Aufgabenverteilung beizubehalten ("ich fühle mich heute überfordert, morgen gerne wieder, mir geht es heute nicht so gut, du musst entschuldigen, ich muss mich mal zurückziehen, auch bitte sei so nett und..."). Mal abgesehen von der ungleichen Arbeitsverteilung hat mich diese Lethagie verrückt gemacht. Ich weiß, dass ich keine Depressionen habe, aber gibt es so etwas wie eine Ko-Depression? Wir haben ja nun noch nicht wirklich lange zusammen gelebt (zwei Jahre), aber was ist mit Menschen, die jahrelang mit einem deppresiven Partner zusammen leben? Was ist mit den Kindern? Mein Sohn ist noch zu jung, um sich dazu zu äußern, meine Tochter weiß (und sagt), dass er vieles nicht auf die Reihe kriegt, überfordert ist. Beide Kinder haben sich während unseres Zusammenlebens fast immer an mich gewendet, wenn sie etwas wollten (ich wollte aber, das auch er Aufgaben übernimmt und hab ihn dann zum Papa geschickt oder nachts, wenn mein Sohn wach wurde, mich taub gestellt usw.). Mein Sohn wurde dann immer panisch, schrie nach mir, belagerte mich dann immer so. Das ist seit dem Auszug meines Ex entspannter geworden. Getrennt habe letzendlich ich mir zuerst. Ich wollte irgendwann einfach wieder alleine wohnen. Er hat sich aus immer mehr Aufgaben herausgezogen. Er wollte am liebsten nur noch bedient werden. Das habe ich natürlich nicht gemacht, aber es gab kein harmonisches Zusammenleben mehr. Das letzte halbe Jahr des Zusammenwohnens waren wir eigenlich schon getrennt (ich habe ihm im Januar gesagt, das ich möchte, dass er auszieht, es hat aber bis Juli gedauert, bis er endlich ausgezogen ist), wir sind uns aus dem Weg gegangen, ich habe mich überwiegend alleine um die Kinder gekümmert. Jetzt hat er die Kinder zwei Tage in der Woche, einmal so ab 16 Uhr bis zum nächsten Morgen und einen Tag (plus Nacht) am Wochenende. Geplant war auch noch die Hälfte der Urlaubstage (er hat berufsbedingt ein paar mehr als der Durchschnitt davon), damit fühlt er sich aber überfordert. Ich bin eigentlich wie immer, also nicht depressiv. Aber in der Zeit des Zusammenlebens war ich ständig krank (Erkältungsgeschichten), kaum wieder gesund, fing die nächste Krankheit an. Ich habe in der Zeit 14 kg abgenommen (mittlerweile wieder zugenommen), fühlte mich schlapp. War das eine Ko-Depression? Die Kinder haben seinen Auszug nach meiner Beobachtung erstaunlich gut überstanden. Mein Sohn (2) hat nur einmal "schade" gesagt, nie geweint oder sonst irgendwie reagiert. Meine Tochter (6) hat geweint, als ich ihr gesagt habe, dass er auszieht, danach aber auch nie wieder. Wir haben und aber auch wenig gestritten, fast garnicht vor den Kindern und nach der Trennung gab es auch keinen Stress. Der Umgang klappt gut. Können Kinder das so hinnehmen ohne darunter zu leiden? Ich glaube,sie leiden wirklich nicht darunter. Meinen Tochter für ihr Alter ziemlich fitt. Sie bekommt mit, dass mein Ex Schwierigkeiten hat. Wie reagiere ich, wenn sie mich fragt? Bislang fragt sie mich nicht, aber sie macht Bemerkungen und wartet dann ab, wie ich reagiere, z.B.: "Heute wäre S. (ihr Bruder) fast ins Wasser gefallen, Papa war total überfordert" oder: "Das war das totale Chaos, aber du weißt ja, wie er ist". Meistens reagiere ich garnicht, manchmal bekommt sie Ärger, wenn ich den Eindruck habe, sie will mir zuliebe meinen Ex schlecht machen. Es ist wahrscheinlich alles ein bisschen wirr, was ich geschrieben habe, es ist schon spät, ich hoffe, ihr könnt trotzdem antworten. Gruß, Sabri


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Ob es die offzielle Diagnose so gibt, weis ich jetzt nicht! Vermutlich gibts dann eine "eigene somatische Störung oder Belastungsreaktion" oder weis der Kuckuck was.... Für einen Laien ist es sicherlich auch nicht einfach zu erkennen, was eine leichte Depression ist und was einfach ein paar verkorksten Wesenszügen entspricht. Schnelles Genervtsein, chaotisch sein, extremes Ruhebedürfnis kann sich ja auch einfach son in den Wesenszügen manifestiert haben. Aber eins ist klar, Leute können andere Menschen krank machen mit ihren Verhaltensweisen und das ist ja das Wesentliche und der springende Punkt dabei. Man fängt ja irgendwo an, an sich selbst zu zweifeln: "Verlange ich wirklich zu viel?? Sind wir jetzt wirklich zu nervig/laut/anspruchsvoll". Man versucht alles unangenehme fern zu halten und überfordert sich damit selbst maßlos. Kein Zweifel, dass du alles allein geregelt bekommst, aber dann noch ständig Rücksicht zu nehmen und allle Widrigkeiten allein regeln zu müssen, während ein anderer seine Füße hoch legt, dass kann einen schon mal selbst völlig runter ziehen. Man hofft und glaubt den Versprechungen, dass sich was ändert und erlebt Tag für Tag mit, dass sich überhaupt nichts ändert - im Gegenteil alles vielleicht noch ausgeprägter auftritt. Von daher mein Rat an dich: "Sorg einfach erst mal gut für dich und dafür, dass es dir und deinen Kindern gut geht!" Das dir bewußt ist, was du in der Zeit alles geleistet hast und du am Rande der Erträglichkeit rum geschippert bist und fernab von Glück und Lebensfreude angelangt warst. Das die Trennung auch der einzig gangbare Weg war, um entweder überhaupt eine Änderung bei ihm herbeizuführen oder selbst wieder zu sich selbst zu finden. Gegenüber den Kindern würd ich jetzt aber nichts von "krank" erwähnen, ehe er das selbst nicht so sieht. Auf Äußerungen deiner Tochter, würd ich nur kurz und knapp erwidern: "Ja, so ist der Papa halt.... oder ja, er kann halt nicht anders..." Wegen der Gewichtsabnahme und überhaupt - hast du mal an eine Mu-Ki-Kur gedacht?


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Ich hab auch lange nicht realisiert, daß Michael krank ist. Die ersten 3 Jahre hab ich seine Depriphasen auch mit dem Gedanken abgetan, daß er mir einfach nicht helfen will etc. Aber: es wurde immer schlimmer. Wir sind nun 9 Jahre zusammen und im Moment wäre ich lieber von ihm getrennt - wenn ich ehrlich bin. Da er aber beim letzten Streit eingeliefert wurde, weil er mit Selbstmord gedroht hat, habe ich etwas Angst, mich zu trennen. Aber: ich kann nicht mehr. Im Moment gehts ihm einigermaßen (aber auch nicht wirklich gut) - aber ich fühle mich in seiner Nähe krank. Er wohnt jetzt nach der Klinikentlassung bei uns (obwohl ich es nicht wollte - er aber schon wieder so gestresst ist, daß er nicht alleine wohnen kann), er schläft in einem Kinderzimmer. Und Bedingung ist: einmal einen Arzt- oder Therapietermin versäumen, dann fliegt er raus und wir sind endgültig getrennt. Mir gehts aber echt nicht gut dabei, da ich mich gar nicht traue, Gefühle zu ihm zuzulassen, da ich nicht wirklich Vertrauen habe, daß er die Therapie durchhält...


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Hmm, das bringt mich zum Nachdenken. Nach Deinem Posting, Sabri, war ich versucht, sehr spontan zu antworten: Nein, sowas gibt es nicht. Natürlich reagiert man auf seine Umwelt, aber eine Co-Depression im Sinne eines Co-Alkoholismus oder so gibt es nicht. Nach dem Posting von Hofi, die ihren Mann entgegen allen Wollens und aller Überzeugungen wieder aufgenommen hat, schrie plötzlich alles in mir: "Doch, es gibt sie wohl schon!" Inzwischen habe ich nachgedacht: Die wenigsten Menschen werden plötzlich von einem Tag auf den anderen depressiv. Das gibt es, klar, aber das ist dann doch meistens die vergleichsweise gut zu behandelnde reaktive Depression. Insofern lautet die Frage vielleicht korrekt (und dann paßt es doch wieder ein Stück weit mit der Co-Abhängigkeit zusammen): Was sind das für Menschen, die sich einen depressiven Partner aussuchen? Warum sucht man sich jemanden aus, der lethargisch und unorganisiert ist? Was sucht man in einem Partner, wenn man sich einen depressiven Menschen zum Partner macht? Welche Erwartungen hat man an eine Partnerschaft, wenn man sich jemanden mit Depressionen dafür aussucht? Ich bin "die andere Seite", deswegen kann ich diese Fragen nicht beantworten. Aber ich vermute, diese Fragen würden zum Ziel führen. Denn genauso, wie Depressionen nicht vom Himmel fallen, so fallen depressive Partner auch nicht vom Himmel. Gruß, Elisabeth.


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Hallo, ich war ja auch sieben Jahre mit einem Partner zusammen, der psychisch krank war (allerdings war/ist er manisch-depressiv und hat teilweise massive Schübe, teilweise aber auch relativ gute Zeiten). Allerdings kann ich nicht sagen, dass ich mir bewusst einen Partner ausgesucht hätte, der "lethargisch und unorganisiert" war. Denn als ich ihn kennen lernte, hatte er einen sehr gute Phase, und er war zwar nie besonders organisiert, aber definitiv einer der saubersten und ordentlichsten Menschen, der mir je untergekommen ist. Und ich habe auch definitiv keinen Partner gesucht, den ich irgendwie hätte "führen" können oder sonst irgendwie als "Übermutter" an die Hand nehmen oder sonstwas. Das Ganze hat sich dann schleichend entwickelt, und je mehr ich ihn kennen gelernt habe, desto mehr habe ich mitbekommen. Aber wenn man schon in einer Beziehung ist... geht man halt nicht mehr so leicht. Ich denke nicht, dass Menschen, die einen depressiven Partner haben, besonders vom Helfer-Syndrom gezeichnet sind oder sonstwas, auch wenn es diese Fälle sicherlich auch geben wird. Ich denke nicht, dass sie in der Mehrzahl irgendwie spezielle Erwartung an eine Partnerschaft haben... die wenigstens lernen ja einen Partner kennen, erfahren, dass er depressiv ist, und bleiben deswegen mit ihm zusammen... ...oder habe ich jetzt irgendeinen Punkt in Deinem Posting komplett missverstanden, Elisabeth?


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Ja, hast Du. Ich spreche definitiv NICHT vom Helfersyndrom (auch eine Co-Sucht hat nichts mit dem Helfersyndrom zu tun) und schon gar nicht von einer bewußten Entscheidung. Natürlich sagt man nicht: "Hey, der ist depressiv, cool, den krall ich mir!" Aber man sucht - zum allergrößten Teil unbewußt - doch nach bestimmten Eigenschaften in einem Partner. Man krallt sich ja nicht den nächstbesten auf der Straße. Ein Teil ist äußerlich. Man findet vielleicht einen Blonden anziehender als einen Dunkelhaarigen, man springt an auf dieses spezielle Lächlen oder die schönen Augen. Aber auch ein Character ist ansprechend - oder eben nicht. Im Negativen weiß man das meistens gut zu artikulieren. Man lernt einen kennen, trifft sich, sagt dann aber: "Och nö, der ist langweilig!" oder "Mei, war der ichbezogen, der sprach ja nur von sich!" oder "Nein, den mag ich nicht, der hat so komische Ansichten!" Also: Was fand man an dem Mann toll, bevor einem bewußt war, daß er Depressionen hat. Er verstellt sich ja nicht, zumindest nicht zu 100%. Das kann er gar nicht, denn Depressionen sind ja eine Krankheit. Ein depressiver Mensch wird auch in der anfänglichen Verliebtheit nicht der große Systematiker und Aktivator sein. Und wenn man sich besser kennenlernt erst recht nicht mehr. Vielleicht ist man sogar von der Lethargie genervt (aber nicht genervt genug, daß man ihn verläßt), aber die Tatsache, daß er das macht, was man will, hat ja doch einen gewissen Charme. Man sagt: "Ich will heute ins Kino!" und er sagt nicht: "Nein, mir ist nach Disco!", sondern tendentiell wird er eher sagen: "Was immer Du willst, Schatzi!" Wenn Du ihm sagst: "Du, Deine Skatbrüder mag ich nicht so gerne, mußt Du da jeden Mittwoch hingehen?" Wird er eher sagen: "Ach, Schatzi, natürlich schau ich lieber zu Hause mit Dir Dr. House an." (Bitte, das sind jetzt Beispiele, jede Depression ist anders.) Psychische Krankheiten verändern oder beeinflussen den Character. Oder - auch andersherum - man braucht gewisse characterliche Grundzüge, um eine psychische Krankheit überhaupt erst zu bekommen. Warum findet man das attraktiv? Welcher Characterzug des Menschen hat Dich angezogen? Nicht mit dem kleinen roten Schildchen dran, wo draufsteht: "Dieser Characterzug hat mit der depressiven Disposition von Egon zu tun!" oder "Diesen Characterzug hat Egon, weil er dperessiv ist!". Sondern ohne Wissen oder auch nur Ahnung der Tatsache, daß dieser Characterzug für einen depressiven Mensch nicht untypisch ist. Jetzt klarer? Und BITTE löse Dich von irgendwelchen Anwandlungen von "Schuld" oder so. "Schuld" setzt Bewußtsein voraus. Es geht um die Systematiken, um die eigenen ganz tiefliegenden Bedürfnisse und Wünsche, die man selber nicht kennt, wenn man sich nicht alleine oder mit professioneller Hilfe mit viel Zeit- und Kraftaufwand in diese Tiefen begibt. Gruß, Elisabeth.


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Hallo Elisabeth, und danke für Deine ausführliche Antwort. Allerdings denke ich teilweise, so typisch "depressiv" war mein Ex-Partner gar nicht - jedenfalls nicht, als ich ihn kennen gelernt habe. Er hatte als Kind eine erste, extrem heftige Phase, wo er - nach der Trennung seiner Eltern - längere Zeit stationär in einer Kinderpsychiatrie war. Viel kann ich zu der Zeit nicht sagen, ich weiß es nur aus ganz groben Bemerkungen von ihm und später aus der Beschreibung seines Vaters (der allerdings findet, die Mutter habe ihn ja eh nur in die Psychiatrie abgeschoben, weil es ihr zu mühsam gewesen wäre, sich wirklich um ihn zu kümmern - also auch kein unbedingt unvoreingenommener Bericht). Danach hatte er etliche gute Jahre, tendenziell eher manische Phasen, aber nichts übermäßig extremes. In dieser Zeit habe ich ihn dann kennen gelernt, da konnte er sich wunderbar "verkaufen", war mehr so Modell Sunny-Boy, strahlend, charmant, umsorgend, selbstsicher. Er war ein absoluter Ordnungsfan, der einzige Mensch, den ich kenne, der wirklich leidenschaftlich gerne putzt und aufräumt und quasi den Ehrgeiz hat, jederzeit vom Boden essen zu können, und - in jeder Hinsicht - sehr perfektionistisch. Er hat in dieser Zeit auch laufend neue Ideen entwickelt, was man unternehmen könnte, irgendwelche kleinen Ausflüge etc., und war immer sehr begeisterungsfähig und mitreißend. Er war auch absolut nicht lethargisch, sondern - für mich - eher "anstrengend", weil ich eigentlich niemand bin, der ständig auf Achse und unterwegs sein möchte. Und "Wir machen, was DU willst, Schatzi!"-Männer sind mir wirklich eher ein Graus... so war er eben definitiv nicht, zu Anfang. Umso schwieriger war es dann für mich, als er irgendwann so wurde, wenn er dann tagelang nur herumgammelte und ihn nicht mal der grobe Dreck in der Wohnung störte, gerade IHN, den ich doch so als Ordnungsfanatiker kennen gelernt hatte... Vorher war er eher jemand, der - so sinngemäß - sagte, komm, Schatz, ich nehm dich an die Hand und zeig dir die Welt! Und hinterher war er der kleine Junge, der sich nachts vor dem Einschlafen an mich klammerte, ich müsse ihm versprechen, dass das Haus über Nacht nicht über ihm zusammen fiele... Wobei dann eben auch immer wieder manische Phasen kamen, wo ich ihm auch überhaupt nicht mehr folgen konnte... Er war eben wirklich in keinster Weise mehr der Mensch, von dem ich mal gedacht hatte, ich hätte ihn kennen gelernt... Wobei ich, wenn ich mal ehrlich bin, schon zugeben muss, dass gewisse "Grundzüge" sich im Leben bei meinen Partnern immer wieder wiederholen - es sind alles Menschen, die eine gewisse Neigung zu Selbstzweifeln haben und eine gewisse Neigung zu "für dich möchte ich die Welt gerade biegen". Wobei - das war auch nie ein Positiv-Kriterium für mich bei der Partnersuche, eigentlich eher etwas, was mich abschreckt, wahrscheinlich, weil ich selber ein bisschen so bin, aber trotzdem bin ich dann doch jedes Mal wieder bei demselben Typ Mann gelandet, was diesen einen speziellen Punkt betrifft... was sagt das jetzt wohl über mich aus... seufz... LG, L.


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Ja ihr habt ja alle sehr viel geschrieben... aber wie definiert man Depressionen ??? Ich hab mich von meinem Freund getrennt, weil er nur am jammern ist... den ganzen Tag... ständig schlecht drauf... er meckert übers Geld und schreibt auch keine Bewerbung um denn mal vorwärts im Leben zu kommen... für ihn hat sein ganzes Leben keinen Sinn... und als ich mich jetzt von ihm getrennt hab, hat er mir tausend mal gesagt das er sich umbringt... ja ist das nun Depressiv ??? Ich kann mich solch einem Menschen nicht leben, da es mich selber mit runterzieht...


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Ich habe auch einen Ex-Freund mit dem ich jetzt wieder Kontakt habe, der definitiv Depressionen hat! Es ist 100% das gleiche was ihr auch so erzählt. Völlig unorganisiert, zieht sich oft zurück, läßt niemanden so richtig an sich ran, ist von jetzt auf gleich schlecht gelaunt und merkt es noch nicht mal wie verletzend er dann ist. Früher dachte ich auch, es sind einfach schlechte Charaktereigenschaften. Heute wurde es als Depression festgestellt und er weiß es auch. Nur leider weiß ich damit ÜBERHAUPT NICHT umzugehen!!!!! Ich bin dann auch gleich schlecht drauf. Weiß nicht wie ich mich verhalten soll.


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Hallo, ich bin auch die "andere Seite" und denke auch, dass die von Elisabeth gestellten Fragen ein Schlüssel sein könnten. Ich glaube aber auch, das eine psychische Erkrankung die ganze Familien beeinflußt und das sie auch Folgen hat für die Menschen, die täglich mit einem zusammenleben. Da bestehen schon "Abhängingkeitsmechanismen", denke ich. Schwierig..... LG ano


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Hallo an alle, Ich bin ja auch gerade in ähnlicher Situation. Mein Mann ist definitiv depressiv, aber Lichtjahre von dieser Einsicht entfernt. Er ist ausgezogen, um "zur RUhe zu kommen", meldet sich ständig, kommt fast täglich. Also, er hält das richtige Alleinsein gar nicht aus. Aber er kann immer fliehen. Er sagt, er wünscht sich, dass wir es wieder schaffen, aber er weiß nicht wie... Ich vermisse ihn ganz furchtbar (heute ist unser 14. Hochzeitstag, er hat es nicht mal erwähnt...), aber andererseits kann ich das Leben, was wir jetzt ein Jahr hatten, nicht mehr ertragen. Absoluter Schwebezustand. Fühle mich hilflos und hab auch ein schlechtes Gewissen, weil er ja krank ist. Aber wenn er sich nicht helfen lassen will? Ist schon übel. Und: Ich denke, es gibt die Co-Abhängigkeit. Habe sie selbst entwickelt, nur für ihn gelebt, versucht (umsonst!), ihn zum lachen zu bringen usw. Mich gab es gar nicht mehr. Nur ihn und die Kinder. Muss es jetzt erst wieder richtig lernen, dabei bin ich sonst ein recht positiver und selbstbewusster Mensch gewesen. Trotz des traurigen Themas allen noch einen schönen So. Ulrike


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Hallo Ulrike, weglaufen/fliehen und gleichzeitig nicht alleine sein können, das kenne ich von mir selber auch. Mit mir alleine halte ich es kaum aus, aber unter Menschen fühle ich mich total überfordert. Ein Teufelskreis. Ich muß nicht sagen, das mein Freundeskreis derzeit auf ein absolutes Minimum zusammengeschrumpft ist.... Die meisten Menschen halten dieses ständige Fluchtverhalten leider nicht lange aus. LG Ano


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Hallo Ano, Ich weiß, dass du und auch mein Mann sich alles andere als wohl fühlen. Aber ich kann so auch nicht weitermachen. Hast du einen Tipp für mich, wie ich mit der Situation umgehen sollte? Soll ich ihn ständig ermutigen, zu uns zu kommen oder es eher einschränken, damit der auf die "harte Tour" darauf kommt, dass er was tun muss. Damit meine ich, sich professionelle Hilfe suchen. Liebe Grüße, Ulrike