Elternforum Alleinerziehend, na und?

@ biggi+jungs und emfut

@ biggi+jungs und emfut

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

moin, biggi, du wolltest wissen, wer alleinerziehend ist und vz und im schichtdienst arbeitet - das ist meine wenigkeit. bin gestern leider nicht mehr zum antworten gekommen. ich weiss auch nicht, ob ich dir zu- oder abraten soll. selbst wenn ich wollte, käme ich aus dieser schichtarbeits-schiene jetzt schlecht raus. und um ehrlich zu sein reagiere ich innerlich äusserst sauer, wenn dann leute so lapidar sagen, "na, dann such dir halt was anderes, weil das besser für dein kind ist, mit deinen zeugnissen wirst du doch was anderes finden!" fakt ist, dass ich gute anderthalb jahre gesucht hatte, bevor ich die zusage für diese stelle bekam. mit meiner ausbildung (bankkauffrau) ist inzwischen kein blumentopf mehr zu gewinnen, dazu bin ich zu lange aus dem beruf draussen - und sonstige sachbearbeiter- oder bürotätigkeiten, abgesehen, dass die wenig lukrativ sind, sind die in unserer region auch rar und die konkurrenz groß. ich arbeite jetzt seit etwas über 4 jahren für die u.s. militärpolizei als übersetzerin im schichtdienst - der job ist (abgesehen von der tatsache, dass es schichtarbeit ist) körperlich wenig anstrengend, das einkommen ist selbst ohne schichtzulage überdurchschnittlich (zumindest für diese region) und eigentlich macht mir die arbeit auch spaß. auch wenn ich mich oft unterfordert fühle... gelegentlich gucke ich nach den internen stellenausschreibungen, aber es ist immer wenig da, worauf mein profil passt. und selbst intern ist da der ansturm und das gemauschele groß. was nämlich die letzten jahre ein problem war, war die kinderbetreuung. ich hatte auf ein au pair gesetzt - nur leider hatte ich nach 2 sehr netten und liebevollen mädchen noch zwei reinfälle, wo es hinten und vorn nicht klappte und wo ich dann jedesmal ziemlich verzweifelt und ohne jede betreuung dastand. anfangs war es nur ein kind (inzwischen 10), aber dazu gesellte sich noch eine kleine (jetzt 2), und an über-nacht-alleine-lassen war nicht zu denken. auch bei der großen nicht. denn genauso lange, wie wir dort vor ort wohnten und sie dort eingeschult wurde, gingen auch die probleme mit ihr - inzwischen leben wir in meinem heimatort, meine eltern betreuen die kinder, ich habe einen einfachen fahrtweg von 45 km - und die große wurde vor wenigen tagen endlich diagnostiziert mit ADS ("träumer"). das "endlich" hört sich jetzt so an, als ob ich wild auf diese diagnose war, eigentlich wollte ich nur wissen, weshalb mein kind so ist, wie es ist, und weshalb wir ständig diesen kleinkrieg zuhause haben und nichts, was bei anderen familien wunderbar läuft, bei uns eben nicht funktioniert. jetzt sind die probleme natürlich nicht über nacht verschwunden, aber wenigstens hat das "phantom" jetzt einen namen und ich kann mehr oder weniger gezielt nach hilfen suchen (die übrigens hier in der region nur sehr, sehr spärlich sind). war vielleicht nicht so das, was du hören oder lesen wolltest, aber so isses bei uns. und: die betreuung durch die eltern macht es nicht wirklich einfacher, da wir nicht das beste verhältnis zueinander haben und sie mir natürlich jetzt in alles reinquatschen. und so ziemlich jede möglichkeit suchen, mir meine unfähigkeit als mutter unter die nase zu reiben... so, und jetzt komm ich noch kurz zu dir, elisabeth. du hast ja unten in deiner antwort an biggi geschrieben, dass du erstens fumi nach paragraph dingensbumens eine behinderung hast bescheinigen lassen, und zweitens sie jetzt auf eine normale schule wechseln muss. mich würde mal interessieren, warum du diese behinderung hast feststellen lassen? bringt es irgendwelche vorteile beim durchsetzen von hilfen und leistungen? ich bin ja grade dabei, mich überhaupt in das thema einzulesen und werde schon jetzt fast verrückt, weil das ganze ja immer noch nach wie vor sehr kontrovers diskutiert wird, was definition, ursachen, auswirkungen und behandlung angeht. für's erste habe ich mich entschlossen, der medikamentösen behandlung zuzustimmen, einfach, um dieser ganzen situation mal die spitze zu nehmen und zu schauen, was überhaupt getan werden kann. die schule sagt: die probleme werden verschwinden, wenn sie medikamente bekommt. punkt. aber das ist in meinen augen doch an den symptomen rumgedoktert und nicht an den ursachen (sprich: ich kann als betroffener mich auf die medikamente verlassen, oder aber aktiv sehen, inwieweit ich die probleme zu meinen vorteilen ummünzen kann...)... und dann noch meinem kind eine behinderung bescheinigen zu lassen - ist das dem betroffenen nicht irgendwann wasser auf die mühle, überhaupt nichts mehr machen zu müssen? getreu dem motto "ich bin doch behindert, das müsst ihr verstehen, da kann man nix machen" - und dann ruht man sich darauf aus? und die andere frage ist halt, was hättet ihr noch für möglichkeiten in muc, das kind "behandeln" zu lassen? äh, ich suche grade nach den richtigen worten. momentan bin ich noch auf dem standpunkt, dass wir eine psychologische/psychotherapeutische behandlung aussen vor lassen. das kann anna gerne selbst in angriff nehmen, wenn sie etwas größer und verständiger ist. für mein verständnis wäre es doch wesentlich wichtiger, dass anna einen "coach" (ich nenn das jetzt mal so) an die hand bekommt, der sie aktiv in alltagssituationen (z.b. schule, aufgaben machen, etc.) begleitet und ihr dann genau in dieser situation halt hilfen und maßnahmen an die hand gibt, um sich selbst zu strukturieren. gibt es sowas überhaupt? vermutlich läuft es darauf hinaus, dass wir irgendwann wieder einen familienhelfer bei uns sitzen haben, der uns strukturieren will. und daran scheitert. lach. ich wollte dich auch nicht mit meinen aussagen provozieren (hoffentlich bin ich dir nicht auf den schlips getreten?) - sondern ich bin momentan einfach auf der suche nach den für uns richtigen und passenden antworten. liebe grüsse, martina.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Provozieren??? Oh Gott, Martina, damit doch nicht! Aaaalso *tieflufthol*.... Fumi weiß nicht, daß ich eine Bescheinigung über eine Behinderung nach § 34 (oder 35 - ich werde mir diese Nummer nie merken können, wahrscheinlich ein Zeichen für meine unterbewußte Ablehnung dieser Bescheinigung) für sie habe. Ich hatte mir das damals geholt in der Hoffung, mehr staatliche Zuschüsse zu bekommen. Das war aber ein Reinfall: Der Staat reagier bei Behinderungen recht schematisch. Ich hätte sie mit der Behinderung in eine HPT (Heilpädagogische Tagestätte) schicken können *hurra*. Ich fand aber, daß das keine geeignete Lösung gewesen wäre. (Mir ging es damals auch um die Nachmittagsbetreuung, da sie auch schon 10 war und an die weiterführende Schule wechselte, und es gab in ganz München keine staatliche Schule die ich für ihre Bedürfnisse angemessen fand UND die eine regelmäßige Nachmittagsbetreuung über die 6. Klasse hinaus anbot. Wobei halt auch dazukam, daß sie wegen ihrem Notendurchschnitt auf eine Hauptschule gekommen wäre. Ich hatte gehofft, daß das JA mit der Bescheinigung die Privatschule zahlt, aber das hat es leider nicht getan.) Insofern hat mir die Bescheinigung tatsächlich nichts genützt, aber es war einen Versuch wert und geschadet hat sie auch nicht. (Ich glaube nicht mal, daß sie geschadet hätte, wenn Fumi davon gewußt hätte. Ihre Motivation, an der ADS zu "arbeiten", kommt ja nicht von irgendwelchem Bescheinigungen oder Nicht-Bescheinigungen. Ihr ist bewußt, daß die Alternative eine Hauptschule und eine HPT gewesen wäre - und sie weiß auch, daß sie mit so einer Beschulung ihre Träume nicht verwirklichen kann. Sie hat kein Interesse daran, sich zu unterfordern. So ein Papier ist für Kinder doch sehr theoretisch - und auf welche Schule das Kind im Endeffekt geht und wie das Kind dann tatsächlich gefordert und gefördert wird, entscheiden doch die Eltern in dem Alter.) Fumi hatte damals auch (von mir privat bezahlt) einen Einzelfallhelfer zu Hause - der war klasse und wenn ich mir das auch nur ansatzweise nochmal leisten könnte, würde ich es tun. Insofern verstehe ich Biggi unten durchaus. Aber ich kann es mir nicht leisten, so ist es halt leider. Ich finde, daß eine Verhaltenstherapie eine durchaus nicht völlig blöde Alternative ist. Zwar kommt der Verhaltenstherapeut nicht nach Hause, aber er hilft beim Trainieren von Alltagssituationen. Und sowas zahlt die Kasse ohne mit der Wimper zu zucken. Was mir auffällt und ich hoffe, Du bist mir nicht böse, wenn ich es sage, ich vermute das kommt einfach aus Deiner derzeitigen "Verwirrung", wie Du mit der Diagnose umgehen sollst: Du schwankst so zwischen den Extremen herum. Einerseits hast Du (völlig zu Recht) erkannt, daß Medis nur gegen die Symptome und nicht gegen die ADS an sich helfen und zweifelst deswegen, ob sie eine gute Idee sind. Andererseits willst Du die therapeutischen Hilfen, die es durchaus gibt, nicht (zumindest in dem Rahmen, den die Kasse zahlt) ausnützen und ihr überlassen, wenn sie größer ist. Was bleibt denn dann jetzt? Die Medis sind Krücken. Aber manchmal sind Krücken ja nicht verkehrt. Idealerweise läuft man auf seinen eigenen zwei Beinen - aber wenn das nicht geht, weil die Beine nicht funktionieren, dann sind Krücken doch eine prima Erfindung und man ist als Kranker froh, sie zu haben - auch wenn man weiß, daß die Krücken die Beine nicht heilen. Trotzdem ist es eben auch sinnvoll, parallel über eine Therapie der Beine nachzudenken. Es wird halt immer schwerer, die Beine voll benutzbar zu machen, wenn man zu lange damit wartet. Die Krücken helfen auch dabei, die Beine zu trainieren, weil man mit Hilfe der Krücken zur Therapie gehen kann und weil die Krücken die Beine entlasten, während man übt. Ich fand und finde es für meine Kinder wichtig, sowohl die Krücken (sprich: Medis) als auch die Therapien für die Beine zu verwenden - weil sich beides ergänzt und unterstützt. Wenn ich es finanziell stemmen könnte, würden hier auch regelmäßig Leute aufschlagen, die sie Kinder individuell unterstützen. Das kann ich leider nicht (mehr). Aber das, was finanziell geht, das wird gemacht und nicht aufgeschoben. Fumis Privatschule ist in meinen Augen auch immer noch super und vom Konzept her für ein Kind mit ihrer Problematik (Legasthenie, ADS und eine Intelligenz an der Grenze zur Hochbegabung) ideal. Es ist sehr wahrscheinlich, daß ich diese Schule nach den Sommerferien nicht mehr zahlen kann, und das macht Fumi und mich sehr traurig. Wir haben inzwischen eine staatliche Schule gefunden, die ein ähnliches Konzept anbietet - seit ich für Fumi damals vor 4 Jahren eine weiterführende Schule gesucht habe, hat sich doch einiges getan. Leider fehlen wichtige Teile, zum Beispiel die doppelte Anzahl der Lehrer pro Fach und so, aber sie wird uns genügen müssen, wenn nicht bis zum Sommer ein Wunder geschieht. (Und das ist der Punkt, wo ich den unten bereits bemängelten Satz von Biggi doof finde. Ich glaube, daß die meisten Eltern gerne jeden Tag Nudeln essen, wenn ihre Kinder dann besser gefördert werden können. Ich habe das jahrelang mehr oder weniger so getan. Aber manchmal geht es eben einfach nicht mehr, und wenn weder der Staat noch der gutverdienende Ex-Mann einspringen können/wollen, dann ist das Optimum eben auf Dauer nicht möglich - leider.) Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen. Sonst schreib mich gerne nochmal an, gerne auch per PN. Gruß, Elisabeth.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

elisabeth, vielen dank für deine meinung. ja, ich bin derzeit wirklich mehr als verwirrt, zumal ich noch nicht mal weiss, was ich wie wo angehen und umsetzen soll und was wirklich was bringt und was nicht. es hätte ja gereicht, wenn ich mich damit herumschlagen muss, auf welche schule mein kind ab nächstem schuljahr geht - jetzt soll es eine schule sein, die mein kind nicht nur beschult, sondern halt eben noch ein bisschen auf die besonderen bedürfnisse eingehen kann. und da bleibt hier einfach nichts übrig, ausser realschule a und realschule b. und wenn sie so weiter macht, wie bisher, wird sie dort in den hauptschulzweig reinrutschen. privatschulen gibt es hier soweit ich weiss gar keine. es gibt ein paar orte nebenan die waldorfschule (aber die sind mir zu gaga), und es gibt das palottihaus, wo bereits vor jahren der jüngere bruder von freund #2 war, der wohl an ADHS litt - eine adäquate schulform gibt es heute nicht und gab es vor 20 jahren noch weniger - da galt das palottihaus als auffangbecken für hoffnungslose fälle - so habe ich es zumindest mal im hinterkopf, mit dieser schule hatte ich so gut wie gar nichts zu tun. zumindest die eine realschule hier (die von mir favorisierte) hat eine förderklasse, und ich werde am kommenden samstag mal dort reinschnuppern (hier haben sämtliche weiterführenden schulen am 6.2. tag der offenen tür die viertklässler) - und je nachdem, was ich in den schulen erfahre, werde ich dann meine entscheidung für die schule treffen, die ads vielleicht noch am besten auffangen kann. anna ist eine mittelmäßige schülerin - mit dem derzeitigen notenschnitt würde sie jederzeit durchkommen, aber es ist eben auch keine grundlage für ein späteres erfolgreiches berufsleben... und es ist fraglich, ob sie die leistungen würde halten können. natürlich ist sie auch frustriert, was sich in einer leistungsverweigerung und schulhass niederschlägt - nur kann ich mein kind auch nicht zuhause lassen und in watte packen, bloß weil ihr das rauhe schulleben nicht gefällt und anstrengung/konzentration schwer fällt... eine therapie lehne ich auch nicht per se ab. vielleicht habe ich mich da auch etwas doof ausgedrückt. nur: sie war ja jetzt schon diese zeit lang in dieser familienorientierten schülerhilfe, darüber hab ich mehrfach berichtet. die haben dort auch strategien erarbeitet, wie man sinnvoll und planvoll lernt. das hat bei anna teilweise auch gut geklappt. aber zuhause hat sie das dort erarbeitete einfach nicht konsequent umgesetzt. dann hatten wir die familienhelferin, garantiert auch eine tolle sache. und hätten wir hier vor ort die frau o. noch, könnte sie mir jetzt sicher auch den ein oder anderen wertvollen tipp geben. aber bei uns kommt erschwerend hinzu (und das ist ein problem, das ich durchaus sehe, verstehe, aber einfach derzeit nicht ändern kann), dass ich eben schicht arbeite und 2/3 vom monat eben nicht oder nur teilweise präsent bin und den kindern eben nicht wirklich "struktur" geben kann. schaffe ich ja nur ganz rudimentär bei mir selbst... für meine eltern sind "gemütsleiden" reine einbildung. "wenn man will, dann kann man auch", oder "jetzt stell dich nicht so an" sind dort die parolen. anna hat (wohl von mir geerbt) die angewohnheit, in streßsituationen oder wenn sie unsicher ist, an den haaren zu spielen. sie hat ja auch teilweise mal die haare ausgerissen. gut, es ist eben so - ich habe gelernt, das nicht unbedingt zu thematisieren, bzw. beim kind nachzufragen, wo der schuh drückt. bei meinen eltern hat sie da mit rigiden strafen zu rechnen. anblöken ist da noch das harmloseste, aber es geht dahin, dass man ihr auch androht, auf die finger zu klopfen, wenn die nicht aus den haaren bleiben und mein vater hat das wohl auch mal umgesetzt. äh, über den sinn und die qualität dieser behandlung brauchen wir ganz sicher nicht zu diskutieren, oder? (und ich bin leider auch nur ein kind meiner eltern, soifz) ich habe meine mutter mitgenommen zu dieser diagnosestellung, aber habe so den eindruck, dass das überhaupt nicht gefruchtet hat. es geht nicht darum, anna in watte zu packen, aber von meinen eltern kommt da überhaupt keine rückmeldung, dass sie davon irgendwas angenommen hätten. und dementsprechend ablehnend reagieren sie auch, wenn es um therapien geht - "ich hab doch keine zeit/lust, das kind in der gegend rum zu kutschieren" - und im endeffekt stehe ich mit der problematik hier genauso alleine da wie die ganze zeit in baumholder. nur, dass mir dort niemand reingequatscht oder die "schuld" für anna's zustand in die schuhe geschoben hätte. ich werde jetzt auf jeden fall erst mal abwarten müssen, dazu hat mir heute morgen auch die schoolworkerin von anna's schule geraten: mit der medikation beginnen und abwarten, ob sich was tut. bis die richtige dosis eingestellt ist, das wird ja eh etwas dauern... dann kommt der schulwechsel - ich soll auch erst mal gucken, wie anna sich in der neuen schule macht, so die ersten 2-3 monate. bis dahin habe ich etwas zeit gewonnen, mich zu informieren (auch über hier vor ort mögliche hilfen), dem kind geht es dank medikamenten hoffentlich etwas besser... und dann können wir nach mitteln und lösungen suchen, wie wir mit dieser geschichte langfristig umgehen. ich werde mich ganz bestimmt später oder in den nächsten tagen nochmals bei dir melden (per pn), jetzt müssen wir uns erst mal in aller ruhe entlausen. liebe grüsse und vielen dank, martina.