Leena
Ich habe die Tage eine lange Weihnachtsmail vom väterlichen Großvater von Kind1 (16) bekommen.
Darin schreibt er in epischer Breite, dass wir uns ja "leider" dieses Jahr nicht gesehen haben, aber er sage "das mit Bedauern, jedoch ohne Vorwurf". Es sei schade, dass er keinen Kontakt zum Enkelkind habe, aber wisse, dass er im Grunde als fremder Mann in ihr Leben gekommen und dies auch geblieben sei, was sicherlich darin läge, dass er als Großvater väterlicherseits "einfach schlechte Karten" habe. Er wolle aber "keinesfalls schlecht über mein Leena-Kind reden oder sie gar kritisieren", sie gehe eben nach ihren Gefühlen und lebe eben ihr Leben und entscheide, wer oder was sie interessiere oder eben nicht. Es sei auch nicht seine Art, sich uns "aufzudrängen", denn das wäre das "Schlimmste", was er tun könne. Es gehe eben im Leben nicht immer nach seinen Wünschen.
Ach ja, und er schreibe mir dies so direkt, damit wir nicht denken würden, wir wären ihm gleichgültig. Schließlich ist mein Kind seine Enkelin und gehöre optisch ganz in seine Familie, ihren "Charakter und Wesensart" könne er natürlich nicht beurteilen.
Wenn seine Enkelin bereit wäre, würde er sie "nach wie vor" gerne einmal wiedersehen, aber nur, wenn sie von sich aus dazu bereit wäre. Er bevorzuge "die Freiwilligkeit und die Emotion, denn darin steckt die Wahrheit und Aufrichtigkeit".
Die Emotionen, die mir dabei ganz aufrichtig hochkommen, sind ausgesprochen angenervt - so sehr, wie er betont, dass er keineswegs schlecht über mein Kind reden wolle, kommt das bei mir verdammt schlecht an! Natürlich, ihren Charakter kennt er nicht, liegt ja nur daran, dass er als Großvater väterlicherseits so "schlechte Karten" hätte.
Ich habe dem Kind mündlich eine Kurzfassung von seiner Mail geliefert, Kind ist ausgesprochen angenervt von ihm, seit er zu ihrem letzten Geburtstag ihr höchstpersönlich eine E-Card geschickt hat mit einem lachenden Frosch darauf und sonst nichts hat von sich hören lassen. Klar, natürlich ist sie ihm wichtig - und sie misst das ja auch gar nicht an den Geschenken, die es von ihm gibt (oder eben mittlerweile nicht mehr gibt). Sie könnte es ja auch an der Zeit messen, die er mit ihr verbringt. ;-)
Und - nein, es liegt verdammt noch mal ausschließlich an IHM und seiner Art, dass er für seine Enkelin keine wirkliche Bezugsperson geworden ist! Zur Schwester ihres Vaters samt Familie hat mein Nachwuchs eine gute, intensive Beziehung, sie sehen sich öfter spontan oder besuchen uns oder was auch immer.
Vor lauter "er will sich auf keinen Fall aufdrängen" muss man ihm immer ewig hinterher laufen, und wenn man dann irgendwann Ermüdungserscheinungen zeigt, dann ist er enttäuscht und verletzt und formuliert dies auch teilweise sehr drastisch.
Ich habe keine Lust mehr...
Mal sehen, ob sich demnächst mal die Gelegenheit bietet, meinen Nachwuchs mit der Tanten-Familie zum Opa zu schicken, ich habe jedenfalls keine Lust mehr auf diese Nummer!
Er ist mir nicht gleichgültig - aber ich habe so keine Kraft mehr für ihn.
Die Herausforderung scheint, dass du dich weniger ueber sein Geschreibsel aufregst. Es sind halt seine Gedanken und Theorien - mit der Betonung auf Theorie - zum Thema. Es bedeutet nicht dass er wirklich gerne Anteil am Leben des Kindes haette; man kann es aber auch nicht ausschliessen. Spielt doch auch nicht mehr wirklich eine Rolle, oder? Du kannst die Kontaktorganisation jetzt in die Haende der fast erwachsenen Tochter legen. Dem schwatzhaften Opa einfach antworten: "Danke fuer die lange Nachricht! Auch dir wunderbare Feiertage!" Jedenfalls ist das meine Loesung fuer die ebenso geschwaetzige, aber leider auch sehr giftige Oma. *genervt guck*
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