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Störfall Hamm-Uentropp absichtlich beigeführt?

Störfall Hamm-Uentropp absichtlich beigeführt?

Alhambra

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Es gibt ja bekanntlich Leute, die tatsächlich glauben, dass Atomkraftwerke 100 % sicher seien. Da finde ich schon naiv. Aber der Hauptgrund, warum es hier nie Sicherheit geben wird, ist der Faktor Mensch. Sei es menschliches Versagen, Korruption, Märthyer-Idioten oder sogar so banale Gedanken wie Zeit und Geld sparen. http://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/hamm-uentrop-stoerfall-100.html Hamm-Uentrop: Strahlung absichtlich freigesetzt? Von Astrid Houben und Rainer Kellers Der Störfall in Hamm-Uentrop von 1986 könnte sich anders abgespielt haben als bislang bekannt Ein Insider behauptet, der Betriebsleiter habe Radioaktivität absichtlich freigesetzt Radioaktive Wolke von Tschernobyl als günstige Gelegenheit? Der Kugelhaufen-Reaktor von Hamm-Uentrop gilt als einer der größten technischen Fehlschläge der deutschen Atomkraftgeschichte. Und offenbar muss die Pannen-Geschichte des Hochtemperatur-Reaktors nun um ein Kapitel erweitert werden. Wie erst jetzt bekannt wurde, könnte sich der bekannte Störfall im Jahr 1986 völlig anders abgespielt haben, als bisher bekannt ist. Ein Insider, der früher im Umfeld des Reaktors gearbeitet hat, behauptet, der damalige Leiter des Kernkraftwerks habe den Störfall gewissermaßen absichtlich herbeigeführt. Staub und Graphit-Partikel blockieren das System Hermann Schollmeyer, der in den 80er Jahren für eine Mannheimer Firma im Reaktor gearbeitet hat, beschreibt den Vorfall am Freitag (20.05.2016) gegenüber dem WDR folgendermaßen: Das Grundproblem des Reaktors seien beschädigte Atomkugeln gewesen. Genau wie der Forschungsreaktor in Jülich war auch Hamm-Uentrop ein Kugelhaufenreaktor, der seine Energie aus tausenden tennisballgroßen Graphitkugel zieht, die mit radioaktivem Material gefüllt sind. Schollmeyer sagt, viele dieser Kugeln seien bei Schnell-Abschaltungen des Reaktors beschädigt worden. Dieser so genannte Kugelbruch - abgeplatzte Partikel und Staub - habe sich im System angesammelt. Um den Staub loszuwerden, hätten die Rohrleitungen des Reaktors mit Helium ausgeblasen werden müssen. Weil aber geeignete Filter fehlten, so Schollmeyer, wäre Radioaktivität auf diesem Wege in die Umwelt gelangt. Die fehlenden Filter für das Atomkraftwerk seien bereits bestellt gewesen - und dann ereignete sich die Katastrophe von Tschernobyl. Tschernobyl: Narben eines Atomunfalls | multimedia Hamm: AKW-Besetzer erinnern sich | mehr Wenn es stimmt, was der heute über 80-jährige Schollmeyer sagt, hat der damalige Betriebsleiter Hassan Daoud in dieser Situation eine schwerwiegende Entscheidung getroffen. "Es bot sich die Möglichkeit, den Reaktor in die radioaktive Wolke hinein auszublasen", sagt Schollmeyer dem WDR. Das Kalkül: Angesichts der ohnehin erhöhten Strahlenbelastung wäre der Ausstoß von Hamm-Uentrop nicht weiter aufgefallen. Mit anderen Worten: Die Betriebsleitung hätte einen schwerwiegenden Störfall bewusst selbst herbeigeführt, um Zeit und Geld zu sparen. Und sie hätte gehofft: Das merkt schon keiner. Experte nennt neue Version "plausibel" Demonstranten versammeln sich am Samstag (07.06.1986) zu einer friedlichen Kundgebung am Hochtemperatur-Reaktor Hamm-Uentrop und werden von einem starken Polizeiaufgebot begleitet. Bekanntlich ging dieses Kalkül - wenn es denn ein solches gab - nicht auf. Umweltschützer wiesen die erhöhte Strahlung wenige Tage nach dem Vorfall nach. Es konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass der Großteil der Strahlenbelastung aus dem Kugelhaufenreaktor stammte. Von einem absichtlich herbeigeführten Störfall war damals allerdings nicht die Rede. Allerdings habe es Gerüchte gegeben, sagt Rainer Moormann, Experte für Reaktorsicherheit und bekannter Kritiker der Kugelhaufen-Technologie. Schollmeyers Version habe eine hohe Plausibilität. Der offizielle Untersuchungsbericht des Landes NRW kam im August 1986 zu dem Schluss, eine Fehlentscheidung bei der Bedienung und eine Fehlfunktion hätten den radioaktiven Ausstoß verursacht. Die Strahlenbelastung der Bevölkerung sei vergleichsweise gering gewesen. Trotzdem wurde das AKW zeitweise stillgelegt und 1989 endgültig abgeschaltet. RWE und der damalige Betriebsleiter streiten Vorwürfe ab Der heutige Betreiber, die RWE Power AG, verweist in einer Stellungnahme auf den Bericht von 1986. Ein Sprecher von RWE zweifelt gegenüber dem WDR die Seriosität Schollmeyers an. Eine Überprüfung der Vorwürfe sei nach dessen Angaben gar nicht möglich. Es gebe auch keine Erklärung dafür, warum sich Schollmeyer erst jetzt, 30 Jahre nach dem Vorfall, zu Wort melde. In einem Interview mit dem "Westfälischen Anzeiger" hatte Schollmeyer auf diese Frage gesagt, es habe ihn vorher niemand gefragt. Auch Hassan Daoud, der beschuldigte Leiter der Anlage, streitet die Vorwürfe laut "Radio Lippe" ab. Genau wie RWE verweist er auf den Untersuchungsbericht aus dem Sommer 1986. Umweltausschuss des Landtags beschäftigt sich mit dem Fall Die Atomaufsicht des Landes, angesiedelt im Wirtschaftsministerium, will dem Fall nachgehen. In einer E-Mail an den WDR räumte die Landesregierung am Freitagabend (20.05.2016) ein, dass die nun erhobenen Vorwürfe der atomrechtlichen Aufsicht bisher nicht bekannt gewesen seien. "Sie wird ihnen nachgehen und sie sorgfältig prüfen", heißt es dort weiter. Die Piratenfraktion im Landtag hat das Thema bereits auf die Tagesordnung des nächsten Umweltausschusses gesetzt. "Es handelt sich um einen Skandal, der wie so oft in der Geschichte der Nuklearwirtschaft vertuscht und verschwiegen werden sollte", sagt der Abgeordnete Hanns-Jörg Rohwedder. Die Piraten wollen wissen, was die politisch Verantwortlichen und Behörden in NRW über den Störfall von 1986 wissen. Juristisch zur Verantwortung ziehen, wird man aber wohl niemanden. Wenn die Vorwürfe denn stimmen, sind mögliche Straftaten längst verjährt.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Alhambra

Das wird schon stimmen, es gab im Umkreis z.B. ungewöhnlich viele Leukämiefälle bei Kindern. Jedem war klar, dass das vom KKW kommt.


Nesaja

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Einfach schrecklich sowas. Ich will gar nicht wissen, was noch so alles passiert, von dem die Bevölkerung nichts weiß. Vielleicht ist's aber auch besserst


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Nesaja

Ich will definitiv nicht alles wissen. Erstens kann man nicht viel an der Situation ändern. Zweitens treibt es den Blutdruck in die Höhe. Drittens können wir nicht permanent Angst haben.