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Gehaltserhöhung verhandeln

Thema: Gehaltserhöhung verhandeln

Was denkt ihr? Wieviel Gehalt mehr darf ich erwarten? Ich bin mir sehr unsicher und grundsätzlich auch viel zu zurückhaltend mit der Einforderung von Gehaltserhöhungen, darum frage ich einmal hier nach Meinungen und Erfahrungen. Ich arbeite in der untersten Führungsebene und leite ein Team von aktuell 5 Personen in einem mittelständischen Unternehmen mit über, 500 Mitarbeitern. Alle in meinem Bereich haben mindestens ein Studium absolviert. Ich habe einen Master und habe 14 Jahre Berufserfahrung in diesem Bereich. Ich war seit ich diesen Beruf habe immer in dieser einen Firma angestellt. Seit 7 Jahren leite ich ein Team und seit dem habe ich keine richtige Gehaltserhöhung bekommen/eingefordert. Ein wenig wurde das Gehalt zwar schon erhöht, weil die ganze Firma pauschal eine kleine Erhöhung bekommen hat aber das waren insgesamt ca. 2,5% in meinen Fall in den ganzen 7 Jahren. (Allgemeine jährliche Erhöhungen/ Inflationsausgleich wurde von der Firma nämlich vor langer Zeit abgeschafft.) Nun habe ich in dieser Zeit aber auch 2 Kinder bekommen (also insgesamt fast 2 Jahre ganz pausiert) und arbeite seit 3,5 Jahren in Teilzeit. Irgendwie habe ich daher das Gefühl, das ich so dankbar sein müsste, meinen Führungs-Job weiter in Teilzeit machen zu dürfen, dass ich mich nie traue nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Zumal schon einige Leute Schlange stehen, die gerne meinen Job hätten und teilweise denken, dass sie weil sie in Vollzeit arbeiten, geeigneter wären. Jetzt beantrage ich aber schon wieder für meine Mitarbeiter Gehaltserhöhungen und finde, das ich auch einmal dran sein sollte. Ich habe mir ausgerechnet, dass mich die reine Inflation nächstes Jahr, dann nach 8 Jahren über 20% meines Gehalts "gekostet" haben wird. Unfassbar. Allerdings gibt es natürlich wie jedes Jahr irgendwelche Einsparungs-Szenarien in unserer Firma . Verständlicherweise wird jedes Jahr suggeriert, daß es ein ganz schlechtes Jahr für Gehaltserhöhungen ist. Seit Corona sowieso, dabei geht es der Firma gut und wir haben jedes Jahr sehr gut meisten können. Aber so kann es ja für mich nicht weitergehen. Was denkt ihr? Wieviel Prozent Gehaltserhöhung sollte ich beantragen. Wenn ich 20% verlange, sorgt das für Herzinfarkte und wird sicher nicht verstanden. Andererseits wäre das nur(!) der Ausgleich der Inflation. Ach so, meinen Job mache ich natürlich sehr gut. Mein Chef ist sehr zufrieden, auch wenn er sich wünscht, daß ich wieder in Vollzeit zur Verfügung stünde. In meiner Branche herrscht auch starker Fachkräfte Mangel. Ich würde vermutlich recht einfach einen neuen Job mit meinem aktuellen Gehalt finden, allerdings solange ich Teilzeit arbeiten will, wohl nicht in einer Führungsposition. Und ich fühle mich in der Firma sehr wohl, was mir auch sehr wichtig ist. Ich bin für Tipps sehr dankbar. Gerne auch von anderen Personen in einer solchen "unteren" Führungsposition die die Situation nachvollziehen können. Für die Zukunft weiß ich natürlich, daß ich einfach regelmäßig mein Gehalt verhandeln muss. Aber bereits geschrieben, erschien mir das durch die Elternzeiten immer irgendwie unpassend.

von MamavonMia123 am 28.08.2023, 06:32



Antwort auf Beitrag von MamavonMia123

Hallo, ich bin in ähnlicher Position, leite eine Abteilung direkt unter der GF mit 10 Personen. Aber die Situation ist vergleichbar, da ich auch bereits zwei Kinder bekommen habe & nun Kind 3 erwarte. Derzeit arbeite ich Teilzeit zu 100% im homeoffice, delegiere und fungiere also eigentlich nur von daheim. Dennoch ist mir wichtig mindestens einmal die Woche präsent in der Firma zu sein… also daher bin ich noch weniger greifbar als du. Zu deiner Verhandlung: Letztlich gibts, in meinen Augen, keinen Masterweg. Ich habe mir eine Liste aufgeschrieben, was sich die letzten (in deinem Fall die letzten 7) Jahre seit meiner letzten Erhöhung getan hat. Neue Mitarbeiter? Mehr Aufgaben? Größere Verantwortung? (in meinem Bereich bin ich viel an Gesetze und Verordnungen gebunden, die immer strenger werden & noch mehr Handlung erfordern), auch steigende Lebenshaltungskosten? Erbrachte Leistungen und Erfolge? Ich finde die Liste könnte man noch um einiges erweitern. Ich verhandle oft mit einem deutlichen puffer. Du möchtest 20%? Dann setze frech 35% an. Denn das gibt Spielraum und vorallem den Verantwortlichen das Gefühl, dass die dich „gut drücken“ konnten und letztlich hast du doch dein Ziel erreicht. Überleg dir auch offen für Alternativen zu sein. Meine letzte Verhandlung ergab eine Summe X an Lohnerhöhung, eine Tankkarte und drei Tage mehr Urlaub.. Und nun zu deinem fehlenden Selbstvertrauen: Sicher gibt es vielleicht Leute, die deinen Job in Vollzeit machen könnten. Aber du sitzt nun mal an dieser Stelle & das wird einen Grund haben. Du sagst selber, du machst deine Arbeit gut und wenn die GF Grund zur Annahme hätte, dass da jemand anders in Vollzeit besser passen würde, dann würde sie das auch veranlassen (was so einfach aber auch nicht ist). Man muss sich immer (für mich gaaaaanz wichtig) vor Augen halten: eine Firma läuft immer nur so gut, wie ihre Mitarbeiter handeln. Da kannst du noch so einen selbstverliebten Chef haben - wenn seine Angestellten ihren Job nicht richtig machen, kann er bald Insolvenz anmelden. Ich finde man sollte sich immer vor Augen halten, dass man seine LEBENSzeit investiert, die eh mir nichts aufzuwiegen ist. Dann möchte ich es auch entsprechend entlohnt haben. Und natürlich freut man sich, dass man seinen Job in Teilzeit behalten darf - aber auf ewigen Dank bist du sicher nicht verpflichtet…

von Bonnie95 am 28.08.2023, 08:52



Antwort auf Beitrag von Bonnie95

Vielen Dank Bonnie, für deine Erfahrungen und Tipps. Davon kann ich viel annehmen! Du hast natürlich auch recht wenn du auf mein fehlendes Selbstvertrauen ansprichst. Da muss ich dran arbeiten! Ich weiß ja, das ich einen guten Job mache. Mein Problem ist wohl die Zerrissenheit, die die meisten Eltern in TZ haben. Das Gefühl weder dem Job noch den Kindern voll gerecht zu werden. Ich weiß ich könnte in beiden besser sein, wenn der andere Part nicht wäre. Ich sollte aber wohl lieber stolz darauf sein, daß beide Teile gut und erfolgreich laufen.

von MamavonMia123 am 28.08.2023, 20:27



Antwort auf Beitrag von Bonnie95

Das ist schön geschrieben und in der freien Wirtschaft sicher genial. Hier im öffentlichen Dienst zählen leider nur offizielle Scheine, Abschlüsse oder sonst was. Quereinsteiger mit VIEL Berufserfahrungen (und vielen selbst bezahlten Weiterbildungen) haben es sehr schwer und starten dann erst mal mit einer sehr geringen Gehaltsstufe... Es wird beispielsweise das Schweizer Diplom (4 Jahre) nicht anerkannt, obwohl es unterdessen den Bachelor gibt (4 Jahre Pflege .. kann man googeln, ist identisch... Selbst erfahrene Kräfte werden möglichst gering eingruppiert, um Kosten einzusparen...

von leonessa am 29.08.2023, 01:07



Antwort auf Beitrag von leonessa

Danke für deinen Beitrag. Der öffentliche Dienst ist für Quereinsteiger sicherlich kompliziert. Wobei ich denke, dass es auch gerne als Ausrede genommen wird, das man nicht anders einstufen könnte... Nach allem was ich mitbekommen habe gibt es da, wenn man eine Person wirklich einstellen will auf einmal viel Spielraum, zB über die Berufserfahrungsjahre, also die Stufen. In höheren Positionen wird da sowieso ganz gut getrickst... Aber du hast natürlich völlig recht, dass das System starr ist. Dennoch fand ich es schön (ich habe auch mal im öD gearbeitet), daß Gehaltserhöhungen automatisch kommen... Es hat mir viel freie Kapazität gebracht, nicht ständig hinterfragen zu müssen, ob mein Gehalt nun fair ist, oder ob ich wieder zu bescheiden war. Aber das funktioniert natürlich nur richtig gut, wenn man seine Laufbahn auch im öD startet und dann nicht viel wechselt. Aber dann ist es doch ein entspannter Selbstläufer!

von MamavonMia123 am 29.08.2023, 13:21



Antwort auf Beitrag von MamavonMia123

Wie sieht es denn in deiner Peer-Group aus? Besteht da.etwa das gleiche Qualifikations- und Gehaltsniveau? Ich finde es schwierig in Gehaltsverhandlungen zu gehen, wenn das gewichtigste Argument die Betriebszugehörigkeit ist. Hast du im Laufe der Zeit neue Qualifikationen und/oder neue Aufgaben erhalten, die du als Argumente einbringen kannst? Von der Höhe her würde ich mich an deiner Peer-Group orientieren, und da die obere Range in den Gehaltsverhandlungen anpeilen. Außerhalb der Rang wird schwer.

von die_ente_macht_nagnag am 31.08.2023, 01:32



Antwort auf Beitrag von die_ente_macht_nagnag

Leider kenne ich die Gehälter meiner Peer Group nicht. Mein Arbeitgeber verbietet noch immer (obwohl jeder weiß, das die Passage im Vertrag ungültig ist), daß über Gehälter gesprochen wird. Leider funktioniert das. Wir dürfen nicht mal anonym die Gehälter der Mitarbeiter abgleichen, was zu absurden Gehaltsunterschieden innerhalb sehr ähnlicher Tätigkeiten zu führen scheint. (Die Mitarbeiter tauschen sich nämlich sehr wohl aus.) Der Aufgabenbereich hat sich in den letzten Jahren tatsächlich mehrfach verändert und ist sowohl im Aufwand also auch bei den Anforderungen gestiegen. Das ich eine Gehaltserhöhung verdiene, kann wohl niemand abstreiten. Wie hoch diese ausfallen sollte, das ist extrem schwierig für mich einzuschätzen, eben wegen der fehlenden Transparenz.

von MamavonMia123 am 01.09.2023, 11:49



Antwort auf Beitrag von MamavonMia123

Die Intransparenz kann jedoch auch deine Chance sein, mit einer sehr hohen Forderung in die Verhandlung einzutreten ... wenn du 20% mehr willst, dann steige mit 40% ein und verhandele noch ein paar goodies raus.

von die_ente_macht_nagnag am 03.09.2023, 16:21



Antwort auf Beitrag von MamavonMia123

Ich persönlich würde mich bei den vorgeschlagenen Forderungen von 35% sehr unwohl fühlen. Kann ja sein, dass man in mittelständischen Unternehmen so pokert? Ist das wirklich wie auf dem Basar und der Arbeitgeber freut sich, wenn er einen gedrückt hat? Ich hätte eher das Gefühl, hier ist was faul und der Mitarbeiter will eigentlch gehen, weil ich ihn eindeutig nicht zufrieden stellen kann. Andererseits wären 10% letztes Jahr gerade mal Inflationsausgleich, und dieses Jahr sind es auch wieder viel. Ich würde daher die Inflation des letzten und diesen Jahres addieren und das ernsthaft fordern. Das ist gut zu begründen, dazu Dir und ggf. dem Chef Deine Errungenschaften nochmal verdeutlichen. Wenn Du für Deine Mitarbeiter verhandelst, wäre vielleicht auch noch ein Argument, dass Du als Führungskraft selbstverständlich mehr als diese bekommen musst (auf Stunden normiert natürlich) - das könnte bei 7 Jahren ohne Gehaltserhöhung evtl. auch schon nicht mehr überall der Fall sein. Viel Glück!

von zweizwerge am 17.10.2023, 09:43