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verzweifelt wegen 5. Schwangerschaft

Thema: verzweifelt wegen 5. Schwangerschaft

Hallo ihr Lieben, ich schreibe hier zum ersten Mal und habe ein großes Problem. Ich bin fast 39 Jahre alt und Mutter von vier Kindern (fast 15, fast 10, 8 und 5 Jahre alt). Ich bin in Vollzeit berufstätig, was auch nicht anders geht, weil ich viel mehr verdiene als mein Mann (50 Jahre alt). Aufgrund dieser Konstellation bin ich permanent total überfordert und am Rande des Burnouts unterwegs. Beim vierten Kind haben wir schon aus den genannten finanziellen Gründen den "Rollentausch" praktiziert. Mein Mann hat ein Jahr Elternzeit genommen, und ich bin nach dem Mutterschutz voll in den Beruf eingestiegen. Leider hat das gar nicht geklappt, da mein Mann sich zwar um den Kleinen gekümmert, ansonsten aber haushaltmäßig nicht viel getan hat. Putzen und Waschen bleiben bis zum heutigen Tag komplett an mir hängen. Viele Jahre lang habe ich, von nett bis hysterisch, seine Unterstützung eingefordert - absolut sinnlos! Auch beim Thema Erziehung haben wir oft völlig gegensätzliche Ansichten. Ganz besonders wenn ich etwas sage, sagt mein Mann in ca. 80 % der das gerade Gegenteil. Auch hier bringen Diskussionen überhaupt nichts. Mein Mann neigt außerdem zum cholerischem Rumschreien. Während der letzten Jahre ging unsere Ehe also mehr und mehr den Bach runter. Und ich überlege seit ca. einem Jahr, mich zu trennen. Allerdings ist das nicht so einfach, da wir ein großes Haus gemeinsam abbezahlen. Außerdem würde mein Mann mir die Kinder nicht kampflos überlassen. Aber nicht mir meinen Kindern zusammenzuleben, ist für mich keine Option. Das Risiko gehe ich nicht ein. Bei dem Zustand unserer Ehe hatte wir in den letzten Jahre kaum noch Sex. Im letzten Jahr sogar gar nicht. Tja, bis auf einen Tag vor ca. 3 bis 4 Wochen. Dabei ist das Kondom geplatzt. Ich habe mir jedoch nichts dabei gedacht, da wir beide ja nicht mehr die Jüngsten sind. Aber ich bin tatsächlich schwanger geworden und völlig verzweifelt und am Boden zerstört. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Grundsätzlich möchte ich nicht so gerne eine Abtreibung machen lassen. Aber neben den genannten - für mich gewaltigen - Problemen möchte ich absolut nicht wieder "von vorne anfangen". Auch habe ich keinen einzigen Gegenstand für ein Baby bzw. Kleinkind mehr im Haus, mein Auto ist Schritt, und wir haben trotz zweier Vollzeitgehälter gerade Minus auf dem Konto. Wenn ihr mir ernst gemeinte Ratschläge geben könntet, wäre ich sehr dankbar. Ich kann mich im Moment auch niemandem anvertrauen (außer Mann, Chef und Lieblingskollegin), weil ich mir keine "Sprüche" anhören kann. Vielen Dank! Bine

von binemei am 22.08.2015, 20:46



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Zunächst mal: Es gibt meiner Meinung nach Situationen, in denen eine Abtreibung ein guter oder vielleicht auch der einzige gute Weg sein kann. Ob das bei Dir so ist, kannst Du leider nur selbst herausfinden. Sinnvoll wäre sicher schnellstmöglich eine Schwangerschaftskonfliktberatung in Anspruch zu nehmen. Zufriedenheit im Alltag wäre mir wichtiger als ein Eigenheim. Wenn es finanziell nicht geht, geht es nicht. Vielleicht wäre auch eine Schuldnerberatung nicht schlecht, wenn ihr ständig im Minus seid und die Hausraten euch auffressen. Das ganz unabhängig von einem möglichen fünften Kind. Ob eure Ehe noch eine Chance hat hängt von euch und von den Begleitumständen ab. Ständige Finanzsorgen zwingen auch die beste Partnerschaft in die Knie. Einen unvollständigen Rollentausch würde ich auch nicht akzeptieren, wenn Du neben Vollzeit noch nahezu alles im Haushalt allein machen musst. Hol Dir die großen Kinder mit ins Boot und macht einen Haushaltsplan. Wenn es doch auf eine Trennung zusteuert, versucht euch einvernehmlich bezüglich der Kinder zu einigen. Zumindest die großen Kinder sollten einbezogen werden. Es gibt Wege, wie den Kindern beide Eltern erhalten bleiben, allerdings nur, wenn man es nicht völlig eskalieren lässt. Auch hier kann frühzeitige Beratung gut tun.

von Murmeltiermama am 22.08.2015, 22:07



Antwort auf Beitrag von Murmeltiermama

Hallo Murmeltiermama, vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ständig im Minus sind wir nicht, und auch die Hausraten sind stemmbar. Leider hat mein Mann neulich noch ein kleines Grundstück direkt neben unserem gekauft, da er dies als Aufwertung unseres Eigenheims versteht. Ist ja auch nicht ganz doof, doch ich wollte es trotzdem nicht. Und er macht halt einfach, bringt es nur nicht zu Ende, da er die Finanzierung nicht ans Laufen bekommt. Wir brauchen das Geld von der Bank aber, da wir 12.000 € nicht aus der Portokasse zahlen können und die (unnötigen) Dispozinsen ganz schön hoch sind. Das ist so ein typisches Beispiel: Alles anfangen und nichts zu Ende bringen. Ich darf`s dann richten. Genauso verhält es sich auch mit der aktuellen Schwangerschaft. Ungeachtet aller Probleme findet er es toll, 5 Kinder zu haben. Aber es austragen, stillen und die beruflichen Konsequenzen tragen muss ich, obwohl alles von meinem Gehalt abhängt. Ich bin gerade dabei, mir eine Beförderung zu erkämpfen und höre dabei immer: "Tun Sie sich das nicht an, Sie sind belastet genug." Jetzt habe ich Angst, komplett abgeschrieben zu werden. Außerdem haben ich innerlich die Familienplanung abgeschlossen. Würdet in einer solchen Situation abtreiben? Oder bin ich zu naiv und unterschätze die Konsequenzen? Werde ich mich selbst jedes Jahr am errechneten Geburtstermin daran erinnern, dass ich eine Mörderin bin? Ich weiß gar nichts. Liebe Grüße Bine

von binemei am 22.08.2015, 22:47



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Das kann keiner vorhersagen. Meiner Erfahrung nach ist das eine Mischung aus Persönlichkeit und Motivation. Wichtig ist, daß Du für Dich entscheidest - nicht für Deinen Mann und nicht für Deinen Chef. Dann hast Du gute Chancen, daß du damit klarkommst. So oder so wird das aber ein Wendepunkt für Deine Ehe sein - das ist meine Prognose. Wenn Du auch nur eine Sekunde das Gefühl hast, daß die Entscheidung - wie auch immer sie ausfällt - mit einem anderen Mann anders ausgefallen wäre oder sich so nicht gestellt hätte, wird das für immer zwischen Euch stehen. Ich rate Dir, Dir professionelle Hilfe zu holen. Ich bin mir sicher, daß die Beratungsstellen da helfen können. Auch das unabhängig vom Ausgang der Entscheidung.

von Strudelteigteilchen am 23.08.2015, 00:27



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Erstmal - auch wenn minus auf dem Konto herrscht, dir aber trotz Vollzeitarbeit der ganze Haushalt an dir hängt, und es keiner übernimmt, stell eine Putzfrau ein, die sich darum kümmert. Dann ist zumindest mal dieses Problem aus dem Weg. Für die Eheprobleme würde ich eine Eheberatung vorschlagen - egal ob du das Baby behältst oder nicht, es muss sich etwas ändern. Es hilft keinem was, wenn die Haupternährerin in ein paar Jahren zusammmenbricht. Es muss ganz klar abgesprochen werden, wer für was zuständig ist, und jeder Teil MUSS sich daran halten. Ob abtreiben oder nicht, kannst nur du entscheiden - und auch hier dir wieder professionelle Unterstützung holen. Wird die Schwangerschaft / das Kind eine unerträgliche Belastung für dich, oder kannst du es schaffen? Hast du die Unterstützung, die du brauchst, um es zu schaffen und nicht kaputtzugehen? Könnt ihr es euch leisten, dass du dir die Elternzeit nimmst?

von streepie am 24.08.2015, 14:08



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Hallo binemei, das sind ja gleich mehrere "Probleme" auf einmal. Zum Thema Haus und finanzielle Belastung: In der Regel ist es möglich, für einige Zeit die Tilgung bei der Bank auszusetzen. Wenn das nicht reicht, dass Du in Elternzeit gehen kannst, so dürfte dies doch zumindest reichen, um Dir übergangsweise eine Haushaltshilfe leisten zu können (z.B. bis die Elternzeit Deines Mannes vorbei ist). Wie schon eine Vorrednerin sagte, würde ich zudem auch die Großen einbeziehen. Mit 15 kann man z.B. auf jeden Fall schon Wäsche anstellen, in den Trockner einräumen und nachher falten. Mit 10 kann man z.B. Staubsaugen und mit 8 Geschirrspüler ein- und ausräumen (konnten wir ja früher auch). Zum Thema Mann: Ihr habt mit unterschiedlichen Erziehungsansichten ja schon 4 Kinder groß gekriegt, warum nicht auch 5? Cholerisches Rumschreien geht natürlich gar nicht, aber da muss Dein Mann dran arbeiten; vielleicht wäre eine Paarberatung sinnvoll? Wenn Du Dich allerdings trennen möchtest, so gibt es genug Möglichkeiten weiterhin für alle Kinder da zu sein (z.B. Wohnungen in der Nähe, Aufteilung der Kinder auf Wochentage - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt). Im Übrigen muss man heute nicht mehr kämpfen; es gilt grundsätzlich das gemeinsame Sorgerecht und zumindest bei Deinen Großen würde deren Meinung eingeholt, bei wem sie gerne leben möchten! Na ja und ein Haus lässt sich verkaufen. Auch wenn man dann nicht unbedingt Gewinn macht, wäre das für mich auf keinen Fall ein Grund, eine gescheiterte Ehe aufrecht zu erhalten. Und letztendlich zum Wichtigsten Thema Baby: Wenn ich Deine Emails lese, kommt bei mir der Eindruck auf, dass Du Dich eigentlich schon entschieden hast: Deine Kopf sagt zwar "Nein oder Nicht unbedingt" zum Kind, aber Dein Herz sagt eindeutig "JA!". Und in dem Fall kann man nur auf sein Herz hören!!!! Ohne Haus, Mann und viel Geld kann man leben, mit einer falschen Herzensentscheidung nicht!! Ich wünsche Dir alles Gute! LG Moni

von Moni33 am 24.08.2015, 21:48



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Hallo Moni, wie kommst du darauf, dass mein Herz "ja" sagt? Ich habe eigentlich sofort nach dem Test nachgeforscht, wie man die Schwangerschaft möglichst komplikationsarm und vor allem früh (damit ich mir keine menschliche Gestalt auf dem Ultraschallmonitor angucken muss) abbrechen kann. Ich habe eigentlich nur folgende Gedanken im Kopf: 1. Ich will keine Babykugel vor mir her schieben, und ich genieße die zunehmende Selbstständigkeit meiner Kinder. Ich habe alle Babyartikel weggeben, weil ich absolut mit dem Thema abgeschlossen hatte. 2. Nach der letzten Schwangerschaft hatte ich ganz üble Senkungsbeschwerden, die bis heute nicht ganz weg sind. Das wird dann noch schlimmer. 3. Ich bin zu alt, mein Mann erst recht. 4. Ich mache meine Arbeit sehr gut und möchte mich beruflich weiterentwickeln. 5. Unsere Ehe ist in so schlechtem Zustand. Unser Umfeld weiß das auch. Wir haben schon häufig zu hören bekommen: "Wenn ihr euch so uneinig seid, warum habt ihr dann so viele Kinder?" Ich wäre nun angewiesen auf ein unterstützendes Umfeld und kein ablehnendes, 6. Der Altersunterschied zu Nr. 4 wäre über sechs Jahre. Ich finde schon den Abstand zwischen Nr. 1 und Nr. 2 (5 Jahre) zu groß. Man kann kaum etwas unternehmen, was allen Spaß macht. Ich hätte dann zwei Einzelkinder in einer Großfamilie. Am besten ist es mit meinen Töchtern. Sie sind 21 Monate und sogar nur 1 Schuljahr auseinander. Sie sind wie Zwillinge und Freundinnen, habe zusammen Klavierunterricht und andere Hobbys, also immer alles in einem Aufwasch. 7. Ich bin jetzt schon überlastet und kann wg. der Finanzen nicht zu Hause bleiben. Ich bin mir so sicher, dass ich das Kind nicht will. Aber warum kommen mir jetzt bei deiner Bemerkung über das, was mein Herz sagt, die Tränen. Bist du psychologisch begabt und kannst mir das erklären? Liebe Grüße, Bine

von binemei am 24.08.2015, 22:22



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Weil alle Punkte, die du aufgezählt hast, Vernunftsgründe sind. Ich wünsche dir, dass du die für dich richtige Entscheidung triffst und dann auch damit glücklich werden kannst. Und tritt deinem Mann mal in meinem Namen in den Hintern!

von Morla72 am 25.08.2015, 10:04



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hei, ich habe mein erstes Kind mit 39 bekommen, eine Studienkollegin von mir mit 45 das letzte (und ihr Mann ist 55) "ich bin zu alt" zählt nicht ;-) Ich stimme Morla zu - alles Kopfentscheidungen, die gegen das Kind sprechen. Aber es sind sehr, sehr gute Gründe, auf die du hören solltest.

von streepie am 25.08.2015, 10:11



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Hallo Bine, sorry, ich wollte Dir nicht zu nahe treten! Ich habe nur alle Deine Posts gelesen und mir meine Meinung wie folgt gebildet: 1.Du hast sehr sehr viele richtige und gewichtige "Kopfgründe"; trotzdem bist Du Dir nicht sicher und fragst um Rat. Das spricht für mich dafür, dass noch andere Nicht-Kopf-Gründe vorhanden sind, die evtl. das Gegenteil sagen. 2.Deine Worte: "Werde ich mich selbst jedes Jahr am errechneten Geburtstermin daran erinnern, dass ich eine Mörderin bin?" hören sich für mich auch eher so an, als spricht dein Herz und nicht Dein Kopf. 3. Letztlich deine Überschrift "Verzweifelt wegen 5. Schwangerschaft". Verzweifelt bin ich immer dann, wenn ich mich nicht zwischen zwei vermeintlich gleichguten oder gleichschlechten Sachen entscheiden kann; nicht aber, wenn ich schon eine eindeutige Entscheidung getroffen habe. Ich hoffe, ich konnte ein bisschen zur Aufhellung beitragen (bin übrigens nicht psychologisch vorbelastet ) Verstehe mich nicht falsch, jeder muss für sich abwägen und das für ihn Richtige tun. Ob es das Richtige für immer ist, weiß man im vorhinein nie. Man kann nur entscheiden, was für einen im Moment das Richtige ist. Ich wünsche Dir alles Gute, egal wie die Entscheidung ausfällt!! LG Moni

von Moni33 am 25.08.2015, 22:22



Antwort auf Beitrag von binemei

Hallo, ich bin deutlich jünger als du und kann auch nicht so viel Erfahrung mitbringen (habe bisher 2 Kinder im Alter von 3 Jahren und 2 Monaten). Aber zum Thema Baby: Ich kann mir gut vorstellen, dass man irgendwann mal "durch" ist mit den Kindern und mit knapp 40 nicht von vorn anfangen möchte. Allerdings finde ich ebenfalls, dass deine Beiträge eher sagen, dass du nicht wirklich abtreiben könntest und möchtest. Das ist jetzt vielleicht eine komische Aussage, aber wenn du dir so gar nicht mehr vorstellen kannst, noch ein Kind zu bekommen, abtreiben aber auch keine Option ist...wäre denn die Freigabe zur Adoption etwas? Wenn du dir das auch nicht vorstellen kannst, dann sagt dein Herz wohl, dass du auch das 5. Kind noch groß bekommst trotz aller Umstände und Gedanken. Alles Gute für dich, samoe

von samoe am 27.08.2015, 21:48