Liebes Ernährungsteam,
mein Sohn (2 1/2) isst sehr einseitig und lässt sich nicht zu Neuem ermutigen. Er probiert nichts und sagt sofort: "Nein, mag nicht..."
Er isst nur Brot mit Butter oder eine bestimmte Leberwurst. Obst ist kein Problem und Gurke und Tomaten und weil Oma es gut meinte Milchbrötchen, Pfannkuchen mit Apfelmus und Joghurt und Süßkram seit Weihnachten :-(.
Mittags nur Kürbissuppe, Kartoffeln mit Erbsen oder Brokkoli.
Er ist kein Fleisch, Ei, keine Wurst oder Käse, keine Nudeln, Reis, keine Wiener, Paprika, Radieschen etc... auch bei der Tagesmutter nicht wo andere Kinder das Essen. Das geht schon 1 Jahr so.
Er hat mal alles gegessen aber nachdem er in Ferien bei Oma war und die ihn so "versaut" haben und immer gefragt was er möchte isst er so einseitig und dann auch noch wenig und am liebsten ungesund.
Er ist 96 cm und wiegt 13,6 kg. Wie kann ich ihn denn dazu animieren was Neues zu probieren?
Gut zureden hat nichts gebracht, niedlich dekorieren etc. Keine Chance... mit Finger testen lassen auch nicht. wir essen gemeinsam aber das hilft auch nicht.
Ich weiss keinen Rat mehr und halte es "für eine Phase" zu lange.
Haben Sie noch Tipps?
Sorry für den langen Text
von
Daeumelinchen
am 19.06.2017, 16:29
Antwort auf:
Wie animiere ich zum essen?
Liebe „Daeumelinchen“,
ich denke mit dem Urlaub bei den Großeltern hat das nichts zu tun, aber vielleicht war es der Auslöser.
Er hat bis dato gut gegessen und dann gemerkt, hoppla, da gibt es was das meinem Schleckermäulchen besonders gelegen kommt. Das sind oft Früchte, Joghurt, Mehl- und Süßspeisen und „Süßkram“ das etwas herbere Gemüse fällt dann hinten ab.
Aber er isst weiterhin Brot, Gemüse und Kartoffeln, so schlecht sieht es also gar nicht aus.
Ihr Junge kann also essen und isst auch, nur nicht das, was Sie momentan für ihn vorgesehen haben.
Ihr Kleiner hat auch am Essenstisch seinen eigenen Willen entdeckt. Und was noch viel interessanter ist, er hat entdeckt, dass er Macht und Einfluss hat. In diesem Alter wollen Kinder ihre Kräfte mit den Eltern messen. Sehr schnell entwickeln sie ein Gespür für die „Schwachstellen“ der Eltern.
Die Mahlzeiten eignen sich besonders gut für kleine Kämpfe, denn hier haben Eltern ihre besondere Schwachstelle. Ganz besonders am Abend, wenn alle schon etwas müde und vom Tag gezeichnet sind.
Das Verhalten Ihres Kleinen ist also nicht untypisch.
Um diese Phase nun endlich zu beenden, ist es ganz wichtig möglichst gelassen, ruhig aber auch konsequent zu bleiben. Umso weniger Aufmerksamkeit Sie diesen Situationen schenken, desto schneller wird Ihr Söhnchen wieder in ein gesundes Essverhalten finden, immerhin hat sie ja schon einmal ganz problemlos gegessen.
Essen Sie weiter als Familie am Tisch. In der Gesellschaft schmeckt es besser und Kinder übernehmen irgendwann die Ernährungsweise, die ihnen vorgelebt wird. Geduld.
Auch beim Einkaufen und Kochen kann Ihr Kleiner helfen. Es ist schön für ihn mit der Mama Zeit zu verbringen und das „Selbstgekochte“ weckt den Stolz Ihres Kleinen und schmeckt dann gleich viel besser.
Und dann stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Kleiner am Essen interessieren.
Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht, motivieren Sie ihn nicht, kommentieren Sie nicht sein Essverhalten... Essen Sie selbst mit Genuss am Tisch, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge.
Bieten Sie weiter zu allen Mahlzeiten eine gesunde Auswahl an Essen an. Sie entscheiden, was auf den Tisch und Teller kommt. Nicht Ihr Sohn! Versuchen Sie nicht verzweifelt etwas zu finden, was ihm schmecken könnte!
Wenn Sie als Mama nicht möchten, dass Ihr Kleiner nur Joghurt, Süßspeisen, Obstmus, Milchbrötchen und „Süßkram“ isst, bieten Sie diese Speisen nicht mehr so gehäuft und in größerer Menge an oder stellen Sie diese nicht auf den Tisch bzw. kaufen Sie sie nicht mehr extra ein.
Denn Sie als Mama bestimmen das Angebot aus gesunder Kost auf dem Teller, nicht Ihr Kind („Nein, mag nicht..."“). Ihr Kleiner ist noch zu jung, um zu entscheiden welche Lebensmittel ihm gut tun. Er weiß nicht wie gesund z.B. ein Käsebrot oder Fisch sind.
Sie als Eltern entscheiden, was auf dem Teller Ihres Jungen landet und Ihr Kleiner darf von dem Angebot auswählen, was er davon essen möchte. Ganz wichtig ist, das die Großeltern, wenn Sie regelmäßig Kontakt zu ihrem Kleinen haben, mit am selben Strang ziehen, auch Sie wollen sicher nur das Beste für Ihren Enkel. Ausnahmen oder eine besondere Mahlzeit am Tag darf es natürlich bei den Großeltern geben, aber nicht nur „Süßes“:
Verweigert er das Essen oder mag er nicht mehr weiter essen, sagen Sie ihm ganz ruhig, dass das Essen jetzt für ihn beendet ist. Nehmen Sie ihn aus seinem Stuhl und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch nichts Beliebteres und bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts, auch keine Milch oder etwas Süßes.
Ich bin mir sicher, wenn Sie ruhig Ihren Standpunkt vertreten, wird Ihr Kleiner diese Entwicklungsphase bald überstehen und wieder zu einem gesunden Essverhalten zurück finden. Haben Sie keine Angst, ein Kleinkind „verhungert nicht vor vollem Teller“!
Sie als Mama möchten natürlich, dass Ihr Kleiner abwechslungsreich isst und entsprechende Mengen zu sich nimmt. Aber hier lässt sich nichts erzwingen. Brot
Ein Butterbrot mit Gurke und Tomate und dazu ein Joghurt oder eine Milch ist ein tolles Abendessen. So schlecht sieht es also gar nicht aus.
Üben Sie auf keinen Fall Zwang aus. Essen soll mit Freude verbunden sein.
Was diesen Prozess hemmt, sind Druck oder Stress. Ihr Kind spürt Ihren innigen Wunsch es möge doch etwas mehr essen.
Als Außenstehende ist das natürlich leichter gesagt. Aber versuchen Sie zumindest für einige Zeit vollkommen den Druck und die Spannung herauszunehmen. Nur so kann es in kleinen Schritten weitergehen.
Sie können hier nichts falsch machen, denken Sie immer daran, ein gesundes Kind verhungert nicht vor einem vollen Teller.
Viel Erfolg!
Sommerliche Grüße,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 21.06.2017