Wie kann ich das Stillen zugunsten anderer Kost reduzieren?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie kann ich das Stillen zugunsten anderer Kost reduzieren?

Liebe Biggi, liebe Kristina, meine Tochter ist nun 9,5 Monate alt und wird fast noch voll gestillt. Sie probiert zwar alles, nimmt aber bis auf einige Ausnahmen keine sättigenden Portionen zu sich. Zu den Ausnahmen: Ab und zu klappt es mal mit dem Abendbrei (Getreide-Obst), dann ißt sie schon mal 12 Löffel. Sonst eher 3-5, mit Mühe. Danach stürzt sie sich dann hungrig auf die Muttermilch. Die Flasche nimmt sie nicht. Sie schläft sehr schlecht, braucht ca. 2,5 Stunden zum Einschlafen, schläft nie alleine ein, schreit beim Aufwachen sofort und wird nachts 3-4 x wach. Dann will sie auch immer gestillt werden, sonst schläft sie schlecht wieder ein. Tagsüber stille ich sie auch 4-5 Mal. Mir wird das körperlich zu anstrengend und ich möchte sie am liebsten sofort an die Familienkost heranführen, da es mit dem Brei so schlecht klappt, und sie mir quasi mein Butterbrot aus der Hand reißt! ;o) Nur davon kann sie halt offenbar noch keine sättigenden Portionen vertilgen. Ich möchte sie schon gerne auch weiter stillen, aber halt deutlich seltener. Dann kann ich es mir auch noch gut eine längere Zeit über vorstellen. Habt Ihr einen Tipp für mich? Ab wann wäre normale Familienkost denn ok? Fehlen ihr derzeit wohl Nährstoffe, da sie noch immer fast ausschließlich Muttermilch erhält? Vielen Dank schon mal für Euren Rat!! Lieben Gruß Amaya

von Amaya am 11.03.2013, 14:05



Antwort auf: Wie kann ich das Stillen zugunsten anderer Kost reduzieren?

Liebe Amaya, selbst gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn: was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, umso schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es dies gerne tut. Kein Kind muss Brei essen. Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Nun zum Schlafen. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Das Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.03.2013



Antwort auf: Wie kann ich das Stillen zugunsten anderer Kost reduzieren?

Kleiner Nachtrag: Sie trinkt natürlich auch zusätzlich zur MuMi eigentlich nichts, zwar versucht sie sich an Becherchen und Schnabeltasse, mit Begeisterung, aber wenn ich nachher die verbliebene Menge anschaue, hat sich an der nichts groß verändert (in der Schnabeltasse) bzw. beim Becherchen geht fast alles daneben, es läuft einfach wieder aus dem Mund raus, als hätte sie ein Loch im Kinn...;o)

von Amaya am 11.03.2013, 15:03



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