Sehr geehrte Frau Welter,
ich benötige dringen Ihren Rat/Hilfe wegen meiner Tochter, die mich verzweifeln lässt.
Kurz zu meiner Tochter:
Sie ist am 05.02.2023 zur Welt gekommen, also heute 11 Tage alt. Der errechnete Geburtstermin wäre der 25.02.2023. Sie ist somit 2 Wochen früher gekommen und ganz knapp kein Frühchen mehr geworden. Bei der Geburt wog sie 2670g und war 47,5 cm groß. Nach der Geburt verlor sie sehr schnell an Gewicht, aber mittlerweile ist sie wieder über dem Geburtsgewicht.
Bisher klappte das mit dem Stillen ganz gut, aber seit gestern verzweifle ich, da sie sich weigert, zu trinken. Auch Milch aus der Flasche nimmt sie nur unter Zwang. Gestern Mittag (15.02.) war das letzte Mal, dass sie von der Brust getrunken hat. Seitdem gibts nur mehr abgepumpte Milch bzw. Pre Nahrung. Am 14.02. war sie mit dem Trinken sehr brav (14 mal getrunken), allerdings fingen die Stillprobleme am 14.02. am Abend an, als sie schlicht nur weinte und nichts trinken wollte. Mit der Flasche gings dann. Nachts und auch am nächsten Tag (15.02.) passte das mit dem Stillen wieder, zumindest bist Mittag.
Ich mache mir echt Sorgen, da sie nur schlecht zugenommen hat und erst am 13.02. anfing, wirklich an Gewicht zuzulegen. Sie wiegt nun ca. 2,7kg. Ich verzweifle allmählich, da ich das Verhalten (trinkfaul und schläfrig) meiner Tochter nicht verstehen kann und hoffe, dass Sie einen guten Rat für mich haben.
LG Selina
von
19Selina96
am 16.02.2023, 08:50
Antwort auf:
Trinkprobleme bei 11 Tage altem Baby - nur eine Phase?
Liebe Selina,
das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anderst, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen.
Du solltest deshalb wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört. Das kann in deinem Falle hilfreich sein und solltest du der Flaschenfütterung vorziehen.
Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben.
Bitte wende dich an eine Kollegin vor Ort, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter beraten kann! Sie kann das Saugverhalten beurteilen und dir Tipps geben, wie du dein Baby wieder an die Brust führen kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Auch ich bin jederzeit für dich da und stehe dir gerne zur Seite!
Ich bin sicher, dass du wieder zum Vollstillen kommen kannst, aber es braucht kompetente Hilfe und Geduld!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.02.2023
Antwort auf:
Trinkprobleme bei 11 Tage altem Baby - nur eine Phase?
Vielen Dank für Ihre rasche und ausführliche Antwort!
Ich möchte noch anmerken, dass sie schon auch von der Brust trinkt, allerdings nur wenige Male nuckelt oder für etwa 10 min. trinkt und dann mit Hunger einschläft, sodass ich ihr danach die Flasche reichen muss. Sie hat von Anfang an gelernt, von der Brust als auch von der Flasche zu trinken, da sie ohne Pre Nahrung wohl nicht so schnell zugenommen hätte. Bisher habe ich sie hauptsächlich gestillt (vor allem nachts) und ihr zusätzlich noch ca. 2 Fläschchen mit Muttermilch gewärmt, damit ich ihre Trinkmenge zwecks Gewichtszunahme im Auge behalten kann.
Heute Nacht hat sie wieder von der Brust getrunken, allerdings nur 10 min. auf der einen Seite und 2 min. auf der anderen. Generell scheint sie wenig(er) zu trinken (50ml pro Mahlzeit, obwohl ich ihr 75ml anbiete) und meldet sich von sich aus nur mehr selten.
Das mit dem Stillen ist ärgerlich, aber noch mehr Sorgen mache ich mir über ihr aktuelles Verhalten (wenig trinken, viel schlafen). Ich habe außerdem beobachtet, dass sie teilweise sehr unruhig schläft, nachts nicht alleine sein kann und nur bei uns im Bett einschläft. Außerdem hat sie neuerdings nach jeder Mahlzeit, egal ob Muttermilch oder Pre Nahrung, Blähungen und Durchfall (nicht so schlimm, nur wässriger als sonst). Denken Sie, dass sie vielleicht an einer Laktoseintoleranz leidet oder eventuell krank sein könnte? Wie viele Tage darf ein Baby denn so schläfrig sein und weniger trinken, ohne dass gleich eine Krankheit dahintersteckt? An einem Wachstumsschub o.ä. kann ihr erhöhter Schlafbedarf und verminderte Trinklust nicht liegen, oder?
LG
Selina
von
19Selina96
am 17.02.2023, 08:33
Antwort auf:
Trinkprobleme bei 11 Tage altem Baby - nur eine Phase?
Liebe Selina,
bevor du dich jetzt verrückt machst, lass dein Baby vom Kinderarzt ansehen.
Wenn ein so junges Baby nicht gut trinkt, muss das kontrolliert werden!
Ich will nicht wirklich nicht beunruhigen, aber etwas aus der ferne zu sagen, wäre fahrlässig!
Ganz liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.02.2023