Hallo liebe Stillberatung,
unsere Tochter ist 19. Wochen alt und schläft bei uns mit im Familienbett. Ich stille sie voll. Seit einer Woche bekommt sie mittags ihren ersten Brei.
Sie hatte sonst Nachts den Stillrhytmus ca. alle drei Stunden. Jedoch ist es seit ca. einer Woche so,daß die Brust Nachts mittlerweile fast zum dauernuckeln haben will. So sucht sie teilweise alle 15 min bzw. 30 min danach, um kurz zu nuckeln und dann wieder weiterzuschlafen. Das hat sie vorher noch nie gemacht. Dementsprechend kurz und anstrengend sind die Nächte für mich. Tagsüber schläft sie auch nur noch eine halbe Stunde und will wieder an die Brust.
Sie schafft das Einschlafen nicht allein und braucht die Brust dafür. Aber Nachts war das sonst kein Problem. Einen Schnuller nimmt sie leider nicht.
Macht sie vielleicht einen Schub und das geht wieder vorbei? Habe sorge das sie sich das jetzt so angewöhnt. Das würde ich sehr problematisch finden, da mir jetzt nachts schon die Ruhezeit fehlt und ich tagsüber auf dem Zahnfleisch gehe.
Ich versuche ihr das nuckeln an der Brust seit ca. zwei Tagen durch sanftes Ablösen abzugewöhnen. Aber vielleicht haben sie noch andere Tipps für mich? Sollte es sich nur um eine Phase handeln ,möchte ich das trotzdem lernt allein mit Begleitung allein einzuschlafen also ohne die Brust. Aber ich möchte sie auf keinen Fall schreien lassen.
Vielen Dank im voraus!
Liebe Grüße
von
Minena
am 24.01.2018, 06:10
Antwort auf:
Brust Nachts als Schnuller - Eine Phase?
Liebe Minena,
ja, Dein Kind WIRD von ganz alleine länger schlafen und auch irgendwann durchschlafen, wenn Du ihm die Zeit schenkst.
Auch ich war damals verunsichert und wurde als Glucke und sonstwas bezeichnet ;-). Heute sind meine Kinder meine größten Stützen und ich weiß, dass Achtsamkeit nichts mit Verwöhnen zu tun hat.
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass niemand fragt „Wann muss das Kind selbstständig atmen lernen" oder „Wann muss das Kind frei laufen können"? Beim ersteren geht jeder davon aus, dass dies eine Fähigkeit ist, die ein gesundes Kind selbstverständlich beherrscht und bei zweiten wird eine große Zeitspanne von vorneherein als normal angenommen. Nur beim Stillen, da wird dem Kind nicht die Kompetenz zugestanden, dass es auch diese Fähigkeit selbst und in dem für es passenden Tempo entwickeln wird. Da wird immer wieder behauptet, dass die Eltern das Kind entsprechend „trainieren" müssen.
Wenn es DICH also nicht stört, dann schenke deinem Kind diese Zeit. Wie traurig ist es doch, dass wir unseren Menschenkindern kaum noch die natürliche Zeit gönnen, die sie zum gesunden Gedeihen brauchen.
Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört
etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise
verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett
ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden
und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen
von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen
viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis
(noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen
und wird auch längere Schlafphasen haben.
Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen.
Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat
noch nie einem Baby geschadet.
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
Ganz liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 24.01.2018