Liebe Expertinnen,
mein Sohn (19 Wochen) hat gerade eine schwierige Phase. Ich bin langsam mit den Nerven am Ende. Seit 6 Wochen schläft er enorm schlecht. Nur 2 Stunden am Stück, was über die Nacht dann immer noch kürzere Abstände werden... davor waren wir bei 5-6 Stunden und danach wurde er so alle 1-2 Stunden wach.
Er wurde eine knappe Woche bevor das Los ging operiert. Dachten erst es liegt an der OP aber eigentlich hat er das alles gut weggesteckt und danach auch erst noch paar Tage normal geschlafen.... (waren beidseitige Leistenhernien)
Dann dachte wir er bekommt Zähne weil er auch viel sabbert und auf allem rum beißt aber da hat sich auch nichts mehr getan.
Dachte dann es ist der 19 Wochen Schub. Aber der müsste doch eigentlich langsam mal vorbei sein...
Hatten jetzt 3 Tage mit 4 Stunden Schlaf am Stück aber jetzt geht’s grad so schlecht weiter...
Woran kann das liegen? Der Schlafmangel macht mich langsam echt fertig...
Es ist auch so, dass er nur beim Stillen einschlafen kann (oder Kinderwagen oder Auto). Das macht mir eigentlich nichts das einschlafstillen ist ja sogar sehr schön aber wenn er so oft wach wird trinkt er halt auch jedes Mal und er spuckt auch ziemlich viel (habe das Gefühl dass er einfach voll ist und nichts mehr rein geht)...
Haben vor 2 Wochen auch langsam mit der beikost mittags (bisher nur Gemüse und Kartoffel + Öl) begonnen, was super klappt. Er findet es sehr lecker.
Es ist aber so, dass er auch unter Tags nur beim stillen oder im Kinderwagen einschläft. 1x am Tag geh ich ja so mit ihm spazieren dass er schlafen kann aber kann jetzt auch nicht jedes Mal raus gehen wenn er müde wird also ist auch hier einschlafstillen angesagt. Im Moment noch kein Problem aber Ziel ist es ja nach und nach die Stillmahlzeiten durch Brei zu ersetzen. Wenn ich ihn aber dann noch ständig noch stillen muss damit er einschläft ist das ja dann auch irgendwie doppelt gemoppelt...
Wenn er gaaaaaanz müde ist schläft er auch mal bei jemandem auf dem Arm ein aber 1. klappt es fast nie ihn dann abzulegen und 2. ist das insgesamt vielleicht 5-6 x vorgekommen (also sind wirklich Ausnahmen).
Wie bekommen wir ihn dazu auch mal so einzuschlafen?
Ansonsten ist er ein sehr fröhlicher, aufgeweckter Junge, der wirklich nur quengelig ist wenn er müde ist, was leider oft so ist weil er einfach Probleme mit dem Einschlafen hat... unter Tags schaffe ich es oft nicht mal aufzustehen weil er sofort wieder aufwacht.... komme also zu nichts. Nachts brauche ich auch meistens eine Stunde bis er so fest schläft dass ich mal aufstehen kann um noch aufs Klo zu gehen oder ab und zu auch mal noch bisschen ins Wohnzimmer mit meinem Mann Fernsehen...
Vielen Dank für Ihre Hilfe und viele Grüße
Lisa
von
LisaDario
am 06.01.2020, 11:12
Antwort auf:
Schwierige Phase Schlafen Baby 19 Wochen wann vorbei?
Liebe Lisa,
ich kann Dich so gut verstehen und würde Dir so gerne eine Antwort geben, die Dir zu längeren Ruhepausen verhelfen könnte….
Für viele Menschen unserer Kultur wird "guter Schlaf" mit "ununterbrochenem Schlaf" gleichgesetzt und für junge Eltern ist es dann eine große Herausforderung mit dem Schlaf in "Häppchen" zurecht zu kommen.
Genau zu diesem Thema habe ich eine interessante Stellungnahme eines Gynäkologen gehört, der über das Thema "rooming in und Müdigkeit der Mutter" gesprochen hat: Er hat dargelegt, dass er aufgrund seiner Dienste und seiner Arbeit im Krankenhaus extrem selten mehr als drei bis vier Stunden am Stück schlafen kann und fünf Stunden ununterbrochener Schlaf sind für ihn bereits der Inbegriff des Luxus. Dennoch und obwohl dies schon seit mehr als zehn Jahren für ihn so ist fühlt er sich nicht unausgeschlafen oder empfindet seinen Schlaf als qualitativ beeinträchtig.
Ich will damit sagen, dass unterbrochener Schlaf nicht mit Schlafmangel gleichgesetzt werden kann und dir deshalb selbst das Abstillen in der Nacht nicht zwingend einen Vorteil bringen würde.
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten.
Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt!
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen).
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!
Und hast Du es schon einmal mit dem Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen...
Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein.
Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-).
Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.
• Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.01.2020
Antwort auf:
Schwierige Phase Schlafen Baby 19 Wochen wann vorbei?
Vielen lieben Dank! Manchmal braucht man einfach die Bestätigung, dass man alles richtig macht. Meine Hebamme ist leider etwas anders gestrickt und rät dazu, dass das Baby lernen muss auch ohne stillen und Kinderwagen einzuschlafen. Wie ich das machen soll weiß ich allerdings nicht!? Bleibt ja nur schreien lassen und das will ich einfach nicht!
In dem Fall einfach durchhalten :-)
Den Trick mit dem Kinn werde ich auf jeden Fall probieren, vielen Dank!
von
LisaDario
am 06.01.2020, 16:14
Antwort auf:
Schwierige Phase Schlafen Baby 19 Wochen wann vorbei?
:-)
von
Biggi Welter
am 06.01.2020